Im Jahr 2009 habe ich meine erste Reise in den Süd-Westen der USA unternommen. Damals war alles neu für mich und weil ich die meiste Zeit allein war habe ich jeden Tag mit dem Microsoft Live Writer gebloggt. So konnten meine Lieben daheim virtuell mitreisen und wussten immer ob es mir gut geht. Eine vernünftige Video-Kamera hatte ich damals noch nicht, aber ich war froh mit meiner kleinen Nikon S600 trotzdem einige Eindrücke dieser total geilen Reise festhalten zu können. Insgesamt war ich fast 6 Wochen unterwegs und habe hier alle Artikel die damals abends im Motel geschrieben habe für Euch sehr kompakt zusammen gefasst.
21. Februar 2009 – Reisevorbereitungen
Seit Tagen laufen die Reisevorbereitungen auf Hochtouren. Vorgestern ist der Absatz meines linken Wanderstiefels aufgebrochen. Nun stehen hier zwei neue Exemplare und warten auf den Einsatz und den USA. Ich bin ja ein wenig skeptisch weil die Stiefel noch neu und hart sind. Daher habe sie heute und gestern ein wenig “einzulaufen” versucht. Beim Sockenkauf im Intersportladen habe ich dann gleich heute zur Erheiterung der Verkäuferin beigetragen. “Und da laufen sie die neuen Schuhe heute gleich ein wenig ein – TYPISCH MANN – Lach…..” So kann das gehen! Mit den neuen Socken sollte es keine Blasen geben und wenn ja, dann muss ich eben mal einen Tag Pause machen und es mit Charlie Watts von den Stones halten, der auf Tournee vor dem Einschlafen immer mal gern die Nachttischlampe zeichnet die im Hotelzimmer neben ihm steht. Ich werde sie vielleicht fotografieren und dann in der FC ausstellen 🙂
Ein Blick auf die Wettervorhersage ist derzeit relativ ernüchternd. In Las Vegas sind es tagsüber lockere 20°C – In Page, das ca. 900 Meter höher liegt, sind davon derzeit nur noch 9 Grad übrig. Gut, dass ich gestern noch eine warme Mütze gekauft habe.
Der Blick auf eine der WebCams am Lake Powell stimmt mich derzeit jedoch versöhnlich.
http://www.nps.gov/glca/photosmultimedia/headquarterswebcam.htm
Denn ich bin ich sehr gespannt was mich übermorgen in Arizona erwartet…
Check-In am Vorabend
Nach den letzten Arbeitstagen heißt es am Samstag erst einmal ausschlafen. Um 10h gibt es im Quartier 65 (www.quartier65.de) wieder einmal das mit großem Abstand allerbeste Frühstück der Erdgeschichte – da diese sehr lang ist kann der geneigte Leser vielleicht erahnen wie gut das Frühstück im Quartier 65 ist!
Nach dem Frühstück werden im Appartement nebenan die Ding zusammen gelegt die mit auf die Reise sollen. Zuerst fällt die Entscheidung: 1x Technikkoffer 1x Kleidungskoffer
Ok, da das nun geklärt ist wird zuerst einmal der Technikkoffer gepackt – Stative und Zubehör, Wasserflaschen, Taschenmesser, Kabel Kabel Kabel – “Das sieht aus wie das Arsenal eine Terrorverdächtigen!” schießt es mir durch den Kopf. Aber es ist keine Bombe – nur sagen darf man das ja auch nicht – wird schon alles gut gehen…
Der Technikkoffer ist gepackt, nun ist der Kleidungskoffer an der Reihe. Stopf Stopf Stopf – Mist das passt alles nicht. Die ganzen T-Shirts, Hosen Hemden – alles viel zu viel. Ok, da ist ja auch die Tube mit dem Handwaschmittel aus dem letzten Urlaub – Tirili. Also werden einige der Kleidungstücke die entbehrlich sind aussortiert. Beim zweiten Test lässt sich der Koffer immer noch nicht schließen. Ok, er ist ja auch neu und noch unausprobiert. Der Technikkoffer steht während der Prozedur in der Ecke und grinst sich einen. “Das wird dem schon noch vergehen denke ich mir!” 60 Sekunden später läuft das Bügeleisen langsam zur Hochform auf. Während nun all meiner weltanschaulichen Ansichten zum Trotz alles gebügelt wird was in den Koffer soll denke ich mir, dass das Bügeln von Wäsche doch Sinn macht und all die Millionen Frauen die das täglich tun (ok, Männer tun es auch) so verkehrt gar nicht liegen.
Am Ende der Prozedur bin ich total relaxed und der Wäscheberg ist tatsächlich geschrumpft. Gebügelte Wäsche nimmt weniger Raum ein als ungebügelte Wäsche – meine düstere Vorahnung hat sich als bittere Wahrheit entpuppt!
Nun lässt sich der Kleidungskoffer auch schließen. Die neuen Kofferbänder vom Mainzer Vorabendeinkaufsbummel sehen auch ganz witzig aus. Sie enthalten auf schwarzem Grund lauter kleine aufgedruckte gelbe Warnhinweise die man mit “Achtung Kängurus” übersetzen könnte. Fein!
Nun muss das alles nur noch zum Flughafen – leider ist der Vorabend-Check-In erst ab 18h möglich. Dank meiner ausgeprägten hausmännischen Fähigkeiten ist es aber erst kurz nach 16h. Also gibt es erst einmal den zweiten Beitrag um 2009er Urlaubsblog!
Gleich geht es dann nach Frankfurt. Morgen um 9h30 laufen die Triebwerke an um 10h sollte die Reiseflughöhe erreicht sein. 2,5 Stunden später bin ich dann schon in Las Vegas – leider zur Ortszeit – irgendwas ist komisch bei dieser Rechnung…
Bitte wenden Sie sich an den Ticketing-Schalter
Seit 1995 lebe ich aktiv von der Softwareentwicklung. Seit mehr als einem Jahrzehnt funktioniert das was ich da sehe in der Regel nicht ganz so wie man es sich erhofft oder erwartet. Wenn es funktioniert was man selbst programmiert hat macht es manchmal Spaß und dann fühle ich mich schon mal wie Hannibal vom A-Team der sich nach erfolgreicher Mission eine Zigarre in den Mund steckt und die Worte sagt: “Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert”.
Leider sind diese Moment oft sehr selten. Ganz schlimm wird es wenn vielleicht ein Java-Applet das auf einem Solaris Server von einem Apache Web-Server gehostet wird eine Reservierung entgegen nimmt, eine UTF-8 kodierte XML-Datei erzeugt, die dann per FTP auf einen Linux Server kopiert wird, wo sie von einer Java-basierten EAI Lösung eine namhaften Herstellers in eine Bytewust fester Länge konvertiert wird, wobei nicht erkannte Zeichen mit Blanks aufzufüllen sind, diese dann von einem Batch der über ein JCL getriggert wird, schon einige wenige Augenblicke später auf einen 20 Jahre alten Großrechner kopiert wird. Dort wird die Bytewurst dann vielleicht von einem COBOL Programm geparst, dass ein mittlerweile pensionierter umgeschulter Grundschullehrer vor 28 Jahren im Anschluss an seine Umschulung programmiert hat. Nach dem Parsen werden dann vielleicht einige Datenschnipsel in den EBCDIC Zeichensatz konvertiert um letztlich in einer hierarchisch organisierten Datenbank in einer indexsequentiellen Datei ihr Altersruhe zu finden.
So weit so gut, dumm nur, wenn der Apache-Webserver bevor das alles passiert ist einem SMTP-Server gesagt hat, er solle doch bitte dem flehenden Reisenden eine Buchungsbestätigung zukommen lassen…
Irgendwie so stelle ich es mir vor was da mit meiner Sitzplatzreservierung gestehen ist. Jedenfalls gab es heute beim Vorabend-Check-In heftige Konfusionen bei verschiedensten weiblichen Mitarbeitern einer großen deutschen Vogelfluglinie…
Einen Sitzplatz habe ich nun – nicht den erwarteten – vielleicht einen direkt am Klo wo ständig Leute rumstehen und warten, dass das Klo endlich für sie frei wird. Egal, morgen um 12h30 Ortszeit ist das hoffentlich alles vergessen.
Dann kommt die nächste Nagelprobe, eine andere Bytewurst enthielt meine Mietwagenbuchung…
23. Februar 2009 – Angekommen
Oder: Warum in Amerika alles anders ist…
Was für ein Tag, 6h aufstehen, 7h ins Taxi. 25KM zum Frankfurter Flughafen – 9h30 Take-Off – 10.000KM bis nach Las Vegas – 22h oder besser 13h Ortszeit in den Shuttle-Bus zur Car Rental Station. Eine Stunde warten weil ALLE ABER AUCH ALLE Mitflieger ein Auto wollen. In Las Vegas ist diese Woche ein Ärzte-Kongress! Endlich bin ich an der Reihe. Dann habe ich keine Liability gebucht – sagt die Dame am Counter jedenfalls. Hm, fahren ohne Haftpflicht ist nicht lustig – was kostet das denn – very cheap – nur 13,95$ – Echt? – JA! – PRO TAG? – Oh!!!
Ok, was sein muss muss sein. Bewaffnet mit Notebook-Tasche, Fotorucksack und zwei Koffern zu je 23 KG wandere ich in die Halle in der ALAMO seine Autos stehen hat. Ein netter Herr weist mir den Weg zur Choise-Line. Prima, nur den Trailblazer zu dem mir geraten wurde gibt es hier nicht. Das größte was da rumsteht ist ein Nissan X-Terra – ok er ist sauber und hat keine Beulen, also rein mit den Klamotten und los zur Schranke. Da zeige ich brav meinen Führerschein und das Pappblättchen vom Armaturenbrett und schon versinkt die rot/weiß gestrichene Barriere im Boden. Kannte ich bisher nur vom Kanzleramt…
So etwa um 14h Ortszeit geht es also endlich los – ABER erst einmal muss man halten und warten bis das Navi sich wiedergefunden hat – eigentlich ist es für Wandertouren konzipiert. Nach ein paar Minuten zeigt es mitten im Stadtplan von Las Vegas einen freundlichen blauen Pfeil an! Genial! Dann mal los auf die Autobahn nach Norden! Ist hier alles ganz einfach, man fährt nicht auf der A3 Richtung Oberhausen um dann bei Duisburg auf die A42 in Richtung Dortmund abzubiegen um dann bei Bochum auf die A43 Richtung Münster zu wechseln usw. Nein, hier fährt man nach Norden – so einfach ist das!
Der Weg ist lang und eintönig. Während ich da so herfahre kommt es mir fast vor wie der Süden von Teneriffa, nur größer und ohne Meer. Irgendwann wird das Speedlimit von 75 auf 65 auf 55 auf 40 Meilen reduziert. Ich bin im Virgin-Canyon. Das sieht alles großartig aus und so langsam kommt USA-Feeling auf. Bei der Landung und der Fahrt zum Car-Rental-Center kam mit alles vor wie Gran Canaria, ob es am Sand und den Palmen liegt??
Nach zwei- oder dreihundert Kilometern – mit den Entfernungen ist das hier so seine Sache – weist erneut ein freundlicher blauer Pfeil nach rechts in Richtung Lake Powell. Nur ist dieser aus Blech und steht verschämt am Straßenrand. Warum ich das erst erkenne als ich an der Ausfahrt vorbei bin kann ich nicht sagen. Die nächst mögliche Ausfahrt ist richtig weit weg. Ich glaube mich entsinnen zu können, bei Google-Earth eine alternative Verbindung gesehen zu haben. Also kurz raus und im Koffer mal nach der Karte suchen. Die findet sich schnell und – wer hätte das gedacht – alles gar kein Problem. Weiter geht’s…
10 Minuten später bin ich bei de Ausfahrt 27 – nur sehe ich sie von der Straße die parallel zum Highway verläuft. Egal, da ist die Ausfahrt jetzt geht es rechts ab. Alles ist super. Am Horizont die verschneiten Berg im Rückspiegel ein grandioser Sonnenuntergang. Der Ansgar gibt Gas! Der große Motor macht schöne kernige Geräusche – das bringt Spaß! Nach einer Kupp sehe ich plötzlich ein Polizeifahrzeuge auf der Gegenseite stehen – huch – schnell vom Gas – noch mal gut gegangen!
Mittlerweile ist es dunkel und ich bin schon fast seit 20 Stunden auf den Beinen – oder besser – auf dem Hintern! Am ersten Abzweig halte ich kurz mal an und werfe einen Blick auf meine tolle Karte. Der Maßstab ist mörderisch und Saltlake City und El Paso sind nicht weit von einander entfernt. Welchen Weg nehme ich denn oben oder unten am Zion Nationalpark vorbei??? Oben scheint es kürzer zu sein. Ok, weiter geht’s… Irgendwann ist es stockdunkel und mir fallen langsam die Augen zu. Dich da erscheint Springdale am Straßenrand. Cool, viele Hotels, Restaurants, echt niedlich hier – fast wie am Vierwaldstädter See in der Schweiz. Plötzlich ein kleines Häuschen für Eintrittskarten, geschlossen! Ich bin verwirrt, es kommen Autos aus der Gegenrichtung, habe ich mir so verguckt, ein Park???
5 Minuten drehe ich am Rad des Navis dann wird klar. ich bin an der Westlichen Einfahrt des Zion Nationalparks angelangt – aus Versehen! Vielleicht ist die deutsche Weise der Autobahnnavigation doch gar nicht so verkehrt denke ich mir und fahre langsam weiter. Die Straße wird enger und kurvenreicher. 20 Meilen darf man hier “schnell” fahren! Das Navi zeigt Luftlinie noch 189KM Bis nach Page – autsch! Ich kann das alles nicht glauben und halte noch mal an, aber alles ist korrekt, lediglich der Maßstab der Karte ist so hoch, dass die vielen vielen Kurven einfach fehlen. Irgendwann bin ich so weit oben im Zion National-Park, dass an den Straßenrändern Schnee liegt. Hoffentlich ist die Straße frei, schießt es mir in den Kopf. Dann ein Wintermärchen, im Radio Country Musik, die Straße ist rotbraun oder Adobe wie man hier sagt. Auf den Bäumen Schnee. Ich mitten drin, war ganz witzig, leider konnte ich von alle dem fast nichts sehen weil es schon dunkel war…
Nach unendlich lang erscheinenden Kurven zeigt das Navi endlich einen Fortschritt in der Entfernungsmessung. Um 21h Ortszeit bin ich in Page. Langsam fahre ich den Lake Powell Boulevard entlang bis ich plötzlich rechts das Rodeway Inn sehen – geschafft!
Beim Aussteigen fällt mir auf, dass mein toller Nissan gar keine Nummernschilder hat!?!?!? Spinnen die Römer oder habe ich sie verlogen!?!? In der Windschutzscheide klebt ein Zettel der was von einer 30 Tage Sonderzulassung erzählt. Scheint also ok zu sein, der Mann im Hotel bestätigt dies.
Im Zimmer angekommen stelle ich fest, hier ist echt alles anders. In der Garderobe steht ein Bügelbrett, es gibt ein Bügeleisen, die Betten sind so groß, dass ich hier mit einer vierköpfigen Familie übernachten könnte. Alles ist frisch gestrichen und macht einen sauberen Eindruck. Endlich kann ich wie ET versuchen “nach Hause” zu telefonieren. Doch dann passt der Stecker vom neuen Notebook nicht in die Adapter, diese halten nicht in der Wand und und und… Das neue Taschenmesser hilft!
Während ich nun mein Ankunftsblog runter klimpere geht mir durch den Kopf
– die Autos sind größer
– die Straße sind breiter
– die Betten riesig und der Himmel wahrscheinlich ein wenig blauer…
Da war ich dann auch schon eingeschlafen…
Update: Bin wieder wach und warte auf das Frühtüsck – nur wann gibt es das? Klar, zwischen 7h und 9h aber wie spät ist es jetzt wirklich? In Las Vegas hatte ich meine Uhr korrekt eingestellt aber dann war ich in drei verschiedenen Bundesstaaten…
Das kleine animierte Bildchen auf dieser WebSeite bringt die Erleuchtung, in gut zwei Stunden gibt es Frühstück. http://www.cityofpage.org/
Der geneigte Zeiteisende des 21. Jahrhunderts kann sich auch stets hier informieren:
http://wwp.greenwichmeantime.com/time-zone/usa/arizona/page/
Bis zum Frühstück könnte ich eigentlich die Nokia Software zu meinem Handy installieren, dann kann ich auch Handyfotos ins Blog einbinden!
Breakfast in America
Oder: Wie sehr ich das Quartier 65 schätze
1 Tag im Rodeway Inn
Die Dusche tut gut, das Wasser ist warm und das Bad ist sauber, prima. Nur einen Hairdryer gibt es nicht – ok den kann ich mir sicher auf der anderen Straßenseite im Safeways organisieren. Nach den quälend langen Prozeduren der täglichen Körperpflege wandere ich rüber und erwarte ein echt mächtiges Frühstück. Der Dame an der Rezeption stelle ich mich brav vor und frage wo ich denn hin muss “You can get it here!” ist die Antwort. Und die war ernst gemeint. Nun verstehe ich auch, warum es das Frühstück ab 7h gibt, scheinbar sind alle Gäste Frühaufsteher. Demensprechend sieht es aus als ich um 8h43 dort stehe. Ein paar Brotkrümel liegen vor der Toaster, von Brot keine Spur. Der Spender für den Orange Juice ist Out of order, unter eine Plexiglas-Abdeckung liegen einige Donuts deren fettiger Glanz mich an frisch geschlüpfte Kälbchen erinnert. In einem Kühlschrank steht eine Plastikflasche deren Boden sogar mit Milch bedeckt ist. Daneben zwei Spender für Müsli, oder ist es doch Trockenfutter für Haustiere? Es ist farbenfroh und die runden Kringel erinnern mich an eine Begebenheit vor fast 30 Jahren, als mir eine Freundin meiner Freundin auf einer Party etwas zwischen die Zähne schob. Sie sage “Hier, probier mal.” Während ich kaute fingen alle Mädels an zu lachen und zeigten mir die Verpackung, es war ein Hundekeks – lecker!
Gegenüber vom Hotel ist eine Autowerkstatt. Nach einem lauwarmen Kaffee und einem Becher Apfelsaft, die Becher sind hier aus Styropor, schaue ich mir auf dem Rückweg das Treiben dort mal an. Überall liegen Reifen und dann kommt ein kleiner älterer Herr und erklimmt umständlich die Fahrgastzelle eines gewaltigen GMC Geländewagens. Als er den Motor startet geht mit ein Wow durch die Sinne – Hubraum ist durch nichts zu ersetzen außer durch mehr Hubraum. Danach denke ich “GMC – Für mehr Freude beim Tanken”.
Im Zimmer steht das Notebook noch auf dem Bett, also warum nicht schnell ein paar Zeilen schreiben. Wehmütig gehen mir die Bilder vom Abschiedsfrühstück im Quartier 65 durch den Kopf, meine Henkersmahlzeit wie Herr Schreeb sie grinsend nannte.
So, nun rüber zum Safeways mal nach einem Fön schauen…
Update:
Beim Safeways gibt es keine Elektronikartikel, im wesentlichen Lebensmittel. Die einzige Verkäuferin hat jeden Kunden abkassiert, ist dann aufgestanden um die Kasse herumgelaufen und hat die Einkäufe in Tüten Verpackt. Bei uns wäre das undenkbar 🙂 Hier nimmt man die Wartezeit scheinbar gern in Kauf.
Den Track von gestern habe ich mit dem Tool GPS-Trackanalyse.NET in eine KML-Datei konvertiert. Diese Datei findet Ihr hier Anreise in Google Earth öffnen. Man kann die Datei lokal speichern und dann mit Google Earth öffnen. Zoom man nach Las Vegas erkennt man eine rote Schlangenlinie, das ist mein Track von gestern. Folgt man diesem Track, kann man die Fahrt von Las Vegas nach Page nachverfolgen, ganz witzig 🙂
So, nun geht es aber endlich los um ein paar richtige Fotos zu machen…
24. Februar 2009 Fix und fertig
Oder: Warum sich die Amis nicht weiter als 50 Meter von Ihren Autos entfernen
Was für ein Tag, erst die Oberpleite mit dem Frühstück und dann der Horsehoe Bend im Süden von Page – Grandios! Viele Touristen kommen nur kurz dorthin, schießen ein paar Fotos und gehen wieder, was sehr schade ist. Denn diese wirklich monumentale Flussbiegung hat es in sich. Wer kann sollte hier ein wenig verweilen und prüfen ob ihn nicht der Atem der Geschichte nicht doch mal kurz berührt.
Auf dem Heimweg war ich noch kurz im Walmart und habe jetzt sogar einen Hairdryer für ganze 9,95$ gekauft, das sind gerade mal 8 Euro! Lustig ist der Stecker dieses Elektrogerätes. Da ist tatsächlich eine Sicherung dran und es hängt ein großer Aufkleber an der Schnur mit einem Bild von einer Badewanne und einem Fön – GROSS DRUCHGESTRICHEN – die Amis sind echt witzig. Ganz witzig ist auch der Betrieb. Wenn man vor dem Spiegel steht, das Licht ist eingeschaltet und man wirft dann diese neumodische Höllenmaschine an, so wird voll im Ernst das Licht spürbar dunkler. Einen Computer ohne Notstromversorgung sollte man an diesem Stromnetz besser nicht betreiben 🙂
Hier mein erstes Foto “richtiges” Foto der USA Reise. Dieses National-Monument wird wahrscheinlich täglich hundertfach fotografiert. Doch ich kannte es bislang nur aus der Fotocommunity und war wirklich gespannt es endlich mal selbst “Live” zu sehen und ich bin immer noch schwer beeindruckt was allein durch Wasser und Zeit entstehen kann.
Das gleiche Bild gibt es auch in der Fotocommunity.
Das alles schreibe ich während ich fix und fertig im Bett liege und gut verstehe warum die Amis sich selten weiter als 50 Meter von ihren lustigen Autos entfernen, es ist anstrengend! Vor allem für untrainierte Europäer die ihre meiste Zeit am Schreibtisch verbringen 🙂
24. Febraur 2009 – Die zweite Nacht in Amerika
Oder: Was man gegen kalte Füße tun kann
So, die Anreise und der erste Tag sind schon rum, die zweite Nacht im Hotel war mindestens genauso kalt wie die erste. Um 5h in der Frühe bin ich fröstelnd aufgewacht. Auf dem Weg zwischen Bad und Banane habe ich dann mal den großen Kasten an der Wand inspiziert. Hey, das Ding macht warme Luft, deshalb gibt es hier keinen Fön! Bei den Amerikanern ist eben alles ein wenig größer. An den Tankstellen muss man vor dem Tanken bezahlen, damit keiner den Sprit klauen kann. In den Hotels sind die Haartrockner an der Wand angeschraubt damit sie niemand mitnimmt. Ok, bei der Größe sowieso eher unwahrscheinlich.
Oder ist es doch ein Klimagerät? Egal, es macht die Hütte warm, unterstützt den Treibhauseffekt und riecht trotzdem wie ein alter Fön der seit Jahren in Benutzung ist. Aber die kalten Füße werden nun langsam wieder warm.
Mit dem Notebook auf dem Bauch habe ich mir nochmal ein paar Bilder des Vortages angeschaut und ein wenig herumgebastelt. Dabei ist ein Panorama aus 8 Hochkantfotos entstanden.
Dieser Bend ist sowas von cool, da müsste man glatt ein zweites mal hin. Vielleicht zum Sonnenaufgang?
So, nun noch ein bisschen weiterschlafen…
25. Februar 2009 – Serenade of light
Oder: Warum der Antelope Canyon Millionen Menschen fasziniert
Kurz vor dem Aufstehen war mir klar, heue verzichte ich mal auf das Frühstück. Bewaffnet mit warmer Kleidung, Stativ, zwei Kameras, 5 Objektiven, Filtern, Kabeln und anderen Dingen die zu brauchen ich glaubte ging es los in Richtung Lower Antelope Canyon. Mein Wanderer-Navi ist mit echt tollem Kartenmaterial bestückt, leider sind die Karten nicht routingfähig, eine richtige Navigation ist mit diesen Karten also nicht möglich, jedenfalls nicht so wie man es sich als Autofahrer wünschen würde. Das wurde mir heute Morgen wieder einmal klar. Statt freundlicher Pfeile die dem leicht desorientierten SUV-Fahrer den Weg weisen, gibt es eine pinkfarbene Luftline – begrenzt hilfreich… Bei Google Earth hatte ich mir zuvor angeschaut wo es lang geht – das hilft.
Nach ein paar Autominuten war ich dann tatsächlich am sagenumwobenen Lower Antelope Canyon. In der Wikipedia hatte ich etwas gelesen und mir war klar, dass man schon wissen muss wo der Canyon ist, weil man ihn sonst nicht findet. Dass dieser Canyon von der Straße praktisch unsichtbar ist stand dort aber nicht. Heute habe ich sehr anschaulich gelernt, dass sich viele Schönheiten Arizonas in den viele Millionen Jahre alten Felsen verstecken.
Die Konversation mit dem echt freundlichen Indianer bei der kleinen Holzhütte neben den fröhlich bunten Chemietoiletten war wieder herzerfrischend. Ich habe vielleicht 50% von dem verstanden was er mir gesagt hat. Sicher hat er mir gesagt wie lang ich bleiben kann und was es kostet. Als ich dann fragte “How much is ist?” hat er mich echt verwundert angeschaut. Man sollte nicht so tun als würde man die Menschen verstehen, das bewahrt den Reisenden vielleicht vor manch einem Missverständnis. Sicher lässt sich diese annähernd bahnbrechende Erkenntnis auch auf das Zusammenleben von Mann und Frau übertragen. Statt eines leicht angenervten “Ja Ja” sollte Mann vielleicht gelegentlich lieber fragen was Frau den damit meint?
Wie dem auch sei, letztlich habe ich 26$ Eintritt gezahlt und ausgehandelt, dass ich bis “Ladenschluss” bleiben darf. Zu diesem Zeitpunkt, es war etwa 10h, war ich der EINZIGE Besucher!
Der nette Indianer hat mir dann höchst persönlich den Weg gezeigt und mir eine Menge über den Wechsel der Jahreszeiten und den Lauf der Sonne, wann man wo im Canyon die besten Fotos macht usw. erzählt, denke ich jedenfalls…
Nach ungefähr 100 Metern dann ein schmaler Schlitz im Fels. Da passt mein dicker Hintern – äh Fotorucksack – niemals rein denke ich mir und tatsächlich, es passt nicht… Warum kann man sich hier anschauen:
Durch den schmalen Spalt rechts im Bild muss man sich zwängen um einen der perfektesten Slot Canyons durchwandern zu können, wow!
Im Canyon ist es mindestens so kalt wie im Weinkeller vor Kloster Eberbach, nur schöner. Gut, dass ich eine warme Jacke dabei habe. Was man von Müttern nicht alles lernen kann…
Knipsend und staunend wandere ich fast fünf Stunden lang zwischen den atemberaubend geformten Felswänden hin und her. Kurz vor dem Ende des Canyons gibt es etwas was man als einen großen Raum bezeichnen könnte. Dieser weckt meinen Pioniergeist. messerscharf kalkuliert muss ich zwei Stunden warten bis sich ein göttlicher Lichtstrahl durch Felsspalten hinweg seinen Weg bis zum Boden bahnen wird. Also warte ich, wie sich das gehört, schließlich will ich ja mit DIESEM FOTO auf die Titelseite der nächsten GEO. Während ich da also stehe und mir langsam aber sicher kalt wird geht die Zeit nur langsam voran. Vom gottgleichen Lichtstrahl keine Spur. Statt dessen kommen nach und nach ein paar ältere Damen, Herren, Asiaten, native Americans usw. Alle entgegnen mir ein fröhliches “HI” und ich fühle mich an das “Hola” auf Teneriffa erinnert.
Die Zeit vergeht gaaaaannnnz l a n g s a m….
Ich klettere immer mal wieder die Leiter des Ausstiegs hoch um zu schauen wo die Sonne bleibt. Nichts scheint sich zu bewegen, warten, warten, warten. Mit Frauen und/oder Kindern ginge das nicht denke ich mir, denen wäre langeilig (ist mir auch) sie müssten Pipi (muss ich auch) sie hätten Hunger (hab ich auch) sie hätten Durst (hab ich auch) aber ich sage es nicht – wem denn auch – ich bin ja ganz allein dort unten. Trotzdem cool!
So um 13h glaube ich eine Gitarre zu hören – Hä? Schnell verlasse ich den warmen Platz in der Sonne am Ausstieg und “sichere meine Kameras” da kommt mir schon der freundliche Indianer entgegen. Gitarre spielend schwingt er sich gewandt die letzte Leiter hinab, freihändig während der einige Barre-Akkorde greift und zielsicher die Saiten zupft. Wow! Im Gefolge hat der die beiden letzten Gäste des Tages. Außerdem wollte er wohl mal schauen wo ich denn bleibe. “We close at three o’clock!“ glaube ich zu verstehen. Ich versuche zu erklären, dass ich noch auf den göttlichen Moment warte. Er legt kurz die Gitarre beiseite und zeigt mir die Beams und erklärt wie sie wandern werden. Der Beam auf den ich warte wird wenn überhaupt um 15h den Boden vor meinem Weitwinkelobjektiv berühren – schade eigentlich. “Can I stay a little longer?” Er gibt mir in unnachahmlichem Englisch zu verstehen, dass ich um drei raus sein sollte, falls nicht noch jemand kommt und es kommen heute nicht viele Besucher. Ich habe den Tag über etwa 20 Besucher gezählt. Im Sommer kommen ca. 20 Besucher —- alle 5 Minuten!
Gegen 15h30 ist mein Beam immer noch nicht dort wo ich ihn haben will. Leicht enttäuscht nehme ich nicht den Ausstieg sondern wandere zurück zum Einstieg. Alle paar Meter halte ich staunend an, jetzt sieht alles anders aus als am Morgen! Etwa 100 Bilder später bin ich dann wieder draußen. Was für ein Canyon!
Auf dem Heimweg mache ich kurz Station beim Safeways. Dort gibt es die unvergleichlichen “Eating Right”-Produkte für die Mikrowelle – mit LOW FAT. Eine mexikanischer Chicken Enchilada mit Reis hat es mir angetan. Im Hotel fummle ich den Stecker der Mikrowelle in die ausgeleierte Steckdose hinter dem ungenutzten Fernseher. Das Kabel für mein Notebook muss weichen. Nach langen Augenblicken des männlichen Unverständnisses beginnt sich die leckere Mahlzeit in der Mikrowelle zu drehen, vier Minuten lang. Langsam fühle ich mich ein wenig wie ein echter Amerikaner, nur habe nur keine Stiefel an. Aus den vielen Filmen kenne ich frustrierte Cops die sich abends in ihrer gammeligen Wohnung wiederwillig ein Fertiggericht in die Mikrowelle schieben. Ja, ich bin angekommen, GOD BLESS AMERICA!
Und ich muss sagen, es schmeckt gar nicht schlecht. Erinnert mich irgendwie an das Essen aus einer der vielen Studentenkneipen in Mainz. In mir keimt der Verdacht auf, dass in den Küchen dieser Etablissements eine oder mehrere Mikrowellen zum Einsatz kommen. Egal, dazu gibt es Bier, heimliches Bier. Denn unheimlich ist nicht in den USA! In diesem Augenblick erschließt sich mir der Ursprung der Bezeichnung “Anonyme Alkoholiker” – klar kennt sie keiner – sie trinken ja auch alle heimlich daheim 🙂
Nach einem Tag ohne Trinken, Essen, Süßigkeiten, Kaffee, Toilette tut das Bier seine Wirkung und ich schlafe zufrieden ein, während das Notebook fast 16 GB Bildmaterial aufzusaugen versucht, wie einfach ist doch das Belichten von Filmen…
Stunden später schrecke ich hoch “Virusdatenbank wurde aktualisiert!” – es ist fast 21h – Zeit für einen neuen Eintrag in meinem Urlaubstagebuch…
Einige Bilder des Tages gibt es hier.
