Nikon Df – Pure Photography

Nikon - Wallpaper

Seit Tagen gibt es in der Nikon Fan-Gemeinde kaum ein anderes Thema mehr, die Nikon Df beherrscht derzeit eindeutig die Diskussionen über neue Kameras. Mit der Nikon Df ist nun eine Kamera auf dem Markt an der sich die Geister zu scheiden scheinen. Das Nikon Marketing hat diese Kamera geschickt über mehrere Wochen hinweg mit sechs kurzen Teaser-Videos auf YouTube eingeführt. Hier hat die Marketingmaschine wieder einmal perfekt funktioniert. Doch vom Ergebnis hatten sich viele Nikon Fans mehr versprochen.

Als die ersten Bilder aufkamen und ein Objektiv mit silbernen Ring sichtbar wurde begannen sich viele „Nikonians“ an die Zeiten zu erinnern in denen sie noch manuell fokussiert haben und das Ergebnis mit einem Schnittbild-Entfernungsmesser live und in Echtzeit kontrollieren konnten. Viele Fans sind der Meinung, dass diese schönen alten Kameras noch ein Seele hatten und genau hier setzt die aktuelle Marketing Strategie an. Es wird gelobt, dass die neue Nikon Df mit alten Nikkor AiS Objektiven funktioniert und dabei wird so getan, als wäre dies ein besonderes Feature. Dass man mit einer schnöden Nikon D1x, D2x, D300, D700 und wie sie alle heißen schon immer mit AiS Objektiven ganz ausgezeichnet fotografieren konnte wird dabei wohlweißlich verschwiegen.

Schauen wir uns mal die Kamera an, die ich im oberen Bild unten rechts positioniert habe. Es ist eine Nikon Fm3a, eine Kamera mit einem einzigartigen Hybrid-Verschluss. Diese Kamera kann man zu 100% mechanisch betreiben, oder sie alternativ in Verbindung mit einer kleinen Knopfzelle mit einer Belichtungsautomatik verwenden. Diese Zeitautomatik mit Vorwahl der Blende funktioniert wirklich gut und liefert bis heute tolle Ergebnisse mit überraschend wenig Ausschuss. Im Bild ist an diese Kamera ein Nikkor AiS 1.4/50mm montiert, eine bärenstarke Linse die man aktuell bei eBay & Co mit ein wenig Glück für etwa 150 Euro zu ergattern kann. Dieses Objektiv hat noch „Hasenohren“ die an der Fm3a gar nicht notwendig wären und noch aus der Ära der Nikon F und F2 stammen. Damals hatten die Kameras eine mechanische Kopplung von Blendenring und Belichtungsmesser über diese charakteristischen „Hasenohren“.

Wer mit diesen Kameras fotografiert hat, der konnte in der Regel die Hasenohren einfach nach senkrecht nach oben zeigen lassen, dann war Blende 5,6 eingestellt. Ein guter Kompromiss zwischen Schärfe, Vignettierung und kurzen Belichtungszeiten für umverwackelte Bilder. Dank der Zeitautomatik musste man an diesem Ring meist gar nicht großartig drehen, es sei denn man wollte Teile eines Bildes gezielt in Unschärfe versinken lassen oder in Verbindung mit einem Stativ lange Belichtungszeiten erreichen.

Die aktuelle Werbung will uns nun Glauben machen, dass diese Art der Fotografie etwas ganz besonderes ist was nur mit der neuen Nikon Df und nur für runde 3.000 Euro zu haben ist. Doch wer schon einmal eines dieser Objektive bspw. an einer Nikon D700 angesetzt hat, der kennt den „Trick“. Man stellt am Objektiv einfach die kleinste Blende ein und regelt alles weitere über das kleine Rad an der Vorderseite der Kamera. An meinen digitalen Kameras verwende ich diese Objektive im Grunde genommen genau wie früher an der Nikon Fm3a. Ich stelle über das Rädchen unterhalb des Auslösers Blende 8 oder 5,6 fest ein und die Kamera wählt ganz automatisch die passende Belichtungszeit. Wirklich geändert hat sich also nichts, nur dreht man heute an einem anderen Rädchen…

Kann dieser kleine Unterschied den exorbitanten Preis der neuen Nikon Df  rechtfertigen?

