USA-2014 – Tag 2 – Unterwegs auf der Milchstrasse

Las Vegas to Overton

Nach meiner Ankunft in Overton bin ich wegen der unruhigen Nacht ziemlich müde. Nachdem ich den Artikel für meinen BLOG geschrieben habe geht es gleich ins Bett. Neben mir auf dem Nachttischchen liegt mein Telefon und dort tickt heimlich ein Wecker vor sich hin. In drei Stunden will ich aufstehen und zum Sonnenuntergang im Valley of Fire sein. Als sich der Wecker dann um 18h meldet geht aber eigentlich gar nichts. Nur mit Mühe schaffe ich es den kleinen Quälgeist abzustellen und drehe mich wieder herum. Als ich schließlich von allein wach werde sind mehr als fünf Stunden vergangen. Zwar habe ich den Sonnenuntergang verschlafen aber ich bin jetzt endlich mal ausgeruht und fühle mich gut. Ich schaue kurz in meine E-Mails und melde mich per Facebook Chat bei meiner Sandra. Wegen der Zeitverschiebung ist es in Deutschland kurz vor 9h und die meisten meiner Facebook-Freunde sitzen gerade mit einer Tasse Kaffee und lesen Zeitung oder die Updates bei Facebook & Co.

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Der Wetterbericht für die nächsten Tage sagt teilweise hohe Temperaturen voraus. Bei 36°C mag ich nicht tagsüber in der prallen Sonne herumlaufen und fotografieren. Also muss ich entweder die Nächte abwarten oder in den kühleren Norden fahren.

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Kurz vor Mitternacht bin ich zum Abmarsch bereit. Meine Panasonic GH-3 und alle Objektive lasse ich im Motel. Bei dieser Kamera ist der Sensor relativ klein und bei ISO-6400 macht sich die Nikon D800E einfach besser. Wirklich viele Objektive nehme ich nicht mit und am Ende der Session werde ich feststellen, dass ich wieder einmal nur mit einem einzigen Objektiv fotografiert habe 🙂

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Durch die dunkle Nacht geht es zurück ins Valley of Fire. Der Weg ist nicht weit, die Straße gut ausgebaut und ich bin komplett allein. Am Elephant Rock fahre ich versehentlich vorbei. Es ist so stockfinster, dass ich den kleinen Parkplatz komplett übersehen habe. Als ich realisiere wo ich eigentlich bin, sehe ich auf der linken Seite schon das Hinweisschild zu den Beehives. Das sind uralte Felsformationen die ein wenig wie Bienenstöcke aussehen und daher ihren Namen haben.

Meinen großen SUV stelle ich auf dem Parkplatz ab und mache mich mit Stativ, Nikon D800E und AF-S 2,8/14-4mm Superweitwinkel an die Arbeit. Einen Kabelauslöser habe ich noch dabei und natürlich habe ich meine tolle neue Taschenlampe im Motel vergessen. Aber das ist nicht weiter schlimm, für mein HTC ONE habe ich einen dicken Zusatzakku und der hat so unglaublich viel Power, dass ich stundenlang mit der Taschenlampe des Telefons hantieren kann. Eigentlich vermisse ich meine „richtige“ Taschenlampe daher nicht so wirklich.

Gern möchte ich Fotos der Milchstraße aufnehmen, die Randbedingungen sind sehr gut. Es ist eine klare Nacht und vom Mond ist nichts zu sehen. Wo ist der heute eigentlich?? Neben dem Auto muss ich mich ein wenig an die Dunkelheit gewöhnen. Mit dem Kompass der in meine Armbanduhr eingebaut ist schaue ich wie die Himmelsrichtungen sind. Die Beleuchtung des Zifferblattes ist hier ganz hilfreich. Danach schaue ich mal via Smartphone und der APP Google Skymap wo denn eigentlich welche Planeten zu sehen sind.

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Meine Kamera stelle ich auf ISO HI-2, der Autofokus wird abgeschaltet, das Objektiv manuell auf „Unendlich“ fokussiert, die kürzeste Brennweite eingestellt und der Belichtungsmodus auf „M“ wie Manuell gestellt. Bei 8 Sekunden und Blende 2,8 kann ich so in kurzer Zeit ein paar Probeschüsse aufnehmen. Zwar sind die Bilder total verrauscht, aber ich will ja nur wissen ob der Bildausschnitt stimmt, denn durch den Sucher sieht man einfach gar nichts… Immer wenn mir der Ausschnitt gefällt stelle ich eine niedrigere ISO-Empfindlichkeit ein, meist ISO-1600. Bei Blende 2,8 oder 4 gelingen dann bei Belichtungszeiten von ca. 30 Sekunden ganz ordentliche Fotos. Teilweise stelle ich auch mal ISO-400 ein und belichte mittels Kabelauslöser mehrere Minuten lang. Aber die Ergebnisse gefallen mir nicht wirklich. Zwar ist das Bildrauschen jetzt sichtbar geringer, aber die Sterne haben nun soviel Bewegungsunschärfe, dass der Himmel aussieht als wäre er „verwackelt“.

Ich versuche auch mal eine Doppelbelichtung, aber wegen der langen Zeit die bei der Rauschunterdrückung drauf geht sieht man auf den Fotos anschließend jeden Stern genau 3x – das ist auch nix

Also versuche ich einen Kompromiss zwischen ISO-Rauschen, Blende und Bewegungsunschärfe zu finden. Letztlich werde ich die meisten Fotos bei Blende 2,8 zwischen 15 und 30 Sekunden lang belichten und durch Einstellen der ISO-Empfindlichkeit steuern wie „hell“ die Fotos letztlich werden.