Freunde
Oder: Warum ich jetzt doch nicht weinen muss
Wer früh ins Bett geht wird auch früh wieder wach. Punkt 5h in der Früh macht mein Handy “Tü du du” – das bedeutet soviel wie “Gieeeeb mir Strooom” – bei meinen Synchronisationsversuchen hatte ich mal das Bluetooth aktiviert und dann vergessen es auszuschalten als ich dann endlich Nokia Datenkabel gefunden hatte. Tü du du – alle 5 Minuten Tü du du… Normalerweise kriege ich in dieser Situation immer einen Stoß in die Rippen “Hey, Dein Handy – mach es aus – der Kai schläft!!” – Niemand der mich heute stößt, wunderbar 🙂
Auf dem Weg zwischen Bett, Bad, Kühlschrank, Notebook und Bett sammle ich mir mein Frühstück ein. Drei leckere große amerikanische Kekse. Wahrscheinlich heißen die hier Cookies – egal – ich fühle mich an Filme erinnert in denen ein kleiner Junge von seiner schlecht frisierten und übel gelaunten Mutter ein Glas Milch auf den Tisch geknallt kriegt und dazu dann einen Teller mit eben diesen drei Keksen. So schlecht sind sie gar nicht denke ich während das Notebook startet.
Ein Blick in die E-Mails wirkt ernüchternd. Eine E-Mail von Marcus aus Mainz:
Hallo Ansgar,
wir sitzen gerade beim allerbesten Frühstück der Welt (siehe Anhang) und denken an dich. Grüße auch von Herrn Schreeb.
Marcus, Eric und Thomas
Ich muss echt breit grinsen und weiß schon vorher was das Bild im Anhang zeigen wird – und richtig – das allerbeste Frühstück der Welt:
Die Arme gehören sicher zu Eric. Er bestellt sich das Frühstück immer für 8h, sagt dies allen und kommt dann doch als erster so vielleicht um 7h41. Wann genau kann niemand außer Herrn Schreeb wirklich mit Genauigkeit sagen, denn er ist ja immer zuerst da. So manches Mal habe ich schon überlegt, ob ihn der Hunger treibt oder der grinsende Triumph in seinen Augen wenn man verschlafen um 8h02 oder später aufkreuzt. Wie dem auch sei, Eric sitzt immer hinten rechts! Danach kommt dann meist der Marcus. Während er damit beschäftigt ist das überlegene Gewinnergrinsen von Eric zu verkraften setzt er sich gegenüber von Eric an einen der drei Tische. So auch heute, denn sonst hätte er den mittleren Tisch aus der Fensterperspektive fotografiert. Als letzter ist heute wahrscheinlich der Thomas eingetrudelt. Er hat kein Problem mit Erics Gewinnergrinsen sondern eher schlechte Laune weil vielleicht sein iPhone immer noch nicht anzeigt wie viele Zeichen man beim Schreiben einer SMS noch übrig hat. Wie dem auch sei, es ist ein äußerst liebenswertes Triumvirat.
Ich muss sagen, ich vermisse dieses exquisite überaus köstliche Frühstück und bin jetzt schon wieder froh, dass ich es im April wieder genießen darf.
Wen jetzt interessiert wo es dieses Frühstück gibt, der klickt einfach mal hier. Wer das allerbeste Frühstück der selbst einmal genießen möchte muss sich sputen, das Hotel hat nur sechs Zimmer!
Ja und warum muss ich bei alle dem nicht weinen? Ganz einfach, weil ich nur im Kino weine (meistens jedenfalls), ne im Ernst, es ist hier so cool. Wenn man morgens die Karte ausbreitet und überlegt “Monument Valley, Zion, Bryce Canyon…?” Als ich in den Flieger stieg war mir klar, dass ich das allerbeste Frühstück der Welt für eine Zeit schmerzlich vermissen würde. Aber das ist der Preis für schöne Eindrücke und ein neues Lebensgefühl. Und ich zahle ihn gern, wenn es auch morgens um 5h17 manchmal ein klein wenig schmerzt 🙂
So, die Kekse sind alle, das Bett voller Krümel und die Tagesplanung beginnt jetzt. Mehr dann heute Abend.
26. Februar 2009 – Der Weg zur Wave
Oder: Warum es besser ist einen Permit zu haben
Hier ein Panorama aus 21 Einzelbildern – Anklicken öffnet die größere Version…
Nach meinem reichhaltigen “Eating Right”-Frühstück habe ich mir heute einen kleinen Orientierungstag gegönnt. Einfach mal losfahren und schauen was so alles passiert. Zuerst ging es runter zum Lake Powell um mal zu schauen wo die Boote ablegen die zur Rainbow Bridge fahren. Dann ein paar Bilder hier und da, ein Uferpanorama und dann weiter auf der 89 in Richtung Kanab. Da kann ich gleich ausprobieren wie genau die Wegpunkte sind die mir der olfgang per Mail geschickt hat. Und ich muss sagen, Hut ab – alles passt prima!
Am Abzweig zur Wave, auch genannt “The Wave” – zeigt das Navi, dass ich den Wegpunkt TW1 erreicht habe. Ein Feldweg und was für einer, sowas wollte ich immer schon mal befahren. Jetzt ist Ziehung denke ich mir und rein in den Matsch. Wow macht das Spaß, mit Allradantrieb voll durch die Wildnis – ich bin echt angekommen! nach ungefähr 12 Kilometern Geholper, Geschlingere, Staub, Matsch, kleinen Bachbetten und vielen eindrucksvollen Bildern jenseits des Weges komme ich am Wegpunkt TW2 an, der Parkplatz an dem die Wanderer loslaufen um sich die Wave anzuschauen. Bis TW3 sind es nur 2 KM – Luftlinie – soll ich los oder nicht – ein Permit habe ich nicht. Am Parkplatz stehen 8 Autos, alle haben eine Grüne Karte auf dem Armaturenbrett liegen die besagt, dass sie hier offiziell parken dürfen. Hm, wenn schon das so geregelt, dann erkennt ein Ranger sicher leicht wer hier ohne Genehmigung herum stapft. Also besser nicht, statt dessen ein wenig den Holperweg weiter, irgendwann wenden und mit viel Spaß zurück.
Nach einer kleinen Pause mit Keksen und O-Saft ist es links und rechts des Weges sowas von schön, da muss man einfach mal anhalten und aussteigen.
Die Bilder gibt’s hier im Fotoalbum Weg zur Wave.
Auf dem Weg zum Wegpunkt TW1 kommt mir dann ein Ranger entgegen. Hui, ob er an der Wave die Permits kontrolliert oder einfach nur mal nach dem Rechten sehen will? Egal, mir fällt ein Stein vom Herzen, dass er mich dort nicht OHNE erwischt hat.
Besser ist das!
Zurück in Page gibt es wieder ein paar Leckereien von “Eating Right”, einen Eintrag ins Blog (welchen wohl) und dann geht es wieder los zum Wegpunkt WHC1. Wer wissen will wo das denn nun wieder ist, den muss ich ein paar Stunden vertrösten…
26. Febraur 2009 – Ein langer Tag
Oder: Wie ich lernte die Zeitverschiebung zu bezwingen
Vierter Tag im Land der völlig unbegrenzten Möglichkeiten. Heute morgen auf dem Weg zum Auto hab ich mir noch schnell eine Cola aus dem Automaten unten am “Pool” gezogen – kostet hier 75 Cent. Neben dem Automaten steht eine Eismaschine, keine Ahnung was man damit macht – vielleicht Cockails oder so – ich brauche sie jedenfalls nicht. Beide Automaten sind mit einen Dreifachstecker an einer Steckdose angeschlossen. Das alles sieht ein wenig nach Märklineisenbahn aus, vielleicht auch nicht – irgendwie jedenfalls selbstgebastelt. Und wenn ich an die wackeligen Steckdosen hier im Zimmer denke aus denen die Stecker fast herausfallen, dann frage ich mich, wie eine so große Nation jemals die Weltherrschaft erringen will, man sagt ja google nach sie würden genau selbiges anstreben, wenn sie nicht einmal in der Lage ist vernünftige Steckdosen herzustellen.
Na, wahrscheinlich ist es einfach zu spät dafür oder man wartet noch ab wie eine KinderErwachsenenIdiotenSichereSteckdose für Elektroautos aussehen wird, um dann das ganze Land umzurüsten. Barak Obama legt doch gerade ein Konjunkturprogramm auf um die marode Infrastruktur des Landes zu modernisieren, warum nicht einfach mal mit den Steckdosen anfangen? Für die Übergangszeit könnte man in Deutschland wunderbare Adapter kaufen die sonst nur amerikanischen Reisenden in bundesdeutschen Baumärkten auffallen.
Na egal, warum soll man sich über Sachen ärgern die man nicht ändern kann, schließlich funktioniert es ja auch so wie es ist. Ob die Erfinder der amerikanischen Steckdosen heute bei Microsoft oder Oracle arbeiten?? Ganz witzig ist auch das Schild an meinem tollen neuen Haartrockner 🙂
Jedenfalls bin ich heute um 5h aufgestanden und jetzt fast 15h später immer noch auf. Langsam aber sicher habe ich mich an die neue Zeit gewöhnt – so oder so. Einfach war es nicht – aber die Betten sind ja groß und ich habe den Ein-Schalter der Heizung inzwischen gefunden. “Therefore it’s not that fucking cold anymore!”
Auf dem Heimweg habe ich eben im Safeways gegenüber was tolles gefunden für das mich meine Mama loben würde – ein Eating Right Veggi Platter – Lauter Möhrchen und anderes Grünzeug, feinsauber gewaschen mit passendem Dipp dazu – das alles für umgerechnet 5 Euro – stark! Neben der Expresskasse gibt es sogar fertige Salate mit allem drum und dran zum selber mischen. Verhungern werde ich hier bestimmt nicht! Wenn man die Straße rauf und runter geht sind überall Motels und Restaurants. Letztere werde ich bald mal ausprobieren. Aber vor die dicken teuren Steaks hat Gott den Veggi Platter gesetzt!
Nach meinem nachmittäglichen Zwischenstopp bin ich dann noch mal zum Wegpunkt WHC1 gefahren –> Waterholes Canyon.
Dieser Canyon ist richtig tief, ähnlich schön wie der Antelope Canyon, aber auch nur teilweise und mit einem Permit zu besuchen. Den Permit gibt es wohl beim Upper Antelope Canyon. Irgendwie ist das hier für mich das größte Hindernis. Fast alles in hier in Privatbesitz. Auf den allermeisten Straßen stehen links und rechts des Weges Zäune. Sicher damit die wenigen Rinder die hier in der Wüste nach Essbarem suchen nicht ausbüchsen. Aber trotzdem ist es blöd, dass man immer das was man da am Horizont sieht nicht aus der Nähe bewundern kann weil man entweder einen Permit braucht, von dem man oft nicht genau weiß wo es ihn gibt, oder man sowieso nicht hin kann weil es zu gefährlich erscheint.
Wie dem auch sei, am Waterholes Canyon gibt es eine Fotolocation die sich “The Great Wall” nennt. Eigentlich braucht man auch dafür einen Permit, aber ich war heute so angenervt von der ganzen Permititis, dass ich einfach mein Auto an der Straße geparkt habe und das Schild am Fußgängerdurchgang der allgegenwärtigen Einzäunung großzügig übersehen habe. Es war schon fast 17h, um 18h geht hier derzeit die Sonne unter. Also hurtig, das Navi zeigt leider nur die Himmelsrichtung und das Gelände ist sehr zerklüftet, so bin ich zunächst ein wenig im Zickzack gelaufen, habe dann aber doch alles gefunden. The Great Wall ist schon beeindruckend. Wenn die Sonne untergeht fangen die Gesteinsformationen förmlich an zu glühen, wunderschön!
Eine klitzekleine Schnellauswahl gibt es hier.
So, nun gibt es Rohkost und Bier!
Permititis
Oder: Endlich mal ausgeschlafen
Punkt 7h03 höre ich es wieder “Tü du du” – das Handy hat wieder keinen Strom mehr, vielleicht sollte man den Akku mal richtig aufladen und nicht immer nur die letzten 10 Minuten bevor man loszieht 🙂 Egal ich bin wach, die Nacht war wieder saukalt und ich überlege ernsthaft ob ich mir einen Schlafanzug kaufen soll. “Klingt zwar komisch, is aber so“!” würde Peter Lustig sagen. Wann ich zuletzt einen Schlafanzug getragen habe weis ich schon gar nicht mehr. Ich glaube es ist locker 5 Jahre her! Na ja, lieber einen albernen Schlafanzug als die ganze Nach bibbernd im Bett zu liegen. Alternativ kann man das Gedröhne der Ventilatoren in der elektrischen Heizung ertragen.
Cool ist, dass das Hotel draußen eine große Leuchtreklame hat auf der in riesigen roten Buchstaben immer mal wieder zu lesen ist: “Free continental breakfast” – inzwischen glaube ich zu wissen was man in den USA von Dingen zu halten hat die nichts kosten, eher wenig bis gar nix. Vielleicht gehe ich gleich mal rüber zum Starbucks, mal schauen…
In der Copper Mine Road gibt es ein Tribal Office, da werde ich gleich mal versuchen einen Permit für den Waterholes Canyon zu bekommen. Die letzten Tage war es trocken, also habe ich vielleicht gute Chancen in zu Fuß ein Stück weit durchqueren zu können. Wenn nicht ist das auch egal, der Permit soll nur 5$ kosten. Aber wer weiß, vielleicht ist er schon wieder teurer geworden 🙂
So, jetzt putze ich mal die Zähne und mach mich fein, damit ich den Indianern beim Tribal Office mein schönstes Lächeln schenken kann…
27. Februar 2009 – Never hike alone
Oder: Warum man nicht auf privaten Straße fahren sollte
Nach ausgiebigen Frühstück, Morgenlektüre und täglichem Frühstücksblog bin ich dann so gegen 10h los gefahren um das Tribal Office in der Nähe von Lechee zu suchen. Dort soll es für 5$ einen Permit geben. Das Navi brauche ich gar nicht mehr wirklich, die Stadt ist so klein und übersichtlich, man findet sich hier schnell zurecht. Also ab in Richtung Walmart und dann weiter auf der Copper Mine Road. Das was bei Google Earth soooo einfach aussah entpuppt sich als schwierig. Das was ich laut Internetreisebericht & Co. für das Tribal Office halte ist ein Kuhstall. Dumm gelaufen, wenden, schauen, halten, rätseln. Hm, dann fällt mir ein, gestern habe ich gelesen, dass es beim Häuschen am Upper Antelope Canyon den Hiking Permit für den Waterholes Canyon ebenfalls geben soll.
In der Ferne sehe ich die Schlote des Kraftwerks qualmen, direkt daneben ist der Antelope Canyon, also schnell (was man hier so schnell nennen kann) zurück dort hin. Kaum angekommen ist alles verlassen – Nebensaison – eigentlich cool – da könnte man gaaaaanz allein in den Upper Anelope Canyon klettern! Vor der verlassenen Hütte steht ein echt großer weißer Truck mit dem wohl die Gäste zum Canyon gefahren werden. Drin sitzt ein Indianerfrau so um die 40 oder 50 – ich kann das nicht schätzen – sie ist jedenfalls eben so dick wie freundlich und erklärt mir, dass ich den Permit in der Nähe von Lechee im Tribal Office bekomme. Ja weiß ich doch!! Nur woooo ist es denn! Sie greift zum Handy und erklärt mir, dass es besser ist dort erst einmal anzurufen.
“Hi Brenda, this is Brenda – how are you – yeah – how about your children – are you ok – Brenda, there’s a guy wanna hike to waterholes canyon. Can he obtain a permit today? Yeah Yeah…. — -… Yeah … OK – Yeak – Ok – bye see you later.” “Ok mister go ahead, turn left …. ask for Brenda.” “Are you Brenda“???$%$%” “Yes I am, but her name is also Brenda.”
(Versuch die Konversation sinn gemäß wieder zu geben.)
Wer will kann es mal zu zweit nachspielen – vielleicht morgen früh im Quartier 65 beim besten Frühstück der Welt? Als Zutat braucht man allerdings eine Kartoffel – derjenige der Brenda spricht muss die Kartoffel zuvor in den Mund stecken – Achtung – nicht kauen – nicht schlucken!
So weit so gut – Brenda macht mir eine tolle Zeichnung und erklärt mir haarklein wie ich Brenda finde. Also bedanke ich mich überschwänglich und ziehe von dannen.
Ein paar Minuten später bin dann bei Brenda angekommen. Ihr Tribal Office ist ein alter grauer Holzcontainer mit zwei Türen und zwei Fenstern. Er steht auf Stützen und in der Mitte ist eine breite Holztreppe angebracht die zur Veranda vor den beiden Türen führt. Im rechten Fenster ist ein Stück Pappkarton zu sehen auf dem in großen freundlichen Lettern das Wort “Open” steht – Prima!
Ich mache mal die rechte Tür auf und das sitzt Brenda! Ich erkläre was ich will aber sie weiß es schon. Nach ein paar Augenblicken habe ich für ganze 5$ meinen Hiking Permit. “You can enter the canyon from the east. You know where it is????”.-.-.-.-“
I know!
Ein paar weiter Minuten später bin ich am gleich Eingang den ich gestern total illegal genutzt habe um ein paar Bilder der Great Wall zu knipsen. Eigentlich würde ich gern so richtig hinab in diesen Slot Canyon klettern. Ein paar hundert Fuß entfernt zeigt das Navi einen 4WD-Trail an. Den hatte ich schon bei Google Earth gesehen (man muss sich ja vorbereiten) und siehe da, neben dem Tor mit der Aufschrift “Keep closed” ist eine Art Rindergatter – wenn man das so nennen kann. Die Kette ist nicht vorgehängt und ich fahre einfach mal mit meinem Mietwagen hinein. Am Armaturenbrett ist ein Drehschalter mit der Aufschrift 2WD – 4WD. Ich drehe ihn auf 4WD und gebe Gas. Was für ein Spaß! Einmal verfahre ich mich auch gleich, es gibt hier keine Straßenschilder mehr, aber das Navi weist den Weg. Ein paar Minuten Später bin ich dann auch schon da. Es sieht aus wie eine Art Trail Head, so ähnlich sah es bei Google Earth auch aus. Also Auto abstellen, Klamotten packen und los.
Eine sandige hohle Gasse führt hinab in den Canyon. Nach etwas 900 Fuss stehe ich von einem Zaun aus Stacheldraht – PRIMA…denke ich und will schon fast umkehren, da fällt mir auf, dass jemand den ganz rechten Pfosten herausgezogen hat und man locker daran vorbei kann – Prima! Also weiter, unten im Canyon angekommen sieht man eine Menge Fußspuren und auch die grobstolligen Reifenabdrücke eines oder mehrerer Geländewagen.
Links um die Ecke geht es in den Canyon – Ich hab’s gefunden – – – GEIL!! Ein paar Kurven später ein ernüchternder Fund. Ein totes Schaf liegt im Canyon, viel ist nicht mehr übrig, aber die Wolle am kahlen Schädel deutet darauf hin, dass es wohl mal ein Schaf gewesen sein muss. Ob es abgestürzt ist oder ob es hier doch irgendwelche gefährlichen Viecher gibt???
NEVER HIKE ALONE – geht es mir durch den Kopf und meine Begleitung sagt nichts dazu – es gibt sie ja auch gar nicht. Never Hike Alone – das denke ich ein paar hundert Fuß erneut, da geht es locker 5-6 Fuß runter. Wie komme ich da wieder hoch? Runter springen ist ja einfach aber wieder rauf kommen! Na, irgendwie wird es gehen denke ich mit. Die Kamera ist schon am voll ausgezogenen Stativ und am Stativ und inkl. Kameragut kann ich sie soeben so absetzen, dass sie nicht umkippt. Als ich den Gurt los lasse ist sie dann weg. Von oben komme ich jedenfalls nicht mehr ran. Also hineinspringen in den Canyon und bloß keinen Fuß verknacksen. (Never Hike Alone) Alles geht gut und ich wandere weiter. Alle paar Meter halte ich mal an und mache ein paar Fotos. Nur so pro forma, denn der richtig schöne Teil liegt sicher noch vor mir. Dann wieder so eine fiese Stelle. Kamera abstellen und runterspringen, diesmal ist es nicht ganz so hoch und es ist so eng, dass man sich zur Not an beiden Felswänden abstützen und wieder raus klettern kann. Alles geht gut und weiter geht’s. Dann wird es richtig eng. Ich muss das Stativ zusammenklappen, sonst komme ich nicht um die engen Kurven.
Dann Ernüchterung, vor mir liegt eine Art Rutsche. Es geht da mehrere Meter weit runter, nichts zum festhalten, nichts zum abstützen, da muss man echt runter rutschen! Wie soll ich das machen ohne, dass anschließend die Hose zerfetzt und die Objektive zertrümmert sind. NEVER HIKE ALONE! Wäre jetzt jemand dabei und wäre das Seil nicht im Koffer im Hotel – man käme das sicher runter. Ein paar Meter weiter kann man die nächste Schikane sehen. “Au Backe, nee, wenn da was schief geht ende ich wie das Schaf!” Handy-Empfang habe ich keinen und das Navi hat sich auch ausgeklinkt weil die Wände so steil und hoch sind, dass die Satteliten nicht sichtbar sind.
Selbst wenn ich also im Falle eines Falles und den könnte man wörtlich nehmen, telefonieren könnte, ich wüsste nicht wen ich anrufen soll und wie ich ihm erklären könnte wo ich bin. Ein wenig ernüchtert drehe ich also um. Die letzte Schikane komme ich ganz gut hoch wenngleich ich mit meinen Verrenkungen sicher keinen “Grand Prix de Elegance” gewinnen könnte. In der Nähe des toten Schafes geht es dann doch nicht weiter. Mist! Zwischendurch habe ich einen Holzknüppel gesehen an den jemand ein rotes Tuch gebunden hat. Das könnte eine Wegmarkierung sein. Also zurück und siehe da, hier ist die Wand des Canyons so schön abgestuft, dass man/ich mit einigem Ächzen aus dem Canyon wieder heraus komme. Oben bin ich froh über die Entscheidung als ich sehe wie es weiter geht. Ist sicher cool, aber nicht allein und ganz ohne Leiter, Seil, what ever…
Ja oben bin ich nun, nur leider auf der falschen Seite! ganz in der Nähe sind Spuren, sieht nach einem Pferd aus! Ich folge den Spuren und das GPS ermuntert mich meinen Kurs beizubehalten. Gut! Der Weg ist voll mit tiefem Sand, es ist Mittag und die Sonne brennt. Ich habe einen Liter Wasser dabei, wenigstens das! Eine halbe Stunde später kann ich mein Auto sehen, es blitzt ein Meile entfernt in der Sonne. Schließlich finde ich auch eine Stelle wo es hinab und wieder hinaus geht, prima! In einem kleinen Abzweig mache ich noch in aller Ruhe ein paar Fotos. Mittlerweise ist es 15h und ich mache mich auf den Weg zum Auto. Da gibt es Wasser soviel ich will, warmen O-Saft und Ritz-Kräcker bis zum Abwinken. Ich bin doch ein wenig geschafft und mache erst einmal Pause. Das feuchte Hemd sollte ich ausziehen! Gut, dass ich ein Reservehemd dabei habe! Während das Hemd in der Sonne trocknet esse ich Kräcker und lösche meinen Durst. Das Trinkwasser gibt es hier in richtig großen Kanistern, die pro Stück so ca. einen Dollar kosten. Ganz human und so gesund 🙂
So gegen 16h startet der große Motor und es geht über die sandige Piste zurück zur Hauptstraße, was für ein Spaß. ich gebe so richtig Gas, die Kiste brüllt und schlingert, es ist ein echtes Männervergnügen. Nach einer Bodenwelle kommt schließlich die Straße in Sicht. Huch, dort steht ein Polizeiwagen und ein weiteres Auto. Mist, warten die auf mich? Komme ich in den Knast, habe ich einen Hausfriedensbruch begangen, muss mich der deutsche Botschafter auslösen???
Dann die nächste Überraschung, die Kette die morgens irgendwo zwischen im “Antikuhgitterrost” lag häng nun zwischen den Pfosten. Oh je, ich bin eingesperrt! Ich schnappe mir meinen Permit, schwinge mich über die Kette und gehe freundlich auf den bewaffneten Sheriff zu. “Hello, how are you!” “Can I help you Sir?” Ja er kann, ich erkläre ihm, dass ich da eingesperrt wurde obwohl ich doch einen Permit habe. Er erklärt mir, dass ich zwar einen Permit habe, dass dieser mich aber nicht berechtigt diese Straße zu befahren! “This is private property!” Ob er das Schloß öffnen kann um mich raus zulassen? Nee, dafür hat er keinen Schlüssel, da muss ich wohl den Besitzer finden! Ja aber wenn der doch jetzt vielleicht irgendwo daheim in Page vor dem Fernseher sitzt und Bier trinkt – Mist!
Ich soll mal schauen ob da nicht ein Haus ist und ob ich den Bewohner nicht finden kann. Ok, ab ins Auto und zurück, spaß macht es ja. Alles was ich finde ist ein verlassener Wohnwagen, ein paar Kühe und Schafe und jede Menge gefährlich laut bellender Hunde, Fehlanzeige. Also zurück zur Kette. Der Officer fragt ob ich denn jemanden gefunden haben, leider nein. Inzwischen sind zwei weitere Polizeifahrzeuge eingetroffen. Das vierte Auto wird kontrolliert, intensiv! Die Insassen schauen nicht glücklich aus und der Fahrer steht mir betretenem Gesicht neben dem Kofferraum.
Ich falle dem Polizisten auf, er wendet sich ab und kommt zu mir. Ob ich den Besitzer gefunden habe. Nein, da ist nur ein verlassener Wohnwagen! Gemeinsam rütteln und schütteln wir an der Kette, aber sie ist echt fest! Hätte ich einen 19er Schlüssel, ich könnte eine der Streben abschrauben und die Kette abstreifen. Nach der Durchfahrt könnte ich es wieder zusammenschrauben. Also krame ich im Auto rum, irgendwo muss doch das Bordwerkzeug sein. Ich finde rein gar nichts! Mist Mist Mist…
Der Policeman sieht mein betretenes hilf- und ratloses Gesicht. Dann sagt er die erlösenden Worte “Ok, I’m gonna make a phone call for you ‘n see what I can do. Just a moment…” (Kartoffel in den Mund nehmen!) Nach ein paar Minuten kommt er zurück und erklärt mir, dass er im Indianer Reservat angerufen hat und dass jemand kommt um mich zu befreien. Ich solle mich drauf einstellen, dass die Kette aufgebrochen werden muss und dass das was kosten kann. Oh je!
Schließlich fahren sie alle los und lassen mich zurück. Der Sheriff (oder ist er ein Polizist) winkt mir aus dem Auto noch zu, echt nett war er ja. Ich winke zurück und warte. Kurz drauf kommt ein echt großer Truck angefahren und hält auf der anderen Seite der Kette. Ein Indianer springt raus und kommt auf mich zu. “Hello how are you?” “Fine, how are you?” Ich zeige meinen Hiking Permit und erkläre ihm, dass ich wohl “versehentlich” die falsche Straße genommen habe. Und dass mein GPS mir das ganze als 4WD-Trail angezeigt hat. Er ist ganz cool, geht zum linken Pfosten und holt einen Schlüssel hervor der ganz unten an diesem Pfosten mit einem Stückchen Draht eingehängt ist. Ganz gut versteckt, aber ich hätte ich sehen können! Mit einem Grinsen im Gesicht das sagen könnte “Du dämlicher Tourist bist nicht mal in der Lage die richtigen Straße zu finden…” öffnet er die Kette und ich kann raus. Wow, mir fällt ein Stein vom Herzen. Was er denn für meine Rettung bekommt? “It’s okay man!” Nein, ich will ihm was geben, es ist mir alles viel zu peinlich. Ich krame in meiner Geldbörse, der erste Schein ist eine 20$ Note – das ist ok, ein Schlüsseldienst in Deutschland kostet viel mehr. Er nimmt den Schein gern entgegen, grinst breit und bedankt sich ganz herrlich. “Ok, bye see you later! Thanx, you rescued me!” “Bye, you’re welcome!”
Eine kleine Fotostrecke zur Wanderung gibt es hier.
Geschafft, und es geht auch gleich die Sonne unter, also schnell über die Brücke und auf der anderen Seite des Canyons parken. Dann bewaffnet mit allem was ich zu brauchen glaube noch einmal zur Great Wall – diesmal mit Permit – gaaaaanz offiziell – besser ist das!
An der Great Wall angekommen knipse ich jedes Sandkorn und also die 16GB voll sind geht es mit der nächsten Karte lustig weiter. Wer weiß wann ich hier nochmal hinkomme… Als sich die Sonne verabschiedet hat geht es dann heim, die Füße tun weh, Hunger habe ich auch und froh bin ich. Froh, dass die Amis alle so nette Leute sind!
28. Februar 2009 – Come to Marlboro Country
Oder: Warum der wilde Westen lebt
Derzeit werde ich immer so um 7h von ganz allein wach. Sehr praktisch ist, dass dann kein Wettlauf gegen die Zeit startet und ich nicht das Grinsen der Kollegen über mich ergehen lassen muss, die wieder seit 11 Minuten beim Frühstück auf mich warten. Cool ist, dass ich zum Frühstück essen kann was ich will, ohne dass es Schelte gibt – von wegen ungesund und so.
Heute gab es ein leckeres Fertiggericht aus der Mikrowelle und ein Bier! Ein richtig tolles Männerfrühstück also! Mit diesem Frühstück – eigentlich hätten es Bohnen Speck und Kaffee sein müssen – habe ich mich auf die Fahrt zum Monument Valley eingestimmt. Doch vor den Spaß haben die Götter den Fotorucksack gestellt und der will gepackt werden. Dass man als total übermotivierter Amateur da schon mal etwas übertreibt gehört wohl dazu…
Die Fahrt von Page zum Monument Valley ist relativ lang und dauert fast drei Stunden. Die Route habe ich mal hier markiert.
Zwischendurch wechselt die Landschaft in sehr feinen aber doch spürbaren Abstufungen. Erst ist man so richtig in der Wüste, dann kreuzt man einen Canyon und danach sind dann links und rechts des Weges jede Menge Bäume. Größere Ortschaften gibt es auf der lange Strecke keine. Nur hier und da mal eine Hütte im Stile der Navajo Indianer. Gebaut aus Lehm und die Türe gen Osten geneigt. Auf halber Strecke habe ich heute meinen ersten amerikanischen Bahnübergang gekreuzt. Auf dem Rückweg kam mir eben ein Güterzug entgegen. Das hat schon was, vier erwachsene Loks hintereinander und dann eine schier endlos lang erscheinende Schlange vollkommen identischer Waggons. In Amerika ist eben alles ein wenig anders. Auch der Abendhimmel war heute sowas von spektakulär, sicher war auch er breiter, höher und roter als bei uns daheim!
Wie dem auch sei, so um ca. 12h war ich dann am Eingang zum Monument Valley. Früher habe ich immer gedacht es würde eine geteerte Straße hindurch führen, das Ding wäre 500 Kilometer lang und man könnte tagelang mit der Harley hindurch knattern. Inzwischen bin ich desillusioniert was dieses Männervergnügen anbetrifft. Das ganze ist wie fast alles hier auch Indianerland. Man zahlt 5$ Eintritt und kann dann mit dem eigenen Auto eine “Self Guided Tour” unternehmen. Die beginnt auf halbem Wege zwischen dem Visitors Center, das oben am Berg gerade renoviert wird und dem Schalterhäuschen unten an der Straße. Nach 100m ein Schild auf dem in großen weißen Lettern steht: STOP
Daneben ein Truck aus dem zügig ein Indianer klettert und mir zwei abgegriffene Farbkopien in zerknitterten Plastikhüllen hinhält. Er erzählt was von geführten Touren oder so, ich verstehe nur wenig, wahrscheinlich hat auch er eine dieser Kartoffeln im Mund. Ich nicke also brav und frage am Ende seiner langen Sprechpause ob ich denn nun starten darf. Er nickt. “I don’t have to pay any extra charge?” “Well you might give me one hundred dollars, but you can also get into you car and start the tour. hihihi…”
(Versuch einer sinngemäßen Rekonstruktion)
Ich fahre also los, direkt hinter der ersten Ecke sehe ich dann die drei bekannten und millionenfach fotografierten Buttes. Ganz stark vereinfacht könnte man sagen, dass das ungefähr so aussieht: X x X …ein Foto will ich Euch an dieser Stelle ersparen!
