Nikon 1 V3 – Fotopraxis

Fish Eagle Portrait - Nikon 1 V3 & AF-S VR 70-300mm

Als Nikon das neue 1er System vorgestellt hat, ist dies irgendwie weitgehend an mir vorbei gegangen. Damals war ich gerade voll auf dem FX-Trip, nichts konnte groß und schwer genug sein, warum also eine Kamera mit einem kleinen Chip im CX Format kaufen?

Doch als ich eine Weile später zum ersten Mal eine schwarze Nikon 1 V1 in Händen hielt keimte dann doch die Neugierde in mir auf. Nach und nach habe ich dieses sehr eigenständige und neuartige Kamerasystem für mich entdeckt und erobert. Nun ein paar Jahre später habe ich alle Objektive die Nikon für dieses System anbietet. Ich habe eine Nikon 1 V1 die inzwischen auf Infrarot 700nm umgebaut ist, ich habe eine Nikon 1 J2, eine 1 V2 und seit einigen Wochen auch die 1 V3.

Eigentlich wollte ich die Nikon 1 V3 nicht kaufen, weil sie einfach zu teuer ist. Klar hat diese Kamera einige tolle Features, aber einige wichtige Features hat sie eben nicht, diese wurden meiner Meinung nach gezielt weggelassen um teurere ertragreichere Kameras nicht auszustechen. Es gibt einiges was an dieser wirklich total nervt. Dazu gehört beispielsweise, dass ich weder das GPS noch das zusätzliche Blitzlicht nutzen kann wenn der elektronische Sucher montiert ist. Es nervt, dass ich den Handgriff komplett abschrauben muss wenn ich die Batterie wechseln will. Bei meiner Olympus OM-D E-M10 habe ich auch einen zusätzlichen Handgriff, dieser ist aber mit einem pfiffigen Schnellverschluss versehen und ist eben so blitzschnell ab- wie wieder anmontiert. Warum kriegt man sowas bei Nikon nicht hin?

Dass ich diese Kamera dann doch gekauft habe lag an einem extrem guten Angebot des Nikon Service-Point München. Dort hat man via eBay ein Vorführmodell in neuwertigem zustand inkl. Sucher, Handgriff und 10-30mm PD Objektiv zum Preis von 700 Euro angeboten. Das ist meiner Meinung nach genau der Preis den diese Kamera auch wert ist. Der Listenpreis in Höhe von 1249,- Euro ist meiner Meinung nach angesichts der fehlenden Features und der unglaublich schlechten „Play Memories“ WiFi-App für iOS und Android einfach nicht zu rechtfertigen. Grund Nummer 2 diese Kamera zu kaufen war, dass mit dem neuen 1 Nikkor 70-300mm ein kompaktes, ausreichend lichtstarkes Teleobjektiv auf dem Markt ist. Dieses Objektiv schlägt zwar mit 1049,- Euro ein kräftiges Loch in die Portokasse, aber man erhält im Gegenzug ein Objektiv, dass viel weniger als ein 28-70mm FX Zoom wiegt und einer FX Brennweite von 189-810mm entspricht, das ist schlichtweg einzigartig!

Nikon_1_V3_70_300

Angesichts der exorbitant hohen Preise für einige der Nikon 1 Objektive ist es total unverständlich, dass man häufig die wichtigen und sinnvollen Streulichtblenden separat erwerben muss. Beim 70-300mm ist zum Preis von rund 1.050,- Euro eine Steulichblende enthalten, das sollte bei allen Objektive so sein!

Um Gegensatz zu ALLEN Nikon Objektiven die sich via FT-1 Adapter an die Nikon 1 anschließen lassen, wird der sehr gute Autofokus der Nikon 1 nur mit diesem Telezoom vollständig unterstützt. Damit sind in Verbindung mit der rasanten Serienbildgschwindigkeit der Nikon 1 extrem schnelle „Verfolgungsjagden“  wie diese hier möglich, ein echtes Alleinstellungsmerkmal dieses Systems!

