Nikon D800E – Der erste Praxistest

Es ist Samstag und meine D800E ist nun schon einen Tag alt. Zeit für einen ausgiebigen Praxistest. Wie wird sich das Pixelmonster anfühlen, werden zwei Akkus reichen, komme ich mit einer 64GB Speicherkarte aus, welche Objektive packe ich ein? Gegen Mittag sind wir in der Eifel. An einer kleiner Kapelle am Wegesrand halten wir an, Zeit für ein paar Infrarot-Bilder!

An die D800E setze ich das Nikon AF-S VR 4/16-35 mit einem HAMA IR-72. Die ersten Versuche sind ernüchternd. Bei der kleinen feinen Fuji X100 funktioniert mit diesem Filter manchmal sogar noch der Autofokus. Und auf dem Display der X100 kann man sein Motiv so richtig schön komponieren. Bei der D800E sieht man einfach gar nichts! Auch die Menüzeilen kann man im grellen Sonnenlicht kaum erkennen. Schließlich stelle ich die Helligkeit des Displays von Auto auf Manuell und dann +5. Nun kann man halbwegs etwas erkennen. Das ist bei der Fuji X100 besser! An der D800E wähle ich das Farbprofil für Schwarz-Weiß, steigere krass den Kontrast und öffne die Blende. Nun kann ich ein total verpixeltes blasses Bild auf dem rückwärtigen Display erkennen. Nicht schön, aber  es reicht um die Kamera halbwegs auszurichten. Nur wie scharf stellen? Also Filter ab, Autofokus an, scharf stellen, Autofokus aus, IR-Filter wieder drauf. Das ist lästig!

Als ich mit meiner Session fertig bin schaue ich mir im abgedunkelten Auto meine Ergebnisse an und bin frustriert. An der Kamera war versehentlich der 1.2 Crop-Faktor eingestellt. Nun weiß ich auch was diese Anzeige auf dem oberen Display sollte! Im Sucher selbst sieht man es nicht wirklich. Ist die Kamera in einem Crop-Modus, so werden anderen Rahmen in das Sucherbild eingespiegelt. Eigentlich hatte ich gehofft, dass die Teile des Sucherbildes die NICHT auf das Bild kommen abgedunkelt werden. Aber das war leider eine unbegründete Hoffnung…

Also wieder raus aus dem Auto, Stativ aufbauen, Filter runter, AF an, scharf stellen, AF aus, Filter drauf, auslösen und warten. Wenigstens habe ich bei der ersten Serie gelernt, dass die Belichtungsautomatik der D800E mit aufgeschraubtem IR-Filter keine brauchbaren Ergebnisse liefert. Bei ISO-100, Blende 11 und 30 Sekunden Belichtungszeit sieht das Histogramm relativ vielversprechend aus. Und hier ist es nun, mein erstes gelungenes Infrarot-Foto aus der Nikon D800E. Für die Konvertierung habe ich übrigens Adobe Camera RAW 6.7 auf dem Mac verwendet. (Alle Fotos sind wieder 1000Pixel breit oder hoch, einfach anklicken) Die RAW-Bilder großen Versionen der Bilder liefere ich noch nach.

Nikon D800E - Beispielfoto mit Infrarot-Filter HAMA IR-72

Nach der ersten ernüchternden Erfahrung geht es weiter zum Nürburgring. In Adenau ist die Hölle los und als wir nach einer Tasse Kaffee schließlich an der Nordschleife stehen ist das Rennen gerade vorüber. Das eine oder andere teure Stück Schrott wird noch abtransportiert, die Jungs vom TÜV sammeln noch was ein, mehr gibt es hier nicht mehr zu sehen, schade!

Nikon D800E - Beispielfoto mit AF-S VR 2.8/70-200mm

Nikon D800E - Beispielfoto mit AF-S VR 2.8/70-200mm

Nikon D800E - Beispielfoto mit AF-S VR 2.8/70-200mm

Wir machen uns auf den Weg zur Nürburg, vom Turm dieser Burg hat man einen tollen Ausblick und ich erhoffe mir einige schöne Perspektiven, der krasse Wolkenhimmel könnte sein übriges dazu tun. Als wir an der Burg angekommen und gerade aussteigen sagt uns eine junge Frau, dass der „Wächter“ die Burg gerade abschließt, es ist 17h – Mist – schon wieder zu spät!

Es geht weiter zum kleinen Örtchen Bell. Dort gibt es ganz in der Nähe auf einem der vielen „Berge“ der Eifel einen schönen alten Turm der mit diversen Mobilfunk-Antennen gespickt wurde. Von dort hat man einen schönen Ausblick auf Mayen und die östlichen Ausläufer der Eifel. Während Sandra sich ein wenig sonnt und mit dem Handy RPR-1 anhört wandere ich den Berg hinauf. Oben angekommen bin ich ziemlich verschwitzt, der Fotorucksack ist  in keiner Weise atmungsaktiv…

Auf dem Turm fotografiere ich noch einige Infrarot-Bilder. So richtig will aber kein Spaß aufkommen. Ich denke, dass ich künftig lieber bei der Fuji X100 bleiben werde wenn es um Infrarot-Fotos geht! Als der IR-Filter verstaut ist setze ich alle Objektive die ich heute dabei habe der Reihe nach an die Nikon D800E. Es gibt das SAMYANG 2.8/15mm, das Nikon AF-D 2.8/20mm, das Nikon AF-S VR 4/16-35mm, das AiS 3.5/35-70mm, das AiS 2.8/55mm, das AF-D 2.8/10,5mm und das AF-S 1.4/50mm. Die Zeit vergeht und das Licht ist nicht schön, außerdem wartet Sandra unten am Auto. Ich beeile mich so gut es geht und als ich zurück am Auto bin scheint sie ziemlich verärgert zu sein. Sagen tut sie aber nichts. Mit geöffnetem Dach geht es vorbei am Kloster Maria Lach hinab zum Rhein und auf der B9 zurück nach Bonn. Kurz vor Bonn noch ein schneller Schuss von „Schloss Drachenfels“, kurz darauf sind wir wieder daheim.