Während ich also meine abgegriffenen Fotos mache, schön brav in Pixeln und parallel in Filmkörnern hält neben mir ein roter Mietwagen. Es steigt ein echter Typ aus. Lange Haare, Bart, Cowboyhut, T-Shirt… “Well, this must be an american guy!” “Hi, are you a professional photographer? Can you please take a picture of me in front of these rocks?” “Yes I can!” Der Typ ist nett und sein Englisch klingt fast so amerikanisch wie das Meinige. Wir verabschieden uns nach ein paar Sätzen und weiter geht es. Einer der nächsten Punkte ist der John Ford Point. Der Lieblingspunkt des Hollywood Regisseurs der hier manch Klischee behaftetes Westernepos abgedreht hat. Während ich damit beschäftigt bin alles und jeden abzuknipsen, mal mit dem Objektiv mal mit dem, mal digital, mal auf Velvia 100 kommt der rote Mietwagen wieder angefahren. Ich stehe gerade auf der Klippe und will den letzten Klassiker an diesem Beauty Point auf den Chip bannen, da kommt der lustige Cowboy wieder anmarschiert. “Well…” wir plaudern und genießen die Landschaft. Es ist windig wie die Hölle, überall ist roter Staub in der Luft, er trägt eine warme Winterjacke, ich ein Trekkinghemd! Während ich langsam einfriere kommt ein netter alter Indianer auf einem Pferd auf die Felsklippe geritten. “Wie witzig ist denn das denke ich mir.” Der vermeintliche Cowboy fängt gleich an zu knipsen und ich gehe schon mal zum Auto, mich ein wenig aufwärmen.
Während ich einsteige sehe ich am Souvenirladen eine Pappe mit den Worten “Warm inside” – die wissen schon warum! Aus dem Handgelenk mache ich dann doch noch schnell ein Bild des lustigen Mannes der mit seinem Hottemaxe da auf der Klippe steht und dann geht es weiter zum nächsten Punkt der Self Guided Tour.
Eine Stunde später hat mich der rote Wagen wieder eingeholt und wir quatschen wieder. Er ist gar kein Cowboy sondern ein lettischer Koch (sorry Restaurant-Manager) aus Irland der seinen Sohn in San Francisco besucht hat. Lustige Leute gibt es. “Well, where are you from?” “I’m from germany!” “Hey man, you’re from germany, cool – I love germany – look at my T-shirt – it’s from the “Eagles Nest” in Bavaria, you call it the Kehlsteinhaus! Määäähn!!” Yo, der Typ ist cool! Er reist seit seinem 15 Lebensjahr durch die Welt. Als “Restaurant-Manager” ist sein Job in Irland fest an das Auf- und Ab des Saisonbetriebes gebunden. Wenn da nix läuft macht er sich auf den Weg. Das nächste Projekt ist die Überführung eines Autos von England nach Gambia südlich des Senegals in Westafrika. Wow!
Er ist schon lange unterwegs und ist mindestens so allein wie ich. Das spürt man, erzählt von seinem Opa der ein KZ überlebt hat, von seinen Forschungen über den zweiten Weltkrieg, seiner Zeit mit einem Moslem in einer Wohngemeinsaft und von den Neonazis die ihm total auf den S… gehen. Dann geht es weiter über Stalin, Lenin und Hitler bis hin zu den Weltreligionen und den Weltanschauung der Dominikaner Mönche. Was für ein Typ. Dann ein Satz der mir gut gefällt: “Stalin, Hitler, Lenin, they all hatet religion, cause religion means love and peace!” – das geht stundenlang so weiter bis er irgendwann sagt – “Watch out, the sun is going down!” – Ich bin erlöst und schieße endlich meine Fotos. Wieder im Auto sehe ich nach 100 Metern einen “Scenic Turnoff” – ich denke nicht lang nach und biege rechts ab. Nach 100 Metern ein großer Wendehammer und wieder die üblichen Verkaufstände für sicherlich hochwertigen handgefertigten Indianerschmuck. Daneben der obligatorische Truck und ein Indianer, der schweigend nickt während er den Worten eines Lettisch-Irischen-Restaurant-Managers lauscht…
Ich gebe Gas und fahre weiter. Ein paar hundert Fotos folgen, wer soll sich den ganzen Krempel bloß jemals anschauen…
Fast am Ausgang habe ich Wolfgangs Worte im Ohr “Da ist es abends am schönsten!” Recht hat er aber ich habe keinen Bock mehr und will einfach nach “Hause”, ein wenig “Eating Right” machen und ein Bierchen trinken. Ein Referat über die Biersorten dieser Welt habe ich ja heute schon genossen, ratet mal von wem…
Auf dem Rückweg färbt sich der Himmel grandios! Leider kann man die Buttes im Monument Valley sowieso nicht vor dieser Kulisse fotografieren weil man sie dazu spät abends aus östlicher Richtung vor die Linse nehmen müsste. Das geht aber sowieso nicht, weil man dazu tief drinnen im Park sein müsste, der aber schon um 18h dich macht. Es ist alles nicht so einfach im Leben! Vielleicht könnte man ja tatsächlich länger bleiben, aber dann sollte man vielleicht auch erst am Abend anreisen. Genau das habe ich mir für die nächsten 4 Wochen vorgenommen.
Nun ist er doch noch an der Reihe – Der Klassiker der Klassiker 🙂
Eine Diashow zum heutigen Tage habe ich auch zusammengestellt.
Hier ist noch ein nettes Luftbild vom Rodeway Inn. Ich bin gerade da wo ich es rot ein gekringelt habe.
Guten morgen liebes Blog
Oder: Warum ich mir den Wecker stellen muss
Um 23h hätte gestern eigentlich das Licht aus sein sollen. Doch dann dachte ich mir, warum nicht kurz über die Planung für den nächsten Tag nachdenken. Wenn ich es jetzt erledigt bin ich morgen schneller. Nach einer halben Stunde habe ich mir überlegt, dass die White Pockets ein lohnenswertes Ziel zu sein scheinen. Man braucht keinen Permit, sie sind in der Nähe der Wave und den Weg dorthin kenne ich schon. Nur wo sind sie denn genau und gerade hier beginnt das Drama. Die Wegpunkte im GPS sind irgendwie durcheinander, ich kann sie nicht so recht ändern, jedenfalls nicht in Mapsource. Vielleicht kann ich es auch einfach nicht bedienen. Eine Stunde verbringe ich mit Google Maps und Google Earth mit den Versuchen die notwendigen Wegpunkte zu erstellen und auf das Garmin Colorado zu übertragen, Fehlanzeige. GPSBabel stürzt ab wird automatisch neu gestartet, stürzt wieder ab, es blinkt alles lustig vor sich hin,Computer haben doch eine Seele und die ist seht empfindlich.
Warum nicht mal Microsoft?
Ja warum eigentlich nicht, ist schaue mir also mal die Map-Services von Microsoft Live an. Zunächst finde ich eine Vogelperspektive “meines” Hotel, cool und in starker Auflösung! Schnell wird der letzte Blogeintrag ergänzt. Die Minuten gehen ins Land. Schließlich installiere ich mir das Garmin-PlugIn für den Internet-Explorer und kann dann tatsächlich die Wegpunkte die ich bei den Live-Maps erstellt habe an das GPS senden. Prima, jetzt MapSource starten und den ganzen Krams wieder abholen, dann kann ich mit der Maus die Route planen und das wieder ans GPS schicken, Pustekuchen! Mein WegPunkte beginnen mit einem A wie AWP1 –> Ansgar White Pockets Einz – in Mapsource weit und breit nix zu sehen von AWP1. Also nochmal versuchen. Ist zwar eigentlich quatsch, warum sollte es beim zweiten Mal funktionieren. Tut es auch nicht. Wie ich so bin versuche ich es ein drittes Mal und nun lese ich auch was mir das Plug-In zu sagen hat. Das GPS abnabeln und neu starten, dass sind sie da. Und siehe da, kaum macht man es richtig klappt es auch schon, dieser Bill Gates ist mein Held. Vielleicht hat er es nicht alles selbst programmiert was ich da gerade nutze aber gut ist es trotzdem. Ich kann gar nicht verstehen warum immer alle auf diese Company schimpfe. Böse Macht und so, irgendwie erinnert es mich an die Glaubenskriege zwischen Nikon- und Canon-Anhängern oder Opel- und VW-Fahrern. Vielleicht auch ein wenig an die Fußballfans des FC Schalke 04 und Borussia Dortmund… oder Offenbach und Frankfurt …oder – ach lassen wir das!
Ok es ist nun 2h35 und ich sollte wirklich schlafen. Den Handywecker stelle ich mal auf 8h – besser ist das!
Ein paar wenige Stunde später werde ich dann tatsächlich vom Handy geweckt – total durchgefroren. So müssen sich Single-Frauen morgen fühlen. Kalte Füße bis zur Schulter und eisig kalte Hänge.
Diese “Heizung” macht nur warm wenn sie läuft, schaltet man sie ab ist es ein paar Minuten später gleich wieder kalt. Langsam verstehe ich warum die Amis so viel CO² produzieren, die Wohnungen sind miserabel oder gar nicht gedämmt, Heizungen, Autos was auch immer ist mäßig effizient.
Doch es gibt einen Lichtblick – Microsoft Live Maps – die sind zumindest um Page herum richtig gut!
Gebracht hat die nächtlich Aktion übrigens nicht wirklich was, jedenfalls keine Zeitersparnis. Es ist jetzt gleich 9h und durch die Waschanlage muss ich nämlich auch noch…
1. März 2009 – Zurück vom White Pocket
Oder: Völlig fertig
Heute morgen dachte ich ja noch es wäre eine lustiger kleine Ausflug. Doch dass es ein 9h Daueroffroadtag werden würde, das hat mich überrascht. Wie dem auch sei, ganz bist zum White Pocket habe ich es nicht geschafft, sehen konnte ich die tollen Formationen, aber es war schon spät und der Himmel hatte sich komplett zugezogen und ohne Licht ist das Belichten von Bildern leider nicht wirklich sinnvoll.
Also kehrt marsch, wieder zweimal verfahren, dann weil es so neu ist die südliche Umfahrung nach Page gewählt, kurz im Safeways was einkaufen, dann in Hotel, Bilder sichern, was essen und eine Flasche Bockbier. Das hat mich nach diesem Tag so umgehauen, ich gehe jetzt sofort ins Bett. Morgen mehr…
Hier sind ein paar Knipsbilder – wie immer direkt aus der Kamera.
Ich kann nicht mehr…
Update:
Wer den mit dem Garmin Colorado aufgezeichneten Track dieses Tages in Google Earth anschauen möchte klickt einfach hier.
Ausgeschlafen
Oder: Warum der Mensch schlafen muss
Wieder unter den Lebenden! War das ein Tag, die Nacht war wieder saukalt, aber dank der Bettwäsche vom zweiten Bett ganz erträglich. Jetzt rattert die elektrische Heizung an der Wand vor sich hin, vielleicht schafft sie es ja das Zimmer auf 18 Grad zu bekommen…
Ja, war der Härtetag gestern! Warum eigentlich?
- Keine Ortskenntnisse
- Schlecht vorbereitet
- Nur Wegpunkte im Navi keine Route
- Keine detaillierte Karte
- Niemanden den man anrufen kann wenn was schief geht
- Im Zweifel sowieso keinen Handyempfang
Aber, ich hatte Wasser und etwas zu Essen für 2-3 Tage dabei und wäre das Auto im Tiefsand stecken geblieben, es hätte mich nicht gleich in der Sonne gebraten. Schlimmer wären wohl die Nächte gewesen, darauf war ich nicht vorbereitet, wenn ich dran denke wie kalt es hier im Hotel schon ist, ich mag mir gar nicht ausmalen wie kalt es dann draußen bei den White Pockets allein im Auto gewesen wäre.
Lessons learned:
- Lieber einen warmen Schlafsack mitnehmen
- Sicherstellen, dass jemand in der Nähe ist der helfen kann
- Die Route besser planen
- Schauen ob es nicht irgendwo detailliertes Kartenmaterial gibt
Wie der Tag begann:
Morgens gab’s was zu essen, hatte ich ja schon geschrieben, dann habe ich meinen Krams gepackt und diesmal darauf geachtet, dass es alles zusammen im wahrsten Sinne des Wortes “erträglich” ist was ich dabei habe. War es dann auch, nur getragen habe ich es diesmal nur bis zum Auto hin und wieder zurück 🙂 Den Rest der Zeit hat es auf der Rücksitzbank gelegen. Das war auch gut so, denn die Ladefläche ist knüppelhart, aus stabilem Plastik und voll mit Wasserflaschen und anderem Survivalkrams.
Nachdem ich dann losgefahren bin hatte ich nur im Kopf, dass ich gelesen habe es seien lediglich 70 Meilen von Page zu den White Pockets. Ein weites Stück davon gut asphaltiert. Warum also besorgt sein und der Weg zur Wave ist ja derzeit toll befahrbar und komplett harmlos. Huch, der Sprit ist fast alle, also zur Warheap Marina, da kann man tanken. TANKEN – wieder eine dieser unbekannten Herausforderungen! Muss ich wieder schätzen was reingeht?? An der Tankstelle angekommen ist alles verlassen. Hm, auf der Zapfsäule kann man wählen zwischen Indoor und Outdoor Payment. Ich will ja einen Outdoortrip machen, also wähle ich Outdoor. Dabei frage ich mich, woher die Zapfsäule das wissen kann?? In einen Schlitz stecke ich meine Kreditkarte und hoffe sehr, dass sie auch wieder herauskommt. Sie kommt heraus, einen Pin muss ich nicht eingeben und Sprit kommt auch. Das Leben ist so schön!
Aus dieser Erfahrung habe ich gelernt:
Wenn man eine Kreditkarte auf der Straße findet sollte man sie aufheben, denn man kann damit an einigen Tankstellen kostenlos tanken! …solange die Karte nicht gesperrt ist 🙂
Eine Weile später bin ich wieder am Trailhead zur Wave. Zwischendurch hat mich ein echt mächtiger Geländewagen überholt. Der steht jetzt dort mit geöffneter Heckklappe. Wow, das Ding ist voll bis unter das Dach mit Kisten und Fotokrams. Außerdem sind sicher noch 10 andere Fahrzeuge dort. Alle wollen zur Wave, ich kann es ja verstehen, die Prospekte sagen man könne dort das Herz der Erde sehen und und und… Jährlich pilgern 25.000 Menschen mit ca. 30.000 Fotoapparaten dorthin und machen schätzungsweise 300.000 Fotos dort. Muss ich da auch hin? Vielleicht…
Für die White Pockets braucht man keinen Permit und es soll nach der Wave der zweitschönste Ort auf Erden sein, also fahre ich doch da mal hin. Heute weiß ich auch warum man keinen Permit braucht, entweder findet man die Dinger erst gar nicht oder man schafft es kaum hinzukommen weil man vorher irgendwo steckenbleibt. Ich würde sagen, bei der derzeitigen Anbindung brauchen die White Pockets auch keinen Permit, es kommt da eh fast niemand hin.
Jo, kleiner Exkurs. Vom Parkplatz an der Wave fahre ich also weiter und bin plötzlich schon wieder in einem anderen Bundesstaat. Man springt hier ständig zwischen Utah und Arizona hin und her. Ein paar Minuten später ist rechts ein weiterer Trailhead, diesmal der auf der Seite von Arizona. Ich biege mal ab um mir das anzuschauen. Zu meiner Überraschung ist jemand da. Ein Ami in den 50er mit einem dicken Truck und einem echt komfortablen Wohnwagen!!
Weiter geht’s, die Straße wird besser und man kann mit 30 bis 40 Meilen fahren. Alles ist gut, die Entfernung zum Wegpunkt AWP1 wird kleiner. 8km – 5km – 3km – la la la – das macht Spaß. Irgendwan sehe ich 6km, 7km – etwas ist falsch! Umdrehen, 6km, 5km das sieht besser aus, dann rechts ein Abzweig. Das ist zwar nicht der an meinem Wegpunkt aber laut Navi kreuzt dieser Weg die Pinewood Road und da wollte ich ja sowieso hin, also hart rechts. Die Straße wird enger und das Fahren wird schwieriger. Nach einer Weile stehe ich vor einem Zaun und auf einem Gatter steht “Keep gate closed”: Ok, Gatter auf, Auto rein, Gatter zu. In der Wegbeschreibung von Wolfgang steht ja was drin von einem Zaun. 5 Minuten späte bin ich sowas von am Ende der Welt, das glaubt man nicht. Das Auto setzt immer wieder auf und die Fahrspuren sind eigentlich keine. Es ist als würden man in vereisten riesigen Spurrillen fahren. Egal wohin man lenkt, das Auto fährt woanders hin. Das kann es nicht sein. Als der tiefe Sand zu Ende ist halte ich mal an und beschließe dann umzukehren. 30 Minuten später habe ich dann auch die Spuren der alten Ranch gefunden so wie Wolfgang sie beschrieben hat. Ich bin richtig!!! Schnell anhalten ein paar Knipsbilder machen und dann weiter, an einem Zaun entlang. Sowas hatte Wolfgang auch geschrieben. Komisch, die Entfernung zum AWP2 wird immer größer?? Doch falsch abgebogen, also wieder zurück, dann ist es richtig. Die Straße ist ganz gut befahrbar, bis ich in den BLM Jeep Trail abbiegen muss (Bureau of Land Management) der mich zu den White Pockets leiten soll. Weiter geht’s die Strecke wird enger und schwieriger. Ein Gatter nach dem anderen muss man öffnen und schließen. Es geht rauf runter, über Stock und Sein. Auf der Ladefläche vollführen Stativ, Jacken und Wasserkanister einen Tanz der an eine plumpe Version von Schwanensee erinnert.
Im Tiefsand sind teilweise heftige Bodenwellen versteckt und das Auto springt richtig hoch wenn man mit Vollgas durch die Passage fährt. Die Getriebeuntersetzung hilft und das Sperrdifferential kann man an den schwierigen Stellen zuschalten. Der Nissan ist cool, alles geht auf Knopfdruck oder mit einem Drehschalter. Der Motor klingt wie ein großer Achtzylinder – ich muss irgendwann mal zählen wie viele Zylinder es wirklich sind.
Zwischendurch lege ich den ein oder anderen Fotostopp ein und fühle mich an die Bilder von Wolfgang erinnert “Hier hat er die also gemacht!” Während sich der Nissan durch den Sand kämpft habe ich ein echt schlechtes Gewissen und stelle mir vor wie ich das Auto zurück bringe und in das entsetzte Gesicht des Autovermieters schauen muss. Dann fällt mir die letzte Szene mit dem Bluesmobil vor dem Finanzamt ein, die als die Blues Brothers das Auto verlassen und es dann auseinander fällt. Dann denke ich an das tote Schaf im White Water Canyon dann immer wieder “Never hike alone”. Dann LEBEN, zwei freundlich winkende Indianer in einem gelben Jeep, es gibt hier doch Leben! Klar, irgendwer muss sich ja hier um die paar Kühe kümmern die hier immer mal wieder in der Gegend stehen.
Sie haben Ihr Ziel erreicht – fast!
Während es Stunde um Stunde weiter geht zieht sich der Himmel zu und als ich die White Pockets vor der Nase habe ist die Sonne komplett verschwunden. Foto muss man belichten nicht beschatten! Außerdem ist es schon 15h. Ich habe fast 5 Stunden für den Hinweg gebraucht, wenn ich nun 2 Stunden bei schlechtem Licht Fotos mache die niemand sehen will, dann habe ich noch eine Stunde Tageslicht für die Rückfahrt. Das heißt im Zweifel mehrere Stunden durch Tiefsand & Co. in der Dunkelheit! Derzeit ist der Mond nur ein Sichel, spendet also kein Licht, dann Wolken am Himmel. wenn es hier dunkel wird dann richtig!!!
Der Rückweg
Also bin ich vernünftig und fahre wieder zurück. Nach 10 Minuten sehe ich im Rückspiegel drei Qaudfahrer – LEBEN – an einer Passage kann ich sie überholen lassen. Am nächsten Gatter hole ich sie wieder ein, sie lassen mich durch, sehr nett. Das gibt ein gutes Gefühl, wenn was schief geht ist vielleicht jemand hier. Dann verzweigen sie die Wege. Das Navi zeigt Höhenlinien an – toll – sie sind schwarz – die Route die man gefahren ist leider auch – nicht toll. Bei all dem Geschaukele wackelt das Navi an der Scheibe so herum, dass man auf dem kleinen Display eh fast nicht ablesen kann. Ich versuche also einfach meinem Hinweg in umgekehrter Richtung zu folgen und denke mir “Jetzt nur keine Experimente”.
Das Colorado 300 macht keine Ansagen, da ich mich so auf den Weg konzentrieren muss um nicht stecken zu bleiben oder vor einen Baum oder in einen Abgrund zu rauschen bin ich an einer der Abzweigungen dann doch mal wieder falsch. Einmal sogar total falsch, es geht dann gut 15 Minuten zurück in die andere Richtung. Shit!
Schließlich habe ich doch die House Rock Valley in Richtung The Wave gefunden. Es ging doch relativ zügig weil ich keine Fotostopps gemacht habe. Also doch ein Experiment und zwar biege ich links in Richtung Süden ab um dieses Plateau von der südlichen Seite zu umrunden. Die Straße ist in brauchbarem Zustand, man kann 30 – 40 Meilen fahren ohne einen Achsbruch befürchten zu müssen. Lalala, machen wir doch mal das Radio an.
Radio hören
Ein sehr kurzes Kapitel, von den 50 Sendern mit guter Musik von denen die Amis immer schwärmen gibt es hier keinen einzigen. Entweder unverständliches Gelaber, gar keinen Empfang oder Mittelwelle. Ein kurzes Kapitel – AUS.
Nach ein paar Zwischenstopps an der Navajo Bridge und ein paar Sonnenuntergängen bin ich dann um 19h im Safeways und kaufe mir ein paar Sachen zu Essen ein.
Die Verkäuferin ist echt mächtig, richtig dick und ein älteres Semester. Sie tippt alles in die Kasse und will dann 80 Dollar haben. “Do you have a Safewayscard mister?” Nein habe ich immer noch nicht. Während ich in meiner Börse krame frage ich mich warum ich für 80 Dollar Lebensmittel gekauft habe. Niemals hungrig einkaufen. 12 Flaschen Bier, 24 Dosen Cola – ich bin schon fast assimiliert!
Dann sind es plötzlich nur noch 70 Dollar und die Kassiererin überreicht mir mit dem nettesten Lächeln das man sich vorstellen kann den Kassenzettel und einen auf dem was von Bonus & Co draufsteht. Dabei sagt sie “And so we saved you more than ten dollars sir!!” Ich bin ihr echt dankbar und gebe ihr meinen letzten 100er. Bald muss ich mal einen Travelercheck einlösen!
Endlich daheim
Im Hotel gibt es noch was zu essen und dann geht es fast sofort ins Bett – was für ein Tag…
Update nach dem Frühstück
Eben habe ich entsetzt festgestellt, dass heute schon Sonntag ist und meine erste Woche in den USA schon fast durchlebt ist. Ich kann es gar nicht glauben und schaue sicherheitshalber nochmal nach:
http://wwp.greenwichmeantime.com/time-zone/usa/arizona/page
Es stimmt, es ist Sonntag – heute vor einer Woche war ich zu dieser Zeit irgendwo über Kanada – das Leben ist verrückt. Nur gut, dass ich gestern ordentlich eingekauft habe, denn heute sind wahrscheinlich alle Geschäfte geschlossen. Wolfgang ist jetzt vielleicht auch gerade über Kanada. Morgen um 9h wollen wir uns uns Kanab am Field Office treffen um einen besser zwei der heiß begehrten Permits für die Wave zu ergattern. Welche Zeitzone ist denn Kanab schon wieder… Also in der Wikipedia kann man lesen, dass Kanab UTC-7 hat, es sollte also die gleiche Zeitzone wie Page haben. Um ganz sicher zu gehen werde ich aber morgen eine Stunde eher aufstehen und um 6h30 aufbrechen. Schließlich will ich Kumpel Wolfgang nicht enttäuschen, er kommt extra deshalb aus Teneriffa hierhin!
Bei der Suche nach der korrekten Zeit bin ich gerade auf die Seite gestoßen – ganz nett:http://www.kaneutah.com
Tagesplanung
Heute mache ich es mal ganz ruhig, einfach mal den Ort hier anschauen, den Staudamm, ein bisschen Hiken.
2. März 2009 – Kanab
Oder: Sicher ist sicher!
Nach der heftigen Offroad-Tour von gestern habe ich mir heute mal einen ganz ruhigen Tag gegönnt. Erst habe ich mir ein paar Toadstools angesehen. Das sind witzige Türme aus Sandstein, auf denen teilweise oben ein dicker Felsbrock drauf liegt. Ist alles nix für Bilder die von den Votingexperten der fotocommunity gut geheißen würden, sondern eher was zum ganz in Ruhe anschauen und dran freuen. Die Gegen drum herum ist famos aber alles ist eher eine “Morning Location”. Mittags wenn die Sonne hochsteht sehen die ohnehin kauf vorhandenen Farben eher langweilig aus. Ich hab trotzdem ein paar Hundert Knipsbilder gemacht, mein Stativ lasse ich derzeit meist im Auto. Es ist bei den meisten Locations tagsüber so hell, dass man locker mit einer 1/250s oder kürzer aus der Hand knipsen kann.
Nach dieser kleinen Exkursion habe ich in Kanab mal geschaut wo das Field Office ist, in dem morgens die Permits für das “Herz der Erde” – die vielgelobte “Wave” verlost werden. Sicher ist sicher – Wolfgang hat sich für morgen um 9h angesagt und wir sollten uns nicht verpassen. Das ganze ist einfach zu finden und ich verstehe jetzt auch warum es in diesem kleinen Nest, das fast nur aus Fressbuden und Tankstellen besteht einen Google-Streetview gibt. RICHTIG – vor dem Kanab Field Office! Damit es auch jeder der bereits erwähnten 25.000 jährlichen Besucher findet. So ganz verstehe ich allerdings die Rechnungen bzw. Angaben der Verwaltung nicht. Wenn 25.000 Leute pro Jahr die Wave besuchen, dann wären das maximal 68 Besucher pro Tag. Wenn das so ist, warum werden dann nur 10 Permits am Tag verlost?? Das ist mir alles (noch) sehr supekt!
Hier drei Bilder zum Field Office. 1. Das freundliche Eingangsportal, 2. der Halle des Glücks 3. Links abbiegen beim Motel
Was mir gerade einfällt…
- Was sieht man wenn 5 Japaner aufeinander treffen? Richtig – 16 Fotos!
- Was seht man wenn 4 Amis in Page aufeinander treffen? Richtig – 32 Zylinder!
Ok, was wollte ich schreiben – ach ja – auch dem Rückweg war ich noch am Scenic View Point auf der südlichen Seite des Staudammes.
Kurze Exkursion:
- Süden ist immer unten
- Norden ist oben
- Osten rechts
- Westen links
- Wenn es anders ist sollte man die Karte oder Navi im 90°, 180° oder 270° drehen
- Links ist da wo der Daumen rechts ist!
Da der Lake Powell oberhalb – also NÖRDLICH des Staudammes ist sieht man südlich, also auf der anderen Seite viel weniger Wasser. Das ist auch gut und richtig so, sonst wäre der Lake Powell nämlich leer. Und was ist ein leerer See – richtig – weg! Klingt zwar komisch, iss aber so!
Also kraksle ich da so rum und knipse mal wieder jeden Stein als ich auf dem Rückweg zum Auto einem echt alten Ami in die Arme laufe der sich gerade echt mühsam aus seinem Auto gequält hat. “Is the river down there?” “No sir, there are only lots of stones!” “Can I see the river there?” fragt er mit brüchiger Stimme und weist mit zittriger Hand in die andere Richtung auf ein Geländer das nach unten führt. “I’m not shure you can get into the river there!” rutscht es mir heraus – er grinst mich an, so wie nur ein alter Amerikaner grinsen kann und sagt dann “I just wanna see it!”
Ok, ich gehe schon mal vor und während der ersten 100 Fuß fällt dann auch bei mir der Papiergroschen (wie fält ein Papiergroschen? Richtig: GAAAAANZ LAAAANSAAAMM)
Er wollte also nicht baden sondern nur mal gucken! Was auch sonst, mit sicher 80 Jahren!
Hier ist er mit drauf…
Irgendwie bin ich derzeit abends immer ziemlich erledigt und bin dann froh wenn die Sonne weg ist und ich es mit meiner Fotografiemanie in Einklang bringen kann, einfach mal an Notebook im Hotelzimmer zu sitzen und den Tag nochmals Revue passieren zu lassen. Außerdem wartet derzeit immer eine nette Erfrischung auf mich…
So manches Mal habe ich dabei auch ein schlechtes Gewissen, weil die Nachrichten die mich per Mail von daheim erreichen nicht wirklich toll sind. Aber ich bin weit weg, richtig weit weg und das noch ne ganze Weile. Auch wenn es fast unanständig klingen mag , ich bin derzeit ganz froh weit weg von alle dem zu sein. Bitte nehmt es mir nicht übel!
Und wie sagte einst der Terminator alias Arnold Schwarzenegger so schön – I’ll be back
In diesem Sinne!
Noch schnell der Link zur Diashow des Tages.
21h Ortszeit – Update:
Da sitze ich schon barfuß im Hotelzimmer, die Heizung läuft und mein tägliches Blog ist geschrieben als plötzlich das Telefon klingelt. Au Backe was ist denn das – wer kann mich hier bloß anrufen – Auto kaputt – Polizei – irgendwas falsch gemacht – ich nehme ab und sage freundlich “Hallo” – man kann nie wissen wer gerade dran ist – “Gehen wir Abendessen?” – “Wolfgang?” – “Jo!” – “Du schon hier???” – “Jo!” – “Wo bist denn Du????” – “111” – “Alles klar, ziehe mir nur gerade die Socken an!”
Konversationen zwischen Männern sind manchmal sehr speziell und oft sehr einfach. Man stelle sich die gleiche Situation zwischen zwei Frauen vor:
Ring Ring – “Huch, wer kann des das wohl sein? . . . Geh ich ran … oder nicht . . .. . . . . . .Stefanie Muster – Who ist speaking!” “Ja Hallo meine Süße hier ist die Caro!” (Die Namen sind frei erfunden und beziehen sich weder auf lebende noch verstorbene Personen.) “Ja Caro meine Süße wie hast Du mich denn hier gefunden, ich habe mir gerade die Nägel lackiert und mir war so kalt da habe ich Heizung angestellt und mein Kirschkernkissen ist gerade in der Mikrowelle.” “Ach Schätzchen das war doch gar nicht so schwer. Du, an der Rezeption da ist ein echt Süßer… “ “…Steve – kenne ich GUUUT” “Was echt, nu sag aber mal … wie gut?” “Hach Schnuckimäuschen ich kenne ihn halt, wir haben das ein oder andere mal beim Frühstück geplaudert.” “Ach geplaudert nennt man das jetzt Hasilein?” “Ja was denkst denn Du?” – – – 23 Minuten später – – – “Du sag mal Mäuschen, hast Du nicht Lust noch eine klitzekleine Kleinigkeit zu essen?” “Hach eigentlich habe ich ja schon und ich mache doch gerade diese tolle Diät…” – – – 10 Minuten später – – – “Ok, dann sehen wir uns in 5Minuten in der Lounge!” “Ja meine Süße bis gleich, Du bist ja so flexibel!”
