Der letzte Tag auf La Gomera

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Es ist mein vorletzter Abend auf La Gomera und wir haben schon fast Mitternacht, trotzdem ist es noch angenehm warm. In T-Shirt und kurzer Hose sitze ich auf dem Balkon und lasse die letzten Tage Revue passieren. Während ich genüsslich ein Bierchen schlürfe schaue ich mir den Himmel an. Als sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, kann ich viele tausende Sterne am Himmel sehen. Die Regenwolken der letzten Tage habe sich endlich verzogen. Nun wäre die richtige Zeit für schöne lange nächtliche Fototouren hoch oben im Nationalpark. Aber die Zeit drängt, in zwei Tagen will ich schon auf Gran Canaria sein.

Ich bin gar nicht so richtig müde und weil der Himmel so herrlich klar ist, mache ich meine Fuji X-T1 mit dem XF 1,2/56mm Porträt-Objetkiv startklar. Dieses Ding ist einfach der Hammer und eignet sich unglaublich gut um nachts zu fotografieren. Wegen der krassen Lichtstärke funktioniert damit in der Nacht sogar bei den allermeisten Motiven der Autofokus noch sehr zuverlässig.

Mit der Kamera auf dem Stativ laufe ich kurz darauf ein paar Meter die Straße hinunter bis ich wieder einmal bei „Pedro y Petra“ angekommen bin. Ich versuche unterschiedliche Ausschnitte und wandere ein wenig mit meine Kamera hin und her. Weil die Brennweite fix ist, muss ich mit den „Füßen zoomen“. Schließlich entsteht ein brauchbares Foto dieser beiden uralten Felsen, dazu noch einige Sterne im Hintergrund. So ähnlich hatte ich mir das vorgestellt. Nun hat es doch noch geklappt, ich habe ein halbwegs ordentliches Foto von „Pedro y Petra“ geschossen.

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Gleich gegenüber auf dem Hang sind lauter Häuser und ich habe mich schon mehrfach gefragt welche winzigen Straßen man wohl nehmen muss um dorthin zu gelangen.

Die nächste Stunde laufe ich ein wenig mit meiner Kamera herum und versuche mich an unterschiedlichen Motiven. Die Nach ist klar und warm, kaum zu glauben dass wir schon Oktober haben.

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Wieder am Hotel angekommen bin ich todmüde und nehme nur noch schnell ein letztes Foto meines Motorrades auf. Wegen der gelblichen Straßenbeleuchtung ist es später schier unmöglich einen Weißabgleich zu finden bei dem das Blau des Motorrades natürlich wirkt.

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Am nächsten Morgen schlafe ich lange aus. Am Vortag hat das Zimmermädchen das dünne Laken gegen eine richtiges leichtes Oberbett getauscht. So ist es in der Nacht wirklich kuschelig warm und für mich ist es ein eindeutiges Zeichen, dass die Kanarios sich langsam aber sicher auf die etwas niedrigeren Temperaturen des Winters einstellen.

Am nächsten Morgen gehe ich kurz runter zum Restaurant um ein letztes mal mit Luis zu sprechen. Es gibt noch schnell ein leckeres kleines Baguette und dazu beute mal einen Eistee. Nachdem ich mich gegen 12h von Luis verabschiedet habe fahre ich noch kurz zur Bank und mache ich mich danach auf den Weg. Es ist mein letzter richtiger Tag auf La Gomera und ich möchte noch mit meinem Fuji XF 4/10-24mm in Verbindung mit meinem B&W ND1000 Graufilter einige Fotos am Strand aufnehmen. Zuerst nehme ich mir den Strand unterhalb von Hermigua vor. Weiter draußen ankert ein schickes Boot und man kann Teneriffa und den Teide sehr schön am Horizont sehen.

