Unwetter auf Gran Canaria

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Mein Freundin Sandra muss heute leider wieder zurück nach Deutschland. In der vergangenen Woche hatten wir hier auf Gran Canaria viel Spaß zusammen. Allerdings konnten wir die Insel nicht so erkunden wie ich es mir gewünscht hätte, weil oben im Gebirge ständig schwere Wolken hingen und Teile der Insel von schweren Unwettern betroffen waren. Einmal haben wir uns mit meiner BMW und der gemieteten Honda viele Kilometer auf engen Straßen hoch oben im Gebirge durch dichten Nebel gekämpft, bis wir dieses Abenteuer letztlich abgebrochen haben und hinunter zur Küste gefahren sind. Bei meinem ersten Besuch vor vielen Jahren, hatte ich Gran Canaria 14 Tage lang mit blauem Himmel erlebt. Daher hatte ich gehofft Fotos schießen zu können, die beispielsweise den Roque Nublo, das Wahrzeichen Gran Canarias, mit der Milchstraße im Hintergrund zeigen. Aber an solche Fotos war in den vergangenen 14 Tage nicht zu denken. Alle Hoffnungen musste ich daher begraben, aber vielleicht bieten sich auf Fuerteventura und Lanzarote schöne nächtliche Motive.

Im Kanarenexpress ist zu lesen, welch schwere Schäden die Unwetter angerichtet haben.

Unwetter verursachte Schäden in Höhe von 35 Mio. Euro

Gran Canaria – Las Palmas – 30.10.2015 –  Die Folgen der starken Regenfälle der vergangenen Woche sind verheerend. Die Inselregierung geht von einem Gesamtschaden in Höhe von 35 Millionen Euro aus. Davon entfallen allein 21 Millionen Euro auf die Region in Telde. Die Schäden in der Hauptstadt belaufen sich etwa auf 8 Millionen Euro und weitere 6,5 Millionen beziehen sich auf Straßen und das Wasserinfrastruktursystem, die durch Erdrutsche und Überschwemmungen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Sowohl die spanische als auch die kanarische Regierung haben ihre Unterstützung für den Wiederaufbau zugesagt. Das Ministerium für Beschäftigung, Sozialpolitik und Wohnungsbau der Kanarischen Inseln veröffentlichte heute einen Entschluss per Dekret, dass Betroffene eine Beihilfe in Höhe von bis zu 4.000 Euro bekommen. Sie haben sechs Monate Zeit, diese in Anspruch zu nehmen.
(Quelle: Kanarenexpress)

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Die im Artikel erwähnten Schäden am Wasserinfrastruktursystem bekommt man derzeit überall zu spüren oder besser zu riechen. Vielerorts riecht es unglaublich fies nach „Kloake“. Hier scheinen große Abwasserleitungen entweder beschädigt oder übergelaufen zu sein. Im Club Vistaflor in Maspalomas haben wir davon allerdings nicht viel mitbekommen, hier war es ein wenig wie auf der sprichwörtlichen „Insel der Glückseligen.“

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Als wir am Morgen gegen 10h in Richtung Flughafen aufbrechen, scheint wieder ganz wunderbar die Sonne. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es auf dem Weg zum Flughafen regnen könnte. Aber ich werde heute eines besseren belehrt werden. Weil Sandras wasserdichte Gepäckrolle viel zu schwer für den kleinen Gepäckträger meines Motorrades ist, haben wir meine beiden Systemkoffer leer geräumt und Teile ihres Gepäcks ausgepackt und auf die Koffer verteilt. Auf dem Weg zum Flughafen ist es anfangs bei 28°C noch ganz wunderbar, aber als wir nach den ersten Kilometern in Richtung Norden fahren präsentiert sich der Himmel rabenschwarz. Das sieht echt nicht gut aus und kurze Zeit später fahren wir auch schon durch ergiebigen Regen. Am Flughafen angekommen ist meine Laune noch gut, aber ich bin bis auf die Knochen nass. Meiner Sandra geht es nicht besser und sie schimpft leise vor sich hin. „Ich hätte besser ein Taxi genommen…“

Weil sie in der völlig durchnässten Motorrad-Kleidung nicht im Flugzeug sitzen will, muss sie sich umziehen. Also kramen wir die große Rolle solange durch, bis wir die neue Hose finden die sie hier erst vor ein paar Tagen gekauft hat. Die Damentoilette ist sehr weit weg und Sandra hat Sorge den Flug zu verpassen, weil es hier am Flughafen unglaublich voll ist. So zieht sie sich letztlich zwischen meinem Motorrad und einem Polizei-Fahrzeug mitten auf der Straße um. Schnell glotzen einige Fluggäste aus der Abfertiungshalle zu uns rüber und sehen mit ihren weit geöffneten Mündern reichlich dämlich aus. Aber Sandra ist das jetzt egal, sie will einfach in trockene Klamotten. Nach einer Viertelstunde haben wir alles  neu sortiert, Sandra schultert ihre 14 Kilogramm schwere „Biker-Rolle“ und macht sich auf den Weg zum Check-In.