Uff – da ist es doch besser man hebt ab und das andere Ende sagt nur “Gehen wir Abendessen?” “Jo, bin gleich startklar!” – Männer kommunizieren effizienter – manchmal jedenfalls :-]
Hausaufgabe für die Daheimgebliebenen:
Bitte analysiert diese Gesprächssituation und gebt im Rahmen eines Kommentars zum Blog Eure Meinung wieder. Bitte beantwortet in diesem Zusammenhang auch die folgende Fragen:
- Wer kommuniziert effizienter A) Männer B) Frauen
- Wer ist spontaner A) Männer B) Frauen
- Wer kommt besser mit vertauschten Antworten zurecht A) Frauen B) Männer
Unter allen Kommentierenden wird eine Flasche “Sierra Nevada Early Spring Beer” oder kurz ESB verlost. Das hat jetzt nichts mit SOA oder so zu tun – das Zeug heißt wirklich so!
Zum Schluss habe ich hier noch den Track des Tages. Da kann man schön in Google Earth schauen wo der Toadstool Hoodoo steht und wo ich überall herum gekrakselt bin.
3. März 2009 Coyote Buttes
Oder: Das Glück ist mit den Tüchtigen
Nachdem Wolfgang gestern so überraschend hier eingetrudelt ist sind wir heute um 7h30 in Richtung Kanab aufgebrochen um beim Kanab Field Office an der Verlosung der Permits für die Wave teilzunehmen. Erst wollte wir noch einen Fotoabstecher machen, aber die Zeit war knapp und es war auch gut so. Um 9h startet die Verlosung, wir waren um 8h55 Vorort. Der letzte ausgefüllte Antrag auf einen Permit kam von mir. Sekunden später ging es dann auch schon los. Die resolute Mitarbeiterin rief der Reihe nach alle Namen auf den Antragsformularen auf. Wenn sich jemand gemeldet hat, hat sie eine fortlaufende Nummer in einen extra dafür reservierten großen freundlichen Kreis auf dem Formular geschrieben und anschließend eine kleine passend nummerierte Holzkugel auf einem Brettchen mit vielen kleinen Dellen herausgenommen und es in eine Lostrommel aus schwarzem Drahtgeflecht geworfen, die seitlich eine kleine Kurbel und unten eine Art Rutsche für die Gewinnerkugel hat.
Als alle Anträge durch waren begann die große Show. Die Dame begann an der kleinen Kurbel zu drehen und wie beim Lotto im Fernsehen rollten die kleinen Holzkügelchen wild in der Lostrommel hin und her. Nach einigen Sekunden änderte die Dame die Drehrichtung bis ein der Kugeln unten aus der Trommel herausfiel und über die Rutsch gegen einen Anschlag rollte.
Nervenzerreißende Spannung lag in der Luft! Ich hatte Nummer 2, Wolfgang Nummer 1 – eigentlich hatten wir gemogelt. Er hatte seine Frau als zweite Person auf den Antrag geschrieben, ich meinen Sohn. So haben wir unserer Chancen heimlich verdoppelt. Die erste Kugel rollt und – Mist weder 1 noch 2. Die Dame ruft einen Nahmen und jemand tritt an den Tresen heran. Er hatte gleich mehrere Hiker auf seiner Liste eingetragen, ich glaube es waren 4 Personen. Also durften noch weitere 6 Personen ausgelost werden. Wieder dreht sich die Trommel, wieder jemand anders, 2 Personen – 4+2 = 6 –> Rest = 4 …es geht weiter die Trommel rotiert und rotiert – während sie sich dreht schaut die resolute Dame in die Runde und ich glaube sie verspürt in diesem Augenblick so etwas die “absolute Macht” – jedenfalls schien sie es zu genießen! Dann – wieder eine andere Zahl – 2 Personen –> 8 Wanderer – Rest = 2 …die Trommel rotiert, die Dame genießt, die beiden Frauen neben mir ballen Ihre Hände zu kleinen Mädchenfäusten und halten sie vor ihr Gesicht – dann “Number 2 – where ist Husgar?” Ich bin Husgar – wenn ich dafür einen Permit für zwei Personen bekomme, darf sie mich auch gern Husgar nennen 🙂 Artig bezahlte ich meine 14$ und tue so als würde ich Wolfgang nicht weiter kennen, schließlich hatten wir ein wenig gemogelt!
Während ich schon mal draußen im Auto warte, hält Wolfgang noch eine Plauderrunde mit der Dame ab und organisiert und zwei Permits für Coyote Buttes in der Nähe der Wave – FÜR HEUTE! Na, da gab es auf dem “Heimweg” keine Diskussion was wie heute noch anstellen, sondern einen 11 Stündigen “Umweg” über die Coyote Buttes. Vorher haben wir uns aber noch mit einem richtigen amerikanischen Frühstück gestärkt. Kaffee, Rührei, Speck, Bratkartoffeln, Toast – LECKER!
Dann ging es zur Tanke und los in Richtung Wave. Am Trailhead der Wave sind wir dann achtlos vorbei gerauscht und waren um etwa 12h dann bei den Coyote Buttes. Dort haben wir dann den Tag verbracht. Jeder ist so seiner Wege gegangen und gemeinsam haben wir so ziemlich alles abgeknipst was es da zu sehen gibt – und es gibt dort echt viel zu sehen!
Als der Tag um 17h langsam zur Neige ging, habe ich den Rückweg in Richtung Auto angetreten und nicht schlecht gestaunt, als dort eine Horde Leute damit beschäftigt war Zelte aufzustellen und einen richtigen kleinen Ofen anzuwerfen. Ich war total fertig, Wolfgang nicht in Sichtweite. Da kommt ein alter Mann auf mich zu, begrüßt mich sehr freundlich und fragt mir dann ein Loch in den Bauch. Er war richtig interessiert, ich sollte sogar meinen Namen buchstabieren. Nein nicht Husgar – Ansgar! Seine Frau und er sind vor 7 Jahren aus Houston in Texas nach Page umgezogen. Er hat erzählt, dass unter den 4.000.000 Menschen in Houston die Kriminalitätsrate so hoch sei, dass es ihm dort keinen Spaß mehr gemacht hätte. Hier im Südwesten wäre alles viel ruhiger, die Menschen netter und das Klima wunderbar. Recht hat er, da kann ich nur zustimmen! Nach einer Weile Smalltalk kommt einer der anderen Camper zu mir rüber und das ganze beginnt erneut – die waren da richtig nett!
Kurz bevor die Sonne verschwindet mache ich mich auf den Weg um meinen kanarischen Tourguide Wolfgang zu finden. Ich habe ich in dem Felsmassiv auf der anderen Seite vermutet. Dort angekommen bin ich einfach total platt welch atemberaubende Formationen und Farben es dort gibt. Leider spielt die Sonne gerade Kapriolen und ich versuche an einer Stelle die mich an Stonehenge erinnert ein 360° Panorama zu fotografieren.
Dann kommt für wenige Augenblicke die Sonne nochmal unter der Wolkendecke hindurch – “The perfect light!” – leider nur für ca. 60 Sekunden. Das reicht gerade für zwei Fotos, danach ist das Schauspiel auch schon wieder vorbei.
Zurück beim Auto ist Wolfgang dann auch wieder da und hat sich schon sehr gut mit den Campern angefreundet. Es hätte mich nicht gewundert wenn er schon ein Steak verdrückt hätte!
Wir packen zusammen und machen uns auf den Heimweg. Wie bei meiner letzten Tour zu den White Pockets – die sind gleich in der Nähe – nehmen wir die südlichem Umfahrung um das große Plateau. Um 20h30 sind wir todmüde im Safeways an der Kasse, Salat und Sandwiches liegen auf dem Band. Der Salat ist schon weg, das Sandwich gibt es morgen Mittag an der Wave!
So, nun werden die Bilder gesichert, die Akkus aufgeladen und dann geht es ins Bett. Morgen sind wir um 10 bei “THE WAVE”!
Hier die Bilder des Tages von Wolfgang.
Hier ist meine kleine Diashow.
4. März 2009 – The Wave
Oder: Warum Permits ok sind
Heute war der Tag der Tage! Und am Ende dieses Tages bin ich so fertig, dass ich kaum noch Piep sagen kann. Die Wave ist ja nicht so sehr weit vom Trail-Head entfernt , aber wenn man dort den ganzen Tage verbringt, komplettes Marschgepäck hinschleppt und dann auch noch mehrere Kameras und eine kleine Kollektion von Objektiven dabei hat, dann wird es anstrengend.
Wolfgang ist da viel cooler, er ist wie immer auf alles bestens vorbereitet. Er hat ein Superzoom an der Kamera und fertig. Damit der Sand das Ding nicht zerstört gibt es einen leichten Beutel, fertig. Im Rucksack sind Getränke und Fressalien, keine Fotosachen – auch fertig. Auf halbem Wege zieht der die warmen Sachen aus, legt sie auf den Boden, etwas zu Trinken dazu und einen perfekt laminierten Hinweis, dass er das alles abends wieder abholen wird. “Be prepared – von ihm kann man was lernen!” Die Sachen waren übrigens abends noch da und es hatte auch niemand den Apfelsaft ausgetrunken! Es funktioniert – Be Prepared!
Nach “Never Hike Alone!” kenne ich nun schon eine zweite wichtigen Redewendung: “Be Prepared!”
Be Prepared
Ja, was heißt das eigentlich? Ich denke es ist im wesentlichen die Erfahrung aus 20 Jahren USA. Doch auch der USA-Youngster kann sich besser vorbereiten. Gestern wollte ich einen Schritt in diese Richtung unternehmen und die Festplatte mit meinen wertvollen Bilddateien vor unberechtigtem Zugriff schützen. Das hat funktioniert – leider so gut, dass ich sei heute nicht mehr wieder finde. Sie ist sicher irgendwo aber wo? Wenn man schon was versteckt sollte man sich auch merken wo man es gelassen hat. Meine Bilder der letzten Tage sind jedenfalls derzeit erst einmal WEG!
Was mir gerade zum Thema “Be Prepared!” noch einfällt. Gestern bei den Coyote Buttes haben wir einen alten Mann getroffen. Er hat Wolfgang erzählt, dass er schon vor 40 Jahren das erste Mal bei der Wave war. Damals gab es noch keine Straße dorthin und er ist mit einem ortskundigen Führer losmarschiert. Der Führer hat damals 500$ für diesen Hike verlangt. Gemessen daran sind untere 2×7 Bucks und mehrere 15 Minuten ein Klacks! Man bedenke, das ist 40 Jahre her!
Und noch was fällt mir ein. Einige der Besucher wohnen direkt um die Ecke und wussten nicht, dass hinter der Wave noch die Second Wave liegt. Schlechte Vorbereitung schränkt den Horizont ein! (Was ich wohl im Leben alles nicht gesehen habe, was ich hätte sehen können????)
The Wave
Wie dem auch sei, der Tag begann um 7h – Zähneputzen – Körperpflege – Eating Right – Schuhe anziehen und los… Wolfgang hat schon gewartet. Meine Uhr ging nach! Bei all dem Hin- und Her mit Zeitzonen und 28 Tagen im Monat ist der Minutenzeiger locker um 10 Minuten verrutscht. Das hat dann unsere gesamte Planung ins Wanken gebracht. Ein wenig was konnten wir aufholen, aber Im Steakhaus waren wir 6 Minuten zu spät!!
Diesmal sind wir mit Wolfgangs komfortablen Toyota zum Trailhead gefahren. Das war witzig, denn auf dem Rückweg konnte ich jeden Grashalm filmen! Außerdem liegt der Toyota besser auf der Straße als der Nissan XTerra – es ist auch eine andere Kategorie! Jedenfalls sind wir mit Warp-Geschwindigkeit zu Wave gefahren und haben zwischendurch mehrere Autos überholt. Vom Trailhead ging es dann los. Ich dachte man müsste nur kurz um den Berg laufen und da wäre dann schon alles. Weit gefehlt! Eigentlich ist dieser Beauty Point nichts für echte Amerikaner, denn er er ist deutlich mehr als 50m von ihrem Auto entfernt. Ich kam jedenfalls ganz schön ins Schwitzen und die Schultern tun immer noch weg! Der Weg war dann doch etwas weiter und mit dem ganzen Fotokrams für einen untrainierten Schnellklicker anstrengend! Ok, es gibt – aber ich muss gleich dringend duschen! 🙂
Wolfgang hat mich dabei immer wieder an meine Kindheit erinnert. Immer wenn ich so richtig fertig aussah hat er mich aufgemuntert und gesagt “Na los jetzt, es sind nur noch 15 Minuten!!” Es hat gewirkt und nach 5 oder 6 mal 15 Minuten waren wir auch schon da!
Unterwegs haben uns dann die Leute überholt die wir zuvor mit dem Toyota abgehängt hatten. Wir haben ein wenig Smalltalk gehalten und die übliche Frage “Where are you from?” beantwortet. Wolfgang ist das schon sehr professionell und sagt immer er käme aus der Nähe von Frankfurt – denn Frankfurt kennen die meisten Wanderer die man im Südwesten so treffen kann. Jedenfalls war es lustig, dass einer der Amerikaner gleich nach gefragt hat ober Wolfgang vielleicht aus Mainz kommt. Schließlich ist Mainz in der Nähe von Frankfurt! Da habe ich dann eingehakt und erzählt, dass ich schon oft in Mainz war! “When have you been to Mainz?” “I think you were not born then, it was in 1965!!” “Not really, I was one year old!” Danach ging dann die Rechnerei los, irgendwer aus der Truppe war schon 1960 in Deutschland, fünf Jahre bevor ich ein Jahr alt war oder so… Alles sehr komplex!
Permititis – Update!
In den letzten Tagen hatte ich ja ein wenig abgelästert wegen der Permititis und so weitert. Aber ich muss sagen, es ist doch berechtigt. Die Sandsteinformationen der Wave sind so fragil, dass schon die wenigen Besucher täglich deutliche Spuren hinterlassen. Ohne Permit könnte man dort auch nicht wirklich fotografieren, denn es stünden immer wieder Leute im Weg! Der Anfang des Weges kurz hinter dem Parkplatz ist jedenfalls schon total zertrampelt. Wenn da täglich 100 und mehr Leute entlang wandern würden, die Wave wäre wohl schnell zerstört.
An der Wave angekommen habe ich dann den bislang mit Abstand coolsten Fotospot der ganzen Reise erlebt! Die Wave und auch die nachgelagerte Second Wave sind wirklich einmalig. Tolle Sandsteinformationen gibt es hier habe echt viele, aber die Wave ist einfach perfekt!
Vorort haben wir dann ein paar Leute vom Vortag wieder getroffen, die wir schon bei der Verlosung gesehen hatte. Es waren auch zwei Fotofreaks aus Südafrika dort, die eigentlich auf dem Weg nach Köln waren! Das kann auch einfacher gehen, aber einer der beiden hatte eine brandneue Nikon D3x im Gepäck, nebst allen neuen Nobelgläsern!! Die hat er meiner Meinung nach in den USA gekauft, daher der kleine Umweg 🙂 Sein Fotokumpel war vom anderen Ufer – er benutzte eine Canon 1 DS II oder III – ich kenne mich da nicht aus. Ok, ist nix schlimmes – Wolfgang fotografiert ja auch mit der “falschen Marke” 🙂
Die beiden Südafrikaner haben dann mehrere Stunden auf dem Boden gelegen, den Tag genossen und auf das Abendlicht an der Second Wave gewartet. Kurz bevor es spannend wurde, haben sie sogar einen großen Pinsel heraus gekramt und einige der filigranen penibel freigepinselt – Echte Profis – so schien es mir jedenfalls! Wie dem auch sei, als die Sonne dann endlich tief stand, standen die beiden Jungs auch tief – egal wie sie waren immer im Weg! Also habe ich die kurze Linse dran montiert und mich dazugestellt um auch ein wenig mit dem Spiegel zu klappern. “What camera do you have there? Ab a Nikon D300, it has twelve Megapixels, hasn’t it?” “Yes it has!” …du alter Sack und ich weis auch genau warum Du mich das gefragt hast, nur weil du das doppelte hast und Deine breiten Schultern den schweren Klotz auch schleppen können! Nächste Woche beginne ich mit Bodybuilding und dann kaufe ich mir auch ne D3x!! 🙂 …ok, vielleicht auch nicht…
Bei der Verabschiedung sagt Wolfgang dann zum Canonknipser “Ok, see you next time!” Dieser grinst nur und sagt dann “When will that be?” – Recht hat er – vielleicht bei der Photokina in Köln wenn Nikon nächstes Jahr die D4x vorstellt. Dann frage ich seinen Kumpel wie viele Pixel er hat :-]
Ok, die Sonne war weg, 1000 Bilder auf der Speicherkarte und wir treten den Rückweg an. Diesmal aber einen anderen als den Hinweg. Und der war richtig cool. Es geht “hinten herum” den Berg hinab, dann durch so etwas wie einen kleinen Canyon. Am “Basislager” mit den Klamotten und Getränken gibt es eine kleine Pause. Auf dem Rest des Weges verquatschen wir uns so, dass wir den richtigen Weg doch nicht nehmen weil wir beide nicht auf unsere GPS-Systeme geschaut haben. Letzlich laufen wir fast so etwas wie eine große 8 mit einem Basislager in der Mitte. Später packe ich mal das KMZ hier dazu, dann kann man sich alles in Google Earth anschauen! Ein kleines Video habe ich auch gemacht, das gibt es dann auch noch.
Pünktlich um 19h06 waren wir jedenfalls hier am Steakhouse. Ofenkartoffel, Sour Cream, Steak, Corono – eine einfache Bestellung! Da saß ich also vor meinem ersten amerikanischen Steak, und es war gar nicht schlecht. Ok, mit dem El Chico in Mainz kann es nicht mithalten, aber das können die wenigsten Steakhäuser! Aber es war doch lecker – und nun bin ich satt und trocken daheim an meinem Notebook. Die Internetverbindung geht wieder, jemand hat wohl am Stecker gewackelt und alles ist gut!
Morgen geht es dann um 8h30 zum Frühstück und danach zum Blue Canyon – mal schauen wie viele 15 Minuten die Wanderung dort dauert….
Hier gibt es die Diashow zum Tag an der Wave.
Wolfgang hat seine Bilder auch schon online.
Update Januar 2011: Das Video des Tages gibt es leider mehr weil Microsoft seinen Videodienst SoabBox mittlerweile eingestampft hat – Schade! Aber die Videos habe ich noch irgendwo auf einer Festplatte und beizeiten lade ich sie mal bei Youtube hoch.
Update – 04.03.2009 – Nun ist auch ein Bild der Wave in der Fotocommunity zu sehen:
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/586976/display/16237433
Update vom 1. April 2009 (Kein Scherz)
Es ist mitten in der Nacht, kurz vor drei Uhr deutscher Zeit. Ich kann nicht recht schlafen, das Jetlag hat mich im Griff…
Hier die versprochene Trackauswertung des Hikes zur Wave:
Hier gibt es das KMZ zum selber gucken.
Hier habe ich ein GPX mit dem Rundweg um die Wave abgelegt. Einfach downloaden und mit Mapsource öffnen, dann ins Garmin Colorado oder kompatible Geräte übertagen. Ich hoffe es klappt mit dem Permit! Wünsche viel Spaß bei dieser Wanderung.
4. März 2009 – Blue Canyon
Oder: Warum der Blue Canyon gar nicht blau ist!
Sodele, es ist 7h43, ich muss noch durch die Waschanlage und dann geht es ab in Richtung Tuba-City zum Blue Canyon. Wird sicher wieder spaßig. Mehr dann heute Abend!
Wer schon mal schauen will was es dort gibt klickt hier.
19h10 – Update
Frühstück
Und wieder ist ein Tag in Arizona rum! Vor Antritt der weiten Fahrt zum Blue Caynon sind wir erst einmal ganz gemütlich bei Denny’s zum Frühstück gewesen. Wer sich die Homepage von Denny’s anschaut sieht dann auch sehr schnell was man dort unter “Real Breakfast” versteht! Für 7,99$ gibt es etwas das hier: “Three scrambled eggs with Cheddar cheese, two bacon strips and two sausage links, plus hash browns or grits and choice of bread.” Dazu dann Kaffee bis zum Abwinken, ein großes Glas O-Saft und zwei Buttermilk Pancakes mit Sahne und Sirup – Yep – danach ist man so richtig voll. Wer das alles essen kann, ich jedenfalls nicht! Und so musste ich dann auch mehr als die Hälfte zurück gehen lassen. So ganz verstehe ich diese riesigen Portionen hier nicht. Entweder ist der übliche Gast total verfressen oder man versucht sich durch Masse von den Mitbewerbern abzuheben. Na egal, es ist jedenfalls reichlich und preislich ganz ok. So ein Riesenfrühstück kostet ca. 15$.
Endlich los
Nach dem Frühstück ging es dann mit meinem Nissan los in Richtung Süden. Die Entfernungen sind hier teilweise so groß, man sagt gar nicht so genau wohin man fährt. Sagt man einem nativen Amerikaner in Page, dass man in Richtung Süden fährt, dann weiß der schon Bescheid, denn die nächste Stadt im Süden ist ungefähr 100 Meilen weit weg. Wo will man dann sonst schon hin… So sind wir also nach Tuba City gefahren. Wer diesen Namen das erste Mal hört denkt sicher gleich an deutsches Liedgut, an Volksmusik, an Schützenfest & Co. Aber weit gefehlt, in Tuba City gibt es keine Tuben! Jedenfalls haben wir keine gesehen 🙂 Aber wir waren ja auch gar nicht richtig dort sondern sind bei den drei Tankstellen am Ortseingang scharf rechts auf die 264 abgebogen. Beim Mile-Marker 355 ging es dann links auf die Dirt Road 6240. Diese unbefestigte Straße lässt sich ganz gut fahren. Bei 20 Meilen pro Stunde rappelt es ganz ordentlich, bei 40 Meilen ist es ok, ab 60 Meilen fliegt man! Wenn man bedenkt, dass man hier auf den großen Hauptstraßen außerhalb geschlossener Ortschaften in der Regel 65 Meilen schnell sein darf, dann sind 60 Meilen auf einem Feldweg ein gewisses Abenteuer. Irgendwann hat Wolfgang mich dann auch gefragt ob mir klar sei, dass das hier alles nicht versichert sei. Recht hat er, alos fahren wir mit dem schönen neuen Mietwagen ein wenig langsamer, so 55 Miles/hour 🙂
Der Blue Canyon
Nach ungefähr 20 Meilen biegt man dann rechts ab und ist bei den lustigen weißen Sandsteinformationen mit den dunkelbraunen Zipfelmützen. Niedlich sehen sie aus und fragil sind sie! An vielen Stellen sind die tonnenschweren Zipfelmützen schon abgestürzt. Ich möchte nicht wissen wie das jeweils gerummst hat. Diese Felsformationen bestehen eigentlich gar nicht aus richtigem Fels so wie man sich bspw. das aus Alpen vorstellt. Vielmehr ist es alles hell grauer Modder der hier von Wind und Regen langsam aber sicher weggespült wird. Auf diesem Modder haben sich im Laufe der Evolution festere Schichten aus braunem Sandstein gebildet. Teilweise ist der Sandstein mit weißen Linien durchzogen, was dann ganz witzig aussieht. Auf einem Stein sah es aus als hätte jemand eine Flasche darauf gemalt. Der Wind war relativ unerbittlich und es war soviel Sand in der Luft, dass an den Wechsel eines Objektives im Freien gar nicht zu denke gewesen wäre. Also bin ich mit der F100 und der D300 parallel losgezogen. So konnte ich vieles parallel auf Film und auf Chip bannen. Wolfgang hält mich sicher immer für total bekloppt wenn er mit seinem Fliegengewicht umherzieht und mich mir dann aus der Ferne zuschaut wie ich mich mit meinem ganzen schweren Fotokrempel abmühe.Immer wieder sehe ich abgestürzte Zipfelmützen und frage mich, wie lange es das alles noch geben wird…
Eines der großen Highlight ist “Merlins Zipfelmütze”
Coalmine Canyon
Nachdem wir ein paar Stunden lang alle Zipfelmützen aus unterschiedlichen Perspektiven abgeknipst hatten sind wir dann in Richtung Tuba City zurück gefahren um einen Zwischenstop beim Coalmine Canyon einzulegen. Es war stürmisch wie die Hölle, die Sandkörner waren waagerecht unterwegs und der Sprit ging zur Neige. Auf der Hinfahrt hatte ich noch kurz überlegt an einer der vielen Tankstellen in Tub City den Tank aufzufüllen, aber dann dachte ich mir, dass es ja so weit nicht mehr sein kann. Schließlich hatte ich mir ja morgens um 7h noch alles bei dem Live-Maps angeschaut und die wichtigen Wegpunkte in mein Garmin Colorado gesendet. Weit gefehlt, die Wege waren weit und der Spritzeiger bewegte sich langsam aber sicher nach unten! Ich bin deshalb schon immer mit wenig Gas gefahren und habe versucht die Kiste so viele wie möglich rollen zu lassen. Denn ich habe ja gelernt “Never Hike Alone” – war ich ja nicht – aber die Lektion von heute könnte heißen “Fill up your car’s gas tank if possible”
Am Coalmine Canyon war es dann richtig stürmisch. Beim Öffnen der Türe riss der Wind sie mir gleich aus der Hand. Das Laufen war schwierig und die Luft war voller Sand. Das hat mich alles an stürmische Strandtage an der Nordsee erinnert! Wolfgang ist gleich los an den Rand des Canyons um ein paar eindrucksvolle Bilder zu schießen. Ich hatte das 70-200mm Tele an der D300 und habe daher für den Anfang versucht ein paar Details zu fotografieren. Das war fast nicht möglich denn der Wind hat mir die Kamera fast aus der Hand gerissen. Wenn ich etwas “getroffen” habe, dann eher durch Zufall! Zurück am Auto habe ich dann eine kurze Linse drauf montiert und bin nochmal losgezogen. Während ich so mit dem Wind kämpfte steht plötzlich jemand neben mir und sagt “It’s a little bit breezy, isn’t it?” Wie unser Sozialisierungsgenie Wolfgang später herausfand waren es zwei Franzosen!
Unbedingt Tanken!!!
Beim Verlassen des Coalmine Canyon zeigt die Tanknadel auf den untersten Strich der Skala und eine kleines freundliches Licht leuchte in sattem Orange! Wir brauchen Sprit! Warum habe ich nicht vor ein paar Stunden getankt, das ärgert mich jetzt. Wolfgang ist ganz cool, mit geht die Düse. Bei dem Sturm viele Kilometer zur nächsten Tankstelle zu laufen ist nicht witzig! Aber der Sprit reicht! Wir steuern die erste Tankstelle an, dort kann man nicht direkt mit Kreditkarte bezahlen und daran habe ich mich gerade so schön gewöhnt, also zur Tanke schräg gegenüber. An der Zapfsäule stehe ich dann wie ein Ochs vorm Berg. Kreditkarte rein, Karte raus, Karte rein, Karte raus, nichts tut sich, außer dass die vielen Sandkörner die im Kartenleser stecken langsam aber sicher den Magnetstreifen ruinieren!!!! Wolfgang übernimmt und geht mir meiner Karte zur Kasse. Da hält ein Ami mit einem großen Truck neben mir, versucht auch zu tanken und kriegt es auch nicht auf die Reihe! Ok, ich bin doch nicht zu blöd!!! Dann kommt Wolfgang zurück und erzählt bei der Kasse wäre alles zu. Der Ami sagt mir dann, dass es gerade einen Stromausfall gibt! Aha, deshalb war auch die Ampel “ausgeschaltet”!!Wir fahren also zur dritten Tankstelle, eine wird doch ein Notstromaggregat haben! “Sorry! Closed due to power breakdown!”. Ein paar Meter weiter ist ein vierte Tankstelle, Cevron, die haben sicher Strom für die Gas-Pump! Aber da ist es auch Essig! Ich werde langsam aber sicher kribbelig, wir brauchen Sprit!!!!! Wolfgang ist ganz cool und sagt “Och die haben hier sicher ein paar ganz nette Hotels!” Wir fahren rüber zum Supermarkt, auch geschlossen. Aber drinnen leuchtet Licht?!?!? Die haben wahrscheinlich ein Notstromaggregat, damit die ganzen Gefrierschränke nicht abtauen wenn der Strom mal wieder ausfällt weil es draußen ein wenig stürmisch ist! Wie will solch ein Land jemals die Weltherrschaft übernehmen, Raketen mit Lasern eleminieren und den Mars besiedeln? Ich kann mir gut vorstellen wie das Stromnetz auf dem Mars aussehen würde…Dann die erlösende Nachricht, der Strom im Supermarkt ist wieder da. Sie können nur noch niemanden rein lassen weil sie die Kassen usw. noch starten müssen. Also wieder zurück zur Tankstelle unseres Vertrauens! Es gibt Sprit, Gott sei Dank!!! Bei 45 Dollar ist der Tank voll, das sind ca. 18 Gallonen! 1Gallone hat ca. 3,785 Liter = ca. 68 Liter – das war knapp!Zurück in Page gehen wir erst einmal einkaufen. Wolfgang beim Walmart ich im Family Dollar. Im Family Dollar löse ich dann den ersten “Travelers Cheque” meines Lebens ein und bin überrascht wie problemlos man mit dieser versicherten Art von Geld doch bezahlen kann. Cool! –> Siehe auch “Be Prepared!”
Ring Ring Ring
Und wieder ein Stück vereinfachter Konversation. “Und geh’n wir essen?” “Ok, ich geh’ grad noch aufs Klo, ziehe ich mir Schuhe an und komme rüber”!” – Einfach – Präzise – Klar – Verständlich!Gemeinsam waren wir dann gerade 150 Fuß die Straße hoch beim örtlichen Mexikaner. Ich war total überrascht wie viele Indianer zum Mexikaner gehen! Aber dazu muss man wissen, dass hier in Page gut 70% Indianer leben. Jedenfalls hat uns der Super Burrito sehr gut geschmeckt! Dazu zwei Corona und es ist ein schöner Abend :-)So, nun schaue ich noch kurz eine Bilder an und morgen geht es dann um 6h15 zu den Wahweap Hoodoos und danach in den Sidestep Canyon.Ein Video des Tages gibt es heute leider nicht – ich wollte meine kleine Hosentaschenkamera nicht verschrotten!
Update: 05.03.2009
Dass man für den Blue Canyon einen Permit braucht, dass das Areal abgesperrt ist usw. sind Märchen einzelner übermotivierter Mitglieder der fotocommunity! Richtig ist, die Location ist von Tuba City aus sehr einfach zu erreichen.Hier habe ich eine KMZ-Datei abgelegt. Die kann man dann in Google Earth öffnen und sich wunderbar anschauen wie man von Page aus zum Blue Canyon kommt.
5. März 2009
Wahweap Hoodoos & Sidestep Canyon
Es ist 6h17 und gleich geht es los zu einer tollen Morning-Location. Mehr dann heute Abend!
Update – 17h19
Und wieder ein schöner Tag in Arizona, wenn auch mit einem Schreck auf der Rückfahrt, davon später mehr…
Während ich heute um 6h17 noch schnell einen Satz geschrieben habe, hat Wolfgang schon draußen gewartet. Zwar bin ich um 5h30 aufgestanden, aber habe dann wieder so lange herumgetrödelt, dass ich daheim wieder Schelte bezogen hätte. Manchmal ist es ganz gut wenn die privaten Kritiker weit weg sind und nicht schimpfen können weil man(n) wie IMMER ALLES FALSCH macht 🙂 Na jedenfalls hat der Hauptwaschgang dann noch eine Weile gedauert und Wolfgang und ich sind wegen meiner Schusseligkeit statt um 6h15 erst um 6h32 losgekommen. Diese 17 Minuten können beim Fotografieren der Wahweap Hoodoods entscheidend sein, soviel weiß ich jetzt auch! Der schönste aller Hoodoos steht direkt neben eine Felskante und bekommt nur morgens für eine paar Minuten das Sonnenlicht zu sehen. Sein Kumpel ist über dieser Tatsache wohl irgendwann so verzweifelt gewesen, dass er vor etwas fünf Jahren glatt den Kopf verloren hat – sehr schade! Eben waren wir auf der anderen Straßenseite in einer kleinen Galerie und haben da einen echt coolen Deutschen getroffen, der seit 8 Jahren in Page lebt und hier Fototouren und geführte Wanderungen etc. anbietet. In seiner Galerie hängt ein altes Bild von Michael Fatali, da sind die beiden noch vereint.