Spaß hat es ja gemacht und die Bildergebnisse sind auch recht überzeugend. Aber die D800E hat auch ihre Schwächen. Das Fotografieren von Infrarot-Bildern ist damit genauso umständlich wie mit den anderen Nikon-Kameras mit denen ich es bislang probiert habe. Das Display ist mir zu dunkel und eigentlich mag ich es lieber, wenn ich den Modus des AF-Systems so wie bei der D2x mit zwei Hebeln bedienen kann. Bei der D800E muss ich wie bei der D7000 einen Knopf drücken und an zwei Rädchen drehen. Sicher werde ich mich daran gewöhnen, aber wenn es schnell gehen soll kostet es mich derzeit wertvolle Zeit. Die wenigen coolen Autos die zum Schluss noch auf dem Nürburgring unterwegs waren habe ich deshalb zum Teil verpasst. Recht überzeugend fand ich hingegen den entfesselten AF-Modus. Die Verfolgung der Motive klappt damit nach vielen Jahren endlich ziemlich gut. Bei der Nikon F5 hat man diese Feature zuerst eingeführt. Aber sei hatte nur 5 AF-Meßfelder, wie will man damit ein Motiv schon wirklich „verfolgen“? Kann das Motiv vom 3D-Matrix-Belichtungsmesser der D800E identifiziert werden, so klappt die „Übergabe“ der AF-Meßfelder inzwischen sehr gut! Allerdings ist das System mit einem schnell fahrenden Auto auch im Jahr 2012 noch überfordert. Aber für Bilder beim Fußball, Leichtatlehtik oder Reiten wird es vielleicht recht gut funktionieren. Das werde ich bei Gelegenheit noch genauer untersuchen.

Daheim entpuppt sich das Kopieren des Bildmaterials via Nikon Transfer auf dem Mac als mittlere Katastrophe. Bis die Kamera endlich erkannt ist und die Software die Bilder ermittelt hat die man übertragen könnte, vergehen viele langweilige Minuten. Da schafft man es locker eine Tasse Kaffee aufzubrühen und leer zu trinken! Das war „früher“ alles schneller. Dass das „modernste Betriebssystem der Welt“ mit USB 3.0 nicht vernünftig umgehen kann nervt zusätzlich. Zusätzlich nervt es, dass man den Inhalt der beiden Speicherkarten in zwei separaten Arbeitsschritten übertragen muss! Morgen werde ich mich mal an einem PC unter Windows 7 mit USB 2.0 versuchen. Derzeit denke ich über einen schnellen Kartenleser nach! An diesem Tag sind nur wenige Fotos entstanden, aber allein diese RAW-Bilder haben zusammen 23 GB. Das Kopieren auf den Mac dauert via USB 2.0 mit einem HAMA Kartenleser fast eine Stunde!

Abschließend hat es dennoch eine Menge Spaß gemacht die D800E zu erforschen. Sie ist eine Nikon durch und durch. Kennt man D300, D700 oder D7000 kann man die D800/D800E praktisch sofort bedienen. Wie bei ihren Schwestern neigt sie dazu die Bilder etwas zu reichlich zu belichten. Meist hatte ich den Belichtungsmesser um -0.7 Lichtwerte korrigiert. Die Arbeit mit den guten alten AiS Objektiven funktioniert sehr gut. Beim AiS 2.8/55 ist mir bei Blende 2.8 allerdings eine sichtbare Vignettierung der Bildränder aufgefallen. bei Blende 4 gab es einen „Hotspot“ in der Bildmitte. Bei Blende 8 und 11 war alles perfekt. Diese guten alten „Dinger“ haben eben auch ihre Eigenarten und man muss wissen wie man sie einsetzt um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Hier haben Nano-Versiegelungen und speziell auf digitale Kameras ausgelegte Objektive sicher durchaus ihre Stärken. Aber sie sind eben auch ziemlich teuer!

Ok, das war es für heute. Morgen gibt es dann die großen Bilder für die Pixel-Peeper 🙂

0 Kommentare zu „Nikon D800E – Der erste Praxistest“

  1. 1,2 Crop, somit wäre auch geklärt, woher die Notation bezüglich des »Digital-Zooms« in den Exifs hergekommen ist.

    Eigentlich bin ich nicht so der IR-Freund, aber das Bild der Kapelle ist wirklich richtig, richtig gut! Die Schärfe sieht schon in der 1000-Pixel-Version unglaublich knackig aus. Da würde mich mal ein 100%-Crop interessieren

  2. das ir-bild ist echt gut geworden.
    usb 3 support sollte im system ja hoffentlich bald besser funktionieren (dank der neuen rechner)

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