La Palma – Tag 8

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Und auch der achte Tag beginnt wie die Tage zuvor. Allerdings sind inzwischen noch mehr GĂ€ste angereist und die Hotelanlage platzt bald aus allen NĂ€hten. WĂ€hrend wir beim FrĂŒhstĂŒck das Meer nur mit einem Auge beobachten, registriert das andere Auge das Treiben der GĂ€ste an Pools und Sonnenliegen. Kaum ein seltsames Paar das nicht seine HandtĂŒcher oder irgendwelche anderen Accessoires verwendet um „IHREN“ Platz an einem der vielen Pools zu reservieren. Das ist eine Unart die schon etwas nerven kann. Es gibt durchaus Hotels bei denen dies untersagt ist und alle herrenlosen BadetĂŒcher frĂŒh am Morgen einfach eingesammelt werden. Wer glaubt sich damit dennoch eine Liege reservieren zu können, der muss fĂŒr ein neues Badetuch an der Rezeption die „Hosen runterlassen“ und sich als „illegaler Liegen-Reservierer“ outen. Mir wĂŒrde es gut gefallen wenn diese vielen „sehr speziellen GĂ€ste“ mit einem entsprechenden „Fluch“ belegt wĂŒrden. Aber hier lĂ€sst man sie gewĂ€hren. Manche kommen total verschlafen aus den Zimmern, legen nur das bescheuerte Badetuch auf „IHRE“ beknackte Liege und watscheln dann wieder ungewaschen zurĂŒck in ihre Zimmer. „IHRE“ Liege lassen sie wĂ€hrend der nĂ€chsten Stunden dann meist ungenutzt. Da fasst man sich echt an den Kopf und fragt sich was das soll?

Ein anderes Thema ist „All-Inclusive“. Eigentlich mag ich das auch nicht, denn vielerorts graben die großen Hotels mit ihren „All-Inclusive“ Angeboten den umliegenden kleinen Bars und Restaurants das Wasser ab. Das ist auch der Grund warum wir auch ich auch bei dieser Reise nur Halb-Pension gebucht haben. Ein weiterer ganz persönlicher Grund ist meine Abscheu wĂ€hrend der gesamten Reise immer und ĂŒberall diese blöden blauen „All-Inclusive“ MarkierungsarmbĂ€nder tragen zu mĂŒssen. Da strĂ€ubt sich in mir einfach alles, diese Dinger finde ich „voll scheiße“ – sorry…

Aber hier gibt es nicht wirklich viele Restaurants in der Umgebung. Bis in den nÀchsten Ort fÀhrt man etwa eine Viertelstunde lang in Serpentinen den Berg hinauf. Um die Fischerbuden von gestern zu besuchen ist man sogar mehr als eine Stunde unterwegs.

Beim Check-In hat sich die nette Dame zunĂ€chst etwas vertan und uns zwei dieser blauen Einweg-PlastikarmbĂ€ndchen auf den Tresen gelegt. Ich war echt verdutzt, ich konnte mir gar nicht vorstellen das gebucht zu haben. Hatte ich auch nicht, ihr war es dann peinlich und statt dessen haben wir jetzt diese kleine braune Pappkarte mit unseren Namen und der Zimmernummer. Außerdem ist dort groß und breit „Halbpension“ zu lesen.

Diese Karte ist ganz praktisch, aber bezahlen mĂŒssen wir trotzdem alles was wir damit zu Essen oder zu Trinken bestellen. Und wenn wir zum Abend gemeinsam mit den „Blau-BĂ€ndern“ essen wollen, dann mĂŒssen wir uns am Eingang des Restaurants registrieren, eine Quittung in dreifacher Ausfertigung vorab unterschreiben und dĂŒrfen uns erst danach einen Tisch aussuchen. Dort mĂŒssen wir warten bis ein Kellner Zeit fĂŒr uns hat. Er schreibt anschließend unsere GetrĂ€nke-Bestellung auf alle drei Zettel und nimmt zwei davon mit. Den blauen Zettel (warum ist der eigentlich blau?) dĂŒrfen wir zur Kontrolle behalten. Sobald wir unsere GetrĂ€nke haben, dĂŒrfen wir aufstehen und uns etwas zu Essen holen. WĂ€hrend dieser Prozedur latschen die „Blau-BĂ€nder“ meist kreuz und quer an uns vorbei. Sie schenken sich Bier und Wein nach belieben ein und können tun und lassen was sie wollen. Das ist alles ein wenig komisch.