Wahweap Hoodoos
Der Weg dorthin war diesmal für mich ganz einfach, weil der Wolfgang gefahren ist. Alle Stellen die sonst immer sehr schwierig zu befahren waren waren heute knochentrocken. Wenn es zuvor geregnet hat, ist das alles weniger spaßig weil mehrfach kleine Bäche und Flussläufe gequert werden müssen. Wolfgang ist echt mit absoluter Warpgeschwindigkeit gefahren, damit wir noch rechtzeitig ankommen – und – wir waren pünktlich!
Die Location ist richtig cool und es gibt dort viele viel Hoodoos zu sehen. Doch der erste von allen hat mir am besten gefallen!
Sidestep Canyon
Leider ist Wolfgang gestern sei GPS abhanden gekommen und ich habe in meinem GPS nicht alle korrekten Wegpunkte usw. gespeichert. Da war es ganz gut einen alten Hasen dabei zu haben der sich hier besser auskennt als ich in meiner Heimatstadt 🙂 Zielsicher ging es von den Hoodoos zum Sidestep Canyon. Vom Parkplatz aus sind wir eine Weile am südlichen Rand entlang gewandert bis wir am bekannten Einstieg angekommen sind. Dann ging das Abenteuer los. Der Abstieg war ja noch ganz easy, aber der Aufstieg! Aber bevor uns das blühte haben wir den Canyon in vollen Zügen genossen. Das Fotografieren ist dort nicht ganz einfach, weil im Sonnenlicht fast alles in gleißend hellem Licht erstrahlt.
Richtig belichten!
Die Belichtungsmesser der meisten Kameras sind auf ein helles Grau geeicht. Misst man die Belichtung auf eine völlig weiße Fläche, so wird diese aufgrund von Unterbelichtung im Bild grau dargestellt. Misst man auf eine komplett schwarze Fläche, so wird diese aufgrund von Überbelichtung ebenfalls grau erscheinen.
Das ist auch der Grund, warum sich die Fotografen in früherer Zeit als die Belichtungsmesser noch primitiv waren, kleine Regeln erarbeitet haben. Eine Regel war, bei Schnee oder am Strand eine Blende länger zu belichten, damit der Schnee oder Sand nicht grau auf dem Bild erscheinen. Dieser Regel folgend habe ich heute bei den meisten Bildern den Belichtungsmesser um 0,7 – 1.0 Blendenstufen korrigiert. Ich bin gespannt wie meine Bilder gleich aussehen 🙂 In 6 Minuten sind die 14GB(!!!) auf der Festplatte. Wolfgang hingegen ist ein alter Fuchs und benutzt ganz gekonnt die Spotmessung. Er misst die Belichtung an einer möglichst neutral grauen Stelle und liegt damit praktisch immer goldrichtig!
Ich will hier raus…
Der Rückweg aus dem Canyon war etwas schwieriger. Einmal sah es sehr vielversprechend aus, doch dann wurde es zunehmend enger und der Weg endete in einem so schmalen weißen Slotcanyon, dass ich mich regelrecht hindurch zwängen musste. Das Gestein im Sidestep Canyon ist eigentlich zumeist gar kein richtiges Gestein, sondern eher ein gigantischer Haufen lustig geformter weißer Matsch. Ein kräftiger Regenguss kann diesen Matsch so aufweichen, dass echt viel in Bewegung kommt und es in einem Slot aus weißem Matsch schnell sehr ungemütlich werden kann. Vor diesem Hintergrund war es mir in dem Canyon nicht ganz wohl, wenngleich die Formen einzigartig uns wunderschön waren. Statt aber zwischen Kamera und Fotorucksack hin und her zu kriechen um Filter und Objektive etc. zu tauschen habe ich mich auf eine Objektive, ein kleines leichtes Hosentaschenstativ und den Selbstauslöser konzentriert. Manchmal ist weniger mehr, ich hoffe das stimmt für den heutigen Tag auch 🙂
Irgendwann haben wir dann tatsächlich einen Ausweg aus diesem weißen Labyrinth gefunden. Ich habe noch schnell ein paar Knipsbilder gemacht, die packe ich später in ein Fotoalbum.
You guys were driving to fast!
Auf dem Heimweg hatte ich regelrechte Wahnvorstellungen. Ich dachte an Cappuccino, Eisbecker, eine nette Veranda mit Blick auf den See, eine hübsche nette Kellnerin – aber Wolfgang hat mich auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. “Das gibt es hier nicht!” – Beachte – Männer kommunizieren einfach! Während wir also darüber nachdenken wo es vielleicht doch ein Eis und einen Kaffee geben könnte, kommt uns plötzlich ein unauffälliges weißes Auto entgegen das gut versteckt vorn im Kühlergrill eine blaue und eine weiße Lampe hat. In diesem Auto sitzt ein Polizist und er hält den linken Arm aus dem Fenster und bewegt die ausgetreckte Handfläche auf und ab – kein gutes Zeichen! Kaum hatte er uns passiert macht er schon die James Bond mäßige Schleuderwende und verfolgt und mit lustig bunt blinkenden blauen und roten Lampen. Oh, je – meine erste Verkehrskontrolle nach 10 Tagen USA. Für Wolfgang war es sicher die erste nach mindestens 10 Jahren USA. Und alles weil ich ein Eis wollte und wir nicht ganz bei der Sache waren! Die Kontrolle lief dann aber ganz harmlos ab. Nichts von dem was man aus dem Kino kennt. Statt zweier böser Polizisten war es ein netter, er hat seine Waffe nicht gezogen und wir mussten uns auch nicht mit ausgestreckten Armen und Beinen auf die Straße legen. Ein gutes Zeichen! Er ließ sich die Papiere geben, hat eine Weile telefoniert und uns dann ein Knöllchen rein gereicht, dass wir nun beizeiten bezahlen müssen. “So, slow down and have a nice holiday!” – weg war er wieder. So einfach kann das sein.
Endlich ein Eis!
Zurück in Page schnell rüber zur Eisdiele! Das Eis dort schmeckt super, wenn ich dafür auch daheim schwere Schelte einstecken würde! “Dafür gäbe es daheim echt mecker – viel zu fettig!” Sagt Wolfgang: “Stimmt ja auch!” – Recht haben sie – aber lecker ist es trotzdem! Ich stoße natürlich mal wieder an den Tisch und verschütte den halben Milchkaffee – aber das ist alles halb so wild. Die Verkäuferin eilt schnell zur Hilfe. “So, where are you from?” “We are from Germany!” “Where are you from?” – laaaange Pause – “I’m from California!!” Überflüssig Ihr zu erklären, dass es in Norddeutschland ein kleines Dort namens Kalifornien gibt – ich überlege eine Weile – behalte es dann aber doch für mich…
Souvenirs
Auf der Suche nach ein paar netten Mitbringseln durchstöbern wir noch eine Weile die Läden hier auf der anderen Straßenseite. Wirklich fündig werden wir erst einmal nicht. Doch ich bin von diesem Indianerladen echt begeistert. Zwischen Schmuck, T-Shirts, CDs und DVDs gibt es Sättel (so richtig für ob auf’s Pferdl und so) und zu meiner Überraschung gebrauchte Bohrmaschinen und anderes schweres Werkzeug. Coole Mischung – gibt es so sicher nur hier in den USA!
So, nun schaue ich mir meine Bilder des Tages an…
7. März 2009 – Paria Canyon
Oder: Warum wir heute Gummistiefel gebraucht hätten
Nach einem ausgiebigen Frühstück im Safeways gegenüber sind wir heute so um 9h15 in Richtung Paria Canyon gestartet. In Bigwater haben wir einen kleinen Zwischenstopp gemacht und beim Ranger mal nachgefragt ob der Off-Road-Trail von Page nach Escalante passierbar ist. Er hat abgewunken, Eis, Schnee, Matsch – “Because you get very high…” Also fahren wir am Sonntag wohl mit zwei Autos auf geteerten Straßen nach Escalante – ist ja auch ganz nett!
“You guys were driving too fast!”
Auf der Suche nach einer Möglichkeit das Ticket vom Vortag zu bezahlen kam und dann in Bigwater ein richtig ausgewachsener Hund auf der Straße entgegen gerannt. Einige Mete dahinter ein erwachsener Truck, dessen Fahrer einen kleinen Hund auf dem Schoß hatte. Das Seitenfenster war unten und die Haare des kleinen wehten im Wind. Der Fahrer winkte uns freudig zu, ich denke er hat seinen (großen) Hund “Gassi geführt” – Das ist Amerika!
Das Ticket konnten wir dann im Townhall Office bezahlen. Die beiden Damen waren sehr nett und haben uns sogar Muffins angeboten. Die hatten allerdings so fiese Farben, dass ich dachte sie bestünden komplett aus Lebensmittelfarbe. Wahrscheinlich wären sie aber ganz lecker gewesen… Wir haben noch nach dem Wetter gefragt, die Antworten der beiden Damen waren uneinheitlich. Die eine sagte es wäre so wie heute, die andere sagte es würde Regen geben. Ich denke die letztere wird Recht behalten! Wenn es morgen regnen sollte, dann fahren wir nach St. George und schauen mal wofür man dort Geld ausgeben kann!
Paria Canyon
Die Anfahrt zum Paria Canyon ist ganz einfach. Man fährt in westlicher Richtung bis man kurz hinter Big Water links die Ranger-Station sieht. Dort gibt es im Sommer und Herbst die Permits für die Wave. Man verlässt dort die Hauptstraße und fährt ein paar Minuten über einen gut ausgebauten Schotterweg, dann ist man schon am Trailhead. Dort muss man sich selbst registrieren – ich sage nur PERMITITIS! Die Selbstregistrierung ist aber ganz einfach. Aus einem “Spender” zieht man einen Umschlag. Auf diesen Umschlag schreibt man drauf wer der Führer der Gruppe ist, um wie viele Personen es sich handelt, wohin es wann losgeht und wann man wieder zurück sein will. Dann noch die Nummer des Autos oder eine Beschreibung. Da hier ja viele Autos ganz ohne Nummernschilder unterwegs sind, mutet das für den deutschen Urlauber schon irgendwie ein wenig seltsam an. Klingt zwar komisch – iss aber so!
Register yourself!
In den Umschlag steckt man dann 5$ oder “faiv Baks” wie man hier sagt. Für zwei Hiker sind es dann schon 10 Bucks – kein ganz billiges Vergnügen! Vom Umschlag reißt man dann ein perforiertes Stückchen ab auf dem eine Nummer steht – das ist der Permit! Die Nummer schreibt man dann auch noch auf den Umschlag, legt den Zettel unter die Windschutzscheibe und steckt den Permit mit den Bucks in eine Art Briefkasten – “That’s it’ You’ve successfully self registered yourself!” Danach kann die Wanderung dann losgehen!
Am Traihead wurden dann schnell die Fotosachen gepackt und los ging es dann schon. Nach 20 Minuten standen wir vor der Wahl oben am südlichen Rand des Canyons entlang zu wandern oder unten am Wasser. Wir entschieden uns für Letzteres! Über ein paar dicke Steine kamen wir dann trockenen Fußes auf die andere Seite des kleinen Flusslaufes. Das Wasser sieht übrigens nicht wie Wasser aus, sondern eher wie flüssiger Beton. Ich kann mir gut vorstellen wie zwei Wanderschuhe nach ausgiebigem Kontakt mit dieser Brühe aussehen. Ja, 10 Minuten später war die Wanderung dann auch schon beendet. Der Weg war zu Ende und wir hätten den Fluss erneut überqueren müssen. Das wäre dann eine Weile so weitergegangen.
Hier fielen mit wieder die wichtigsten aller Worte ein “Be Prepared!” – waren wir nicht! Und da wir gelernt haben “Fünf Stunden nasse Füße machen zwei Wochen krank!” ging es wieder zurück und dann oben entlang! Die Aussichten auf den Canyon sind dort auch ganz nett, wenngleich aus fotografischer Perspektive eher langweilig – positiv gestimmt würde man vielleicht sagen “schwierig” oder “eine Herausforderung” – aber das Beratervokabular habe ich vorletzte Woche daheim gelassen. Es war also eher langweilig, bis wir dann einen schönen Slot Canyon gesehen haben. Beim Versuch dort hinunter zu klettern wurde schnell klar, dass es dort Stellen gibt bei denen es mehrere Meter abwärts geht. Ein Seil hatten wir zwar dabei aber wenn man das Gebiet gar nicht kennt sind solche Experimente weniger angesagt. Man konnte aber halbwegs gut in den Canyon absteigen und das war dann doch ganz nett.
In diesem Canyon finden sich viele Hufspuren und es war schnell klar, der Reiterhof oben an der Hauptstraße bietet sicher Touren zu Pferd durch diesen tollen Canyon an.
Unten im Canyon war es sehr ruhig und einfach zauberhaft. Man hört dort nur den Wind, das Wasser und ab und zu mal ein paar Vogelstimmen. Mehr nicht – ok – es gibt noch andere Geräusche – aber nur wenn wir dort sind – das Klappern von Spiegeln… Gelegentlich frischte der Wind ganz schön kräftig auf und brachte reichlich Sand mit sich. Nicht gut für sensible Fotoapparate!! Schon gar nicht wenn man mal wieder vergessen hat den abgelegten Fotorucksack zu schließe und der ganze Sand dann überall zwischen den Objektiven ist. (Au Backe, war das eine Schweinerei!!) Kurz drauf habe ich dann entdeckt, dass auch Felswände ein Herz haben können!
Nach ausführlicher Fotodokumentation alles Sichtbaren ging es dann wieder rauf und zurück. Es zogen bereits die Wolken auf die ich bei der 10 Tage-Wettervorhersage via www.weather.com schon gesichtet hatte. Es soll ja morgen regnen! Irgendwann kamen dann Bedenken auf, ob es nicht vielleicht auch heute schon regnen könnte! Also zurück zum Auto und heim nach Page.
In Page gab es dann bei Sarah aus Kalifornien wieder zwei dicke Scoops die echt unanständig lecker sind und aus weiblicher Perspektive zutiefst verdammenswert sind…
Gleich geht es zum Essen zum Chinesen, mal schauen was der so zu bieten hat 🙂
8. März 2009 – Saint George
Oder: Warum Einkaufen Spaß macht!
Nachdem Wolfgang sein GPS irgendwo beim Blue Canyon verloren hat, waren wir heute angesichts der Regenwarnungen einen Tag in Saint George. Zuerst ging es in einen kleinen Outdoor-Laden um zu schauen, ob es dort ein Garmin Colorado gibt.
Shocking America
Leider Fehlanzeige, aber beeindruckend war der riesige präparierte Hirsch der bis zur Brust an der Wand hing. Was mich auch beeindruckt hat war, wie selbstverständlich die Leute dort Waffen begutachtet haben. So viele Gewehre, Pistolen und Munition usw. habe ich noch nie auf einem Haufen gesehen! Das alles direkt neben dem Angelzeug. In der Vitrine neben den GPS-Systemen liegen Schrotpatronen – ein komisches Land.
Als nächstes ging es dann zum “Best Buy” – ein Laden wie MediaMarkt oder Saturn, nur ein wenig kleiner. Überrascht hat mich dort, dass die Sachen fast das gleiche kosten wie bei uns in Deutschland. Eine Blue Ray liegt zwischen 25 und 30 Dollar, dafür gibt es das auch bei uns. Ich habe mir 5 CD-Rohlinge gekauft um mir ein paar CDs für den Mietwagen brennen zu können, die haben 5,49$ gekostet! Ein Garmin Colorado gab es dort aber auch nicht. Also weiter zum Sportsman (ich glaube der Laden hieß so). Das war dann der totale Kulturschock!! Am Eingang gibt es eine Pinnwand wie bei Lidl oder Stüssgen. Doch statt einiger Zettel auf denen gebrauchte Kinderwagen oder kleine Katzen angeboten werden gibt es dort fast ausschließlich Bilder zu sehen, auf denen die Kunden ihre Trophäen zur Schau stellen. Da gibt es Leute die mit schwarz geschminkten Gesichtern in Tarnkleidung den Kopf eines toten Rehs in die Kamera halten. Oder ein Typ der mit seinem Kumpel einen weiblichen Berglöwen hochgehalten hat. Eine Galerie des Grauens, tote Bären, Hirsche, Elche, Rehe, Schweine, alles was im Wald so herumläuft. Irgendwie ist mir das zutiefst unsympathisch!
Im Laden dann der nächste Schock. Der Laden ist riesig groß, an zentraler Stelle gleich beiden GPS-Systemen eine lange Holzwand, vielleicht 2,5 Meter hoch und etwa 15 Meter lang. Davor drängten sich die Interessierten. In der Mitte auf einem erhöhten Stuhl, fast wie auf einem Thron ein skurriler Typ mit komischem Hut in Tarnklamotten. Links und rechts neben ihm an der Wand jeweils 5 halbe Hirsche!!
Da muss ich mich nicht wundern, dass es hier kaum Wild zu sehen gibt, der hat ja alles abgemurkst! Ein paar Schritte weiter ein ausgestopfter Elch, dann wieder tote Tiere wohin man schaut. Das ganze heißt dann “Sportsman”…
We sold it out
Ein Colorado gab es da auch nicht, aber ein Garmin Oregon mit vorinstallierten Kartenmaterial usw. Auch kein schlechtes Gerät und softwaretechnisch grundsätzlich identisch. Statt des Rock-N-Roller Drehrades hat es einen Touchscreen. Eigentlich wollten wir ja ein Colorado. “Yes man, wo sold it out because it’s replaced by the Orgeon!” “Ok, where can I buy a Colorado?” “Hm…..” Dann hat sich eine ältere Dame eingeschaltet. In den USA darf niemand diskriminiert werden – offiziell wenigstens nicht. Und so kommt es, dass es in den US-Amerikanischen Flugzeugen 60 jährige Stewardessen gibt. Aber nicht nur dort, es gibt sie auch beim Sportsman! Diese Dame war jedoch kompetent und zuvorkommend. Sie hat ihren vielleicht halb so alten Kollegen ein wenig nachgeholfen und er hat dann sogar bei der Konkurrenz angerufen um zu fragen ob es dort ein Colorado gibt. Es gab eins! Was für ein Service, die Leute hier murksen also nicht nur ihre Viecher ab, sie können auch sehr kundenorientiert handeln. Ok, nach einigem Hin und Her war klar, das Oregon kann alles was das Colorado auch kann, es ist aber noch einfacher zu bedienen und bei der 400er Serie sind sogar die Topografischen Karten für die gesamten USA vorinstalliert – Herz was willst Du mehr! Also kaufen…
Dicke Menschen
Danach ging es dann zum Walmart. Wieder ein Kulturschock. Ich habe ein paar Süßigkeiten gekauft und an der Kasse stand dann eine Mutter mit ihren drei Töchtern vor mir. Sie war so dick, dass sie die Wartezeit an der Kasse nicht ausgehalten hat und sich weiter hinten auf einer Bank niederlassen musste. Ihre Töchter sind dann hin und her gelaufen um die Kreditkarte abzuholen und zu fragen ob sie das sanfte Mittel zur Haarentfernung an den Beinen kaufen dürfen. Auch das ist Amerika!
Ich habe mal wieder mit einem Travelers-Cheque bezahlt, das klappt hier sehr gut. Witzig war, dass diesmal die Kassiererin mich nicht verstanden hat. Ich musste dreimal fragen “Can I pay with a travelers cheque please?” – Irgendwann hat sie es dann verstanden. Ist im Zeitalter der Kreditkarte sicher nicht mehr so richtig in Mode. Witzig war auch, dass sie meine dort geleistete zweite Kontrollunterschrift nicht mit der Unterschrift aus der Bank in Mainz vergleichen konnte. Sie hatte Ihre Brille nicht dabei und musste eine Kollegin rufen. Meinen Ausweis musste ich dann auch zeigen. Die Kollegin war ein wenig verwundert und fragte mich dann “Are you from Denmark???” – “No I am from Germany!” …ja ja so geht das hier – ich ein Däne ha ha – na vielleicht lag es an meinem nordischen Vornamen!??! Ansgar klingt ja fast wie Hägar und der kam sicher aus Dänemark, in amerikanischen Trickfilmen wenigstens 🙂
Fastfood
Danach ging es dann in einen Pseudo-Fast-Foot Laden. Nachdem uns wie üblich ein Platz am Fenster zugewiesen wurde kam eine überaus reizende Kellnerin zu uns. Die erste hübsche Amerikanerin in 14 Tagen! Was wir denn wohl trinken möchten. “I’ll take a Coca Cola, please.” “Would Pepsi work?” “Yes, Pepsi would be great!” – Ich musste ein wenig grinsen. “Würde Pepsi arbeiten”…
Dann die Bestellung. Ich wollte einen einfachen Cheese Burger mit Bacon, so wie auf dem Foto der Karte. Doch statt dessen kamen fast so viele Gegenfragen wie beim Subway in Mainz oder bei den Bagle Brothers. Welcher Käse, welche Beilage, Pommes? Ja kenn ich mich da aus? Woher soll ich wissen welchen Käse es gibt? Im Auto dachte ich mir dann, ich hätte jeweils mit einer Gegenfrage antworten sollen – irgendwas wie “What would you prefer?” – Na dann hätte sie mich sicher mit meinen eigenen Waffen geschlagen und zurück gefragt “That depends on what you like!” …die Kommunikation ist hier manchmal genau so schwierig wie daheim – das steht fest!
Annual National Park Pass
Ok, der Burger war ok und danach ging es via Bryce National Park (diesmal in der Abendsonne) zurück nach Page. Während ich bei meiner Anreise am 22. Februar so spät dran war, dass das Kassenhäuschen schon geschlossen war, gab es diesmal eine völlig unkomplizierte Kommunikation mit einem Ranger. Er hat sofort verstanden, dass ich eine Jahreskarte für alle National Parks möchte, hat die Kredikarte wortlos entgegen genommen und mir gesagt, dass der Pass 80 Dollar kostet. “So where are you guys from?” – die unvermeidbare Frage! Dann das Aha, er war auch mal in Germany, während der Militärzeit. Sein Deutsch sei inzwischen ein wenig eingerostet… Dann musste ich meine tolle Karte unterschreiben, habe die Quittung bekommen und der Ranger hat er klärt, dass ich beim nächsten Mal die Karte zusammen mit dem Ausweis vorzeigen muss. “And always remember, don’t loose that pass or you’ll be out of eighty bucks!!” Ein Mann ein Wort – wenn ich das mit der Kommunikation im Restaurant vergleiche, unter Männern ist es doch irgendwie einfacher… Zum Abschied sagte er dann “Auf Wiedersehen!” – ich liebe dieses Land 🙂
Auf der Rückfahrt dann die Überlegung ob wir einen Tag länger in Page bleiben. Es klappt, die Zimmer sind beide verlängert. Morgen geht es zu den White Pockets und am Montag dann weiter nach Escalante.
So, nun schaue ich mir die Bilder an…
9. März 2009 – White Pockets – Reloaded
Nun hat es doch geklappt mit dem Besuch bei den White Pockets! Nachdem ich in der letzten Woche erst spät ankam und sich der Himmel völlig zugezogen hatte, war es heute ein rundum gelungener Tag. Vor dem Frühstück gab es eine kleine Sightseeing Tour im Morgenlicht nördlich von Bigwater. Danach sind wir dann wieder zu unserem präferierten Frühstücksrestaurant Denny’s gefahren. “Two scrambled eggs, bacon and hushbrowns…” Immer wieder lecker – aber trotzdem kein Vergleich mit dem weltbesten Frühstück im Quartier 65 in Mainz!!!
Ja, nach dem Frühstück dann erneut die höllische Anreise zu den White Pockets. Wolfgang ist gefahren, er ist ein alter Hase und es gab keinerlei Probleme. Nach 2h und 15 Minuten waren wir am Trailhead und tatsächlich, es war schon jemand dort! Ein echt netter Typ aus Washington DC. Auch ein fotobegeisterter Amateur. Er hatte so gar ein Zelt dabei, damit er das Abend- UND das Morgenlicht genießen konnte. Er hatte sich auch zwei Tage bei den White Pockets eingerichtet. Den Nachmittag haben Wolfgang und ich dann mit getrennten Fototouren in der Nähe der White Pockets verbracht. Eigentlich war es nur ein Totschlagen der Zeit bis zum Abendlicht – aber ein Nettes! Zwischendurch habe ich mich ein wenig in psychedelischer Experimentalfotografie versucht…
Um 16h haben wir uns dann wieder am Auto getroffen, die warmen Sachen übergezogen, das Stativ und den ganzen Krams gepackt und sind losgezogen in Richtung Westen. Merke, hier sagt man nicht wo man ankommen will sondern in welche Himmelsrichtung man geht. Wir gingen also nach Westen. Kaum hatte ich Kamera, Tele und Stativ startklar gemacht, kam auch schon ein sehr netter älter Herr dazu, vor dem Bauche eine nagelneue Nikon D700 mit dem neuen 2.8/24-78mm. “Hi, I see you’re also a nikonian?” Die Chemie stimmte sofort. Er kam aus Kalifornien und die neue Kamera war erst ein paar Tage alt. Er und sein Kumpel wollten auch für zwei Tage bleiben. Natürlich hat er mir gleich wieder erzählt, dass er “früher” auch eine D300 benutzt hat. Hey man, das Ding ist noch keine 12 Monate alt!! Ich habe gekonnt einen unbelichteten Film aus der Jacke geangelt und ihn vorgezeigt. “I use a full frame camera too! This is my preferred material!!” “Ahhh, the Velvia – a great film for makin’ color slides. Yeah next time I’ll take my 4,5 inch Linhoff with me….” – Ja so sind sie die Amerikaner, im Zweifel haben sie immer noch was größeres in der Garage…
Ich habe dann von meiner Rollei geschwärmt. Auf Englisch ist das eine DLR – “Double Lens Reflex”. Das darf man nicht mit einer DSLR verwechseln, das in nämlich eine “Digital Single Lens Reflex” und digital ist an der Rollei eigentlich nichts bis auf: Gutes Bild / Schlechtes Bild 🙂 Ich habe ihm erklärt, dass ich die kleinen Chips ganz gut finde, weil ich sowieso gern mit Teleobjektiven fotografiere. Er dann sofort “Yes but the full frame makes using short lenses so much easier…” Dann konnte ich noch mein “kleines Schwarzes” aus der Tasche holen und ihn mal kurz durch schauen lassen. Da war er aber überrascht – weite Winkel mit einer D300 – das kannte er noch nicht. Dann sofort ein “Yeah, I could use it with my D300, what did you pay for that lens?” …er hatte seine “alte” D300 also doch noch nicht eingemottet. Warum auch, in den letzten 12 Monaten ist sie ja im Gegensatz zu manch einem Käse nicht schlecht geworden.
Ja, so sieht das aus – vereinfachte Konversation unter Männern die unterschiedlichen Kulturkreisen angehören. Eines haben sie so scheint’s alle gemeinsam – sie lieben ihre Spielzeuge 😉
Bis zum Anbruch der Dunkelheit haben wir dann alle unsere Speicherkarten gefüllt. Um 18h ging es dann wieder heim in Richtung Page. Kurzer Stopp beim Burger King – zwei Doppel Whopper – und weiter… Die Whopper schmecken zumindest hier genauso fade wie daheim in good old germany! Im Hotel gab es dann sogar noch ein kleine Auswahl leckerer Biersorten in meinem Kühlschrank. Ein schöner Tag!
Morgen heißt es dann alles zusammen zu packen. Um 9h gibt es Frühstück und dann fahren wir rüber zum Bryce Canyon. Wolfgang nimmt die Autobahn, ich die Cotton Wood Road – mal sehen wie sie befahrbar ist. Zwischendurch komme ich dann hoffentlich am Grosvenor Arch vorbei – zumindest auf den Bildern bei Google Earth sieht er nach einem echten Schmuckstück aus!
Nachmittags wollen wir uns dann am Bryce Canyon treffen und dort eine kleine Wanderung machen – ich bin gespannt. Danach soll es dann in Circle D in Escalante gehen.
UPDATE – 2009.03.09
Gestern ging im Rodeway Inn in Page plötzlich das WLAN nicht mehr. Sicher ist jemand ausgezogen der einen Repeater hatte. Aber es war der letzte Tag und da wollte ich keinen Terz mehr machen. In der Lounge ging es auch nicht und eben im Restaurant bei Kaffee und Kuchen auch nicht – aber jetzt!!!
Mehr dazu später im täglichen BLOG!
10. März 2009 – Cottonwood Road & Bryce
Oder: Wie ich mein Paradies fand
Heute haben wir Page verlassen. Der Wecker ging um 7h und ich habe tatsächlich bis 9h gebraucht um meinen ganzen Krams zusammen zu packen und ins Auto zu verfrachten. Ich kann ganz gut verstehen warum der Herr Bauer, der in Mainz eine Reihe kleiner Appartements vermietet, nicht gern sieht wenn die Mieter längere Zeit dort bleiben – Man(n) richtet sich ein! Und die Putzerei wird schwieriger mit jedem Tag den Man(n) an einem Ort verbringt 🙂 Also den Kühlschrank leer räumen, das letzte Brot aufessen, den neuen Föhn einpacken, die schmutzige Wäsche in den einen Koffer, die frisch gewaschene in den anderen Koffer. Den Fotokrams aus der groooooßen Schublade in die abgetrennte Seite des Schmutzwäschekoffers… Au Backe, ich habe viel zu viel Krams mitgeschleppt! Würden alle Fluggäste grundsätzlich nur das mitnehmen was sie wirklich brauchen – ich glaube die Flüge würden nur noch die Hälfte kosten…
Um 9h war dann endlich alles eingepackt und es gab das mittlerweile auch in Deutschland bekannte “Free Continental Breakfast” – Wolfgang hatte einen Kaffee und eine Schale Kornflakes, ich nur einen Kaffe – aus Styroporbechern – mit Coffee-Creamer aus der Tüte! Alle Versuche das WLAN auf meinem Notebook zu reanimieren schlugen fehl. Manchmal macht mich das alles echt fertig. Egal, Klappe zu Affe tot – in Escalante wird es gehen.
Ab zum Auto – oh je – Wolfgang hat in seinem Auto zusammengeräumt was von mir ist – noch mal umpacken – der Kofferraum reicht kaum aus – wie habe ich den ganzen Schrott bloß in die USA gekriegt? Kopfschütteln (innerlich), dann den Motor starten und los.
Wolfgang fährt die Autobahn – ich nehme den Holperweg. Der Ranger hatte und letzte Woche ja vom ultimativen Holperweg abgeraten. Aber alternativ sei die Cottenwood Road befahrbar! War sie auch – aber manchmal habe ich gedacht es rammt mir die Halswirbel ins Hirn. Da gibt es Dellen und Bodenwellen – man glaubt es nicht! Wenn das die Leute bei Alamo gesehen hätten… Aber es ging gut vorwärts und zwischendurch habe ich auch mal ein wenig die kleine Hosentaschenkamera mit der rechten Hand gehalten und ein wenig den Weg gefilmt. Ist schon cool diese Straße!
Kein Stacheldraht!
Anfangs habe ich ja gehadert mit den vielen hundert Kilometern (besser Meilen) Stacheldraht links und rechts der Straße – aber nun bin ich versöhnt! Die Leute denen hier Land gehört hier haben auch fast alle ein paar Kühe darauf herumstehen. Da hier wenig wächst müssen die Küche manchmal echt weite Wege gehen um etwas Fressbares zu finden. Damit sie dabei nicht nachts angefahren werden haben die Straßenbetreiber die vielen Zäune aufgestellt. “It’s for your own saftey!” – DANKE – Nimmt man Straßen wie die Cottonwood Road hat man Offroad-Spaß pur. Und man wird auch nicht eingesperrt 🙂
Mein Paradies
Auf der Hälfte der Wegstrecke liegt ein malerisches Stückchen Erde. Links zweigt ein echt schmaler Weg zu einem noch viel schmaleren Slot Canyon ab (Muss ich auch noch erkunden!). Rund herum gibt es tolle Felsformationen in wunderbaren Farben. Als ich über die vorgelagerte Bergkuppe fuhr sah es im ersten Augenblick aus als hätte ich das Paradies erreicht – und ich war ganz allein – dachte ich jedenfalls! Freudig hielt ich an und sprang aus dem Auto – viele Knipsbilder voller Lebensfreude sind dabei entstanden. 200 Meter später stand dann ein Profi mit seinem Auto hinter einem der Hügel. Sein Geländewagen war bis unter das Dach voll mit Stativen, Alukisten, Kameras und und und… Da gegen bin ich ein Waisenknabe, vielleicht habe ich doch nicht zu viel Krempel dabei – jedenfalls wenn man es mit dem vergleicht was er dabei hatte! Aber es gab auch einen “Träger”. Beim nächten Mal nehme ich auch jemanden mit der meine Kameras schleppt 🙂
Sowas von schön war das da… Ein paar Meilen weiter dann der Grosvenor Arch – Ein perfekter Tag!
