Teneriffa 2014/15 – Punta del Hidalgo

Tag 25 – 4. Januar

Nach den Anstrengungen des Vortages nutze ich den Sonntag um mich ein wenig auszuruhen. Ich schlafe lange und bin spät beim Frühstück. Danach verbringe ich viele Stunden mit meinem MacBook auf dem Balkon. Einige Artikel habe ich schon in „Pages“ offline geschrieben, aber weil hier die Internet-Anbindung immer wieder nach nur einigen Minuten abreißt, ist das Publizieren der Artikel eine echte Geduldsprobe. Zwischendurch fegt mal kurz das Zimmermädchen durch meine kleine Suite und schon bin ich wieder allein.

Am Abend packe ich meine Olympus OM-D E-M1 und die Nikon D800E in meinen Fotorucksack. Dazu kommen das 24mm Shift & Tilt und das 2,8/14-24mm Weitwinkel. Für die Olympus packe ich einfach alle Objektive ein die ich dabei habe. Damit nichts anbrennt stecke ich zum Schluss noch schnell die Nikon 1 V3 mit dem 10mm Pancake in eine freie Stelle meines Rucksacks. (Lowe Pro – Minitrecker AW)

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Der Punta del Hidalgo ist eine kleine Landzunge die weit im Norden in das Meer hinausragt. Weiter nördlich ist nun noch das Anaga-Gebirge. Meine Anfahrt dauert etwa 45 Minuten und hier ist wirklich die Welt zu Ende. Es gibt dort einen kleinen Aussichtspunkt und eine Möglichkeit für die Busse dort zu wenden. Das war es dann auch schon!

Die ganz ganz harten Wanderer starten hier Wanderungen in das Anaga-Gebirge hinein. Wer sich die Berge anschaut die auf diesen Wanderungen zu überwinden sind, der bekommt schnell Hochachtung vor dem jungen durchtrainierten Volk das hier unterwegs ist.

Ich parke mein Auto etwas unterhalb in der Zufahrtsstraße zu einer gewaltigen Bananen-Plantage. Den Strand weiter unten kann ich gut sehen, dort steht auch ein kleines Auto. Es kann also nicht so schwer sein dorthin zu kommen. Mit Stativ und Rucksack geht es los kreuz und quer durch die Plantage. Es ist der Teil der nicht mehr ernsthaft bewirtschaftet wird. Hier und da wurden vor kurzem noch einige Kartoffeln angepflanzt aber die größte Fläche liegt brach.

Unten am Meer angekommen traue ich meinen Augen nicht, als ich plötzlich vor einem verschlossenen Gitter stehe. Auf der anderen Seite flanieren einige Urlauber und ich bin in der Plantage eingeschlossen, wie blöd ist das denn? Etwa weiter rechts hat jemand die Netze welche die Plantage überspannen aufgerissen und es sind von der Mauer einige Steine abgebrochen. Das Grünzeug vor dieser Stelle ist zertrampelt, hier könnte es also gehen. Die Mauer sehr scharfkantig und es ist nicht leicht darüber zu klettern. Aber mit einem beherzten Sprung schaffe ich es schließlich auf die andere Seite.

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Dort erwartet mich ein eine wilde Mischung aus erkalteter Lava und winzigen Buchten die das Meer im Laufe der Jahrhunderte ausgewaschen hat. Vor mir sind nur noch die gewaltigen Berge des Anaga-Massivs. Mit meinem Nocticron und dem ND-1000 Filter in Verbindung mit einem Grauverlaufsfilter mache ich die ersten Fotos. Dank der hohen Lichtstärke kann ich sogar bei 1/30s, Blende 1,2 und ISO-800 durch diesen Filter filmen, wie cool ist das denn?

Calima Sunset @ Punta del Hidalgo #1

Später muss das Noctricron dem Panasonic 2,8/12-35mm (FX: 24-70mm) weichen, zu eingeschränkt ist mir der relativ enge Blickwinkel des 42,5mm Objektives (FX: 85mm). Auch für das 2,8/12-35mm habe ich diverse Graufilter mit 58mm Durchmesser dabei. Es entsteht Bild um Bild und während es langsam dunkel wird geht am Horizont sehr malerisch der Mond auf. Hinter mir kommt ein Auto nach dem anderen angefahren. Lauter Canarios springen mit ihren Smartphones heraus und knipsen das seltene Schauspiel.

