Mein Motorradunfall auf Teneriffa

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Meine Freundin Sandra ist nach ihrem Besuch leider schon wieder daheim in Deutschland. Ich selbst bin jetzt schon seit mehreren Wochen mit meinem Motorrad auf Teneriffa und überlege wie mein großes Abenteuer weitergehen könnte. Als nächstes Insel will ich mit der Fähre nach El Hierro übersetzen und dort zwei bis drei Wochen die Seele baumeln lassen. Danach würde ich gern La Gomera anschauen und danach Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote erkunden. Für jede Insel hätte ich gern zwei bis drei Wochen Zeit, ob sich das allerdings realisieren läßt ist ungewiss. Allein daheim in Deutschland zu sein, während ich mich mit meinem Motorrad und meinen Kameras auf den Kanaren vergnüge, das nagt zunehmend an meiner Freundin. Zwar hat Sandra mich für ein paar Tage hier besuchen können, aber sie muss jetzt wieder arbeiten und irgendwie mit dem Alltag klarkommen, während ich 24 Stunden am Tag tun und lassen kann was ich will. Ich verstehe gut, dass sie dass nicht kalt läßt. Aktuell telefonieren wir viel, aber die Roaming Gebühren machen unsere Gespräche unglaublich teuer. Ich kann es kaum erwarten, dass dieses Gebühren von der EU irgendwann endlich abgeschafft werden. Während meine Sandra daheim zunehmend frustriert zu sein scheint, nimmt mein Abenteuer jetzt erst richtig Fahrt auf.

Heute will ich mit meinem Freund Wolfgang den Sonnenaufgang über Garachico fotografieren. Ich habe mir eine Stelle ausgesucht, die ich bereits vor einigen Jahren entdeckt habe. Seit dieser Zeit spiele ich mit dem Gedanken, hier mal ganz früh am Morgen einige schöne Fotos aufzunehmen. Bereits eine Stunde vor Sonnenaufgang bin ich mich mit meinem Freund Wolfgang hier getroffen. Heute bin ich mit meiner Fuji X-T1 und dem XF 10-24mm Superweitwinkel unterwegs. Über einen Filteradapter habe ich einen 77mm B&W ND1000 Graufilter montiert. So kann ich sehr lange Belichtungszeiten realisieren und muss mir keine Sorgen machen, dass beim direkten Fotografieren in die Sonne der Sensor meiner Kamera einen Schaden nehmen könnte. Als die Sonnen aufgeht entsteht Bild um Bild, ich versuche auf den glitschigen Lava-Felsen nicht zu stürzen und suche mir mehrfach neue Positionen für mein Stativ.

Anfangs habe ich das Stativ noch vollständig ausgezogen, am Ende meiner Session ist es so klein wie möglich und meine Kamera ist nur einige wenige Zentimeter von den diversen „Wasserlöchern“ entfernt. Hier ist es extrem praktisch, dass die Fuji X-T1 über ein Klappdisplay verfügt.

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Als die Show vorbei ist, fahren wir weiter nach Los Silos und dort runter ans Meer. Hier ist es wesentlich ruhiger und Wolfgang lässt seine Drohne etwas aufs Meer hinaus fliegen um einen einsamen Fischer beim Angeln zu filmen. Der scheint das gar nicht witzig zu finden und straft und mit einigen bösen Blicken. Als wir alles im Kasten haben geht es weiter zum Restaurant gleich neben dem Schwimmbad.

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Wolfgang mit DJI Phantom 2

Dieses Restaurant war zuletzt ziemlich heruntergewirtschaftet und dann für einen längeren Zeitraum geschlossen. Seit ein paar Wochen ist es wieder geöffnet. Ein Schweizer aus Graubünden versucht hier jetzt sein Glück. Wir bestellen uns Kaffee und dazu jeweils ein Stückchen „Bündner Nusstorte“. Dieser Kuchen schmeckt echt göttlich und während wir unseren Kaffee trinken und den Kuchen genießen, halten wir ein kleines Pläuschchen mit dem neuen Wirt. Hier die Anschrift dieses Restaurants.

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Bar Restaurante Las Piscinas
Anschrift: Ctra. El Puertito, Los Silos, Tenerife
Telefon: 922849532 bzw. 638581662
E-Mail: restaurantepiscinaslossilos@gmail.com
Facebook: www.facebook.com/restaurantepiscinaslossilos

Hier habe ich noch einige „Making-Of“ Fotos aus Garachico, die mir mein Freund Wolfgang später per E-Mail geschickt hat.

