Escalante Sunrise – Oder: Frühaufstehen und raus in die Kälte…

Um 05:25 ist die Nacht zu Ende. Kurz wachwerden, dann schnell anziehen, Fotosachen einpacken, alles ins Auto schleppen und dann los. Es geht über den Highway 12 von Escalante in Richtung Boulder. Am ersten Scenic View Point halte ich an und baue schnell mein Stativ und die D300 auf. Der Himmel ist schon hell und es sind nur noch wenige Minuten bis zum Sonnenaufgang. Ein zweiter Wagen hält. Der Fahrer schaut was ich da mache und dann holt er auch seine Kamera und sein Stativ aus dem Auto. Er macht ein paar Bilder und fährt weiter bevor es überhaupt richtig los geht.

Blaue Stunde über dem Capitol Reef Nationalpark

Dann kommt die Sonne heraus. Das Schauspiel dauer nur wenige Augenblicke. Der Himmel leuchtet in tollen Farben und die weißen Felswände der Schluchten von Escalante River und Calf Creek leuchten kurz rot auf.

Sonnenaufgang über dem Capitol Reef National Park

Es ist einfach nur saukalt – das Thermometer im Auto hat -3°C angezeigt. Die Kälte kriecht in alle Ritzen und ich bin froh als ich etwa um halb acht wieder im Motel bin. Sandra ist nochmal eingeschlafen. Eine Stunde später ist sie fertig angezogen und ich bin wieder aufgetaut. Es gibt Frühstück im Restaurant des Circle-D Motels. Diesmal für mich den Frühstücks-Burrito, aber heute ohne Hash Browns. Die schmecken zwar gut, aber ich kann sie nicht mehr sehen. Statt dessen gibt es Toast und Marmelade – fast wie daheim 🙂

Danach unsere Lagebesprechung für den Tag. Es ist der letzte Tag in Escalante, morgen geht es weiter in Richtung Bryce Canyon – wenn das Wetter mitspielt! Heute ist also die letzte Gelegenheit unsere Anziehsachen zu waschen. Ich frage mal bei Robert vom Motel nach. Es gibt nebenan am Campingplatz öffentliche Waschmaschinen und Wäschetrockner. Man braucht dafür ne Menge Quarter Dollars. Die Maschinen haben einen witzigen Schieber mit etlichen Schlitzen. Will man etwas waschen steckt man in jeden Schlitz einen Quarter und dann kann es losgehen. Da die Sonne scheint und es relativ windstill ist würde ich gern noch einmal zum Peek-A-Boo Canyon fahren und mit der Hasselblad SWC ein paar Foto machen. Sandra hat keine Lust auf anstrengende Wanderungen. Wir beschließen, dass sie die Waschmaschinen betankt und während sie laufen einen Bummel durch Escalante macht. Ich fahre los zum Peek-A-Boo Canyon. Nachmittags will ich zurück sein.

Es geht wieder los in Richtung Boulder. Während der Autofahrt muss ich dran denken was ich immer wieder überall gelesen habe „Don’t die out there!“. Ich hatte von einem beleibten Wanderer gelesen, der unbedingt in den Spooky-Canyon wollte. Er hat sich mit aller Macht zwischen den Felswänden hindurch zwängen wollen und ist schließlich stecken geblieben. Es ging nicht vor und nicht zurück. Drei Tage später haben ihn andere Wanderer halb tot gefunden. Er hat es überlebt und wird sicher nie wieder solch einen Blödsinn machen. Ich muss dran denken wie ich im Vorjahr im Spooky Canyon direkt neben dem Peek-A-Boo war und abends von Spinnen und Schlangen las die sich gern in der kühlen engen Schlucht aufhalten. Fast ein wenig gruselig das Ganze.

Hier ist ein Foto das 2009 im Spooky Canyon entstanden ist. Einfach anklicken um es in der Originalgröße zu sehen – Achtung: 5,6 MB!!

Einfack anklicken um es in Originalgröße zu schauen.

An der Hole in the rock road (HITRR) geht es wieder rechts ab und dann etliche Meilen über die staubige Piste bis zum Abzweig zum ‘Dry Fork Trailhead’. Im Abzweig stehen zwei große Autos und überall laufen Kinder herum. Na Prima, das sind die Leute vom Frühstück. Sie blockieren die Dirt Road und merken eigentlich gar nichts. Zwei Männer sind auch dabei, sie tragen Badeschlappen! Es sind inzwischen etwa +6°C – Badeschlappen?? Irgendwann bemerken sie mich und gehen ein wenig beiseite. Scheinbar halten sie Kriegsrat weil sie nicht wissen wo es lang geht. Ich muss halb durch die Sträucher fahren und mein Auto bleibt fast im Sand stecken – ich bin echt begeistert…

Es geht weiter, bis zum Trailhead sind es noch etwa 2000 Meter. Dann ein Geländewagen der in langsamem Schritttempo durch die Gegend schaukelt. Das kann ja lustig werden wenn die alle zum Peek-A-Boo wollen! Dann kann ich überholen. Am Trailhead angekommen baue ich die Leiter zusammen und packe alle Objektive aus die ich nicht brauche. Das 12-24m Zoom und das 55er Macro dürfen zusammen mit der D300 in den Rucksack. Dann noch die SWC und ein par Filmrollen.