Und rĂŒckblickend muss ich leider sagen, dass diese blauen BĂ€ndchen hier gar nicht so blöd sind wie sie aussehen. Das Hotel liegt am Ende der Welt und man kann auch als „All-Inclusive“ Reisender das eine oder andere Mittagessen mal in einem urigen kleinen Kanarischen Restaurant zu sich nehmen.

Daher mein Tipp an Euch:
Wenn ihr mit dem Gedanken spielt im gleichen Hotel ein paar Tage zu verbringen, dann solltet ihr ernsthaft ĂŒber All-Inclusive nachdenken. Zwar widerspricht dieser Rat all meinen Prinzipien, ist aber dennoch das einfachste was man hier machen kann.

Als „einfache Halb-PensionĂ€re“ ĂŒberlegen wir natĂŒrlich auch heute wieder wo wir ein Mittagessen her bekommen. Wir haben ein kleines Italienisches Restaurant im Auge, etwas oberhalb von Los Llanos mit einer tollen Aussicht auf Berge und Meer. Doch als wir kurz vor Los Llanos wieder einmal an dieser sehr einladend wirkenden Bodega vorbeifahren, trete ich instinktiv auf die Bremse. Auf dem Parkplatz ist noch was frei und wenige Minuten spĂ€ter sitzen wir in einem urigen Weinkeller der schon seit mehr als 40 Jahren das Restaurant Bodegon Tamanca beherbergt. Die Kellner sind allesamt total auf Zack und super freundlich. Das Essen schmeckt auch wirklich gut. Ich bestelle mir mein erstes „La Palma Steak“ und bin mit der QualitĂ€t wirklich mehr als glĂŒcklich!

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Weil die Kellner so nett sind, ist das meiner Freundin Sandra fĂŒnf Euro Trinkgeld wert. Und siehe da, der smarte Kellner zeigt uns sogar das gesamte Restaurant, schaltet Licht fĂŒr uns ein und öffnet und tatsĂ€chlich den Keller in dem die gewaltigen WeinfĂ€sser stehen. Wir dĂŒrfen fotografieren soviel wir wollen und sollen nur spĂ€ter die TĂŒre schließen. WĂ€hrend wir das Restaurant verlassen muss ich an die „Blau-BĂ€nder“ denken die geizig an all ihren pauschal bezahlten Cocktails nuckeln, sie werden diese tolle Bodega wahrscheinlich niemals finden…

Nach dem Essen geht es weiter durch Los Llanos hinab in den Barranco de Taburiente und dann weiter in Richtung Nord-Westen. Unser Ziel ist ein kleiner Aussichtspunkt am nordwestlichen Zipfel der Insel.

Tipp fĂŒr Leserinnen:

Nordwesten ist links oben auf der Karte wenn Norden ebenfalls oben ist! Norden ist dann oben wenn man die Ortsnamen lesen kann! Osten ist dann ĂŒbrigens rechts 🙂

Unterwegs halten wir immer mal wieder an, die Landschaft ist einfach wunderbar.

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Der Weg zu diesem Aussichtspunkt ist etwas abenteuerlich und Sandra ist auf dem Beifahrersitz merkwĂŒrdig still. Als wir dort eintreffen ist sie aber angesichts der tollen Aussicht wieder recht entspannt. Überhaupt ist sie eine sehr gute belastbare Beifahrerin. Mir wĂŒrde als Beifahrer hier stĂ€ndig ĂŒbel. Auf dieser Insel gibt es nur sehr wenige Straßen die lĂ€nger als 200 Meter OHNE eine Kurve auskommen.