Ok, ich musste weiter, um 13h wollte ich mich mit Wolfgang am Bryce Canyon treffen. Also “Gib Stoff” wie Wolfgang das immer nennt! Und ich habe Stoff gegeben! So viel, dass ich 5 Minuten vor ihm am Bryce war! Nach einer kurzen Pause sind wir dann mit meinem Auto zum Eingangshäuschen gefahren. Mein Annual National Park Pass (80 Bucks) vom Besuch beim Zion konnte ich nun vorzeigen. Das war ganz zauberhaft, denn diesmal war es kein übergewichtiger rothaariger Ranger mit deutschem Background, sondern ein bildhübsche Rangerin!! “Do you need a map?” Wer könnte ihr das abschlagen… 5 Minuten später waren wir dann auch schon am Sunset Point. Dort sieht man den Bryce in seiner ganzen Pracht. Ein Weitwinkel reicht da nicht aus, man kann es eigentlich gar nicht fotografieren was man da zu sehen bekommt! Und es lag Schnee!
Be Prepared!
Der Bryce liegt gut 2500 Meter über dem Meeresspiegel. Und wenn es dort Schnee gibt, dann ist es auch kalt. Und heute gab es Schnee. Mein Oberkörper war wie folgt bekleidet:
- Unterhemd
- Trekkinghemd
- Weste mit Windstopper
- Fleece Jacke (dick)
- GoreTex Jacke mit Fleece Innenfutter
- Halstuch
- Handschuhe
- Stirnband
Das war dann ok! Nach den ersten 100 Fotos vom Rand des Canyons haben wir uns dann auf die kleine Runde begeben. Man geht ungefähr eine Stunde lang runter in den Canyon, dreht eine kleine Runde und schnauft dann wieder hoch. Toll war das! Am Ende war die Speicherkarte voll und zwei Filme habe ich auch verknipst!
Endlich Kaffee und Kuchen
Um 16h saßen wir dann in Tropic in einem kleinen Restaurant und waren die einzigen Gäste. Es gab starken Kaffee (für Wolfgang mit vieeel Milch – “I LOVE MILK”) und für mich dazu ein warmes Viertel eines Apfelkuchens. Dazu noch Vanilleeis – Lecker! Die Kellnerin war auch ausgesprochen hübsch. Ihre Eltern arbeiten dort und weil ihr Mann bei einen Einsatz der Army in Asien ist, verdient sie sich in Tropic ein wenig was dazu – kann ja nicht schaden.
Circle D
In Escalante dann ein Heimspiel für Wolfgang. Seine speziell für die Canyons der Umgebung angefertigte Leiter ist noch da! Der Chef erkennt ihn nicht gleich – er kann sich Gesichter schlecht merken – Wolfgang geht es ähnlich, er kann sich Gesichter von Frauen am besten merken 🙂 Dann in die Zimmer, klein und nett. Zwei Betten, Fernseher, Mikrowelle, Badewanne, alles was man braucht. Leider kein Kühlschrank, aber es ist so kalt, mein Bier kühle ich einfach auf der Veranda 🙂Leider riecht das Zimmer ein wenig nach nassem Hund… Aber dafür hat es eine Heizung, man kann nicht alles haben!
So nun beginnt das Abendprogramm!
UPDATE 22h17:
Alle Restaurants haben zu und nach einer Stunde haben dann auch wir kapiert, dass nun Utah und Arizona unterschiedliche Zeiten haben. Aus mir nicht bekannten Gründen stellt Arizona die Uhr nicht auf Sommerzeit um, Utah aber doch! Bei der Tankstelle gab es dann noch ein paar Kräcker und was zu trinken, das muss reichen bis zum Frühstück! Das erklärt auch warum der Inhaber des Restaurants auf der anderen Straßenseite um “19h30” gesagt hat “Sorry, we close at eight o’clock!” – Er hatte ja schon 20h30…
Die Verwirrung in Page und Umgebung dürfte in den nächsten Tagen groß sein, durchquert man doch beispielsweise auf dem Weg von Page zu den White Pockets mehrfach diese “Zeitzonengrenze”.
Das Programm für morgen steht – ob mit Schneeschuhen oder nicht – das steht noch nicht ganz fest. Warum das so ist, das sagt uns das Licht – äh das Bild:
Wetterprognose für Morgen: Nachts -3°C – Tagsüber bis zu +6°C – na wenn wir da keine klare Luft für wunderbare Telefotos haben, dann weiß ich es auch nicht mehr! Tröstend nur, dass es auf Teneriffa schon die ganze Woche regnet.
So sieht’s hier übrigens aus – “American Standard”…
Und zu vorgerückter Stunde noch der Track des heutigen Tages zur Nachverfolgung via Google Earth. Einfach hier klicken.
10. März 2009 Die erste Nacht in Escalante
Oder: Hoffentlich ist mein Bier noch heil
Die erste Nacht in Escalante war kalt, saukalt! Aber nur draußen, hier drinnen im Zimmer war es sehr angenehm. Die Heizung habe ich auf 70°F eingestellt, also etwa 21°C. So kann man es aushalten. Eben habe ich bemerkt, dass sogar die ganze Nachtüber das Fenster geöffnet war… Der Blick aus dem Fenster bot Erschütterndes! Schnee so weit das Auge reicht, mindestens 10 Zentimeter, oder sollte ich sagen 1/3 Fuss? Egal, es ist alles weiß! In Windows Vista Sidebar habe ich mir gerade eben den Wetterbericht für Escalante Utah eingerichtet, der nächste Schock. Da steht -12°C – kann das denn sein? Wenn ja, sind meine Bierflaschen vor auf der Veranda heute Nacht geplatzt während ich im warmen Zimmer von neuen Fotos geträumt habe? Ich werde es gleich mal prüfen!
Nach dem Gang durch die Waschanlage gibt es dann um 9h Frühstück, vorausgesetzt das Restaurant hat nicht auch geschlossen 🙂 Escalante ist ein echtes Dorf…
Die kleinen Straßen links und rechtes des Highways trügen, eigentlich gibt es nur die Hauptstraße, drei Motels, eine Tankstelle und einige wenige Restaurants. Im Sommer ist hier alles ausgebucht. Ich bin gespannt wie ich diesen Tag überstehe. -12°C – na das kann ja was werden…
Wie war das noch? “Be Prepared”
Sodele nun geht es ab in die Waschanlage…
11. März 2009 – Zebra Canyon
Oder: Be Prepared!!
Nach dem Aufstehen und dem Morgenblog ging es dann heute erst einmal zum Frühstücken in die Kneipe neben an. Irgendwie sah es da drinnen eher aus wie in einem Saloon den man aus alten Western kennt. Auch die Gäste sahen aus wie aus einem alten Western, einige zumindest! Lustige Hüte, Bärte, Stiefel, karierte Hemden, alle Klischees wurden bedient! In die Küche konnte man hineinschauen, so wie man es aus dem Kino kennt. Zwischen Küche und Barbereich war ein Karussell für Bestellungen angebracht. Leider war die Bedienung auch die Köchin. Und gut drauf war sie auch nicht, weil der Laden so voll war. Sicher ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Also ist sie ordentlich hin und her geflitzt. Bestellung aufnehmen, ans Karussell klatschen, durch die Schwingtüre in die Küche, Eier & Speck braten, schnell was rausbringen… Das volle Programm.
Um 9h07 kam dann plötzlich Verstärkung hereingestürmt. Sie sah aus als hätte sie verschlafen, jedenfalls war sie echt hektisch. Später hat sie uns dann erzählt, dass sie eigentlich immer viel später anfängt, heute aber einen Hilferuf von ihrer Chefin erhalten habe. Das Frühstück war wie immer, Scrambled Eggs, Bacon, Hash Browns (Nun weiß ich auch wie man das schreibt…). Kaffee, O-Saft – alles was das Herz begehrt.
Frisch gestärkt ging es dann los in Richtung Osten! nach vier Meilen dann in Richtung Süd Westen auf die “Hole in the Rock Road”. Wolfgang hat mir erzählt, dass diese Straße ihren Namen vor langer Zeit erhielt, als die ersten Siedler fassungslos vor dem Grand Canyon standen und nicht wussten wie sie ihn überqueren sollten. Schließlich haben sie eine gemäßigte Stelle gefunden und dort alles in den Canyon abgeseilt und auf der anderen Seite wieder herauf gezogen. Was für eine Arbeit, heute gibt es Brücken oder Boote. Aus dieser Zeit stammt jedenfalls der Name der Straße. Und was soll ich sagen, es ist eine nicht geteerte Straße, aber eine gut zu befahrende.
Das Wetter war echt krass heute morgen. Überall lag Schnee, die Straßen waren glatt und der Himmel so blau wie man ihn sich nur denken kann. Nach ein Meilen über frischesten Neuschnee dann der Abzweig in Richtung Zebra Canyon. Auto parken uns los…
Hoppla, in dem Durcheinander am Morgen hatte ich mein Stativ vergessen, meine Wanderstöcke, die Getränke, wer weiß was noch – MIST. Eigentlich dachte ich, ich sei “Prepared” – war ich aber nicht! Wolfgang sagte nur “Nun komm schon, das sind nur ein paar Meter.” Also egal und los. Erst später habe ich gemerkt, dass es jeweils 8 Kilometer waren – Luftlinie – mit Verlaufen und allen Schlenkern also gut und gern 18 Kilometer oder mehr. Das alles in tiefem Sand, Schnee und Modder. Ich bin jetzt sowas von fertig… Jedenfalls war die Wanderung toll. Schnee in der Wüste, das hatte ich nicht zu erhoffen gewagt. Wir waren ca. 1600 Meter über dem Meeresspiegel – wenn es hier mal regnet, dann gibt es oft auch Schnee. Geht dann die Sonne auf ist es wunderbar. Die karge Landschaft, überall Felsformationen aus rotem Sandstein und alles weiß überzogen – Stark!
Warm angezogen war ich ja. Ich wollte ja gut vorbereitet sein. Leider war es in der Sonne dann viel zu warm. Also habe ich alle paar Meter angehalten, Handschuhe weg, Mütze weg, Halstuch weg, Jacke weg, nächste Jacke auf, Weste auf… So ging es dann in einem trockenen Flussbett bist zum Zebra Canyon. Am Eingang des Canyons dann deutliche frische Fußspuren, in beiden Richtungen! Rein UND raus! Da war jemand vor uns dort!! Voller Freude auf den zebrafarbenen Canyon bin ich Wolfgang hinterher gestapft. Leider nur ein paar Meter. Dann stand Wolfgang mit enttäuschter Miene vor mir. “Was ist?” “Wasser!” “Mist!” –> Vereinfachte Kommunikation unter Männern! Man konnte in Wasser und Matsch deutliche Fußspuren sehen – frische Fußspuren! Unser “Vorgänger” ist also durch den Schlamm hindurch gewatet. “Habe ich nicht eine Plastiktüte im Rucksack?” – Jau, da war eine! Leider nur eine und ganz dünne dazu. Egal ich versuche es mal. Also den rechten Fuß in die Tüte und das ganze dann oben mit einem elastischen Klettband verschlossen. Vielleicht kann ich ja auf einem Bein hindurch hüpfen und mich mit den Händen an den Wänden abstützen. Das klappte ganz vorzüglich, leider nur etwa 50 Zentimeter weit! Dann war der Modder so tief, dass der ganze Fuß versank, samt der Tüte – versteht sich! Also wieder rausgehumpelt – huch – die Tüte war schon komplett voll mit Wasser und Schlamm. Der Schuh sah entsprechend aus. Ein neuer Wanderschuh – ok am 20. Februar war er noch ganz neu! Nun war er jedenfalls nass und schlammig.
Ja, da ging es nicht weiter! Da sind wir gut 10 Kilometer durch Sand und Schnee gestapft um dann 20 Meter vor dem Ziel umzukehren. Aber das ist das Leben – GUT VORBEREITET hätten wir Gummistiefle dabei gehabt. Kann man sich ja eigentlich denken, dass es in einem schmalen Canyon nach einer Nacht mit Regen und Schnee nicht ganz trocken sein wird… Wieder was gelernt!
Also wieder raus und dann mal hoch auf den Felsen den Moki-Hill. Dort oben liegen tausende kleiner Moki-Kugeln (auch Moqui-Marble genannt) die von Wind und Wetter aus dem Felsen herausgewaschen wurden. Im Canyon konnte man sie schon in der Wand stecken sehen. Witzig sind sie und sowas von fest – unglaublich. Einen Hinweis wie sie entstanden sind konnte ich im Internetfinden. Die Kugeln sind vor vielen Millionen Jahren im Meer entstanden und aufgrund ihres Gewichtes dann auf dem Meeres vom Sand bedeckt worden. Der Fels auf dem wir sie gefunden haben war also vielleicht mal ein Strand an dem die Dinosaurier ihre Schulferien verbracht haben. Sehr spannend! Wind und Wetter haben sie dann freigelegt. Sicher werden in den nächsten 100.000 Jahren weitere Mokis an die Oberfläche kommen 🙂
Ich war von diesen viele millionen Jahre alten Kugeln so beeindruckt, dass ich eine Weile mit dem Makroobjektiv an der Kamera auf der Erde gelegen habe. Als ich dann den Berg wieder herunter geklettert war, konnte ich Wolfgang nicht mehr sehen. Also ein flüchtiger Blick auf das GPS – man(n) ist ja gut vorbereitet – und los. Eine ganze Weile später dann ein zweiter flüchtiger Blick… “Mist, falscher Canyon, die Fußspuren sind nicht die von Wolfgang!!” Also kehrt marsch und das in dem tiefen schweren Sand, echt anstrengend!
Auf dem Hinweg habe ich mich noch mit Wolfgang darüber unterhalten, dass man mit ein wenig Fantasie in vielen der Gesteinsformationen Gesichter sehen kann. An den White Pockets gibt es beispielsweise einen Felsen der aussieht wie ein grinsender Weihnachtsmann! Wolfgang sagte dazu nur “Das ist die erste Stufe, danach härt man dann Stimmen!” – Während ich versuche den richtigen Weg wieder zu finden höre ich plötzlich Stimmen. “Die zweite Stufe? Jetzt schon? Ich bin noch nicht mal 45!!!” Doch es war nicht die zweite Stufe, es war Wolfgang von der anderen Seite des breiten Flusslaufes! Er hatte auf mich gewartet und dann eine blaue Mütze in die falsche Richtung laufen sehen.
Dieser kleine Umweg war mehr als überflüssig. Zurück am Auto war ich so erledigt, dass ich kaum noch Piep sagen konnte. Nach einer kleinen Pause ging es dann weiter zum “Devils Garden”. Diese Gesteinsformation ist wirklich witzig, und nicht weit vom Zebra Canyon entfernt. Als wir dort ankommen fallen die ersten Schritte entsetzlich schwer! Ich knipse ein bisschen herum – aber es ist noch zu früh, die Sonne steht noch sehr hoch. Wolfgang seilt sich also für eine Stunde ab und erkundet einen neuen kürzeren Weg zum Escalante Volcano. Den besuchen wir dann vielleicht übermorgen.
Im Abendlicht versuche ich noch einen kleinen Arch zu fotografieren und muss sagen, die Dinger sind spröde! Jedenfalls aus fotografischer Sicht!
Zurück in Escalante sehen wir, dass das kleine Mexikanische Restaurant mit der lustigen Inhaberin geöffnet ist. Also nix wie hin! Sie ist sowas von nett und witzig, es macht richtig Spaß dort! Es gibt zwei riesige Burritos, Bohnen, Reis und Cola. Bier hat sie nicht, darf sie vielleicht auch nicht. Ich mutmaße, dass man dafür wieder eine spezielle Genehmigung braucht. Touristen mit schlechtem Essen mästen darf jeder, aber ein harmloses kaltes Bier verkaufen, dafür braucht man eine Lizenz – so stelle ich mir das vor – so stelle ich mir Amerika vor! 🙂
Im Motel bin ich eigentlich nur noch froh, dass ich im Bett liegen und meinen Blog schreiben kann…
Hier die Diashow zum heutigen Tag.
12. März 2009 – Wandertag
Oder: Besser geht’s nicht!
In der Nähe von Escalante gibt es einen sehr schönen Wasserfall. Wolfgang hat ihn im letzten September und vielleicht auch früher schon besucht. Daher wäre es für ihn langweilig gewesen nochmal dorthin zu wandern. Also haben wir heute mal getrenntes Programm gemacht. Er war auf großer Erkundungstour, ich war am Calf Creek wandern. Abends zuvor hatte ich mir noch die Wegpunkte zusammengestellt und eine Route in mein GPS geladen, was sich aber als vollkommen überflüssig erwies. Der Weg ist ausgeschildert und sehr gut begehbar, ein reines Vergnügen! Morgens so um 8h wurde ich mit einem deutlichen Klopfzeichen geweckt, wir schlafen gerade Kopf an Kopf und die Wand ist sicher nicht viel mehr als eine Spanplatte, jedenfalls hört man hier abends ständig die rollenden Discos auf- und abfahren – nicht sonderlich lustig. Die Kids hier haben echt Langeweile, was auch sonst, hier ist der Hund begraben! Aber schöne Wanderungen kann man hier machen…
Vor die Wanderung haben die Götter aber das Frühstück gestellt und das war wie immer echt reichlich! Danach bin ich dann ins Motel gelaufen und habe mein Auto startklar gemacht. So um 10 ging es dann los, Highway No. 12 – eine tolle Strecke! Auf den Schildern wird er auch als “Scenic Byway” bezeichnet – sehr passend! Ein paar Meilen nordöstlich (oben/rechts) von Escalante kreuzt man dann schon den Calf Creek. Es ist ein Campingplatz ausgeschildert. Das kann man parken und los geht die Wanderung. Auf dem Rückweg habe ich dann bemerkt, dass ich mich für 2 Dollar hätte selbst registrieren müssen – Permititis – ich habe es übersehen und das Auto hat auch niemand abgeschleppt. Die zwei Dollar kriegt dann morgen das Zimmermädchen. Am Parkplatz sind gleich ein paar nette Grillplätze. Ein nettes Pärchen war auch schon da. Der Blick auf die Ladefläche ihres SUV war erschütternd. Sie waren zu zweit und hatten Essen für ein ganzes Footballteam dabei. Aber so ist das hier ja üblich…
Der Weg zum den Lower Calf Creek Falls startet dann auch schön asphaltiert. Nach 500 Metern geht es dann in einen Wanderweg über. Dort steht auch das übliche rostige aufklappbare Pult in dem ein Block mit einem Bleistift liegt auf dem man sich bitte eintragen soll. Wenn schon kein Permit, dann wenigsten eine Registrierung. Auf dem Rückweg kann man dann ein Lob loswerden, feine Sache!
Weitere 500 Meter später geht es einen kleinen Felsen hoch und es verliert sich ein wenig die Spur, weil es auf dem Felsen keinen Trampelpfad gibt. Da war ich erst einmal ratlos. Weiter unten sah es nach Trampelpfad aus, also runter. Keine gute Idee, ein Weg für echte Individualisten! Zwischen trockenem mannhohem Schilf durch weichen bis matschigen Boden, das kann es nicht sein. Plötzlich fegt mir ein Zweig wie ein Peitschenhieb zurück ins Gesicht. Voll auf die Oberlippe – Autsch – das tut richtig weh! 10 Minuten später stehe ich mitten im Schilf und vor mit der Calf Creek , vielleicht zwei Meter breit und sicher einen halben Meter tief. “Hm, da komme ich nicht mit trockenen Füßen rüber! Das kann doch alles gar nicht wahr sein, gestern Modder im Zebra Canyon, heute ein Wanderweg der nach ein paar Hundert Metern endet??” Also links am Ufer durch das Schilf kämpfen – Wumms – wieder ein Schlag ins Gesicht – wenn das so weiter geht habe ich gleicht Tränen in den Augen. Dann ein Stück Fels, sehr steil, sehr sandig, sehr rutschig. Egal, alles ist besser als ständig eins auf die Nuschel zu bekommen. Nach kurzer Kletterei ein Weg, ein guter Weg – DER WANDERWEG! Ich hatte ihn wieder gefunden – Yeah!
Das GPS zeigt in freundlichen großen Zahlen die restliche Entfernung an, Luftlinie – versteht sich – Topografische Karten beherrschen in der Regel kein Routing! Die ganze Wanderung ist ca. 6 Meilen lang, also knapp 10 Kilometer. Hin und zurück sind es dann etwa 20 Kilometer und man ist gute vier Stunden unterwegs. Weil alles so zauberhaft ist und noch überall Schneereste von Vortag liegen, muss ich überall stehen bleiben und ein Bild nach dem anderen knipsen. Ich bin begeistert, solch eine schöne Wanderung habe ich in den letzten 44 Jahren nicht gemacht! Statt nach zwei Stunden komme ich also nach 3 Stunden an. Der Wasserfall erinnert mich ein wenig an den Barranco del Infierno im Süden von Teneriffa. Nur führt dieser Wasserfall derzeit viel mehr Wasser. Die Doku besagt, dass er 120 Fuß hoch ist – also gut 40 Meter – das ist schon mal was! Und er rauscht ganz paradiesisch! Weil ich so lange herum geklüngelt habe liegt der Wasserfall zur Hälfte im Schatten, schade. Aber er wird trotzdem ausgiebig abgeknipst und zwar mit alle verfügbaren Objektiven und aus diversen Perspektiven. Schließlich soll es im Blog ja gut aussehen 🙂
Da rund herum noch Schnee liegt ist es im Schatten schnell echt kalt. Das Unterhemd ist am Rücken ganz schwitzig vom Fotorucksack. Gut wenn man vorbereitet ist und ein Ersatzhemd dabei hat! Also schnell umziehen. Während ich dann so in Hosen und oben ohne im Wald stehe höre ich von hinten ein freundliches “Haaaaiii” – Da kommt nativer Besuch! Na, nun kennt er mich gleich von meiner schönsten Seite 🙂 Der Besuch packt dann auch eine Reihe von Kameras aus und wir schießen jetzt mit drei Kisten aus vollen Rohren – oder sagt man Linsen? Egal, die Spiegel klappern überall und die Vögel kriegen langsam die Krise…
Eine Stunde später habe ich mehrere Hundert Bilder auf der Speicherkarte und ein wenig Smalltalk hinter mir. Ist schon witzig, dass man sich als Nikonian doch mit Canonistas unterhalten kann. Speziell über mein Lensbaby konnten wir sehr lange plauschen 🙂
Auf dem Rückweg ist die andere Seite der Schlucht von der Sonne beschienen und es sieht einfach alles nur gut aus. Das ist Urlaub – so kann das noch eine Weile weitergehen! Auf dem Trail ist man echt allein – zumindest im März – und es macht so richtig Spaß mal kurz am Creek zu sitzen die Fische anzuschauen, die Vögel zu knipsen und ein Murmeltier abzulichten das in einem Baum nach seiner Mama ruft. Wenn man mal pinkeln muss, kein Problem, hier kann man sogar seine Initialen in den Sand schreiben, viel besser als anderswo. Keine Ahnung warum, aber hier geht es besser – Klingt zwar komisch, iss aber so!
Zurück am Auto war alles perfekt. Ich war gut ausgestattet, hatte nichts vergessen und im Kofferraum gab es noch jede Menge kalte Getränke! Das ist der Vorteil wenn man im Winter hier ist! Nach einer kleinen Verschnaufpause geht es dann mit dem Auto über den “Scenic Byway” nach Boulder. Nur ein paar Kilometer, aber die sind echt großartig. Boulder war die letzte Stadt der vereinigten Staaten die ihre Post noch mit dem Esel angeliefert bekommen hat. Seit es den Highway 12 gibt, sind die Esel in Rente und ich weiss nun auch warum sie noch so lange arbeiten mussten! Das Terrain ist zerklüftet, die Ausblicke links und rechts der Straße grandios. Ich kann von oben in den Canyon schauen, den ich zuvor durchwandert habe, stark! In Boulder gibt es noch weniger als gar nichts, ok vieleicht doch ein bisschen was, aber es ist noch kleiner als Escalante. Also nicht lange aufhalten sondern wenden und mit ein paar kurzen Stopps zum Devils Garden.
Im Devils Garden angekommen ist es noch etwa eine Stunde bis Sonnenuntergang, also das große Stativ auf die Schulter und den Rucksack auf den Rücken. Eine halbe Stunde später stehe ich wie ein Feldherr auf einem Hügel und kann das ganze Terrain überblicken. Langsam geht die Sonne unter und ich mache alle paar Sekunden ein Bild nach dem Anderen – Fein! Doch genau in dem Augenblick in dem die Sonne am tiefsten steht, schiebt sich eine dicke Wolke davor und es gibt an diesem Tag keine leuchtenden Sandsteinskulpturen mehr, schade! Also zurück nach Escalante, vielleicht ist Wolfgang ja schon am Motel.
Im Circle D angekommen ist kein weißer Toyota auf dem Parkplatz, also schnell zurück zur großen Tankstelle am anderen Ende des Ortes. Dort gibt es ein reichhaltiges Angebot an Knabberkrams und Getränken. Wer will kann sich sogar einen Hamburger selbst belegen und frisch Sandwiches kann man sich auch machen lassen. Zurück am Motel ist Wolfgang auch schon da. Er war gegenüber was essen. Also rein in die Bude, die Heizung eingeschaltet und den Computerkrams angeworfen…
Ein perfekter Tag! Hier habe ich eine kleine Diashow zusammen gestellt.
Hier der Hike dazu. Sehr schön kann man dort sehen, wie ich mich ganz am Anfang ein wenig verlaufen habe 🙂
13. März 2009 Der letzte Tag mit Wolfgang
Oder: A good hike!
Ja, morgen reist Wolfgang dann wieder ab und ich bin noch ein paar Tage allein im Südwesten. Schade, es war eine tolle Zeit und es hat Spaß gemacht einen erfahrenen “Tourguide” zu haben – Auch an dieser Stelle ein großes DANKESCHÖN!!
Der Tag begann wie die meisten Tage hier mit einem ausgiebigen Frühstück. Diesmal “Diet for strong man” (So heißt es auf der Karte!!) –> Zwei Spiegeleier, gebratener Speck, Toast und Marmelade. Kaffe bis zum Abwinken und O-Saft – langsam gewöhne ich mich daran 🙂
Um 9h30 ging es dann los in Richtung “Hole in the Rock Road” – ich habe gelernt, dass die Mehrzahl der Beautypoints der Umgebung über diese “Straße” zu erreichen sind. Nach einer Weile sahen wir dann auf der rechten Seite einen roten Felsen, der mich an den Ayers Rock in Australien erinnert hat. Also mal anhalten und gucken! Wolfgang ist mal los gewandert und hat das Gelände erkundet während ich zur Abwechslung mal wieder ein paar Dias gemacht habe. Ein paar Minuten später kam er wieder “Das musst Du sehen – nimm ein Weitwinkel mit….” Also sind wir da eine Weile herum gekrakselt und ich muss sagen, ich war von unserem Fund zutiefst beeindruckt. Dieser Felsen ist der von der Straße aus sichtbare Teiler einer großartigen Formation. Klettert man ein wenig darauf herum findet man tiefe Löcher in denen Gras und Bäume wachsen. Wer dort hineinfällt hat keine Chance je wieder heraus zu kommen. Also waren wir sehr vorsichtig! Der Sandstein ist nicht immer so griffig wie er aussieht und keiner von uns wollte in einem dieser Löcher die letzten Tage fristen. Während ich also fleißig geknipst habe rief mir Wolfgang irgendwann zu “Wenn wir noch zum Broken Bow Arch wollen müssen wir los!!” “Willst Du da wirklich noch hin, hier ist es doch sowas von genial? Meinst Du das schaffen wir noch?” “Mit so einer lahmen Ente wie Dir ganz bestimmt NICHT!!!” Das will ich nicht auf mir sitzen lassen – Lahme Ente – Pah!! Also schnell noch ein paar Bilder und dann unten rum zur Straße und wieder zum Auto. Da gab es noch kalte Cola aus dem Kofferraum und ein paar Kekse – perfekt! Nach einer halben Stunde war ich aber immer noch allein. „Wo bleibt der nur – mal hupen! Nichts passiert, wieder hupen, warten nichts passiert, hupen warten hupen – keine Wolfgang.
Langsam wurde ich unruhig!! Weil die kalte Cola so gut tat habe ich mir noch ein gegriffen und bin losgezogen um Wolfgang zu suchen. Irgendwie hatte ich doch Angst er könnte in eines der riesigen Löcher gerutscht sein! Auf laute Rufe keine Antwort – “Wooooooolllffaaaaaaannnnggg” – nichts!! “Wooooooooooooooooooooooooolllllllffffggggaaaaaaaaaaaaaaaaaannnggg” – nichts!
Während die Cola in meiner Hand langsam warm wird wandere ich also von einem Loch zum anderen und schaue mal hinein ob da vielleicht der Wolfgang drin liegt. Nach einer echt langen Viertelstunde dann eine Stimme am Horizont – Da ist er ja! Gott sei dank! In Gedanken hatte ich schon überlegt wie ich am Telefon erkläre wo wir sind und was passiert ist… Gut, dass das nicht nötig war!!
Also endlich rein ins Auto und durchstarten zum Broken Bow Arch. Die Straße wird zunehmend schlechter und ab 40 Meilen springt das Auto (Blattfedern) richtig durch die Gegend und verliert nahezu jegliche Bodenhaftung. Nicht gut! Also langsamer fahren, die Geräusche von der Ladefläche stimmen dabei nicht glücklich. Die verbliebenen Cola Dosen und Wasserflaschen etc. springen munter lustig im offenen Kofferraum herum. In Wolfgangs Toyota ist das besser, dort ist die Ladefläche mit Teppich ausgelegt – das dämpft sehr gut! Der Nissan XTerra ist das weniger komfortabel, aber hoffentlich robuster!
Nach insgesamt rund 70 Kilometern Holperstrecke geht es dann links ab zum Parkplatz am Broken Bow Arch. Der Abstieg in den Canyon ist steil und sandig “Da müssen wir später wieder hoch!!!” schießt es mir durch den Kopf… Der Rest des Weges ist dann ganz zauberhaft. Mitten in er Wüste wandern wir an einem kleinen Flusslauf entlang, es plätschert und ist überirdisch! Gestern am Calf Creek war es je schon cool – heute ist es noch besser!
Nach etwa 90 Minuten sind wir dann am Broken Bow Arch und ich bin beeindruckt von dessen Dimensionen. Das Ding ist so riesig, da könnten mehrere Familien ihren Häuser drunter stellen. Allerdings wäre das keine gute Idee, merke: Auf dem Rückweg geht es steil bergauf. Außerdem wären die Garagen nur als Abstellfläche zu gebrauchen – Ok, tun wir ja in Deutschland meistens auch… Spaß beiseite, der Arch sieht aus als würden vom Frost gelöste Gesteinsbrocken ihn immer wieder vergrößern. Die Kolosse die unten am Boden liegen verheißen jedenfalls nichts gutes! Also dort lieber nicht bauen, auch wenn es lustig aussehen würde…
Während ich den Arch von allen Seiten abknipse trudelt auch Wolfgang langsam ein. Später fragt er mich warum ich denn so losgerannt sei – Na warum wohl, schließlich will ich ja keine lahme Ente sein🙂 Und so konnte er mich bei seiner Ankunft auch wunderbar unter diesem gewaltigen Arch fotografieren. Da hat man dann einen schönen Maßstab – nämlich MICH 🙂
Der Rückweg war dann beschaulicher, wir quatschen und laufen dann wieder an einem der netten Steinmännchen vorbei. Während wir dort vorbeilaufen erzählt mir Wolfgang, dass sie beim letzten Besuch einen wichtigen Abzweig verpasst haben und eine ganze Weile in die falsche Richtung gelaufen sind. In diesem Augenblick bleibt er stehen, schaut auf das neue GPS und sagt “Na sowas, nun machen wir den gleichen Fehler schon wieder. Da hat man zwei GPS dabei und vor lauter Gequatsche schaut keiner drauf…” Also zurück, es waren nur ein paar Meter – aber lustig war es trotzdem!
