Hickman Bridge – Oder: Was kann man hier bei schlechtem Wetter machen?

Nach der gestrigen Wanderung durch den tiefen Sand hat Sandra keine Lust auf ein ähnliches neuerliches ‘Wandererlebnis’. Sie möchte heute etwas ganz ruhiges machen. Außerdem hat die Wettervorhersage nichts gutes angekündigt. Was machen wir also? Diese Frage beschäftigt mich schon am Vorabend. Irgendwann bin ich bei der Hickman Bridge am Highway 24 angekommen. Auf der Webseite von Fritz Zehrer gibt es eine GPX-Datei mit den genauen Koordinaten. Es sind nur 1,2 Meilen – eine ganz einfache kurze Wanderung. Fritz Zehrer beschreibt den Wag zur Hickman Bridge als ‘Autobahn ähnlich’. Das ist es doch! In der Fotocommunity habe ich schon eine Menge cooler Fotos der Hickman Bridge gesehen. Viel weiß ich nicht, aber das Ding scheint ein sehenswertes ‘Monster’ zu sein.

Also stehen wir heute gut ausgeschlafen ziemlich früh auf und ziehen sehr schnell ohne Frühstück los. Schließlich hat Fritz Zehrer geschrieben, dass man früh dort sein sollte weil es sonst von Touristen dort nur so wimmelt. Einen Weg habe ich mir auch ausgesucht. Ich will von Escalante auf dem wunderschönen Highway 12 in Richtung Bolder fahren. Dann weiter auf den Highway 24 in Richtung Fruita. Als ich im letzten Jahr meine heftige Augenentzündung hatte gab es Antibiotische Augentropfen nur in Bicknell oder Panguitch. Damals bin ich etwa zwei Stunden lang nach Bicknell zum (nächstgelegenen) Krankenhaus gefahren. Heute ist der Weg ganz ähnlich und ich hoffe wieder ein wenig Schnee bei der Überquerung der Passstraße mit grandiosem Ausblick auf das Capitol Reef zu haben.

Es geht los, wir haben kalte 3 °C – es ist also wirklich richtig kalt! In Boulder sehen wir dann eine dieser Maschinen die größere Rasenflächen vollautomatisch bewässern können. Das Wasser das die Maschine verspritzt ist überall gefroren. An den Rädern der Maschine, an Rohren, Ventilen, den Grashalmen und dem Zaun. Das sieht richtig unwirklich aus – Anhalten – Knipsen – und weiter geht es.

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Statt den Burr Trail zu nehmen biegen wir in Boulder links ab und bleiben auf dem schönen Highway 12. Es geht langsam aber sicher hoch ins Gebirge, es wird immer kälter. Irgendwann haben wir -3°C. Bei einigen kurzen Fotostopps stockt mir fast der Atem. Wir erreichen 9600 Fuss – also etwa 3200 Meter über dem Meeresspiegel – da wird die Luft langsam dünner! Um uns herum überall dicke Wolken wie man sie sich kaum vorstellen kann. Aber es war ja so angesagt!

Dann müssen wir nach rechts abbiegen, es geht vom Highway 12 auf den Highway 24. An der Kreuzung sind zwei Tankstellen, ein Subway und eine Kartbahn. Die Kartbahn ist direkt neben dem Friedhof – das ist Amerika! Kurz drauf sind wir bei den Petroglyhs. Wir halten kurz an und sind ein wenig frustriert, das ein großer Teil der alten Zeichnungen durch den Verfall der Felswände bereits zerstört ist. Wind, Wasser und Frost haben hier ganze Arbeit geleistet. Große Gesteinsplatten sind vom Fels abgesprungen und viele alte Zeichnungen sind bereits zerstört.

Dann erreichen wir den Trailhead zur Hickman Bridge. Der Parkplatz liegt direkt an der Straße und es stehen schon mehrere Autos dort. Ganz so wie es Fritz Zehrer vorhergesagt hat!

Während wir unsere Wanderschuhe anziehen hoffe ich nur, dass der Weg nicht zu steil nach oben geht. Wir wandern los, es geht am idyllischen Fremont River entlang, leider nur ein paar hundert Meter, dann geht es relativ steil links den Berg hinauf. Der Wanderweg ist toll, es gibt richtige Stufen und man kann sehen, dass hier schon tausende von Touristen entlang gewandert sind. Sandras Gesichtszügen kann ich nicht den geringsten Hinweis eines Lächelns entnehmen. Nach etlichen Treppenstufen muss sie kurz verschnaufen und dann kommt was ich befürchtet habe. “Kann es in diesem Land nicht mal einen beschissenen Wanderweg geben der einfach mal zwei Kilometer flach geradeaus geht?” Ich überlege ich ich nun sauer sein soll oder nicht. Irgendwie scheint sie dabei zu grinsen, ich weiß es nicht wirklich zu deuten. Ich denke sie hadert mich sich selbst und dem Muskelkater in ihren Beinen. Aber sie wandert tapfer weiter.