Wegen des Graufilters kann ich recht lang belichten. Bei Blende 22 und ISO-200 sind je nach Sonnenschein bis zu 30s möglich. Stellt man die Fuji X-T1 in den Modus CH (Schnelles Dauerfeuer) und löst die Kamera dann mit dem Selbstauslöser aus, so löst sie immer fünfmal aus. Das ist sehr cool, denn man kann diese Bilder später in Photoshop übereinander legen und dann miteinander „verschmelzen“, so dass es aussieht wie ein Bild das statt 30s satte 150s lang belichtet wurde. Ein sehr cooles „hidden feature“ dieser famosen kleinen Kamera.

Die Sonne scheint mir warm auf den Rücken und ich probiere alle möglichen Kameraperspektiven aus. Kamera hoch, tief, Horizont oben und unten im Bild. Mal 10mm, dann 24mm allerlei Zoombrennweiten dazwischen.

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Nach etwa einer Stunde ziehen sogar einige fotogene Wolken über den Himmel. War es bei den ersten Fotos noch langweilig blau, sieht es nun wirklich nett aus.

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Zum Ende der Session möchte ich noch ein Bild haben bei dem das Wasser die Beine des Stativs umspült. So wage ich mich schrittweise weiter hinaus. Am nassen Sand kann ich ungefähr abschätzen wie weit es die Wellen schaffen werden. Als ich gerade an meiner Kamera hantiere höre ich ein ungewöhnlich lautes Grollen einer Welle. Als ich aufschaue klatscht sie auch schon vor mir auf die Steine. Salzwasser spritzt auf meine Kamera, meine Füße und Beine fühlen sich urplötzlich nass und matschig an, das schaumige warme Meerwasser steht mir bis zu den Knien und berührt die Unterweise des Kugelkopfes. Mein Fuji ist vielleicht 10cm hoch über dem Wasser. Ich bin geschockt, wo kam denn diese Welle her?

Das hätte auch schwer ins Auge gehen können. Ein paar Zentimeter weniger und meine Kamera wäre reif für die Mülltonne. Ich trete den Rückzug an, mir ist es nicht mehr ganz geheuer an diesem Strand.

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Mit nassen matschigen Füßen steige ich aufs Motorrad. Die Sonne scheint mir warm ins Gesicht, es sind 30°C. Außer meinen Turnschuhen habe ich noch eine kurze Hose und ein T-Shirt an. Dazu noch Handschuhe und einen Nierengurt. Im Tankrucksack steckt noch ein langärmeliges Shirt. Mir kommt in den Sinn, einfach ein paar Meter zu fahren, der Fahrtwind wird meine Schuhe schon trocknen.

Während ich gemütlich vor mich hinfahre und keinerlei Risiko eingehe, nähere ich mich langsam aber unaufhörlich dem schönen Örtchen Vallehermoso. Als ich dort angekommen lenke ich meine BMW instinktiv erneut zum Strand hinunter. Vielleicht kann ich heute noch einige nette Fotos am Strand mit dem urigen Castillo del Mar aufnehmen?

Dort angekommen parke ich mein Motorrad und mache mich an die „Arbeit“. Zwischendurch würde ich auch gern mal eine andere Brennweite probieren und so bin ich ganz mutig und tausche mehrfach die Objektive. Dabei versuche ich es so ultrakurz wie nur möglich zu machen, damit sich keine der feinen Wassertropfen die hier in der Luft sind, auf dem Sensor meiner Kamera niederschlagen können. Ein guter Plan, leider werde ich am Ende des Tages feststellen, dass der Sensor trotz aller Sorgfalt jetzt so richtig versaut ist. Ich werde ich reinigen müssen sobald ich auf Gran Canaria eingetroffen bin. Da ist es nur gut, dass mir meine Sandra in weiser Voraussicht schon bei ihrem letzten Besuch auf Teneriffa eine frische Packung Sensor-SWAB im Format 1.6x mitgebracht hat. Ein Fläschchen mit Eclipse Reinigungsfluid habe ich seit mehr als 100 Tagen dabei…

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Nachdem ich eine Weile am Strand von Vallehermoso fotografiert habe, mache ich mich auf den Rückweg. Als ich oben bei der Abzweigung ankomme lockt mich aber das Hinweisschild nach Valle Gran Rey. Dort könnte ich am Strand noch ein wenig fotografieren, außerdem sind meine Schuhe noch weit davon entfernt wieder trocken zu sein.