Am Auto angekommen geht es nach einer kurzen Pause mit Warp-Geschwindigkeit nach Escalante. “We close at eight o’clock!” Das habe ich noch im Ohr und schließlich will ich mir das kleine Abschiedsessen nicht nehmen lassen! Also “Stoff geben”…
Um kurz nach 18h sind wir dann auch schon in Escalante – die HITRR zieht sich wie Kaugummi. Unterwegs gibt es noch ein paar Tourentipps für die nächsten Tage und ich beschließe das Zimmer im Motel bis nächsten Mittwoch zu verlängern. Es gibt hier einfach noch zu viele zu sehen um morgen schon abzureisen.
Im Motel angekommen schnell rein in frische Klamotten und rüber ins Restaurant. Ich freue mich auf eine großes saftiges Steak und ein riesige Glas mit kaltem Bier – Ahhhhh, das wird ein Fest! Die kurze Konversation mit der Kellnerin offenbart, auch hier gibt es kein Bier! Auf der Speisekarte stehen auch nicht Softdrinks. Hm, ob es vorgestern doch nicht an der fehlenden Konzession gelegen hat? Ob die Restaurants in Utah grundsätzlich kein Bier ausschänken dürfen? Ein kurzer Blick ins Internet offenbart mir die Ausmaße der Misere!!
Es gibt spezielle Clubs, bei denen man eine Genehmigung erwerben kann um dort Alkohol zu trinken. Oft braucht die Person, die diese Genehmigung erwerben möchte, so etwas wie einen Bürgen. Jemand, der einem schriftlich bestätigt ein guter Mensch zu sein. So glaube ich, Utah ist der Ideale State für Leute mit einem Alkoholproblem!
Es gibt hier also kein Bier! Also bestelle ich zu meinem überaus wohlschmeckenden saftigen Steak ein 7up 😐 Das Kaltgetränk kommt sehr schnell, kurz danach der Salat zum Steak. Der Salat ist echt lecker, das Steak kommt dann auch. Doch was ist denn das? Das Ding ist ja paniert und obendrauf ist sowas wie eine Bechamel Sauce???? – Hallo?? Die French Fries heißen so, weil sie den Namen “Pommes Frites” nicht verdienen, sie sind laff und schlabbrig. Kein Ersatz für die auf der HITRR so heiß ersehnte Ofenkartoffel 😐 Das Steak schmeckt wie eine frittierte panierte Frikadelle – oder mehr wie in Schnitzel – jedenfalls nicht genau definierbar. Aber es macht satt, auch ohne Fritten und ohne Sauce! Nach einem kostenlosen 7up Refill und der Rechnungsbegleichungszeremonie freue ich mich auf eine der drei Bierflaschen die ich auf die Veranda gestellt habe, schließlich ist es dort kühl und mein Zimmer hat ja keinen Kühlschrank. Lecker!
Im Restaurant habe ich mir wohl ein Sandkorn ins rechte Auge gerieben, es tränt und ist dick angeschwollen als wir am Motel ankommen. Wolfgang ist wie immer “Well prepared” und hat Augentropen dabei! Genial! Nach der Behandlung ist das Auge immer noch dich aber es tut nicht mehr so weh. Also rüber zum Chefe und das Zimmer verlängern. Sonntag – Montag – Dienstag?? Ich entscheide spontan bis Mittwoch nächster Woche zu bleiben. Die goldene Kreditkarte macht ihn glücklich und ich darf bleiben. So jetzt das Bier und dann Fotos angucken!!!
Im Zimmer schnell das Notebook rauskramen, Kamera anschließen, externe Festplatte anschließen, Netzteil anschließen, Vista starten, klick klick klick – Bilder werden kopiert. Jetzt das Bier – endlich das Bier!! Während das Notebook auf dem Queen-Size-Bed die Bilder des Tages hin und her schaufelt öffne ich die Türe und erlebe den Schock des Tages? Hier leben Mormonen und die dürfen keinen Alkohol trinken! Trotzdem hat mir irgendwer mein Bier geklaut – Sowas! Na, gerechnet hatte ich ja damit – aber ein wenig Hoffung und Glauben an das Gute im Menschen hatte ich trotzdem! Nu ist es weg! Und ich habe nur lauwarmes Wasser aus kleinen Plastikflaschen – Bäh!
Ok, nochmal die Augen tropfen, das Blog schreiben und dann mal an der Tanke schauen ob es dort Bier gibt. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob es dort welches geben wird… Allerdings macht mirdieser Artikel Hoffnung! Nur wie soll ich es kühlen ohne, dass es wieder geklaut wird? Besser man stellt nicht alles nach draußen oder über Nacht uns Auto? Nur einzelne Falschen? Ich werde eine Lösung finden, auch wenn es nicht wirklich wichtig ist und ich auch gut ohne Bier auskommen kann. Aber es ist halt eine Frage des Urlaubsgefühls. Ein Bier am Abend macht den Abend rund und ich probiere mich gern durch die einzelnen Marken durch. Eben habe ich gelesen, dass das Bier an Tankstellen maximal 4% Alkohol haben darf. Derjenige der mein Bockbier mit 18% Alkohol geklaut hat ist hoffentlich überrascht über dessen Wirkung :-]
Eben fällt mir ein wie gut es ist, dass Page wenn auch nur um Haaresbreite im Norden von Arizona liegt!
Hier die Diashow des Tages.
Hier die Trackanalyse:
Planung, Route und gewanderter Track:
Darstellung des Tracks (KMZ) in Google Earth:
Hier gibt es das KMZ für die Ansicht in Google-Earth.
13. März 2009 – Schlecht geschlafen
Oder: Need help
Das Sandkorn vom Abschiedsessen hat sich zu einem Problem ausgeweitet. Die halbe Nacht konnte ich nicht schlafen, das rechte Auge ist dick angeschwollen, tränt und ich kann damit sicher nicht fotografieren – warum ausgerechnet das Rechte?? Nun steht mir wohl der erste Kontakt mit dem amerikanischen Gesundheitssystem bevor. Gott sei Dank habe ich zwei Kreditkarten, das reicht hoffentlich aus…
Mein naiver Versuch via Google Maps und Google Earth und den Microsoft Live-Maps eine Apotheke oder einen Arzt hier in Escalante zu finden sind fehlgeschlagen. Dann noch eine Mail von Alamo in der sie diverse Rückfragen haben. Dabei habe ich ihnen doch geschrieben, dass die 30-Tage Zulassung meines Autos abgelaufen ist. Die haben eine Vertragsnummer, die Nummer des Temporary 30 Days Permit usw. eigentlich alles. Nun wollen sie eine Reservierungsnummer, die Abholstation usw. Au Backe…
Unter der Dusche ist mir eben der lustige Duschvorhang aufgefallen. In Augenhöhe gibt es ein etwa 40 cm breitest “Sichtfenster”. Da hat der Designer wohl mal scharf nachgedacht und überlegt welche Urängste in jedem Amerikaner schlummern der mal Alfred Hitchcocks Psycho gesehen hat. Welche Szene ich meine muss ich sicher nicht weiter erläutern 🙂
Na jedenfalls ist man in diesem Motel im Fall der Fälle vorbereitet! Bevor es wirklich ernst wird kann man sehen wer auf dem anderen Quadratmeter steht…
Beim Durchsuchen meines Koffers ist eben erstaunliches an Tageslicht gekommen. Paracetamol, Nasenspray, Heftpflaster, nur keine Augentropen. Die Augentropfen von Wolfgang sind Artificial Tears – die helfen jetzt nicht mehr wirklich… Scheiße was tut das weh – ich suche jetzt mal eine Apotheke oder einen Arzt.
14. März 2009 – “The clinic is over there”
Oder: Mein erster Kontakt mit dem amerikanischen Gesundheitssystem
Nach einer schlimmen Nacht, in der ich kaum geschlafen habe weil mein rechtes Auge so weh tat, hatte ich heute morgen nur wenig Hoffnung, dass es hier einen Arzt geben könnte der mit schnell helfen kann. Eigentlich bin ich ja nur wegen der Knipserei hier. Was ist ein Amateurfotograf ohne das rechte Auge schon wert…
Also aufstehen, ab in die Waschanlage, bloggen (das muss sein – auch mit nur einem Auge!) und dann rüber in den Supermarkt. Vielleicht haben die da ja Augentropen, sowas wie Berberil vielleicht? Na, viel Hoffnung hatte ich ja nicht. Und es gab natürlich nur Aspirin und ein paar Standardmedikamente. Aber es gab frisches Obst, Bananen, Apfel, Keske – ähäm…
Der netten Dame an der Kasse versuche ich dann zu erklären, dass mein rechtes Auge kaum noch zu gebrauchen ist und frage nach einem Arzt oder einer Apotheke. Sie beugt sich vor, mustert das dick angeschwollene rote Auge, lehnt sich zurück und schaut mich mitleidsvoll an. Dann dreht sie sich um 90° und weist auf die verglaste Tür des Hintereinganges. “The Clinic is over there, maybe they can help you! Good luck!” Das ist ja cool, damit hatte ich nicht gerechnet. Also die Einkäufe schnell ins Auto und dann rüber zur Clinic. Das was hier Clinic heißt ist ein geräumiger Bungalow mit spitzem Dach, wahrscheinlich aus Holz gebaut. Hinter der Eingangstüre ein kleiner Wartebereich und dann sehe ich Laury! Sie ist vielleicht 60 Jahre alt und sitzt in einer Art Aquarium bei dem man die Glasscheiben wegschieben kann. Laury ist sehr nett und ich habe schnell erklärt was los ist. Wieder dieser Blick, dann sagt sie mir, dass ich bis zum späten Nachmittag warten muss, weil der einzige Arzt derzeit unterwegs sei. Ich bin wenig begeistert und sie sieht es mir wohl an. Dann sagt sie, es sei aber eine Krankenschwester da! “Oh ja, bitte bitte, vielleicht kann sie sich das kurz anschauen?” Dann kommt die Krankenschwester – ihren Namen habe ich leider vergessen, nennen wir sie Nursy. Ok, ich erkläre nun Nursy was los ist, wieder dieser Blick, erst nach vor beugen, schauen, leichtes Entsetzen, dann Mitleid. Auch sie erklärt mir, dass Arzt erst am späten Nachmittag wieder da ist. “Did you scatch?” Ja, ich habe mir die Augen gerieben und zwischen den Wimpern waren wohl ein paar Sandkörner und die habe ich jetzt im Auge – “It hurts!!” “Maybe you need some antibiotic drops!” Genau das wollte ich hören! Leider gibt es in Escalante keine Apotheke. Die nächste Apotheke die das haben könnte ist in westlicher Richtung, „…some miles beyond the Bryce Canyon!” (Bitte immer schön laut lesen und vorher eine Kartoffel in den Mund stecken, nur dann klingt es echt authentisch.) Nursy bittet Laury mal dort anzurufen. Laury schnappt sich den Telefonhörer und weiß nach einigen wenigen Augenblicken, dass es dort keine antibiotischen Augentropfen gibt!
“Ok, maybe we can call the Wayne Country Clinic in Bicknell!” – Laury greift wieder zum Hörer und ruft in Bicknell an – ein paar Sätze, sie erklärt wen sie hier vor sich hat – dann Erleichterung, sie haben Augentropfen! Bicknell ist nur 70 Meilen entfernt – ein Katzensprung, gemessen an amerikanischen Maßstäben. Nursy schreibt mir alles auf einen Zettel. “Do you have a map?” Ja und ein GPS habe ich auch – ich werde es finden!! “Ok, please start instantly, take highway 12 and take care, it might be breezy up there! It’s easy to find, you don’t need more than one eye and you have two!!” “Thank you so much, what do I have to pay?” “Nothing today, bye!” – So kann das gehen, Laury demonstriert mir vereinfachte Kommunikation unter Frauen (es geht!!) ich werde schon angemeldet (Telefonnummer, Name, Adresse etc.) und das alles ist hier kostenlos! Stark!
Also in Auto, ab zur Tankstelle. Diesmal ist es die Tanke am Ortsausgang. Ich drücke auf “Pay outside”, stecke brav meine Kreditkarte, nehme den 91 Oktanrüssel und stecke ihn in den Tank meines tollen Mietwagens. Passieren tut leider nichts, absolut gar nichts! Auf der Zapfsäule steht irgendwas mit “Thank you” – was mache ich wieder falsch? Also rüber zur Kasse. Die Kassiererin ist voll total super hochschwanger. Sie erklärt mir, dass es mit den Kreditkarten hier manchmal Probleme gibt. Ich gebe ihr meine Kreditkarte, sie zieht sie durch den Kartenleser und sagt die netten Worte “Ok, try again now!” Ich versuche es erneut und stehe wieder wie ein Ochs vorm Berg an dieser blöden Zapfpistole. Das kann doch nicht so schwer sein, Mist Mist Mist. Wieder zurück, die schwangere Lady kommt mir raus, geht ums Auto, schaut, grinst und kippt die Halterung in die man die Zapfpistole einhakt nach oben. Prompt springt eine Punpe an und der kostbare Saft fließt – war doch ganz einfach – peinlich für mich, dass links und rechts neben allen Zapfpistolen rote Pfeile angeklebt sind unter denen das schöne Wort “LIFT” prangt. Wer lesen kann ist im Vorteil!!
Ok, nach dem Tanken rein, Kreditkarte holen, unterschreiben, entschuldigen, bedanken und Tschüss…
Die Fahrt nach Bicknell ist echt lang. 70 Meilen sind über 100 Kilometer und das wegen ein paar Augentropfen!! Egal, ich kenne ja schon die Hälfte des Weges und die ist echt schön. Die zweite Hälfte ist aber fast noch schöner. Der Highway 12 schraubt sich bis auf 9600 Fuß hoch, das sind mehr als 300 Meter über dem Meeresspiegel! Dort oben liegt hoch Schnee und ich komme mir vor wie im Winterurlaub! Auf der anderen Seite geht es wieder abwärts und ich bin froh als ich in Bicknell ankomme. Die Clinic ist gut ausgeschildert, der Ort ist winzig und ich parke nach nur einem Fehlversuch direkt neben dem Eingang, perfekt!
Beim Öffnen der Eingangstüre fallen mir eine Reihe von Aufklebern in linke Auge: VISA, MASTERCARD, AMERIC…. Am Schalter erkläre ich erneut was denn los ist. Der freundliche schaut mir fragend an, also käme ich von einem anderen Planeten. Ok, ohne Kartoffel im Mund muss sich mein Englisch für ihn so anhören als käme ich tatsächlich von einem anderen Planeten. Irgendwann blicke ich dann, dass das gar nicht die Anmeldung sondern die Inhouse-Pharmacy ist – hätte man ja auch gleich sehen können. Der Zahnarzt ist rechts, wo ich hin will ist links. Also wieder vor das Aquarium treten und tief Luft holen um erneut die Geschichte vom Sandkorn um Auge, den Schmerzen und der üblen Nacht zu erzählen. “Ah, you are the guy with the eye!” – Perfekt, mein Ruf eilt mir voraus und ich muss gar nichts erklären. Dann bekomme ich ein gelbes, ein grünes, ein weißes Formular und einen Briefumschlag. Ich fülle alles brav aus, unterschreibe dass ich keine Drogen nehme (wie auch, das Bier haben sie mir ja geklaut und im Supermarkt gibt es keines…) und auf den Briefumschlag schreibe ich meine Adresse in Deutschland, damit man mir die Rechnung schicken kann.
Nach ein paar Minuten ruft jemand das Wort “Husgar” – ja das bin ich – Ansgar kann man mit einer Kartoffel im Mund eben nicht aussprechen! Die Krankenschwester weist mit den Weg auf die Waage – hä? Eigentlich habe ich es am Auge? Egal, sie schiebt die Gewichte hin und her und macht sich am Schluss grinsend eine Notiz – Übergewicht?? Dann gehen wir ins Behandlungszimmer. Das ganze ist eine Mischung aus den Behandlungszimmern die von Allgemeinmedizinern und Zahnärzten kenne. In der Ecke steht eine riesige halb rostige halb grüne Gasflasche – ob da Sauerstoff drin ist – oder Lachgas?? Egal, sie sieht komisch aus. Die Krankenschwester schaut mir nun ins Ohr – Hä? Dann in die Nase, den Hals, misst den Blutdruck, den Puls, den Sauerstoffgehalt des Blutes… Sie tippt fleißig auf einem Laptop alles ein und verschwindet dann. Kurz drauf kommt dann die Ärztin. Sie hat nach 2 Sätzen erkannt, dass ich keine Kartoffeln habe und aus Deutschland komme. Mein Denglisch verrät mich sofort! Sie erklärt mir, dass ihre Vorfahren aus Deutschland kommen, dass sie in der Nähe von Escalante wohnt und dass Ihr Name Sherree Rechtsteiner ist – ist schon lustig wie sie versucht hat ihren Namen nach Deutschland klingen zu lassen 🙂
Ok, ich erkläre wieder was los ist. Sie holt dann eine gelbe Plastikschale mit den Apparaturen für Augenuntersuchungen. Sie tropft mir was ins Auge was ziemlich brennt, löscht das Licht, zieht die Lieder weit auseinander und leuchtet mit einer UV-Lampe an meinem rechten Auge herum. “I can see some little scatches under the iris…” Ja sag ich doch, ich habe oder hatte eben Sand im Auge. Sie erklärt mir dann, dass alles rot und angeschwollen ist. Das hat die Kassiererin im Supermarkt auch schon gesehen. Danach wir dann das Auge gespült und sie hat so kleine Stäbchen die aussehen wie platt gedrückte Streichhölzer. Als sie fertig ist tut es fast gar nicht mehr weh, perfekt – ich liebe Amerika – God save the Queen – sorry – the President!
Später warte ich dann artig auf das Rezept, zahle 117 Dollar mit Kreditkarte und amüsiere mich als es nicht möglich ist eine zweite Rechnung zu drucken, nachdem es mit der ersten einen Papierstau gab. Der Service wird angerufen, später stehen vier ratlose Frauen vor einem HP-Laserjet mir vier Papierfächern. Dann wird auf das neue System geschimpft, da ist alles anders und nichts funktioniert mehr so wie früher – wie bekannt mir das doch vorkommt – aber ich habe Urlaub!!
Schließlich kriege ich einen kleinen Zettel auf dem Betrag, Datum, Name usw. stehen. Das sollte reichen…
Leider hat die Apotheke gerade Mittagspause! Also Zeit für ein paar Fotos in Bicknell! Diese Stadt ist typisch für den mittlere Westen. Jeder hat seinen privaten Schrottplat, überall stehen kaputte Autos in der Gegend herum. Einige Straßenschilder haben Einschußlöcher, einige Autowracks auch… Am Straßenrand lieft eine tote Kuh, auf der Wiese daneben noch Eine. Die Schafe sind frisch geschoren, auf der anderen Seite des Zaunes das Fell eines nicht mehr zu erkennenden Tieres, so ist das hier eben…
Eine Stunde später stehe ich wieder am Schalter der Inhouse-Pharmacy, wieder produziere ich Verwirrung und wieder werde ich weggeschickt – diesmal zu einem anderen Schalter. Dort sitzt eine ebenfalls hochschwangere junge Frau. Sie fragt mich was, ich sage zweimal NO – dann darf ich wieder Platz nehmen…
Schließlich ruft der Man am ersten Schalter nach “Husgar” – prima das bin ich – meine Medizin ist fertig und es ist 13h30. Viermwal am Tag ins rechte Auge, mindestens zwei Tage lang. Dann die Kreditkarte – 87 Dollar!! Ich bekomme eine Rechnung für die Krankenversicherung, bei ihm geht das ganz einfach – keine Ahnung warum vier Frauen das nicht auch hinbekommen…
Ich bedanke mich tausendfach und erkläre, dass er mich gerettet hat. Was ist schon ein Fotograf mit nur einem Auge…
Auf dem Rückweg steigt die Laune merklich. Das Auge tut kaum noch weh, ich kann gut schauen und alles wird wie immer wieder gut! Am ersten Scenic Viewpoint halte ich an und bin von der verschneiten Bergkulisse tief beeindruckt. Es halten ein paar Autos, schließlich bittet mich ein junges Paar um ein paar Fotos. Ich frage aus Spaß ob ich sie mit meiner Kamera machen soll? Sie verstehen mich nicht… “Oh yeah, your camera is much better than mine!” Sie verstehen meinen Spaß echt nicht – eigentlich wollte ich drauf hinaus, dass es für sie komplett nutzlos ist wenn ich sie mit meiner Kamera fotografiere, aber so ist das eben. Also frage ich die Frage aller Fragen “So, where are you from?” Sie kommen aus Belgien und sind für 14 Tage hier. Im Arches Nationalpark waren sie schon. Im Antelope Canyon auch und nun sind sie ratlos was sie noch machen sollen. Der Brye Canyon steht noch auf dem Programm. Nun kann ich voll punkten, endlich mal! Wolfgang hat mir so vieles gezeigt und erklärt – es sprudelt und sprudelt – schließlich machen sie einen verwirrten Eindruck und betonen, dass sie ja nur 14 Tage hier sind und nur noch einige wenige Tage haben. Ok, und tschüss…
Am nächsten Scenic Viewpoint sehen wir uns wieder und am nächsten und am nächsten… Schließlich sehe ich ein Schild das den Weg zum Burr Trail weist! Davon hat Wolfgang schon geschwärmt, also einfach mal links abbiegen und schauen was kommt. Was kommt ist die große Überraschung, der Trail ist genial. Immer wieder halte ich an und mache ein paar Fotos. Ich bin total allein, niemand außer mir auf dieser wunderbaren Straße!! Es geht weiter und weiter und plötzlich habe ich denCapitol Reef Nationalpark gefunden!!
Dort quellen mir im Abendlicht fast die Augen über – toll ist es dort. So schön und so riesig – zu viel im es in eine Foto packen zu können, man muss einfach dort gewesen sein! Ich nehme irgendwann einen kleinen Jeep Trail und lande an einem Trailhead. Da laufe ich dann eine Weile herum und mache meine Knipsbilder. Zurück im Auto ist es 18h30 und die Sonne steht schon tief, also zurück. Die Rückfahrt ist großartig und ich bin gar nicht frustig, dass es in Escalante meine Augentropfen nicht gab 🙂
Am Ortseingang dann ein kurzer Stopp an der Tankstelle vom Morgen. Und siehe da, dort gibt es Bier, sogar mein Amber-Bock!! Im Motel lasse ich fünf Flaschen davon im Auto, eine nehme ich mit rein – tut das gut nach diesem Tag…
Trackanalyse
Man beachte den Weg durchs Gebirge – das GPS hat 2930 Meter/ÜNN gemessen!
Das KMZ in Google Earth:
Offroad-Tipps – Für Oliver:
Nachdem ich mich rund um Page anfangs gewundert und auch manchmal über die vielen vielen Kilometer Stacheldraht links und rechts von allen Straßen geärgert habe bin ich nun versöhnt. In Utah gibt es deutlich weniger Stacheldraht. Hier kann man praktisch überall anhalten und ein paar Meter ins Gelände laufen um eine Position für ein schönes Foto zu finden. Auch gibt es hier echt coole Offroad-Strecken. Die Hole-In-The-Rock-Road (HITRR) ist solch ein Beispiel. Anfangs ist sie toll ausgebaut, geschottert und sehr eben, nach 20 Meilen wird sie echt hart! Der Burr Trail heute ist ganz ähnlich. Zunächst geteert und sehr gut zu befahren, später staubig und holprig mit vielen Abzweigen die sehr eng und sehr sandig sind. Wer hier mit dem Monstertruck kreuz und quer durch die Rabatte fahren möchte wird hier sicher fündig!
Bei Page hat die House-Rock-Road ein ähnliches Kaliber, auch hier zweigen viele kleine schwierige Jeep-Trails ab. Mit dem richtigen Auto macht das echt Spaß!
Bedenke:
Mit einem normalen Mietwagen ist ein Schaden auf diesen Wegen nicht versichert! Platzt ein Reifen oder rutscht man gegen einen Baum, so ist das PP – Persönliches Pech!
Mein Nissan XTerra hat reichlich Bodenfreiheit und sehr kurze Überhänge vorn und hinten. Man kommt damit eigentlich überall durch. Aber er ist unspektakulär und gewöhnlich! Wie hat Wolfgang es formuliert “Zum Leben reicht das!” – dem würde ich mich anschließen. Die richtig coolen Typen die wir hier bislang gesehen haben, hatten alle einen Hummer H3. Der ist meiner Meinung nach perfekt für allerschwierigstes Gelände. Aber er braucht doppelt soviel Sprit wie der Nissan! Je nachdem wie viel man unterwegs ist, kann das also ganz schön ins Geld gehen. Auch dürfte die Miete etwa das Doppelte kosten! Zusätzlich kann es schwierig werden überhaupt einen Hummer zu kriegen, weil viele Vermieter nur Fahrzeuge einer bestimmten Klasse anbieten. Ich hatte ursprünglich einen Full-Size-SUV gebucht. Alamo in Las Vegas hatte aber an meinem Anreisetag keine richtig großen SUVs, also habe ich mir den Wagen mit der meisten Bodenfreiheit und den kürzesten Überhängen ausgesucht. Zum Leben reicht es, Spaß macht es auch und ich bin erst der zweite Mieter. Die Kiste riecht also noch nach Plastik und nicht nach fiesem Zigarettenqualm oder nassem Hund 🙂
Und noch was, beim Anmieten unbedingt gründlich schauen ob auch nichts defekt ist. Bei Wolfgangs Toyota haben wir einen Schaden festgestellt und ich bin gespannt wie es ausgeht.
So, nun aber ab ins Bett – es ist 23h32…
14. März 2009 – Escalante Volcano
Oder: Mit falschen Koordinaten findet man ihn nicht!
21h21 – Zeit für mein tägliches Tagebuch…
Ich bin fix und foxy, eigentlich viele zu müde für lange Beschreibungen und kleine Witze. Eben war ich Duschen, hinter dem Vorhang mit dem Sichtfenster. Richtig lange – das hat geholfen! Morgens habe ich im Bett am Notebook überlegt was ich den heute machen könnte. Meine Wahl fiel auf den Escalante Volcano. Von der schlaflosen Nacht mit dem dicken Auge war ich noch gezeichnet und dementsprechend bin ich erst um 10h losgekommen. Nebenan waren schon die Handwerker. Das ganze Motel wird hier schrittweise zerlegt und Zimmer für Zimmer renoviert. Bald riecht es dann auch im Zimmer 21 nicht mehr nach “altem Hund”! Ist überhaupt lustig, im Rodeway Inn in Page hatte ich 221 – hier ist es die 21 – vielleicht sollte ich daheim mal Lotto spielen, die 2 und die 1 haben es mir wohl angetan 🙂
Den ersten Zwischenstopp habe ich beim Lebensmittelladen eingelegt. Sieht übrigens ganz witzig aus. Die Fassade ist aus dunklem alten Holz, erinnert mich jedes mal an einen Saloon aus einem alten Western. Auch die Beschriftung usw. sind so gemacht – irgendwie ganz niedlich, ein wenig wie im Phantasialand in Brühl! Heute gab es OBST und kein Holzfällerfrühstück! Das Obst hier im Laden auf der anderen Straßenseite ist richtig gut. Zwar ist die Auswahl bescheiden, aber die Qualität stimmt. Es gibt Trauben, Erdbeeren, Birnen, Äpfel und Bananen. Bei den Bananen muss ich jedes mal an den heimischen täglichen Frühstückkleinkrieg denken. Wenn ich sie aus ihrer knackigen gelben Schale befreie habe ich immer Konversationen wie diese hier im Kopf: “Komm, Du musst was essen, wenigstens noch einmal in die Banane beißen!” “Boa geh wech mit dem Scheiß, wie oft soll ich Dir noch sagen dass ich Deine bescheuerten Bananen nicht will, hä?” Es gibt halt auch Morgenmuffel auf dieser Erde. Hier vielleicht auch, kann ich aber nicht mit Gewissheit sagen, denn ich bin ja ganz allein!
An der Kasse dann die Überraschung “Hi Sir, how about your eye? Is it okay?” Escalante ist echt klein, da fragt man am Freitag nach einem Doktor und am Samstag wird man gleich wieder erkannt. Vom Lebensmittelladen dann schnell rüber zur Tankstelle im Osten! Diesmal klappt alles reibungslos! Wer Lesen kann ist hier ganz deutlich im Vorteil. Nach dem Entfernen der Kreditkarte steht auf dem Display sogar “Lift Lever – Remove Nozzle – Begin Fueling” Langsam habe ich alle Arten von Zapfsäulen durch – hoffentlich!
Mit vollem Tank und netter Country-Musik aus dem Radio geht es dann los – Highway 12 – The Scenic Byway – wird immer wieder gern genommen. So auch heute. Während die Musik spielt und der Ansgar Kekse und Getränke verzehrt steigt die Laune. Leider so sehr, dass ich erst einige Meilen zu spät bemerke, dass ich doch eigentlich in die Hole-In-The-Rock-Road (HITRR) hätte abbiegen wollen. Ach egal, zum Volcano gibt es ja auch die Anfahrt über die Old-Sheffield-Street – also Stoff (wie Wolfgang es wieder genannt hätte)
Die Old Sheffield Road ist gut befahrbar und die Aussichten in Richtung Great Barrier Reef Nationalpark sind wunderbar. Immer wieder halte ich an und knipse bis der Finger wund ist, schön ist es hier! Nach etwa einer Stunde ist die Straße plötzlich zu Ende. Es gibt noch einen Wendeplatz und viele Spuren von Autoreifen. Ok, dann halten wir eben hier und schauen mal ob keiner guckt… Die Einkäufe, im wesentlichen Obst und Getränke, sind noch in diesen handlichen kleinen Plastiktüten. Da es im Schatten derzeit in der Wüste hier sehr kühl ist, knote ich die Tüten oben zu und stelle sie in den Schatten neben das Auto. Mal sehen ob das klappt. Eine Viertelstunde später habe ich dann auch schon den Rucksack auf dem Rücken und los kann es gehen. Im Navi habe ich als Ziel den morgens eingetippten Wegpunkt mit dem wohlklingenden Namen “Volcano” als Ziel markiert. Luftlinie sind es etwas mehr als fünf Kilometer, das sollte zu schaffen sein. Einige hundert Meter später dann das erste Hindernis, eine richtig hohe Felswand. Nach eingehender Musterung glaube ich einen Weg hinauf zu sehen. Das klappt auch ganz gut, allerdings bin ich oben aus der Puste und mein Käppi ist schon wieder mal durchgeschwitzt – sieht dann irgendwie eklig aus – aber ich war ja am Morgen in der Waschanlage…
Schnell einen Wegpunkt setzen und ihn mit “Abstieg” beschriften, dann weiter. Es geht auf und ab, die Landschaft ist schön, überall Bäume und Spuren von Rehen und Kaninchen. Spuren von Menschen sehe ich keine, aber da ein Tausendfüßler – dann eine lange Schlangenlinie – sieht komisch aus – vielleicht gibt es hier doch Klapperschlangen?? Ein wenig vorsichtiger gehe ich also weiter, bei jedem Schritt schaue ich genau wohin ich denn da trete. In meinen Gedanken kreisen immer wieder die Worte “Never Hike Alone!”