Es geht ein wenig rauf und runter. Wir sind sehr warm angezogen weil es unten am Parkplatz nur +6°C waren. Aber durch die Bewegung wird es uns dann doch warm. Immer halten wir mal an und ziehen nach und nach die Fleece Westen und Pullis aus. Nach gefühlten 60 Minuten sind wir dann bei der Hickman Bridge. Ich hatte sie mir viel viel größer und eindrucksvoller vorgestellt. Die Fotos aus der Fotocommunity sind scheinbar alle mit ausgewachsenen Superweitwinkelobjektiven entstanden. Ob, ich suche mir einen netten Platz und versuche auch mal mein Glück. Es ist ein echt sprödes Motiv. Dann hole ich mal die Haselblad SWC aus dem Rucksack, sie hat kann die Brücke mit ihrem Weitwinkelobjektiv ganz gut erfassen. Ich bin aber irgendwie nicht so motiviert wie es vielleicht sind sollte. Vielleicht ist es die Enttäuschung bezüglich der Location. Zu einer großartigen Belichtungsmessung habe ich keine Lust. Es ist ein Fuji Provia 100 eingelegt. Der Film hat also ISO-100. Bei schönen Sonnenlicht passt dann meist Blende 11 mit einer 1/125 Sekunde ganz gut. Ich wähle also Blende 16 und eine 1/60 Sekunde. Noch zwei drei Varianten mit einer halben Blende mehr oder weniger und dann geht es auch schon wieder zurück zum Auto. Der Rückweg fällt mir viel leichter. Ich spüre den sandigen Weg von gestern doch noch in den Beinen!

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Am Auto angekommen halten wir Kriegsrat. Wie soll es heute weitergehen? Der Himmel hängt voller dicker Wolken, es schneit immer mal wieder. Inzwischen ist es fast 13:00 und Sandra und ich haben Hunger. Wir schauen kurz auf die Utah-Roadmap und entschließen uns zu seiner kleinen Rundtour mit dem Auto. Nichts großes und bloß nicht im tiefen losen Sand wandern 🙂 Es geht ab nach Bicknell. Dort gibt es im einzigen geöffneten Restaurant einen recht guten Bicknell-Burger. Sandra ist mit ihrem Essen auch ganz glücklich. Danach geht es weiter auf dem Hichway 24 in Richtung Westen, immer der Nase nach!

Das Wetter schlägt alle Kapriolen die man sich so vorstellen kann. Es ist kalt, die Sonne scheint, dann gibt es einen kurzen Schneesturm, dann scheint wieder die Sonne so heftig ins Auto, dass wir die Heizung ausstellen. Die Bergen um uns herum sind fast alle mit frischem Schnee bedeckt. Ich komme mir vor wie im Winterurlaub, es ist alles kaum zu glauben. Nach etwa 100 Kilometern erreichen wir dann den Interstate 70. Wir fahren in westlicher Richtung auf und ich staune nur Bauklötze wie genial das alles aussieht. Das Wolkenspiel, die verschneiten Berge, es ist wie im Traum. Zwischendurch halten wir in einer Ausfahrt mal an, aber man kann es irgendwie nicht fotografieren, es ist einfach viel zu atemberaubend schön dafür.

An der Ausfahrt 23 verlassen wir dann den Interstate in Richtung Panguitch. Diese Straße bin ich schon mal im letzten Jahr gefahren, nur heute ist sie viel viel schöner! Alle Bachläufe haben Hochwasser und überall auf den Bergen um uns herum liegt frischer Schnee. Ich bin glücklich!

Als wir im Red Canyon kurz vor dem Bryce Canyon an kommen rieselt es Schneeflocken. Oder ist es Hagel? Nein, es ist irgendwas dazwischen, so wie Schneeflocken die Hagelkörner werden wollten es aber nicht geschafft haben. Krass, das habe ich noch nicht erlebt! Dazu scheint die Sonne, es ist -1°C und die roten Felsformationen leuchten ganz wunderbar. Was für ein Wetter!

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Am Bryce Canyon ist Schluss mit der ganzen Herrlichkeit. Wir stürmen das Ruby’s Inn direkt neben der Tankstelle. Es ist das was aus der Ranch von Reuben (genannt Ruby) und Minnie Syrett geworden ist. Bis heute ist es ein Familienbetrieb. Hier habe ich eine nette Seite mit der Geschichte des Canyons gefunden.

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Wir lassen es uns bei einem Filet Steak mit Ofenkartoffel und Sauerrahm recht gut gehen. Es gibt Dr. Pepper und mehrere Refills – ich liebe Amerika 🙂

So gegen 19h brechen wir wieder auf in Richtung Escalante, es sind noch 70 Meilen. Sandra fährt, ich bin ziemlich tot nach den vielen Kilometern. Der Abendhimmel ist grandios und ich hadere leise mit meinem Schicksal, dass ich gerade in diesem Augenblick an KEINER schönen Sunset-Location stehen kann. Aber man kann nicht alles haben!

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Um 20h30 kommen wir dann im Circle-D an. Schnell das Auto auspacken, Bilder kopieren, Bloggen und dann ab ins Bett.

Morgen will ich mal schauen ob es vielleicht am Scenic View Point kurz hinter Escalante in Richtung Boulder einen bemerkenswerten Sonnenaufgang zu sehen gibt. Ist es danach nicht zu stürmisch würde ich vielleicht noch mal kurz mit der Hasselblad SWC einen Abstecher zum Peek-A-Boo machen um auf den schönen ersten Metern des Canyons ein paar Filme zu belichten.

Aber mal sehen – morgen erzähle ich Euch dann wie es wirklich gekommen ist 🙂

Hier gibt es die Diashow des Tages.

Hier die Trackanalyse:

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Und hier gibt es das KMZ des Tages zum selbst anschauen mit Google Earth.

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