Während ich Kilometer um Kilometer zwischen mich und das Hotel bringe, schraubt sich die Straße immer weiter die Berge hinauf. Letztlich lande ich bei 18°C im Nebel und ärgere mich über mich selbst, dass ich nicht wenigstens die Motorradjacke auf den Gepäckträger geschnallt habe.

Im Valle Gran Rey angekommen ist es aber wieder wunderbar warm. Das Thermometer des Bordcomputers zeigt jetzt wieder 30°C, alles ist gut! In dem kleinen Restaurant am Meer, wo ich vor einigen Tagen so lecker gegessen habe, gönne ich mir nochmals die Spaghetti mit frischem Gemüse und Hähnchenbrust-Filet. Dazu ein Radler und die Welt ist in Ordnung. Nach dem Esse steht die Sonne schon relativ tief. Würde ich noch eine oder zwei Stunden warten, es gäbe bestimmt einen atemberaubenden Sonnenuntergang zu fotografieren.

Aber ich habe Sorge danach in der Dunkelheit zurück zum Hotel fahren zu müssen. Schon tagsüber war es oben in den Bergen saukalt, in der Dunkelheit werde ich mir sicher ein saftige Erkältung einfangen. Das will ich lieber vermeiden. Also verkneife ich mir den Sonnenuntergang und mache mich nach einer etwas ausgedehnten Fotosession auf den Rückweg.

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Während sich meine BMW im dritten und vierten Gang unbeirrt die Berge hinaufschraubt wird es immer kälter. Schließlich halte ich an und schlüpfe wenigstens in das langärmelige Shirt. Nun geht es so halbwegs. Als ich später richtig weit oben bin, ist trotzdem bei 16°C bitterkalt. Aber die beheizten Griffe helfen etwas. Zusammengekauert mit grimmiger Miene fahre ich unbeirrt weiter durch den Nebel. Als mein TomTom Rider links abbiegen will denke ich nur „Nein, jetzt nicht auch noch durch diesen dunklen feuchten Regenwald…“ und fahre einfach gerade aus in Richtung San Sebastian weiter. Diese Route ist zwar fast 20 Kilometer länger, aber ich habe die Hoffnung, dass es unten im Süden der Insel wieder wärmer sein wird.

Der Plan geht auf, mit jedem Kilometer den ich mich der Inselhauptstadt nähere, wird es spürbar wärmer. Als ich letztlich am Hotel ankomme bricht gerade die Nacht herein.

Schnell die nassen Schuhe ausziehen, die Balkontüre schließen und ein Bierchen öffnen. Ich habe noch 6 Flaschen im Kühlschrank. Die kann ich nicht auf dem Motorrad transportieren, so viel Platz habe ich einfach nicht. Also gibt es nur eines, austrinken oder zurücklassen. Ich entscheide mich gegen die Verschwendung von Lebensmitteln und so wird es doch noch ein ganz netter Abend.

Am morgigen Sonntag werde ich versuchen früh aufzustehen und meine Sachen zusammen zu packen. Die Fähre geht erst um 19:30, also habe ich noch reichlich Zeit um einige Fotos zu machen und noch einige Ecken anzuschauen die ich bislang noch nicht gesehen habe.

Nach einer Nacht auf Teneriffa soll es reibungslos weiter nach Gran Canaria gehen. Schauen wir mal ob alles so klappt wie ich es mir erhoffe. Gute Nacht!

Das Buch zum Abenteuer

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