Dynamik

High-Dynamic-Range – HDR – eine der in den letzten Jahren heftig diskutierten Methoden der Bildbearbeitung. Man liebt es oder man hasst es – es ist wie Canon und Nikon oder BVB 09 und Schalke 04.

Aber was ist das denn eigentlich und worum geht es dabei? Geht es vielleicht auch anders?

In den letzten Monaten wurde ich immer wieder angesprochen wie ich den Dynamikumfang meiner Motive in den Griff bekomme. Ich will mal versuchen ein paar Anregungen zu diesem Thema zu geben.

Tipp 1 – Fotografieren im RAW-Modus

Eine Bilddatei im JPG-Format kennt für jeden der drei RGB Kanäle 255 unterschiedliche Helligkeiten. Insgesamt sind mit einem JPG also 256 x 256 x 256 unterschiedliche Farbtöne darstellbar. Die meisten Monitore und Drucker können nicht mehr als die resultierenden 16.777.216 Farben darstellen.

Viele Kameras wie bspw. die Nikon D300 können aber je RGB Kanal mit 14-Bit Farbtiefe fotografieren. Was bedeutet das? Heißt 14 statt 8 Bit, dass etwa doppelt so viele Farbnuancen darstellbar sind? Wer sich ein wenig mit der Rechnerei im Binärformat auseinandersetzt stellt schnell fest, dass 3 x 14 Bit bedeuten, dass es hier um 16384 x 16384 x 16384 = 4.398.046.511.104 Farbnuancen geht. Wow?

Man stelle sich nun ein Motiv mit extrem krasser Helligkeitsverteilung vor. Vielleicht eine Landschaftsaufnahme mit grell weißen Wolken und einer tiefen dunklen Schlucht darunter.

Beim Fotografieren im JPG-Format könnte man das vereinfacht etwa so darstellen:

[–dunkel———————–| 8-BIT JPG |—————————–hell–]

Legt man die Belichtung genau in die Mitte des vorhandenen Nuancen von Hell und Dunkel, so wären sowohl die hellen als auch die dunklen Bereiche abgeschnitten. Mit kamerainternen Tricks wie kann bspw. die Nikon D300 helle Bildbereiche abdunkeln und dunkle Bildbereiche aufhellen. Delithing nennt man das dann. Die Ergebnisse sind meist gar nicht schlecht und könnten etwa so dargestellt werden:

[–dunkel——————–| 8-BIT JPG* |————————hell–]

Fotografiert man nun im RAW-Modus, ergibt sich etwa die folgende Verteilung:

[–dunkel–| 14-BIT RAW |–hell–]

Doch warum sehen diese RAW-Bilder auf dem Monitor trotzdem fast genauso aus wie die JPG’s? Ganz einfach, weil die meisten Monitore das was die RAW-Bilder an Informationen enthalten ist gar nicht darstellen können! In den RAW-Dateien steckt also in den meisten Fällen alles drin, nur wie bekommt man es heraus?

Tonemapping wäre eine Variante. Man öffnet bspw. eine Nikon NEF mit Nikon Capture, stellt Kontrast Farben usw. ein wie es gefällt und speichert das Ergebnis als verlustfreie TIFF-Datei mit 3 x 16-BIT Farbtiefe. Diese Dateien sind zwar riesig, aber es ist eben „alles drin“.

Die TIFF-Datei kann man dann mit einem Tonemapping-Programm wie bspw. Photomatix öffnen und die enthaltenen Tonwerte so zusammenschieben, dass sie in den JPG-Tonwertumfang passen. Klingt ganz einfach, ist aber in der Regel nicht so einfach, weil es sooo viele Einstellmöglichkeiten gibt. Wer hier nicht übertreibt bekommt auch schöne Ergebnisse.

Tipp 2 – Belichtungsreihen

Wer keine Lust auf den oben beschriebenen mitunter langwierigen und zeitraubenden Prozess hat, könnte sich auch mit Belichtungsreihen helfen, die bspw. mit Photoshop zu einem einzigen Bild zusammen gesetzt werden. Bevor es Tonemapping-Tools gab war diese Technik in sehr populär und wurde oft als DRI oder auch Dynamic-Range-Increase bezeichnet. Je nach Motiv ist diese Technik sehr einfach, oder aber auch ziemlich „fummelig“.

Ich habe hier mal eine ganz einfaches Beispiel, ein krasser Gewitterhimmel über dem Canyonlands Nationalpark in Utah.

Hier haben wir drei JPGs die mit einem Unterschied von 1.0 EV (Exposure Value = Lichtwert = Blende) aufgenommen wurden.

Aufgrund des sehr einfachen Motivs ist eine Montage mit drei Ebenen und zwei Ebenenmasken hier wirklich einfach und in wenigen Augenblicken zusammen gestellt. So könnte das dann aussehen:

Man beachte hier die drei Ebenen rechts unten im Screenshot. Die obere Ebene enthält den Himmel, die mittlere den Horizont und die untere Ebene den Nationalpark samt Canyon. Der Belichtungsumfang wurde hier also mit sehr einfachen Mitteln um 2 Lichtwerte bzw. Blendenstufen erweitert. Wenn man bedenkt, dass ein Lichtwert die doppelte „Lichtmenge“ umschreibt ist das schon gar nicht schlecht!