Eben ist mir ein Foto unter den Mauszeiger gekommen, das im September 2011 in einer Mainzer Sushi-Bar entstanden ist. Damals hatte ich meine Nikon D700 gerade neu und habe sie fast überall mit hingeschleppt um sie in allen Lebenslagen ausprobieren zu können. An der Kamera war fast ausschließlich das damals ebenfalls noch neue Nikkor AF-S 1.4/50mm. Während wir auf unser Sushi warteten habe ich damals mit zwei Freunden die Vorteile großer Sensoren, hoher ISO-Werte und lichtstarker Objektive diskutiert. Um zu zeigen was ich meine haben wir ein wenig mit der Kamera herumgealbert und dabei ist dieses schöne Portrait entstanden.

Avaliable Light - Nikon D700 & AF-S 1.4/50mm

Klickt das Bild mal an und schaut Euch die Augen meines Freundes Hauke an. Dieses Bild habe ich nur mit Photoshop CS6 aus dem RAW-Format konvertiert und dann mit NIK Silver Efex in Schwarz-Weiss umgewandelt. Die Augen sind klar und deutlich abgebildet während der Hintergrund in einer wunderbaren Unschärfe versinkt. Als ich eben dieses Bild sah dachte ich nur „Ja, das ist echte Pure Photography, Pure Passion“ – Fotografieren ohne Netz und doppelten Boden einfach nur mit dem was gerade da ist. Keine zusätzlichen Scheinwerfer, keine Reflektoren, kein Blitzlicht, einfach nach eine Kamera und ein lichtstarkes „Normal-Objektiv“.

Aktuell bekommt man eine neue Nikon D700 mit dem AF-S 1.4/50mm zum halben Preis einer Nikon Df zu kaufen. Vom gesparten Geld kann man sich noch ein schönes AF-S 1.4/85mm und AF-S VR 4/16-35mm erstehen. Damit hat man eine tolle Ausrüstung für Portraits, Landschaften, Architektur und vieles mehr. Eine solche Kombination halte ich derzeit für sinnvoller als viel Geld für eine Kamera auszugeben die uns mit geschicktem Marketing allerorts angepriesen wird.

Fazit

Pure Fotografie findet im Kopf statt nicht im Korpus eines Fotoapparates. Wer auf den „Hip-Faktor“ der neuen Nikon Df verzichten kann und einfach nur eine robuste gute Kamera für alle Lebenslagen sucht, der ist aktuell zum halben Preis mit einer Nikon D700 meiner Meinung nach besser bedient. Allerdings muss man damit leben können von Nikon Df Besitzern, die ihr schönes Stück vor stolz geschwellter Brust präsentieren, mitleidig belächelt zu werden. Wer allerdings charakterlich halbwegs gefestigt ist, wird  dieses Lächeln im Wissen erwidern, dank der tollen D700 viel Geld für Zubehör oder eine tolle Reise gespart zu haben.

2 Kommentare zu „Nikon Df – Pure Photography“

  1. Kam da vor ein paar Tagen ein news mail von Nikon…. und ich fühlte mich um Jahrzehnte zurückversetzt, das Teil schaut fast so aus wie meine erste Nikon F Baujahr 1973, habe die Kamera geliebt, tausende Bilder mit ihr gemacht und dann wurde sie mir 1992 im letzten Zug von Zürich nach Bern geklaut.
    Hätte die Df einen Schnittbildsucher, keine Frage dann gibt’s in den nächsten Monaten nur Suppe und Brot…

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