Das Leben auf La Gomera

Meine Reise steuert langsam aber sicher auf den einhundertsten Tag zu. Dennoch bin ich gelassen, denn es war nie mein Ziel genau einhundert Tage lang zu verreisen und danach sofort wieder Tag für Tag in einem Büro zu sitzen und Software zu entwicklen. 100 Tage sind eine lange Zeit und Ewan McGregor und Charley Boorman sind in der gleichen Zeit einmal um die Erde gereist, aber auch das war nie mein Ziel. Vielmehr will ich Abstand gewinnen und ausloten wie sich das Leben ohne überflüssigen Firlefanz anfühlt. Alles was ich habe sind ein paar T-Shirts. Dazu noch ein lange sowie eine kurze Hose. Ein Paar Turnschuhe, Sandalen und etwas Unterwäsche. Mehr brauche ich nicht, denn ich bin eh fast täglich in meiner Motorradkombi unterwegs. Es ist ein einfaches Leben ganz ohne Ballast und es fühlt sich gut an.

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Von Anfang wollte ich im wesentlichen die Inseln der Kanaren besuchen, die ich bislang noch nicht kannte. Ich wollte mit meinem schönen blauen Motorrad bei wunderbarem Wetter durch Europa fahren und das solange es eben geht. Ob dies nun 100 oder ein paar Tage mehr oder weniger sind, das war nie wirklich wichtig. Trotzdem ist es aber cool, dass meine Reisezeit nun bald dreistellig wird. In drei Tagen lässt sich vieles auch leichter rechnen. Ich bin dann seit 2.400 Stunden bzw. 144.000 Minuten unterwegs. Bei einem Puls von 100 pro Minute hätte mein Herz sagenhafte 14.400.000 mal das Blut durch meinen Körper gepumpt. In 100 Tagen bin ich rund 12.000 Kilometer gefahren, also nur etwa 120 Kilometer pro Tag. Das ist nicht wirklich viel und manch ein Biker wird dabei ein Grinsen im Gesicht haben. Aber hey, ich habe an einem Stück mehr als einhundert mal mein Motorrad bestiegen, mir ein Ziel gesucht und bin an fast allen Abenden todmüde und glücklich ins Bett gefallen. Welcher Biker kann das schon von sich sagen?

Als meine Reise begann hatte ich mir vorgenommen regelmäßig ein Videotagebuch zu führen. Mein Vorbild waren auch hier Ewan McGregor und Charley Boorman. Letztlich habe ich es nicht ein einziges Mal getan, denn meine Reise ist keine Fernsehserie. Was mir durch den Kopf geht und was ich zu sagen habe, wird es später in einem Kindle E-Book zu lesen geben. Für die Zeit nach der Reise habe ich mir vorgenommen, ein umfangreiches Reisevideo zu erstellen, so wie ich es nach der langen USA Reise im Jahr 2014 gemacht habe. Für dieses Video sammle ich immer mal wieder einige Eindrücke mit meinen beiden Fuji Kameras und gelegentlich auch ganz hemdsärmelig mit meinem Smartphone. Hey, es soll eine Reisedokumentation und kein Hollywood Spielfilm werden.

Während der letzten Wochen hat es mich immer wieder gejuckt mich an einen schnelleren größeren Computer zu setzen und mich schon mit dem Video-Schnitt zu beschäftigen. Letztlich habe ich aber nur mit dem kostenlosen iMovie einige kurze Clips erstellt, denn mehr kann ich unterwegs eh nirgendwo bei YouTube oder ähnlichen Plattformen in halbwegs erträglicher Zeit hochladen.

So nutze ich auch meinen Tag 97 dazu, die letzten Tage an denen ich mit meinen GoPro Kameras gefilmt habe, zu einem sehr kurzen Video zusammenzufassen. Die Arbeit an diesem Video hat etwa 2 Stunden gedauert. Der Upload benötigt letztlich EINEN GANZEN TAG!!!

Weil mein Notebook mit dem Upload bei YouTube beschäftigt war und ich den Upload nicht versehentlich abbrechen wollte, bin ich heute ausnahmsweise mal ganz klassisch zu Fuß zum Supermarkt gegangen um dort etwas zu Essen einzukaufen. So gab es mal wieder ein paar Eier und etwas frischen neuen Toast. Mit diesen Lebensmitteln habe etwas im Stil meines Freundes Tobias W. experimentiert. Tobias hat mir mal den Tipp gegeben, bei einer Scheibe Toast mit einer Espresso-Tasse eine Loch in der Mitte auszustechen, den Toast in einer Pfanne zu braten und ein Ei in das Loch hineinzuschlagen. Das habe ich heute gemacht, aber mit zwei Scheiben Toast übereinander und mit zwei Eiern. So hatte ich letztlich ein ganz witziges Mittagessen.