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Den Rest des Nachmittags verbringe ich auf der Finca San Juan. Alle andere Gäste sind mit ihren Mietwagen unterwegs, ich bin ganz allein am Pool. Ich liege ein wenig in der Sonne und springe zwischendurch immer mal wieder ins Wasser. Ich hätte nie gedacht, dass das so schön sein kann 🙂

Gegen Abend sitze ich mit Finca-Besitzer „Jo“ und einem seiner Freunde an der Bar, als jemand dazu kommt und mir sagt, dass er wegen mir heute zur Finca San Juan gekommen ist. Es ist Kai aus Deutschland und er hat meinen BLOG gelesen. Das ist echt cool und ich freue mich sehr. Wir sitzen ziemlich lange auf der Terrasse unter einem Sonnenschirm, trinken Kaffee und erzählen uns was über Teneriffa und die Fotografie. Gegen 19h machen wir uns auf den Weg zum Strand von El Socorro. Hier habe ich mich mit Wolfgang verabredet, denn hier hat man im Sommer einen schönen Blick vom Strand über das Meer auf den Sonnenuntergang. Kai wird natürlich samt Kamera (CANON!!) eingeladen und mit Mietwagen und Motorrad geht es ein paar Kilometer zum Strand von El Socorro. Am Strand angekommen sind Wolfgang und Karin schon dort. Der Strand ist sehr gut besucht, es wimmelt nur so von Leuten. Hier kann Wolfgang seinen Quadcopter nicht fliegen lassen, es wäre für die Badegäste zu gefährlich. Und es könnte auch sein, dass sich jemand ausgespäht fühlt und gegenüber dem Drohnenpiloten handgreiflich wird.

Wolfgang und Karin beschließen daher mit ihrem Hund Simba spazieren zu gehen. Weil kaum ein Parkplatz zu bekommen ist und die abendliche Szenerie mit so vielen Badegästen auch nicht toll fotografiert werden kann, beschließen Kai und ich zum Strand von „El Sauzal“ zu fahren. Dort gibt es schöne Lava-Formationen die im Licht der untergehenden Sonne sehr interessant aussehen könnten.

Bis El Sauzal ist es ein ziemliches Stück zu fahren. An der Ausfahrt La Matanza biegt man zunächst links ab, dann im Kreisverkehr rechts, sofort wieder rechts und folgt der Straße bis man an einer langen Mauer entlangfährt. Diese Mauer hat ein Tor mit einer Schranke, dort biegen wir links ab und fahren eine sehr abenteuerliche schmale Straße den Berg hinunter. Immer wieder kommen uns Autos entgegen und Kai hat so seine Probleme ihnen mit dem Mietwagen Platz zu machen. Bei mir passt es so eben, die Straße ist genau so breit wie ein Auto und ein Motorrad.

Bereits vor ein paar Tagen haben Wolfgang und ich hier ein paar Aufnahmen mit seinem Quadcopter gemacht, daher kenne ich diese Straße sehr gut. Umso mehr bin ich überrascht als ich plötzlich vor einer kleine Baustelle stehe, die es hier vor zwei Wochen noch nicht gab. Irgendwer hat hier ein langes schmales Loch in den Asphalt geschnitten und es etwa einen Meter tief ausgehoben. Der Großteil des ausgehobenen Erdreichs liegt einfach neben diesem Loch auf der Straße. Es ist notdürftig abgesperrt und ich habe mit meinem schweren Motorrad und den glatten Straßenreifen so meine Probleme diese schwierige Stelle zu meistern, aber es klappt ganz gut. Als ich diese „Baustelle“ hinter mir habe Frage ich mich allerdings wie es hier wohl auf dem Rückweg aussehen wird, denn dann geht es steil bergauf durch diesen Haufen mit losem Dreck und Geröll. Aber egal, jetzt wollen wir fotografieren.

Am Ende der Straße ist ein Parkplatz, von hier laufen wir ein paar Minuten bis wir an den Lava-Formation ankommen die sich sehr weit ins Meer hinaus erstrecken. Wir fotografieren fast 90 Minuten lang was das Zeug hält und ich bin sehr gespannt wie die RAW-Bilder nach der Konvertierung aussehen werden. Hier sind einige der Fotos dieses schönen Shootings.