WĂ€hrend Sandra lieber oben am fest gemauerten Aussichtspunkt bleibt, klettere ich ein wenig den Abhang hinunter. Mit meinen Trekking-Sandalen ist es nicht ganz einfach auf dem losen Geröll nicht zu stĂŒrzen. Das könnte schnell passieren und wĂ€re wirklich ĂŒbel. Ich habe keine Lust mit HautabschĂŒrfungen oder einem Gipsarm den Rest der Reise zu bestreiten! Hilfreich ist bei dieser etwas unsicheren Kletterei das „kleine FotogepĂ€ck“. Statt der großen Kameras mit den schweren Objektiven habe ich nur die kleine Nikon 1V1 und meine Panasonic HC-X909 Videokamera dabei.

Hier habe ich einen Vergleich der BildqualitĂ€t Nikon versus Panasonic fĂŒr Euch. Die beiden ersten Fotos habe ich mit der Nikon 1V1 und dem serienmĂ€ĂŸigen 10-30mm Objektiv aufgenommen. Eine starke Telebrennweite ist das nicht gerade, hier hat die Panasonic Videokamera eindeutig sehr viel mehr zu bieten. Aber die BildqualitĂ€t ist lĂ€ngst nicht so gut wie bei der Nikon 1V1. Aber das ist kein Problem solange man beide Kameras dabei hat. Mit der Nikon wird geknipst und mit der Panasonic wird „gefilmt“ – wenn man das heutzutage ĂŒberhaupt noch so nennen darf…

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Gegen 17h machen wir uns auf den RĂŒckweg zum Hotel. Nach ein paar Kilometern zweigt links die LP111 ab. Diese Straße sieht sowohl auf der Karte als auch auf dem GPS nach einer kleinen AbkĂŒrzung aus. Allerdings ist die Nutzung fĂŒr LKW mit mehr als 8t verboten. Das lĂ€sst auf eine niedliche kleine enge Straße schließen. Meine Sandra wird diesmal nicht groß gefragt, ich biege einfach instinktiv auf diese Straße ab. Jetzt sind wir schon zweimal daran vorbei gefahren, nun will ich sie mal ausprobieren und das soll sich nicht als Fehler erweisen!

Die StraßenfĂŒhrung hier auf La Palma ist mehr als einfach, im Grunde genommen gibt es nur eine Ringstraße und zwei Querstraßen – fertig! Die Ringstraße heißt im Norden (also OBEN) LP1 und im SĂŒden (also UNTEN) LP2. Die sĂŒdliche Querverbindung ist die LP3, die „darĂŒber“ die LP4. Will man zum Observatorium muss man die LP4 nehmen. Will man schnell von Los Llanos nach Santa Cruz hin- oder wieder zurĂŒck, so nimmt man die LP3.

Alle anderen Straßen sind kleinere Nebenstraßen und zum Teil nur einspurig ausgebaut. Wenn sie einspurig sind, dann gibt es immer wieder kleine AusweichflĂ€chen. Das funktioniert in der Regel ziemlich gut, verursacht bei meiner Freundin trotzdem regelmĂ€ĂŸig feuchte HĂ€nde. „Und was machst Du wenn uns jetzt jemand entgegen kommt?“ Diesen Satz höre ich seit Jahren immer wieder und so ist es auch mit der LP111. WĂ€hrend die Ringstraße meist auf einer Höhe von ca. 600 – 800 Metern oberhalb es Meeresspiegels verlĂ€uft, schraubt sich die verwunschene kleine kurvenreiche LP111 schnell auf ĂŒber 1.250 Meter hinauf. Die Aussicht ist immer wieder grandios und man fĂ€hrt etwa 13 Kilometer lang durch mystische WĂ€lder und passiert einsame kleine Weinberge. Diese Straße ist mein Tipp fĂŒr alle die nicht zu geizig sind sich hier wenigstens fĂŒr ein paar Tage einen PKW zu mieten.