Später habe ich mir geschaut was das ist, was hier im Hotel als „Solarium“ bezeichnet wird. Eigentlich hatte ich einen Raum mit einer Sonnenbank erwartet. Angesichts der vielen Sonnentage auf dieser Insel wäre das natürlich totaler Quatsch gewesen. So war ich dann auch nicht wirklich überrascht statt einer Sonnenbank eine kleine aber feine Dachterrasse zu finden. Dort gibt es mehrere Liegestühle und ein bequemes Sofa, alles sehr einladend. So habe ich später mit einem Glas Wein dort gesessen und ein wenig mit meinen GoPro Kameras hantiert.

Das war sehr entspannt und mein Ziel des Tages, heute die alte Burg bei Vallehermoso zu besuchen habe ich auf morgen verschoben, vielleicht auch auf übermorgen, ich habe es derzeit nicht eilig. So ging das es weiter bis nach Mitternacht. Gegen 1h am Morgen von Tag 98 waren sowohl eine Weinflasche als auch die Kamera-Akkus leer, ich etwas betrunken und die Speicherkarten gefüllt. Statt mit meinem Motorrad durch die Gegend zu düsen habe ich mir in aller Ruhe angeschaut wie sich die Cassiopeia über den Himmel bewegt und dies mit meinem Fuji XF 1,2/56mm Objektiv festgehalten.

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Später war ich zwar hundemüde, konnte aber trotzdem nicht schlafen. Am Vollmond kann es nicht liegen, denn vom Mond ist aktuell weit und breit nichts zu sehen. Vielleicht ist es doch die Aufregung, weil ich bald meinen einhundertsten Reisetag haben werde? Keine Ahnung, ist ja letztlich auch egal. Wir haben jetzt 3h am Morgen, ich sitze in T-Shirt und Unterhose auf dem Balkon, es geht ein leichter warmer Wind und um mich herum höre ich die Grillen zirpen, mehr nicht. In diesem Moment habe ich wieder das Gefühl angekommen zu sein. Eigentlich bin ich ja schon seit fast einhundert Tagen am Ziel meiner Reise, denn mein Ziel war es immer einfach nur unterwegs zu sein und nette neue Leute kennenzulernen.

Vor mir liegt noch eine Woche hier auf La Gomera, danach zwei Wochen auf Gran Canaria, etwa eine Woche auf Fuerteventura und nochmal zwei Wochen Lanzarote. Insgesamt also noch runde sechs Wochen oder 45 Tage. Die 150 Tage hätte ich dann nicht exakt erreicht, aber die Reise wird ja nur unterbrochen und im nächsten Frühjahr fortgesetzt. Zählt man die für 2016 geplanten Tage dazu, so könnte es mit der 200 klappen, witzig wäre es! So könnte ich auf 4.800 Stunden oder 288.000 Minuten oder 28.800.000 Schläge kommen. Und aus 12.000 Kilometern wird noch viel mehr werden, 20.000 halte ich für realistisch.

Während um 3:25h in der Ferne ein Hund bellt und die Grillen einfach weiter zirpen als sei nichts gewesen, verschwinde ich jetzt in meinem Bett und versuche morgen mein Appartement zu verlassen bevor das Zimmermädchen kommt und mich wieder ausschimpft. Ob es geklappt hat, das werde ich erleben…

Hier habe ich noch mein „Video des Tages“…

Das Buch zum Abenteuer

Mein Buch zu dieser spannenden Fotoreise gibt es bei amazon.de als Kindle eBook zu kaufen. Auf 573 Seiten gibt es die vollständige Geschichte sowie 200 farbige Fotos, einige Karten und viele Tipps zum Thema Fotografie.

100DaysOfFreedomCover

Für alle die gern selbst mit ihrem Motorrad auf die Kanaren reisen wollen, habe ich ein Reiseratgeber geschrieben. Dieses Buch kann zum Preis von nur 1,99 Euro bei amazon.de als E-Book für den Kindle eReader oder die Kindle Lese-App gekauft werden.

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