Bei komplexeren Motiven ist allerdings das Zusammensetzen gar nicht so einfach. Man würde es in der Regel über die automatische Auswahl der Lichter mit einer „weichen Auswahlkante“ (Feather) versuchen. Was aber nicht ganz einfach ist und oft zu unschönen dunklen Rändern führt. Aber auch hier macht Übung den Meister.

Verbiegt man die Tonwertkurve (auch Gradationskurve genannt) ein wenig in der Form eines S, so ist das Ergebnis schon ganz ok.

So sieht das Ergebnis dann aus:

Schon ganz ansehnlich, oder?

Tipp 3 – Grauverlaufsfilter

Grauverlaufsfilter gehören seit über 100 Jahren zur Landschaftsfotografie wie das Bier zur Bratwurst. Es gibt sie in vielen Varianten, unterschiedlichen Dichten und Farbtönen. Es gibt sie in rund mit drehbaren Schraubfassungen oder als eckige Filterscheiben für den Cokin-Filterhalter.

Bezüglich der optischen Qualität sind hochwertige vergütete Filter aus Glas den eckigen Kunststoffscheiben überlegen, aber sie schränken bei der Bildgestaltung auch ein wenig ein. Schließlich sieht es meist ziemlich langweilig aus wenn der Horizont in der Bildmitte verläuft – oder? Dennoch zählen diese Filter für mich zur notwendigen Grundausstattung in der Landschaftsfotografie.

Ihre Stärken spielen diese Filter ganz besonders bei sehr kurzen Brennweiten aus. Dann wenn Polarisationsfilter am Himmel einen „dunklen runden Fleck“ verursachen, schlägt die Stunde der Grauverlaufsfilter! Beispielsweise beim Tokina AT-X 4/12-24mm sehen Bilder mit 12mm Brennweite in Kombination mit einem Polfilter meist nicht wirklich gut aus. Bei Brennweiten von 17-55 mm ist der Einsatz eines Polarisationsfilters sehr viel problemloser. Man sollte aber nicht vergessen, dass ein Polfilter in der Regel bis zu zwei Blendenstufen (Lichtwerte) an Licht „schluckt“. Besonders in den Abendstunden sind damit Bilder aus der Hand oft nur mit hohen ISO-Zahlen möglich.

Hier habe ich noch zwei Vergleichsbilder – einmal mit Polfilter – einmal mit Grauverlaufsfilter.

Hier ist ein Bild das mit einer Nikon D300 und dem AF-S 2.8/17-55mm bei 17mm entstanden ist. Vor dem, Objektiv war ein B&W Polfilter für etwa 150 Euro – also kein billiger Schrott! Dennoch ist der Himmel nicht gleichmäßig dunkel sondern an den Rändern etwas heller als in der Mitte. Ein Effekt der aus der Kombination von kurzer Brennweite und Polfilter resultiert.

Dieses Bild wurde mit einer Nikon D2x und einem AF-D 2.8/20mm gemacht. Der Blickwinkel ist also sehr ähnlich. Aber der Grauverlaufsfilter dunkelt den Himmel gleichmäßig ab und lässt die Wolken sehr harmonisch erscheinen.

Eine Kombination der Filter mit Belichtungsreihen usw. ist natürlich jederzeit möglich. Es soll sogar Leute geben die einen Polfilter mit einem Grauverlaufsfilter kombinieren. Ich halte davon wenig, in der Regel führt das zu starker Vignettierung der Bildecken und flauen Kontrasten. In einigen wenigen Situationen mag es sinnvoll sein, aber bei der Mehrzahl der Fotografien macht es keinen Sinn.

Ok, das war es dann erst einmal. Fragen und Anregungen sind jederzeit herzlich willkommen.

7 Kommentare zu „Dynamik“

  1. Hallo Ansgar,
    wie immer bin ich durch die FC auf Deinen Blog aufmerksam geworden. Ich beschäftige mich zwar schon lange mit dem Thema HDR und kenne auch die verschiedenen Möglichkeiten – dennoch möchte ich Dir hier wiedermal ein großes Lob für die sehr ausführliche Beschreibung aussprechen, die Ergebnisse sind übrigens klasse und sehr brilliant!
    Grüße
    Jens

  2. als jäger und sammler hab ich mir einige buchstaben, wörter und sätze aus deiner hp geklaubt. das dazugelernte ruht im moment in meiner wurmbüchse. besten dank für deine infos, die du in schöner art und weise an die öffentlichkeit trägst.

  3. Pingback: Nikon D2x – Tipps für bessere Fotos « Ansgar's BLOG

    1. Hallo Stefan, das 24-85 ist ja kein Superweitwinkel, da funktioniert ein Polfilter sehr gut. Trotzdem sollte man auf die Stellung achten. Oft sieht es natürlicher aus, wenn man den Filter nich komplett „zudreht“. Das gilt abber für alle Objektive.

      Ciao, Ansgar

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