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Der Motorradunfall

Als es dunkel geworden ist gehen wir zurück zum Parkplatz. Ich verstaue meine Fotoausrüstung im linken Koffer und packe das Stativ in den rechten Koffer. Er ist damit zwar fast leer, aber das stört nicht weiter. Kai und ich verabschieden uns noch und schon sitze ich auf meinem Motorrad. Wir werden uns schon am nächsten Abend auf der Finca San Juan wiedersehen, denn dann gibt es dort wieder das fabelhafte „Kaninchen nach Kanarischer Art“.

Vorsichtig fahre ich mit meinem schweren Motorrad die steile Straße und die engen Kurven hoch. Ich will nicht versehentlich in das notdürftig abgesperrte lange Loch fahren, das könnte sehr unangenehm werden.

Als ich die kleine Baustelle erreiche ist das Erdreich ziemlich durchgewühlt. Es hatten scheinbar schon mehrere Autos ein Problem diese fiese Stelle zu meistern. Irgendwer hat etliche kleine Stahlplatten auf den ganzen Dreck geworfen. Sie sind etwa 30 cm breit und ca. 50 cm lang, leider auch extrem rutschig. Es sieht ein wenig aus wie eine Fahrspur. Ich versuche hier mal mein Glück, aber auf den glatten Platten dreht der Hinterreifen sofort durch. Ich lasse mein Motorrad etwas zurückrollen aber es rollt schneller als gedacht und die Vorderradbremse ist in all dem losen Dreck wirkungslos. Das Vorderrad blockiert und die ganze Fuhre rutscht rückwärts.

Als ich mit Mühe das Motorrad wieder im Gleichgewicht habe, wage ich einen neuen Anlauf, jetzt versuche ich es weiter in der Mitte zwischen den Platten. Aber das klappt auch nicht, der Hinterreifen gräbt sich in dem losen Dreck ein, also rolle ich wieder zurück. Ich bin ratlos. Vielleicht sollte ich es mit etwas Anlauf auf den Platten versuchen. Ich rolle einen Meter zurück, gebe etwas Gas und versuche beherzt den etwa drei meter langen Haufen, der etwa zwei Meter breit und rund 30cm „tief“ ist, zu meistern.

Dann geht plötzlich alles ganz schnell, das Hinterrad dreht wieder durch, ich stecke fest, gebe etwas mehr Gas, das Hinterrad dreht schneller durch und das ganze Heck meiner 240 Kilogramm schweren BMW rutscht auf einer der glatten Platten nach rechts. Ich ziehe die vordere Bremse, aber das Vorderrad hat auch keinen Halt. Also nehme ich das Gas weg und versuche die ganze Fuhre wie zuvor wieder rückwärts aus diesem Dreck herausholen zu lassen. Aber dann rutscht mir in all dem Dreck auch noch der rechte Fuß weg. Das Motorrad kippt und ich falle zur Hälfte in dieses blöde Loch. Mit der rechten Hüfte schlage ich gegen die rechte äußere Asphaltkante. Mein rechtes Bein baumelt in der Luft, mein rechter Ellenbogen schrammt über den Asphalt am äußersten rechten Rand und mein Motorrad droht kopfüber in diese total beschissene Loch zu rutschen. „Kacke“ schießt es mir durch den Kopf. Ich kann gar nicht fassen, dass was hier gerade passiert…

Fast 10.000 Kilometer bin ich in den letzten Wochen über teilweise abenteuerlich schlechte Straßen gefahren, alles mit viel Gepäck und ich habe alles gemeistert und nun das hier, ich bin total bedient.

Der Motor meiner BMW läuft noch, also betätige ich den „Kill-Schalter“. Licht habe ich jetzt noch, nur der Motor ist aus. Mühsam wuchte ich mich aus diesem blöden Loch heraus und versuche mein Motorrad das fast kopfüber im Dreck auf dem leeren rechten Koffer liegt hochzuwuchten. Aber es ist alles staubig und rutschig und ich finde keinen Halt. Plötzlich rutschen mir wieder die Füße weg, das Motorrad bewegt sich bedrohlich kopfüber in Richtung auf das Loch. „Alles aber nicht mein Bike hier beerdigen“ geht es mir durch den Kopf. Nach Kräften versuche ich sie festzuhalten, als es plötzlich einen Knacks macht und ich den halben Bremshebel in der Hand habe. „Wunderlich, 80 Euro, Kacke…“ schießt es mir durch den Kopf. Mehrfach versuche ich mit aller Kraft mein Motorrad in all dem Dreck wieder hinzustellen, aber ich schaffe es nicht.