Als wir von der LP111 wieder zurĂŒck auf der LP1 sind, geht es recht zĂŒgig zurĂŒck zum Hotel. Als wir dort eintreffen ist es schon fast 20h. Die Sonne steht tief und wir finden tatsĂ€chlich sofort einen freien Platz unter den vielen anderen GĂ€sten. Nach einem sehr entspannten Abendessen möchte Sandra noch etwas im Web surfen. Als ich vor dem Hotel den Stand der Sonne und die Farbe der kleinen Wolke ĂŒber mir sehe, entschließe ich mich spontan es endlich einmal ernsthaft mit einer kleinen abendlichen Fotosession zu versuchen. Schnell geht es ins Hotelzimmer, die famose Nikon D800E wird starklar gemacht. Der Rucksack wird etwas „ausgemistet“ damit ich ihn auch tragen kann. Darin bleiben das AF-S VR 4/16-35mm, das AF-S 2.8/24-70 und das neue Rokinon 3.5/24mm Shift & Tilt Objektiv. Am Ende des Tages werde ich nur das 24-70 und das 16-35 benutzt haben, aber so ist das eben, man hat viele Bilder im Kopf schleppt allerhand Krempel mit sich herum und benutzt letztlich doch immer wieder nur ein oder zwei Objektive.

Als ich am Auto eintreffe muss leider feststellen, dass ich den „richtigen“ Sonnenuntergang schon verpasst habe – MIST!!!

Aber: Wie an fast allen Tagen zuvor war auch dieser Sonnenuntergang echt langweilig. Blauer Himmel und ein kleines schmales Wolkenband am Horizont – schwupps ist die Sonne weg und fertig. Das ist echt langweilig, fĂŒr einen gewaltigen wirklich fotogenen Sonnenuntergang braucht man eine lockere Wolkendecke und einen freien Horizont. Ganz kurz bevor die Sonne komplett verschwunden ist, kann sie dann noch ihre letzte tiefrot gefĂ€rbten Strahlen auf die Unterseite der Wolken werfen. Diese beginnen dann in den tollsten Farben zu leuchten. Solche Momente sind fĂŒr viele Landschaftsfotografen meist sehr wertvoll und man kann sie nicht kalkulieren, sondern nur erhoffen. Sind sie endlich „da“ so muss man bereit sein und es muss jeder Handgriff sitzen. Leider tut er das bei vielen Amateurfotografen oft mehr als ĂŒberhaupt nicht. Ich erinnere mich noch gut als ich im Jahr 2009 mitten in der Nach aufgestanden bin um einen perfekten Sonnenaufgang am Mesa-Arch im Canyonlands Nationalpark zu fotografieren. Damals war ich nicht allein und die wĂ€hren die „Profis“ schweigend Bild um Bild aufnahmen gab es gleich neben mir eine hitzige Diskussion wie denn das Objektiv zu wechseln sei, warum der Autofokus jetzt wieder nicht funktioniert und warum alle Bilder „viel zu hell sind“. Letztlich gab es eine handfeste Ehekrise, denn er hatte alle wichtigen schönen Momente verpasst und beide waren frĂŒh aufgestanden um ohne ein einziges schönes Foto zurĂŒckzukehren.

Daher kann ich nur raten, spielt wann immer es geht mit neuem Equipment herum. Fotografiert die Katze des Nachbarn oder die Blumen bei der Oma. Egal was ihr auch fotografiert, versucht es gut zu machen und merkt Euch alle Handgriffe. Nur so ist man im richtigen Augenblick bereit und schnell genug fĂŒr das perfekte Foto!

Hier habe ich jetzt noch ein paar Fotos die ich am Abend mit der D800E aufgenommen habe. Die Fotos sind etwa eine Stunde NACH Sonnenuntergang entstanden, also zur „Blauen Stunde“. Das erste Foto zeigt sehr schön warum wir Fotofans diese Stunde so nennen 🙂 Man beachte auch den Schattenwurf, er ist extrem weich weil es fast kein Licht mehr gab. Dieses Foto habe ich satte 45 Sekunden lang belichtet!

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Hier noch eine Variante mit bewusst falsch einstelltem Weißabgleich.

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  1. Pingback: La Palma 2013 – Das Video | Ansgar's BLOG

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