Calima Sunset @ Punta del Hidalgo #2

Es ist mal wieder Calima und einen schönen Sonnenuntergang gibt es dann meistens nicht. Im Himmel hängt extrem feiner Sand aus der Sahara und zum Sonnenuntergang wird es meist einfach dunkel. Daher habe ich mich entschlossen mich nach Osten zu wenden und das zu fotografieren was von der Sonne angeleuchtet wird. Da wir derzeit Vollmond haben, muss auch dort irgendwann der volle Mond zu sehen sein. Ist klar, oder?

Calima Sunset @ Punta del Hidalgo #3

Calima Sunset @ Punta del Hidalgo

Calima Sunset @ Punta del Hidalgo #4

Irgendwann ist es so dunkel, dass ich nur noch den Polfilter vor meinem 12-35mm Zoom habe. Später kommt auch der dann auch noch runter. Als gegen 19h die Show vorbei und der Mond schon hoch über dem Anaga-Gebirge steht mache ich mich auf den Rückweg. Die Stelle der Mauer an der ich heruntergesprungen bin ist allerdings so hoch, dass ich mit dem schweren Fotorucksack und meinem großen Stativ dort nicht hinaufkomme. Außerdem bin ich mir nicht sicher ob ich in der Dunkelheit den sehr verworrenen Hinweg zurück finden werde. Also gehe ich lieber an der Schotterpiste entlang über die ein Auto nach dem anderen den „Strand“ verlässt. Irgendwann bin ich ganz allein und fluche weil diese verflucht große Bananenplantage einfach kein „scheiß Ende“ nehmen will. Nach endlosen Metern geht links ein kleiner Weg steil den Berg hinauf. Ok, verlaufen kann ich mich eigentlich nicht. Oberhalb des Meeres ist die Straße die zu meinem Auto führt, ich muss also „nur“ nach oben und dann nach links zum Auto laufen. Das sollte kein Problem sein. Als ich schließlich mein Auto erreiche bin ich ziemlich am Ende, ich musste einen irre großen Umweg laufen weil diese blöde Plantage zwar von Wegen durchzogen ist, aber alle Tore in Richtung Meer verschlossen sind.

Punta del Hidalgo Coastline

Ein ganzes Stück vor meinem Auto sitzt dann eine junge Frau mit einem riesigen Rucksack am Straßenrand. Vor ihr kniet ein junger Mann der ebenfalls einen echt großen Rucksack auf dem Rücken hat. Ich frage kurz ob alles ok ist. Sie sind völlig fertig weil sie einen Abstieg aus dem Anaga-Gebirge hinter sich haben der viel weiter und anstrengender war als gedacht. Sie ist am Ende ihrer Kräfte. Als ich frage ob ich sie mit nehmen soll winkt sie nur ab und sagt „Nein Nein Nein, lasst mich einfach hier sitzen, es geht gleich wieder…“

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Er schaut mich an, ich schaue ihn an, er zuckt mit den Schultern, ich zucke mit den Schultern und laufe weiter zu meinem Auto. Als ich später an der gleichen Stelle vorbeifahre sind die beiden weg. Ich sehe sie ein paar hundert Meter später auf dem Gehweg wieder. Sie hat sie hochgerappelt und geht tapfer ihren Weg zu Ende, recht so!

Ich schaffe es noch zum Abendessen ins Hotel und bin bei der Sichtung meiner Fotos ganz verzückt. Zwar habe ich heute im Grunde nur ein einziges Motiv fotografiert, aber es sind doch einige schöne Fotos entstanden. Dieser Ausflug hat sich also gelohnt. Nur, dass ich wieder meine D800E und die vielen Objektive über die halbe Insel getragen habe ohne sie auch nur für ein einziges Foto zu benutzen, das nervt wirklich…

Hier habe ich für Euch nochmal meine Wanderroute aufgezeichnet. Bei 1 steht das Auto, bei 2 habe ich fotografiert und der Rest ist der schweißtreibende dunkle Rückweg…

Punta-Hidalgo-Hike

2 Kommentare zu „Teneriffa 2014/15 – Punta del Hidalgo“

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