Ich muss jetzt wieder hinaus in den Regen. Meine Handschuhe sind völlig durchweicht und der Tank ist auch fast leer. Wie gut, dass hier gleich eine Tankstelle ist. Als ich gerade losfahren will steht schon ein Auto hinter meinem Motorrad. Schnell noch die Ohrenstöpsel rein fummeln… So ein Mist, die Dinger sind in meiner Jackentasche pitschnass geworden und lassen sich jetzt nicht mehr in die Ohren stecken. Man quetscht sie zusammen und statt sich langsam im Ohr wieder zu entfalten, tun sie es fast sofort. Ich versuche es mehrfach, der Typ im Auto fängt an zu hupen, ja ja ich mach ja schon…

Letztlich stopfe ich die kleinen roten Dinger so gut es geht in die Ohren, setze meinen nassen Helm auf und schlüpfe in die pitschnassen Handschuhe. Der Typ hupt schon wieder, noch einmal und ich trete ihm eine Beule in die Tür…

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Auf der Autobahn ist es windig und der Regen schlägt mir waagerecht ins Gesicht. Ich kann kaum etwas sehen und versuche so gut es geht mit den nassen Handschuhen die Regentropfen vom Visier zu wischen. Immer wieder überholen Autos und setzen sich dann direkt vor mir auf die mittlere Fahrbahn. Sie wirbeln so viel Wasser auf, das mein Visier sofort wieder an ein Kaleidoskop erinnert. Es macht echt keinen Spaß, aber nach etwa 20 Kilometern hört der Regen endlich auf ich habe nur noch ein paar Minuten bis ich wieder in Maspalomas bin. Die Autobahn ist jetzt fast leer, der Fahrtwind trocknet die nassen Klamotten ein wenig. Ich will mal sehen wie meine BMW hier mit den neuen Reifen läuft.

120 km/h sind erlaubt, mein Tacho zeigt kurzzeitig 180 km/h, alles bestens, ich gehe vom Gas, Testfahrt beendet. Noch zwei Brücken über diese großen Barrancos und dann bin ich schon fast am Ziel. Beim ersten Barranco steht ein Radar-Gerät. Ab hier sind nur noch 100 km/h erlaubt. Die großzügig dreispurig ausgebaute Autobahn ist hier abschüssig, macht eine Kurve und es geht über ein langgetreckte Brücke. Plötzlich traue ich meinen Augen kaum, vor mir steht komplett quer auf der Autobahn ein echt riesiger langer weißer Wohnanhänger mit Doppelachse. Die Zugmaschine, ein großer SUV steht verkehrt herum auf der rechten Fahrspur. Es riecht nach verbranntem Gummi und einige Augenblicke zuvor ist scheinbar ein PKW frontal in die Zugmaschine geprallt.

Der Schreck fährt mir in alle Glieder, instinktiv greife ich hart in die Bremse, aber die Bremsen sind noch nass und ich bin ein Stück mit hoher Geschwindigkeit gefahren ohne zu bremsen, die Wirkung ist nicht so wie es sein sollte. Hinter mir fahren noch hunderte von Autos auf diese ungesicherte Unfallstelle zu, wenn ich vor diesem Wohnwagen stehen bleibe, kann es sein, dass irgendwer nicht mehr bremsen kann und mich mit seinem PKW zerquetscht. Links neben dem hinteren Ende des Wohnwagens ist etwas Platz zwischen der durchgezogenen weißen Linie und der Leitplanke, das passt…

Ich lasse die Bremsen los, mache einen hastigen Schlenker und bin außer Gefahr! Whoo, das war eine höchst brenzlige Situation, das hätte schwer ins Auge gehen können.

Während ich mit Tempo 80 auf die Ausfahrt Maspalomas zurolle, male ich mir in Gedanken aus was da eben alles hätte passieren können. Ich frage mich wie es überhaupt dazu kommen konnte? Ob ein übler Windstoß den Wohnwagen auf der Brücke erwischt hat?

Als ich am Hotel ankomme fängt es dort auch an zu regnen. Schnell laufe ich zu meinem kleinen Häuschen rüber und freue mich auf eine trockene Hose und ein trockenes T-Shirt. Im Hintergrund höre ich die Sirenen von Polizei- und Krankenwagen. Sicher sind sie unterwegs zu dieser Unfallstelle. Hoffentlich ist dort nichts ernsthaftes passiert.

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Im Kühlschrank stehen noch zwei Dosen Bier. Ich zögere kurz, will ich heute nochmals los? Nein, eher nicht, diesen Schreck muss ich erst einmal verdauen. Mit einem Bier in der Hand stehe ich eine Weile unter dem Dach auf der kleinen Terrasse vor meinem Häuschen und schaue in den Regen. Das war eben echt knapp…

Morgen soll es um 15h mit der Fähre nach Fuerteventura gehen. Hoffentlich bessert sich das Wetter in den nächsten Tagen. Es bleibt spannend, ein echtes Abenteuer.

Das Buch zum Abenteuer

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Mein Buch „200 Days of Freedom“ schließt diese lange Fotoreise nach 200 Tagen ab und ist nun ebenfalls bei amazon als Kindle eBook zum Preis von 4,99 Euro verfügbar. In diesem zweiten Teil geht es von Teneriffa durch Südspanien über Mallorca, die Route de Grandes Alpes und die Schweiz zurück nach Deutschland.

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