Eine ganze Weile später mache ich dann eine ausgiebige Pause. Es gibt zwei Äpfel, zwei Birnen und eine Banane. Die Äpfel heißen im übrigen “Fuji” – sie sind mir daher sofort sehr sympathisch! Ihr Schale hat tolle Farben und der Geschmack ist süß und kräftig – wie die Filme auch 🙂 Während der Mittagspause habe ich eine Idee – warum nicht auch mal ein Basislager einrichten! Also zwei Äpfel, eine Banane, eine Flasche Wasser und ein paar Kekse in eine Tüte und an einen Baum gehängt. Im Navi einen Wegpunkt setzen und ihm den schönen Namen “Essen” geben. So macht Wolfgang das auch immer und es erscheint mir gar nicht dumm! Warum alles bis zum Volcano schleppen, wenn ich es eh erst auf dem Rückweg aufessen möchte. Und weiter geht es.
Der Weg wird immer schmaler und langsam bildet sich der Anfang eines schmalen Canyons heraus. An einer Stelle ist kein Fortkommen, also links halten. Luftlinie zum Wegpunkt Volcano sind es noch 2,5 Kilometer – ein Klacks! Dann stehe ich plötzlich an einem Abgrund. Vor mit ein richtig schöner Canyon, leider mit sehr steilen Wänden. Den Volcano glaube ich sehen zu können, aber durch diesen Canyon zu klettern wird die Hölle. Schließlich muss ich ja auch wieder zurück. Der erste Berg hat mich schon fast fertig gemacht und dann noch der ganze tiefe kräftezehrende Sand unterwegs. Nein, so geht das nicht!
Also gehe ich mal ein wenig am Hang des Canyons umher, schöne Motive gibt es hier und immer wieder finden sich kleine trockene Flussbetten die runter zum Canyon führen. Sie sind allesamt aus rotem Sandstein, seine Farbe erinnert mich sehr an eine der Kirchen in meiner Heimatstadt. Schließlich entscheide ich mich für den Rückweg. Ich bin ganz allein, den Weg hier geht sonst niemand und wenn ich irgendwo abrutsche und mit verstauchtem oder gebrochenen Fuß oder was auch immer im Canyon liege, es wird mich sicher zu Lebzeiten niemand mehr finden. Also fragen wir das Navi wo denn das “Essen” ist – klappt auch prima, es ist noch alles da – wer hätte es auch wegnehmen sollen? Insgesamt hat es nur eine Stunde am Baum gehangen, keine große Gewichtsersparnis! Zur Strafe wird dann alles aufgegessen. Obsttag – endlich mal – der letzte ist sicher ein paar Jahre her!
Ganz gut gelaunt und schon ziemlich schwitzig und müde geht es in Richtung Auto – denke ich zumindest! Während ich mich durch den tiefen Sand kämpfe schaue ich natürlich nicht auf meine tolles Navi! Wie auch, ihn beiden Händen halte ich jeweils genau einen Wanderstock! Die sind total super extrem hilfreich. Ohne diese Stöcke wäre es unerträglich sich durch den Sand zu kämpfen. Weil das Navi von mir so laienhaft ignoriert wird ist es natürlich ziemlich verärgert und gibt nicht einen Pieps von sich. Erst spät bemerke ich meinen Fehler, also schräg recht halten und das wo ich doch schon so fertig bin. Schließlich finde ich meinen Abstieg und schaffe es hinunter ohne auszurutschen und mir was zu brechen. Dann eine Horde Kühe zwischen mir und dem Auto. Es ist ein Bulle dabei und der hat echt große echt furchteinflößende Hörner! Aber als ich mit meinen Wanderstöcken klappernd über den Fels auf ihn zuwandere geben sie plötzlich richtig Gas und machen sich aus dem Staub. Nochmal gut gegangen!
Am Auto dann was kaltes zu trinken! Der Trick hat funktioniert!
Im Auto denke ich dann, dass ich es mal von der anderen Seite des Berges versuchen könnte. Also den Motor starten, ein wenig zurück und dann in diesen Jeep-Trail einbiegen an dessen Anfang ein Schild mit der Aufschrift steht “Foot an Horse Travel Welcome!” Das verheißt nichts gutes, jedenfalls nicht für einen ahnungslosen Deutschen mit einem japanischen Geländewagen! So kommt es dann auch, der Weg wird enger und sandiger bis der Nissan stecken bleibt. Mit ein wenig allradgetriebenem Hin und Her kommt er aber schnell wieder frei – Gott sei dank!
Das war es also auch nicht. Vielleicht wäre der Weg ja schon gut gewesen, aber ich glaube im Ohr zu haben, dass es dann noch zweimal 8 Kilometer durch Sand & Co sind – zu viel für heute! Also zurück zum Highway 12. Auf dem Weg nach Escalante dann der Wegweiser zur HITRR – kurz überlegen – sind wir unvernünftig – ja sind wir – also blinken und abbiegen. Es kommen mir ein paar Autos entgegen, es ist ja auch schon fast 17h. Sicher waren die nett grillen und sind auf dem Heimweg. Nach vielen Meilen dann der Abzweig zum Harris Wash. Wolfgang hat ihn neulich erkundet, diese Straße führt direkt bis zum Volcano – oder kurz davor! Ich fahre und fahre, die Straße wird immer schlimmer. Irgendwann geht es fast nur noch im Schritttempo vorwärts. Dann nach endlosen Gerüttelte ein Trailhead “Please get your Hiking permit here” – Permititis…
Weil ich nicht im Harris Wash wandern will fahre ich einfach weiter. Dann wird es richtig abenteuerlich, erst einmal muss ich durch den Harris Wash, die Ränder sind hoch und echt sandig. Ich halte kurz an und schalte den Allradantrieb auf LOW. Das hilft, damit kommt man auch dort hinauf! Dann diese “Straße” – immer wieder ist sie halb weggespült und es gibt eine Fahrspur die ganz am linken Rand halb durch die Böschung führt. Das Auto neigt sich dabei bedrohlich zur Seite. Hier Umkippen – Yeah – das ist es – da freut sich die Versicherung weil der blöde ahnungslose Deutsche dann alles selbst zahlen darf… Aber es geht alles gut! So gegen 18h steht dann plötzlich ein blauer Ford Pickup vor mir!! Drinnen ist niemand. Die Reifenspuren gehen noch 10 Meter weiter, dann enden sie. Ich sehe auch warum, eine Straße oder etwas was man so nennen könnte sieht man hier nicht mehr. Also parke ich seitlich hinter dem Ford und packe meinen Fotokrams wieder auf den Rücken, diesmal mit einem Stativ – schließlich wird es bald dunkel und da muss man länger belichten!
Auto zu und los. Den Weg leiten mir zwei Fußspuren. Links Wanderstiefel, meine Schuhgröße, rechts Turnschuhe, ein wenig kleiner, vielleicht die Frau des Wanderers? Oder sein Opfer???Dazwischen Spuren die nach Hund aussehen – würde mich nicht verwundern! Also hinterher. Irgendwann verliere ich die Spuren weil ich nicht bei der Sache bin. Sicher hätten sie den direkten Weg zum Volcano gewiesen – aber ich habe ja mein GPS! Es zeigt mir noch 843 Meter bis zum Volcano – super – die Sonne steht tief, da sieht er sicher gut aus. Eine Stunde später dann verschwitzte Ernüchterung. Ich finde ich einfach nicht! Jeder Berg auf den ich geklettert bin, und davon gibt es viele, hat kein großes Loch zu bieten. Aber die Berge in der Ferne sehen toll aus. Das Abendlicht ist ein Traum und die Aussicht ist wundervoll. Da habe ich den Volcano eben nicht gefunden. Auch wenn das Navi sagt, dass ich mitten drauf stehe – er ist es nicht!
Als die Sonne dann weg ist, geht der Kampf nach unten los. Es ist steil und der Sandstein ist rutschig. Aber es geht wieder alles gut, ich bin auch vorsichtig – würde für einen Zuschauer sicher lustig aussehen :-)Kurz bevor es stockfinster wird bin ich dann am Auto, der Ford ist schon weg. Mit Licht diese Mörderstrecke zurück – ganz allein im Dunkeln??? Was bleibt mir anderes übrig, also los. Es klappt ganz gut und das Navi gibt mir anhand des aufgezeichneten Hinweges die Sicherheit, dass ich auf dem richtigen Weg bin! Im Auto ist es auch einfacher das Navi zu begutachten, es hängt da an der Scheibe rum und ist nicht verärgert, es wird ja auch nicht ignoriert!Unterwegs sehe ich einen Camper, ein paar Meter neben dem Holperweg hat er auf einem Hügel sein Zelt aufgebaut. Am Zelt hängt eine Campingleuchte die die Szenerie erhellt – witzige Typen gibt es – das macht sicher auch Spaß – sollte ich mal ausprobieren!Zurück im Hotel bin ich fast zu fertig um den Fotokrams ins Zimmer zu tragen. Erst einmal duschen – tut das gut! Der Wasserdruck ist so niedrig, dass aus dem Duschkopf eher ein sanftes Rinnsal kommt – aber egal es ist meistens warm… Danach ein paar Stullen schmieren und hoffen, dass die Butter die Tage ohne Kühlschrank auf dem Fernseher gut überstanden hat und ich mir mein Essen nicht später durch den Kopf werde gehen lassen müssen – noch ist im Bauch jedenfalls alles ok…Endlich im Bett – zu müde zum bloggen – nicht so ganz – was sein muss muss sein – schließlich haben sich schon ein paar Leser gemeldet. Interessant wäre er noch mitliest :-)So, es ist jetzt 22h32 – und ich schaue jetzt mal die Bilder an – dann geht auch gleich das Licht aus…Update um 23h45 – die Diashow ist online
15. März 2009 – Hidden Volcano
Oder: Die Suche geht weiter
Nachdem ich ihn gestern einfach nicht finden konnte lässt es mir einfach keine Ruhe. Morgens um 9h im Bett nach dem Chat mit den Daheimgebliebenen habe ich eben mal den Track von gestern in eine KMZ-Datei konvertiert und mir dann mal bei Google Earth angeschaut wo ich denn über all war. Und ich konnte mir eben das Grinsen nicht verkneifen, ich bin volle Lotte um den Volcano herumgeschlichen und habe ihn nicht gesehen. Sicher liegt er hinter ein Felswand oder was ähnlich. Na jetzt weiß ich jedenfalls, dass ich fast richtig war und dass ich ihn heute nochmal besuchen werde. Vielleicht habe ich ja heute mehr Glück. Eventuell lag es auch an dem entzündeten Auge – mit einem Auge sieht man ja nur zweidimensional 🙂
Hier ist das KMZ – Ihr werdet sicher auch ein wenig grinsen wenn Ihr dem unteren Weg bis zum Kringelchen oben rechts folgt. Da sieht man richtig gut den Volcano – und meine Weg führt mich perfekt außen herum…
Hier ist das KMZ – gebt mir doch mal Tipps wie was ich bei meinen GPS-geführten Wanderungen besser machen kann 🙂
So, die neue Route ist im GPS und die neuen Trackpoints sollten nun stimmen. Ich probier das jetzt mal aus und wenn es ok ist, gibt es hier heute Abend das GPX für alle die da auch mal hinwollen.
Hier noch was zum Schmunzeln…
16. März 2009 – Gefunden!
Oder: Was lange währt wird endlich gut!
Beim heutigen Anlauf habe ich den Volcano endlich gefunden. Es ist schon witzig, die GPS-Koordinaten waren perfekt, ich bin einfach 10 Höhenmeter zu niedrig um ihn herumgekrakselt und habe ihn deshalb nicht gesehen!
Der Tag fing schon gut an – der Wecker ging um 8h. Da war es 7h in Nevada! Warum das, ja weil der Wolfgang heute zurück geflogen ist und ich mich noch kurz via Skype verabschieden wollte! Und früh aufzustehen bringt manchen Vorteil! Zum Beispiel ist der Tag einfach signifikant länger und es bleibt viel mehr Zeit zum Wandern und fotografieren.
Gestern habe ich auf der grandiosen Webseite von Fritz Zehrer eine GPX-Datei heruntergeladen, die alle Koordinate und eine Route zum Peek-A-Boo Canyon enthält! Es gibt sogar eine Route für die Anfahrt und eine für die Wanderung – genial! Dann habe ich nochmals ein paar Wegpunkte und eine neue – richtige – Route zum Volcano erstellt, alles während ich noch im Bett saß in mein Colorado 300 übertragen und dann konnte es auch schon losgehen. Auf das Frühstück habe ich verzichtet, ich habe ja noch eine Menge Obst!
So bewaffnet bin ich dann die inzwischen allseits bekannte HITRR gefahren, ungefähr 50 Kilometer waren es wohl. Ist das ein Geholpere, nach etwa 20 Kilometern wird sie streckenweise echt schlimm. Aber es ist immer noch ein Highway im Vergleich zu dem was ich später noch erleben durfte. Am Abzweig zum Trailhead bin ich natürlich mal wieder voll vorbei gerauscht. Auf dem Schild stand “<- DRY FORK” – wer soll den dabei drauf kommen, dass es hier zum Peek-A-Boo und zum Spooky Canyon geht?? Also 500 Meter rückwärts fahren – ist auch mal ganz witzig. Dann ein holpriger Feldweg, ungefähr 2 Kilometer dann ein kleiner runder Parkplatz – der Trailhead. Als ich aus dem Auto steige sehe ich gleich wieder eine dieser Permittierungsstellen – will man übernachten brauch muss man sich selbst einen Permit ausstellen, Geld in den umschlag tun und es in den kleinen Schlitz in der Säule stecken. Dieser Schlitz sah aber so aus, als hätte seit Jahren niemand mehr die Permits und das Geld herausgeholt 🙂 Aber wer nur kurz bleiben will muss nichts bezahlen. In dem rostigen Blechpult liegt wieder ein Ringbuch in dem man sich eintragen kann – UND SOLLTE! Passiert trotz aller Vorsicht doch mal was, kommt nach ein bis zwei Tagen vielleicht Hilfe – wer weiß…
Der Abstieg zu den beiden Canyons ist echt steil und ich habe innerlich schon gebetet, dass der Rest des Weges nicht so weit ist, weil es keinen Spaß macht wenn man schon am Ende seiner Kräfte ist einfach mal 100 Höhenmeter durch tiefen Sand und Sandsteinklippen zurück zu legen. Aber zum Glück sind die beiden Canyons sehr schnell erreicht! Als ich am Eingang des Spooky Canyon stehe durchzuckt es mich heiß und kalt! Nun bin ich den weiten Weg gefahren, die steile Wand hinabgeklettert und jetzt stehe ich hier, der Eingang ist in locker 3m Höhe und die tolle Leiter die Wolfgang extra für diese Canyons hat bauen lassen habe ich natürlich an der Rezeption im Circle D stehen lassen. Soviel zum Thema “Be Prepared!”
Aber Wolfgang ist ja ein sprudelnder Quell Südwestlicher-Wandertipps! Ich erinnere mich, dass er mir gesagt hat, dass es einen “Hintereingang” gibt. Also ein schlauer Blick auf das GPS und da kann man ihn schon erahnen! Links von mir ist ein anderer Slot Canyon, gehen wir doch erst einmal dort hinein! Die Felswände sind steil und die unteren gut 50 Zentimeter mit grauem Schlamm bespritzt! Das waren sicher keine übermütigen Kinder! Hier ist sicher gelegentlich mal die Hölle los! Man kann Spritzer sehen die locker einen Meter und höher sind! Kein guter Platz zum Wandern nach einem schweren Sommer Gewitter. Ich bin froh, dass es im Winter hier nur ganz selten regnet und alles prima trocken ist! Auch er Eingang zum Spooky Canyon um die Ecke ist trocken. Als Wolfgang und Karin im letzten September hier waren stand dort eine große tiefe Pfütze vor dem Canyon.
Der Boden ist mit Grasresten übersät die sicher von oben herabgefallen sind. Es gibt tiefe Spuren von Kühen die hier waren als der Boden total matschig war. Man muss aufpassen wohin man tritt! Der Canyon ist majestätisch, sehr breit, sehr hoch sehr schön aber wenig fotogen. Außerdem ist des dermaßen windig, dass es mir die Kappe vom Kopf hebt. Es ist irre viel Sand in der Luft und ich verstecke meine empfindlichen Augen lieber hinter der schützenden Kappe als dem Sucher eines Fotoapparates. Zudem ist der Rucksack noch ungeöffnet. Mache ich ihn jetzt auf sind alle Objektive voller Sand – und das ist KEINE GUTE KOMBINATION!
Statt dessen mache ich ein kleines Peek-A-Boo Wanderstolperfilmchen – gibt es später an dieser Stelle!
Irgendwann drehe ich dann um und es kommt mir ein netter Wanderer entgegen. Er trägt auch ein Käppi und da ist sogar eine amerikanische Flagge dran gesteckt – ein echter Patriot! “Hi, how are you…” Ihr kennt das… “Do you now the name of this Canyon?” “I think it’s Peek-A-Boo!” Danach ein wenig Smalltalk über diesen Canyon und die Schwierigkeiten in den Spooky zu kommen, trotz der Stufen die in den Fels gehauen sind. Er fotografiert auch und hat auch zu wenig Zeit für all die vielen tollen Sachen hier. Weiter gehts, draußen wieder vorbei am Spooky – auf zum Hintereingang! Eine Truppe Wanderer kommt mir entgegen, 6 Leute, gemischt, alle zünftig mit Sonnenbrillen, großen Cowboy-Hüten. Richtig cool! Ein kurzes aber laaaaaaaang gezogenens “Hi” und weiter gehts. Ein paar Minuten später habe ich den Hintereingang gefunden. Schon nach 10 Metern wird es so eng, dass ich den Fotorucksack abnehmen muss. Dann ist das sowas wie eine kleine Lichtung. Hier kann man ich schön ablegen und ein “Basislager” einrichten. Ich krame meine Kamera raus, schraube das kleine Wanderstativ dran und los geht es mit kleiner Bewaffung.
Au Backe ist das eng! Ich muss mich oft quer durch diesen Felsspalt schieben und dabei die Füße so verdrehen, dass Charly Chaplin seine Freude daran gehabt hätte. Die Kamera samt Stativ in Fahrtrichtung quetsche ich mich langsam vorwärts. Immer mal wieder wird es ein wenig breiter, dann wieder klaustrophobische Enge. Nichts für Leute mit Platzangst! Auch nichts für Dicke! Hätte ich 50 Kilo mehr, ich würde einfach nicht hindurch passen. So wie es ist, ist die Grenze schon erreicht! Dann kommt mir eine junge Frau entgegen – wie soll dass denn nun gehen? “Hi how are you…” dann quetschen wir uns bis zur nächst weiteren Stelle. Da kommt auch noch ihre Freund oder Mann hinterher – ein zünftiger mit Vollbart! Ich glaube ihn vorher schon gesehen zu haben. Da hatte er noch einen Hut auf dem Kopf und einen riesigen Rucksack auf dem Rücken. Er hat auch ein Basislager eingerichtet – hier keine schlechte Idee!
Bild 1 – Glowing Heart
Bild 2 – Spooky Silk
Bild 3 – Ghost Walk
Bild 4 – Captured Ghost
Ich quetsche mich also hin und her und versuche ein paar schöne Fotos zu machen. Das ist allerdings nicht ganz einfach weil es oft so eng ist, dass ich nicht einmal durch den Sucher schauen kann. Die Kamera kann aber “Live-View” – ich kann also auf dem Display sehen was sie gleich knipsen wird – eine großartige Erfindung! Leider ist mein kleines Wanderstativ so leicht und wackelig, dass das Klappen des Spiegels in der Kamera so starke Vibrationen verursacht, dass die Bilder dadurch unscharf werden. Also muss ich immer erst mit Live-View “peilen” und dann auf Spiegelvorauslösung umschalten. Dann mit dem Kabelfernauslöser 5 bis 7 unterschiedlich belichtete Bilder machen und dann einen neuen Standpunkt suchen. Das kleine Stativ ist in dieser Enge das einzige was funktioniert. Ich habe meine Hosentaschenkamera dabei, es ist aber so dunkel, dass sie 1/15s belichtet und sicher alle Bilder verwackelt sind – ich sehe mir das später mal an 🙂
Bild 1 – Little Hiker
Bild 2 – Im Hochofen
Bild 3 – James Bond – oder Eine Hand im Profil
Bild 4 – Der Brillenträger und ein Uhu
Kalt und zugig ist es in dem Canyon. Den Namen Spooky trägt er auch zurecht! Manches Loch in der Wand sieht wirklich wie ein Gespenst aus – ob es hier wirklich spukt weiß ich aber nicht 🙂 Ein wenig Unheimlich ist es aber trotzdem und das ist ja auch das Coole beider Sache! Meinem Sohne Leon würde es hier echt gut gefallen denke ich mir 🙂 Wenn wir hier nochmal zusammen hinkommen muss er aber mit der gleichen Begeisterung wie ich fotografieren, sonst wird es im kalt und langweilig. Aber was nicht ist kann ja noch werden! Leon, bald müssen wir mal nachts auf Fototour gehen und zusammen lernen wie man coole Bilder macht!
Die Zeit rast nur so dahin, um 2h krieche ich in Richtung Ausgang, esse noch ein wenig Obst und trete den Rückweg zum Auto an. Selbiger ist wie befürchtet, echt anstrengend. Der tiefe Sand ist ätzend! Bei jedem Schritt rutscht man wieder zurück. Gut, dass ich die Wanderstöcke habe sonst wäre es der Hammer! Bald kommt aber gut begehbarer Fels und ich mache die eine oder andere japsende schwitzige Pause. Der Weg ist sehr gut mit kleinen Steinmännchen markiert. Leider geht es mir dann doch wieder so wie neulich am Calf Creek – ich verliere den Weg aus den Augen und kommen einige hundert Meter vom Auto entfernt an die Oberfläche. Und wieder tiefer Sand – wie ich den hasse…
Am Auto wird schnell alles verstaut – es ist schon 15h und die Sonne bewegt sich unaufhörlich in Richtung Westen. Wenn ich am Volcano noch ein wenig Licht haben will muss es jetzt ganz schnell gehen! Ich habe die Route ja schon abends vorbereitet – also die Luftliniennavigation starten und los. 36 Kilometer sind es noch und gaaanz langsam werden es weniger! Eine Stunde später bin ich dann dort wo ich gestern das Auto abgestellt habe weil die Straße nicht mehr zu sehen war. Es ist dort nur noch Sand, es sieht fast aus wie auf einem Deich bei Den Helder in Holland. Der Sand hat niedliche kleine Hügel auf denen Gras wächst. Sieht ja gut aus, fährt sich aber sicherlich absolut beschissen – sorry für dieses Wort, aber es ist das wirklich einzige das diesen Weg annähernd treffend zu beschreiben mag. Ich halte also mal an und sondiere die Lage. Der ganze tiefe ätzende Sand zieht sich 100 Meter weit, dann kommt der große Abbruch den Wolfgang schon beschrieben hat. Hier fehlen gut 30 Meter der “Straße”. Auf der anderen Seite geht sie sehr gut weiter, erst gestern konnte ich mich davon überzeugen. Es ist schon nach 4 und wenn ich noch ein wenig Licht haben will muss es schnell gehen! Was tun?
In den letzten 3 Wochen bin ich so viele Kilometer wilder Offroad-Strecken mit dem XTerra gefahren, dass ich uns inzwischen einiges zutraue. Wenn ich zu Fuß gehe komme ich erst dort oben an wenn die Sonne weg ist – also Augen auf und durch! Der Nissan schwankt und holpert über die Grashügel um das große Loch herum, dass es mir Angst und Bange wird. Die Räder mahlen im losen Sand aber es geht vorwärts wenn auch langsam. Nur nicht zu viel oder zu wenig Gas geben, jetzt nicht festfahren! Dann steckt er doch fest! Mist! Rückwärtsgang, die Räder schaufel den Sand von vorn nach hinten, aber es bewegt sich was! Ok, links runter in das große Loch wo früher mal eine Straße war. Das klappt, ohne dass wir umkippen! Dort ist der Sand noch weicher, aber die Räder greifen, das Profil ist noch fast neu! Dann mit Schwung den Hand gleich neben der Stelle hoch wo das andere Ende der Straße ist. Es klappt! Juchu!
Noch etwa 1500 Meter und ich stehe in Sichtweite neben zwei Sandsteinbergen die ich schon kenne. Heute weiß ich, dass der linke nicht der Volcano ist und dass ich es am Rechten ganz außen versuchen muss. Also schnell die kleine Fotoausrüstung gepackt. Diafilme, die F100, das Tele, die Filter und was weiß ich bleiben im Auto. Es gebt los, wieder tiefer Sand, wie es mir auf den Keks geht, dass hier alles wie auf Sylt aussieht… Aber dann bin ich schon bei den felsigen Ausläufern angekommen, es geht nun besser, dafür aber steiler! Die Schuhe sind neu, die Sohlen griffig, trotzdem sind sie ständig an der Grenze zum Abrutschen, die Wanderstöcke geben ein wenig Sicherheit. Der Wind ist schneidend und weht mich fast vom Berg herunter. Die Ohren tun weh und ich ziehe mir das schlauchfürmige Halstuch – der Eine oder Andere kennt es sicher auch als BUFF – über die Ohren und setze das Käppi obendrauf. Sieht zwar blöd aus, aber es sieht mich ja niemand! Hier oben ist die Luft ein wenig dünner, das merke ich immer wieder wenn es steil bergauf geht. Keuchend und schwitzend geht es in kleinen Schritten vorwärts. Dann endlich – ich kann ihn sehen – ich bin am Volcano!!
Dass ich da gestern so glorreich drum herum gelaufen bin – ich kann es kaum fassen. Wie war das noch mit “Be Prepared” und den Ladies an der Wave die von der Second Wave nichts wussten? Ich muss inenrlich grinsen, äußerlich erledigt es der stramme Wind – “It’s a little bit breezy!” So hat es der Franzose genannt den ich am Coalmine Canyon getroffen habe. Heute ist es very breezy!
Die Kamera kann ich kaum ruhig halten, es windet wie die Hölle und die Sandkörner fliegen waagerecht! Der Volcano liegt voll im Gegenlicht, die Bilder sehen sowas von doof aus. Was muss ich tun, ich habe vielleicht noch 30 Minuten! Also hoch auf den Berg neben dem Volcano! Ächz stöhn schwitz – es geht aufwärts – aber den Volcano kann man so ganz und so richtig auch von hier aus nicht sehen. Ein echt sprödes Motiv ist das! Warum habe ich mich nicht auf junge wohlgeformte Frauen spezialisiert?? Egal, weiter nach oben, dort ist es auch nicht besser. Ich muss an den Fotografen mit der D700 denken der mir bei den White Pockets neulich gesagt hat, dass er das Gelände erst einmal erforschen möchte um sich für den folgenden Tag die besten Standorte zu suchen – keine schlechte Idee!! Nur übernachten möchte ich hier nicht! Dann finde ich noch eine Stelle auf der anderen Seite auf der es einen halbwegs netten Blick auf dieses Naturwunder gibt! Hier ist es auch ein wenig windgeschützt und das Sonnenlicht streift den Felsen innerhalb des Volcanos noch an der oberen Spitzen. Also schnell die Kamera wieder auf das kleine Stativ geschraubt, jenes das bei manch einem weiblichen Fotografen wahre Stürme der Verzweiflung verursacht – mich macht es auch fertig aber es wiegt eben relativ wenig!
Als die Sonne ganz weg ist geht es an den Abstieg. Nach längerer Zeit mal wieder ein Blick auf das GPS – alles ist dunkel – mist die Batterien sind leer – vielleicht hätte ich sie gestern aufladen sollen “Be Prepared!!”
Also geht es ohne GPS zum Auto, ich kann es von oben sehen und es ist dann auch fast eine Punktlandung. Um Auto gibt es Strom für das GPS aus der 12Volt Steckdose! Dann schnell einpacken und los, es wird dunkel und ich muss noch das fehlende Stück in der Straße überwinden!
Genau davor hatte ich Angst und es gerät auch fast zum Desaster. Diesmal steckt der Nissan auf einem Haufen aus Gras und Sand so fest, dass jeweils vorn und hinten ein Rad durchdreht. Die Kiste hat eine Differentialsperre – 4WD-LOW heißt das! Die wird jetzt aktiviert – eigentlich darf man damit nicht rückwärts fahren, nur gerade aus und nicht stark beschleunigen – egal ich muss von diesem blöden Hügel runter! Es klappt und in bedrohlicher Schräglage rutschen wir ins das große Loch aus wunderbar feinkörnigem weißen Syltstrand zurück. Leider ist hier kein Meer in der Nähen und Oben-Ohne ist auch nicht angesagt. Fröhlich stimmt mich das also alles nicht. Ein zweiter Versuch, ein wenig Schwung holen, die Räder mahlen im Sand und das Auto rutscht nach rechts zurück an den Strand von Rantum, oder ist es Liszt?? Egal ich komme da nicht mehr hoch! Also aussteigen und die Lage sondieren! Ganz hinten gibt es eine flache Stelle aus diesem Sandloch heraus, dann kommen leichte Ausläufer des Volcanos, Sandstein, gut zu befahren – ich versuche es.Der Motor brummt die Reifen mahlen, der Sand wird von vorn nach hinten transportiert aber das Auto bewegt sich. Als ich dann Felsen unter den rechten Rädern habe kann ich aufatmen denn die “Straße” ist wieder in Sicht – geschafft!Nun kann ich das Radio einschalten, es gibt sogar Empfang und der Sprecher sagt gerade einen Song von James Brown an “I feel good!” – Das passt jetzt perfekt! Die holprige Straße flößt mir keine Furcht mehr ein, nach dieser “Umfahrung” jedenfalls nicht mehr 🙂 Zwei Stunden später bin ich dann auch wieder am Motel. Eigentlich wollte ich mir heute am Sonntag mal eine nettes leckeres Abendessen gönnen. Aber die Leute hier sind sowas von religiös, ausgerechnet am Sonntag ist hier echt alles zu! Ich habe Obst!Im Hotel erst einmal kurz duschen und dann bloggen…
Trackanalyse
Hier habe ich das KMZ von heute, man kann ganz toll sehen wie ich um den Volcano herumgeschlichen bin und wann die Batterie im GPS schlapp gemacht hat. Von dort aus zum Auto gibt es dann eine einfach gerade Linie. Es fehlen in diesem Track also nur einige hundert Meter 🙂Außerdem kann man sehr schön sehen wo ich mich festgefahren habe und wie die “Umleitung” aussah.Ein GPS mit drei Metern Genauigkeit – das ist echt cool!
Hier sieht man sehr schön die Höhendifferenz für den Aufstieg zum Volcano – 129 Meter – also einmal Posttower zu Fuß rauf und runter und dann noch ein paar defekte Rolltreppen bei Karstadt…
Die Diashow zum Spooky Canyon.Und noch die Diashow zum Volcano!!!!
Update
Irgendwas ist durcheinander – ich habe die Canyons verwechselt – das wovon ich dachte es sei der Peek-A-Boo Canyon ist wohl was ganz anderes – vielleicht der Coyote Gulch – muss ich noch rauskriegen. Der Canyon mit dem mächtig hohen Eingang scheint der richtige Peek-A-Boo zu sein. Ich muss da nochmal hin – aber mit Wolfgangs Leiter! Stutzig gemacht haben mich diese Fotos.Heute nehme ich mir erst einmal den Bighorn Canyon vor.Update zum Update – nun habe ich es verstanden! Der Canyon in dem ich nur gefilmt habe ist der Dry Fork Canyon, er liegt vom Abstieg aus gesehen LINKS! Geradeaus ist auch Peek-A-Boo Slotcaynon! Slots sind oben weitgehend geschlossen. Im Spooky Slotcanyon war ich genau richtig, aber es war nicht der Hintereingang! Ich denke ich schaue mir das morgen nochmals in Ruhe an.Danach ist es dann auch schon Mittwoch – da läuft die Buchung des Zimmers aus – vielleicht ist es eine gute Idee dann mal wieder umzuziehen und mir den Arches Nationalpark anzuschauen! Einen kleinen Vorgeschmack auf diesen Park gibt eshier. Ich muss mich beeilen bevor noch mehr Bögen einstürzen…
Hier habe ich noch ein Foto des Vulkan der keiner ist. Einfach mal anklicken, dann sieht man das Bild in voller Größemit ca. 16.000.000 Pixeln ca. 4,5 MB.
Stark!