Eagle versus Nikon 1 V3

Auch nervt es mich total, dass die Kamera sich nicht merkt ob der Augensensor abgeschaltet ist oder nicht. Nutzt man die Kamera auf einem Stativ, hat das Display im Winkel von ca 45° abgekappt und will mit dem Finger auf den eigentlich sehr guten Touch-Display einen Fokuspunkt setzen, so schlägt der als Voreinstellung aktive Augensensor immer wieder zu. Das Display schaltet sich ab und man sieht nichts mehr, arg… Selbst wenn man nah an der Kamera steht schaltet sich das Display immer mal wieder ab. Jedes mal muss man seitlich den Knopf am eigentlich extrem guten elektronischen Sucher drücken um dieses Verhalten der Kamera zu ändern. Sie merkt sich die ISO-Einstellung, oder die Serienbildgschwindigkeit, warum nicht auch ob der Augensensor aktiv ist oder nicht?

Zur Ehrenrettung der Nikon 1 V3 sollte man erwähnen, dass sich andere Systemkameras mit Augensensor leider genauso verhalten. Aber das ist für mich kein Grund es nicht besser zu machen.

Gleiches gilt für den Selbstauslöser! Bei meiner Panasonic GH3, GX7, GM1, oder der Olympus OM-D E-M10, EM5 und EM1 kann ich eine Auslöseverzögerung einstellen. Das wirkt wie ein Selbstauslöser, aber die Kameras merken sich diese Einstellung. So kann man die Kamera auch ohne Infrarot-Auslöser in Verbindung mit einem Stativ erschütterungsfrei auslösen. Warum kann die Nikon 1 das nicht?

Aber genug geschimpft… Vor einigen Tagen hatte ich die Gelegenheit ein paar Stunden bei wirklich bedecktem Himmel im Opel Zoo in Kronberg im Taunus zu fotografieren und zu filmen. Dabei ist das folgende kurze Video entstanden. Ich habe dabei fast ausschließlich mit dem neuen 1 Nikkor AF-S VR G ED 4,5-5,6/70-300mm gefilmt.

Mit dem 1 Nikkor 70-300mm im Opel Zoo

Ein paar Tage später war ich am Wochenende mit meiner Nikon 1 und einige Objektiven unterwegs. Die Wartezeit auf den Sonnenuntergang habe ich genutzt um ganz spontan in meinem Auto mit dem HTC ONE (M8) dieses Video aufzunehmen.

Fotopraxis mit der Nikon 1 V3

Nur ein paar Tage später habe ich zusammen mit meiner Sandra unseren Freund Mirko Mochetti in seinem Café Fahrtwind in Hönningen in der Eifel besucht. Das Wetter war schön und unsere Mädels haben sich spontan bereit erklärt die Gäste des Cafés zu versorgen, so dass wir zum Sonnenuntergang noch eine halbe Stunde fliegen konnten. Im Kofferraum meines Autos hatte ich noch die Fotoausrüstung vom vorherigen Video. Da es im Cockpit der Aerosol Dynamic WT9 sehr beengt zugeht, habe ich das wunderbar kompakte AF-S VR 10-100mm (entspricht 27-270mm im FX-Format) an meine Nikon 1 V3 montiert und ausschließlich mit diesem Objektiv spontan das folgende Video gefilmt.

Sunset Flight mit 10-100mm (non PD)

Das 10-100mm ist nicht besonders lichtstark und so musste die ISO-Automatik meiner Nikon 1 V3 bei den letzten Sequenzen, die etwa 60 Minuten nach Sonnenuntergang gefilmt wurden, einfach alles geben. Teilweises hat die Kamera bis zu ISO-3200 einstellen müssen, was man im Video auch ganz deutlich sehen kann. Hier wäre bspw.  eine Nikon D750 ganz klar im Vorteil, weil sie statt 1/100s 1/25s als längste Belichtungszeit im Video-Modus ermöglicht. Statt mit ISO 3200 hätte also eine Nikon D750 mit lässigen ISO 800 filmen können…

Das folgende Foto habe ich mit dem 10-100mm bei 10mm Brennweite und vollständig geöffneter Blende aufgenommen. Die Vignettierung habe ich bei der RAW-Konvertierung hinzugefügt. Das Klappdisplay der Nikon 1 V3 erlaubt herrlich tiefe Perspektiven ohne, dass man sich umständlich verrenken muss, das ist wirklich toll!