Als ich zum Abmarsch bereit bin kommt der Geländewagen auch schon an…

Ich flitze den Abhang runter, vielleicht kann ich einen kleinen Vorsprung herausholen bevor die mir alle staunend vor die Kamera latschen.

Unten am Canyon angekommen sind schon drei ältere Herren im Canyon. Sie staunen nicht schlecht als ich mit Wolfgangs cooler ‘Wanderleiter’ dort ankomme und mühelos in den Canyon einsteige. “Yeah, that is a cool tool!” – das ist es! Da ich nur am Anfang des Canyons fotografieren möchte lasse ich die Leiter draußen stehen.

Nach einem kurzen Plausch machen sich die Drei auf den Weg. Es fällt ihnen sichtlich schwer durch den Canyon zu krabbeln. Aber sie helfen sich gegenseitig uns sind nach 10 Minuten außer Sichtweite. Es kann losgehen! In der SWC ist ein Fuji Provia 100. Ich kann also die Belichtung direkt mit der D300 “messen”. Ich mache ein paar Testbilder und 1/4s bei Blende 16 scheinen ganz ok zu sein. Schnell ist der erste Film voll. Als ich den zweiten Film gerade eingelegt hat höre ich schreiende Kinder. Prima, die Nachbarn haben die Leiter gesehen und stürmen den Peek-A-Boo. Nach 20 Minuten ist der Spuk vorbei. Sie haben kein Wasser dabei, keine Wandersachen und die beiden Typen tragen immer noch ihre Badeschlappen. Perfekte Vorbereitung! Ich bin ja auch oft schlecht vorbereitet, aber so??

Als der zweite Film voll ist kommt das nächste Pärchen. Alle wollen wissen ob ich schon mal hier war, wie lang der Canyon ist und wo sie den Spooky Canyon finden. Ich erzähle was ich weiß und schicke sie nachdem sie den Ausgang des Peek-A-Boo erreicht haben hart rechts rüber zum Spooky. Dass es dort echt kompliziert wird sage ich dazu und gebe ihnen den Tipp den Spooky Canyon notfalls an einer der Seiten oberhalb bis zum ‘Haupteingang’ zu umgehen.

Dann ist wieder Ruhe. Ich montiere die D300 auf das Stativ und mache ein paar Detailfotos von den Canyon-Wänden. Es ist schon witzig was man alles sieht wenn man sich mal in Ruhe umschaut. Etwa eine Stunde später kommt die ganze Meute dann schreien durch den Peek-A-Boo zurück. Als sie endlich weg sind packe ich zusammen und mache mich auf den Heimweg.

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An einem Felsbrocken fängt sich mein GPS die erste tiefe Schramme auf dem Display ein – Mist! Am Auto packe ich schnell zusammen und fahre zurück nach Escalante, Sandra wird schon warten. Die HITRR ist recht gut zu befahren. Die meiste Strecke kann ich zwischen 40 und 60 mph fahren. Das ist Warp-Geschwindigkeit! Fährt man langsamer rappelt das Auto über Querrillen, dass es einem fast die Plomben aus den Zähnen fallen. Fährt man schneller wir es etwa ruhiger, aber das Auto dröhnt und rappelt wie Verrückt. Man muss sehr aufpassen, dass bei dem Tempo das Auto nicht die Bodenhaftung verliert! Und bloß nicht über einen dicken Stein donnern oder eine Kuh platt fahren! Ich bin sehr angespannt, doch dann sehe ich eine tiefe Bodenwelle viel zu spät. Ich kann mich nur noch am Lenkrad festklammern und dann tut es einen höllischen Schlag. Die Federung des vorderen linken Rades schlägt voll durch. Autsch…

Ich halte kurz an, ein wenig mulmig ist mir im Bauch. Ich muss daran denke wie Wolfgang von großen Steinen und platten Reifen auf der HITRR berichtet hat. Aber ich habe Glück, es ist noch alles ganz ok. Das Auto fährt auch noch sauber gerade aus, es ist nicht einmal die Spur verstellt. Die Jeeps sind eben für solche Strecken konstruiert.

Eine Stunde später bin ich zurück. Im Zimmer wartet Sandra, überall liegen kleine Haufen mit gut riechender frisch gewaschener Wäsche – zauberhaft!!

Ich ziehe mir schnell ein frisches Hemd an und dann geht es gegen 15 Uhr in die Circle-D Eatery. Sandra isst einen kleinen Salat aus Spinat mit gegrillten Hühnchen. Ich gönne mir Blaubeerkuchen mit Sahne, dazu gibt es Kaffee bis zum Abwinken. Wir entspannen uns ein wenig und überlegen wie es morgen weiter gehen soll.

Wir beschließen sehr früh aufzustehen, vielleicht ist das Wetter gut und wir bekommen am Bryce Canyon einen schönen Sonnenaufgang zu sehen! Der Bryce Canyon ist fast komplett nach Osten ausgerichtet, eine echte Sunrise-Location. Sonnenuntergänge sind dort eher langweilig. Als wir zurück im Zimmer sind packe ich Wolfgangs tolle ‘Wanderleiter’ zusammen, lege die neuen Reserve-Schrauben dazu und gebe sie wieder an der Rezeption ab. Nun kann sie sich ein anderer Wanderer ausleihen 🙂

Gleich werden wir unsere Sachen schon einmal grob zusammen packen und dann geht es morgen wieder los.

Ich werde berichten was wir erleben und wo wir schließlich landen werden :-]

Hier ist die Diashow des Tages.

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