An einer Stelle etwas unterhalb neben den Beehives ist ein recht großer Felds, dessen Höhe ich auf etwa 30 Meter schätzen würde. Hier gibt es einen fotogenen Spalt und im Hintergrund sieht man sehr schön die Milchstraße und den mit Licht verseuchten Himmel über Las Vegas. Diese Komposition gefällt mir sehr gut und nach einigen Versuchen gelingt dann ein sehr ansprechendes Foto.

Milkyway over Valley of Fire - Nikon D800E - AF-S 2,8/14-24mm

Damit die Felsen nicht nur schwarze Silhouetten sind, leuchte ich sie mit meinem Smartphone aus. Dabei ist die kleine APP „Taschenlampe“ ganz nützlich, weil sich hier die Helligkeit der eingebauten weißen Leuchtdiode in drei Stufen regeln läßt. Bei Belichtungszeiten von 30 bis 60 Sekunden beleuchte ich die Felsen etwa 10 Sekunden lang. Im Ergebnis ergibt sich so eine sehr schöne Mischung zwischen der Helligkeit der Milchstraße und der Helligkeit des Vordergrundes.

Hier habe ich noch ein Foto das etwas eher noch oben auf dem Parkplatz neben dem Auto entstanden ist. Hier gibt es keine tollen Felsen im Vordergrund, aber es gibt einen schönen farbigen Wolkenschleier. Wie schon die Designer die das Logo der „Deutsche Bank“ entworfen haben weiß auch ich, dass Linien die nach rechts oben aufstreben irgendwie besser aussehen als wenn sie „herunterfallen“. Daher habe ich das Foto gespiegelt, die Bildaussage gefällt mir damit sehr viel besser. Leider kann man die Milchstraße nicht einfach von der anderen Seite fotografieren, denn dazu müsste man unseren Planeten verlassen. Also halte ich dieses stilistische Mittel für legitim.

Milkyway over Valley of Fire #2

Während ich still und leise vor mich hin fotografiere entferne ich mich Schritt um Schritt immer weiter von meinem Auto. „Wenn jetzt die Taschenlampe ausfällt bin ich aufgeschmissen“ geht es mir durch den Kopf. Aber dann fällt mir auf, dass auf den Bildern die Milchstraße plötzlich mehr und mehr verschwindet. Als nach einem „Testfoto“ vergesse die ISO-Empfindlichkeit wieder zu reduzieren habe ich plötzlich ein Foto das aussieht als wäre es in den frühen Morgenstunden aufgenommen. Und tatsächlich, es ist jetzt schon nach 5h und ich fotografiere jetzt schon rund 5 Stunden lang… Die Zeit verging echt schnell und wegen des lauen Windes und der lässigen 21°C war es auch nicht unangenehm. Lediglich feste Schuhe hätte ich anziehen sollen, so spüre ich nämlich jeden Stein unter den Füßen. Und so beschließe ich, morgen meine die Wanderschuhe anzuziehen.

Etwa 30 Minuten später kann ich die Konturen der umliegenden Felsen schon recht gut erkennen und der Weg zum Auto ist jetzt auch ohne Taschenlampe ganz einfach zu finden. Da der Himmel in den tollsten Farben zu leuchten beginnt, klebe ich schnell meine GoPro HD HERO 3+ von innen an die noch recht saubere Windschutzscheibe und mache mich auf den Rückweg. In 30 Minuten gibt es im Hotel schon Frühstück und irgendwie bin ich nun hungrig. Am Abzweig nach Overton kommt es mir dann in den Sinn schnell noch mal zum Overton Beach zu fahren. Dort hat man vielleicht einen tollen Blick über den Lake Mead und das könnte jetzt zum Sonnenaufgang wirklich schön aussehen. Aber als ich auf die Zubringerstraße abbiegen will ist sie leider geschlossen. Also geht es ohne weitere Umwege direkt zurück zum Hotel.

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Nachdem ich meine Sachen ins Zimmer getragen habe schaue ich mal was es zum Frühstück gibt. Es ist etwas mehr als im Comfort Inn in Las Vegas, aber mit dem besten Frühstück er Welt das ich fast 5 Jahre lang im Quartier 65 in Mainz genießen durfte, hat das wirklich nichts zu tun. Aber ein erstklassiges Gourmet-Frühstück wie im Quartier 65 darf man hier auch nicht erwarten. Also gibt es ein paar Cornflakes mit Milch, etwas Kaffee und einen Becher Orangensaft. Dazu backe ich mir mal eine frische Waffel, die verziert mit etwas Honig gar nicht schlecht schmeckt.

Die „verlorene Zeit der Nacht“ kann ich nun nachholen und am Nachmittag schauen wir mal es hier weitergeht.

Gute Nacht allerseits 🙂

 

1 Kommentar zu „USA-2014 – Tag 2 – Unterwegs auf der Milchstrasse“

  1. Hallo Ansgar! Klasse Reisebericht den du hier schreibst! Gefällt mir super gut so das michcauch wieder das Reise/Fotofieber packt . Habe dir noch eine QM in der Fotocommunity hintetlassen. Noch einen schönen Urlaub in den USA

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