Sunset flight #1 - Nikon 1 V3 & AF-S VR 10-100mm (non PD)

Hier ist noch ein Bild das am ausgestreckten Arm entstanden ist, dazu habe ich das Display im Winkel von 90° nach unten geklappt.

Sunset flight #6 - Nikon 1 V3 & AF-S VR 10-100mm (non PD)

Zusammenfassung

Wer sich auf eine Nikon 1 V3 einlässt muss wirklich tief in die Tasche greifen und sich mit fehlenden Features und teilweise nervigem Verhalten der Kamera abplagen. Aber dennoch kann diese Kamera viel Spaß machen. Das liegt im wesentlichen daran, dass sie wunderbar leicht und kompakt ist. Der Look der Bilder erinnert stark an das analoge Zeitalter. Die Fotos sehen so aus wie ein sehr gutes 35mm Dia, das mit einem herausragend guten Scanner digitalisiert wurde. Der Dynamik-Umfang der Nikon 1 V3 ist deutlich geringer als bspw. bei der Nikon D750 oder D800, aber er ist im Grunde genommen noch groß genug. Hier habe ich ein Beispielfoto das ich aus zwei Bilder mit 1.0 EV Unterschied aufgenommen habe. Dass ich dabei ein Stativ benutzt habe sollte klar sein… Via DRI-Technik habe ich diese beiden RAW-Bilder zu diesem sehr kontrastreichen Gegenlicht-Foto verarbeiten können. Es ist alles drin, keine zugelaufenen dunklen Bildbereiche und keine ausgefressenen Lichter. So sollte es sein und so ist es mit der Nikon 1 V3 trotz des kleines Chips und der winzigen Pixel auch machbar!

Nikon 1 V3 - DRI Test

Das fehlende BKT-Feauture, also die automatische Erstellung von Belichtungsreihen kann man umgehen, in dem man die Nikon 1 V3 auf einem stabilen Stativ positioniert, alles auf M wie Manuell stellt und dann eine Belichtungsreihe aufnimmt, bei der man mit dem hinteren Wählrad die Belichtungszeiten variiert. Ist das Stativ stabil genug und das Motiv statisch genug, so sind Fotos wie dieses hier gar kein Problem.

Nikon 1 V3 - HDR Test

Ausblick

Alles in allem bin ich mit der Nikon 1 V3 ziemlich happy und ich werde sie im Dezember für vier Wochen mit nach Teneriffa nehmen. Für nächtliche Aufnahmen der Milchstraße wird aber zusätzlich die Nikon D800E samt AF-S 2,8/14-24mm in den Rucksack wandern. Und für den „einfachen Fotoalltag“ werde ich diesmal die Olympus OM-D E-M1 einpacken. Sie ein paar Tagen habe ich einen sehr coolen Filterhalter für das Panasonic 7-14mm Extremweitwinkel, sowie einige passende Grau- und Verlaufsfilter. Schon heute freue ich mich sehr darauf mit dieser Kamera an den Stränden von Teneriffa schöne Abendstimmungen bei langen Belichtungszeiten einzufangen. Ab dem 12. Dezember wird es hier und bei flickr.com viele neue Fotos zu sehen geben.

1 Kommentar zu „Nikon 1 V3 – Fotopraxis“

  1. Vielen Dank für Deine interessante Beiträge.
    Dein Fotobericht aus Teneriffa kann’s ich kaum erwarten!
    Da ich eine neue Kamera suche, interessieren mich besonders die Fotoergebnisse mit Olympus OM-D EM-1. Viel Spaß auf Teneriffa.

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