Ich hole tief Luft und verharre ein wenig in dieser echt beschissenen Situation. Da sehe ich die Scheinwerfer von Kais Mietwagen direkt vor mir. Er ist sicher schwer überrascht, hält an, rollt zurück, zieht die Handbremse und springt aus dem Auto. „Kann ich Dir helfen?“ Oh ja, das kann er. Zu zweit schaffen wir es mein Motorrad aus dieser brenzligen Situation zu befreien. Nun sollte sie nur nicht wieder umkippen. Während Kai sie am Gepäckträger festhält gehe ich auf die linke Seite und kann sie jetzt richtig am Lenker fassen. Wir schieben und schieben, aber schaffen es nicht das schwere Motorrad durch diesen bescheuerten Haufen Dreck zu wuchten. Da kommen einige Kanarios dazu die hinter Kais Mietwagen angehalten haben. Sie fassen sofort mit an und nach einigen Sekunden steht mein dicker Brummer wieder auf festem Grund.

Ich schaue kurz ob etwas zu Bruch gegangen ist, aber es sieht alles gut aus. Das Motorrad ist nur total verstaubt und der rechte Koffer ist etwas verschrammt. Alles kein Ding, nur der zur Hälfte abgebrochene Bremshebel ist ärgerlich. Ich bedanke mich kurz bei Kai für seine tatkräftige Hilfe und mache mich noch etwas geschockt durch diesen „Umfall“ auf den Weg den Berg hinauf. Während ich wie auf rohen Eiern um die nächsten Kurven fahre hoffe ich, dass Kai diese Stelle mit seinem Mietwagen meistern wird und nicht mit dem rechten Vorderrad in diesem dämlichen Loch landet. Ob es geklappt hat, das werde ich wohl morgen erfahren.

Als ich ein paar Kilometer später auf der Höhe des Las Aguilas Hotels bin, blinke ich kurz und steuere die Autowaschanlage bei der Shell-Tankstelle an. Ich inspiziere nochmal gründlich mein Motorrad, aber es ist echt noch alles heil. Nur ist sie völlig verdreckt und staubig. In meinem Portemonnaie finde ich genau EINE 50 Cent Münze. Damit kann ich das Motorrad mit der Kombination aus Hochdruckreiniger und Schaumbürste notdürftig säubern. 1 Euro Münzen habe ich eine ganze Handvoll, aber nur diese eine 50 Cent Münze. Als nach einigen wenigen Minuten der Wasserstrahl versiegt wische ich kurz mit den Handschuhen über die nasse Sitzbank und schwinge mich wieder auf mein Moped. Ständer einklappen und losfahren. Da rutscht mir auf dem seifigen Beton des Waschplatzes der linke Schuh weg. Mich durchzuckt ein echt heftiger Schreck, Adrenalin strömt, aber ich kann sie gerade noch auffangen. Das wäre es gewesen, nach 10.000 Kilometern innerhalb von 10 Minuten zweimal umkippen…

Den Rest des Weges fahre ich so vorsichtig wie schon lange nicht mehr und ärgere mich, dass man hier einfach Löcher in einer öffentlichen Straße buddeln kann ohne sie vernünftig abzusichern. Was mir passiert wäre wenn ich im Loch verschwunden und das Motorrad auf mich drauf gefallen wäre, darüber mag ich gar nicht nachdenken.

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Zurück auf der Finca San Juan werden die kleinen Wunden inspiziert. Es ist nichts schlimmes, nur ein paar Kratzer. In ein paar Tagen sollte das wieder vergessen sein. Mit 400 Milligramm Ibuprofen im Bauch schreibe ich später noch schnell diesen Artikel bevor es um Mitternacht ins Bett geht. Ich bin gespannt wie diese Nacht wohl werden wird.

Das Buch zum Abenteuer

Mein Buch zu dieser spannenden Fotoreise gibt es bei amazon.de als Kindle eBook zu kaufen. Auf 573 Seiten gibt es die vollständige Geschichte sowie 200 farbige Fotos, einige Karten und viele Tipps zum Thema Fotografie.

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Für alle die gern selbst mit ihrem Motorrad auf die Kanaren reisen wollen, habe ich ein Reiseratgeber geschrieben. Dieses Buch kann zum Preis von nur 1,99 Euro bei amazon.de als E-Book für den Kindle eReader oder die Kindle Lese-App gekauft werden.

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