Ende gut, alles gut – Oder: Der Autobahnschock

Nach langem Warten am McCarren Airport in Las Vegas trifft mit etwa vier Stunden Verspätung unsere Ersatzmaschine ein. Nun kann es nicht mehr lange dauern – denkt man! Aber falsch gedacht. Bist die Maschine geprüft, gereinigt und wieder startklar ist vergeht locker eine Stunde. Dann irgendwann beginnt das Einstiegsprozedere. Wir haben Reihe 40 – fast ganz hinten und dürfen gleich nach den Rollstuhlfahrern und den Familien mit Kindern einsteigen. Sandra möchte gern am Fenster sitzen. Es ist eh schon dunkel und bei der Ankunft in Frankfurt erwarten uns Wolken und Regen. Also sitze ich am Gang. Ist gar nicht so schlecht, da kann man zwischendurch mal aufstehen und sie recken. In der Premium-Economy war nichts mehr frei, daher sitzen wir in der richtigen ‘Holzklasse’. Der Service ist praktisch der Gleich, aber die Sitzreihen sind verdammt eng beieinander. Wenn ich gerade und aufrecht sitze, etwa so wie bei der praktischen Führerscheinprüfung, sind zwischen den Knien und dem Vordersitz 2 Zentimeter Luft – nicht wirklich viel. Das kann ja was werden.

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Nach endlos lang erscheinendem Herumstehen auf der Startbahn geht es um 21h20 endlich los. Geplant war 16h35, aber so konnte ich noch ein paar Fotos eines gigantischen Sonnenuntergangs machen 🙂

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Bei der ersten ‘Getränkelieferung’ bestelle ich mir zwei klein e Flaschen Weißwein zu je 187ml. Ein Grauburgunder, gar nicht schlecht und er macht richtig schön müde. Ich setze mir den neuen BOSE Quit-Comfort 15 auf die Ohren, starte Café del Mar 1-14 oder so und versinke im Reich der Träume, leider nur für kurze Zeit. Dann werde ich wach weil mir übel ist, den Wein habe ich wohl zu schnell herunter gekippt. Aber es gibt auch schon was zu Essen. Ein paar Nudeln mit Zubehör, auch ganz ok. Danach überlege ich kurz ob ich zu Kotzen auf Klo gehen oder weiterschlafen soll, ich entscheide mich für Letzteres 🙂

Als ich total verspannt wieder wachwerde habe ich höllische Halsschmerzen, sicher habe ich die ganze Zeit wie ein leicht Schwachsinniger mit weit geöffnetem Mund laut schnarchend die Crew amüsiert. Egal, so ist das eben. Ein paar Schluck aus der 3,37 Dollar teuren kleinen Flasche Cola helfen gegen das ausgetrocknete Gefühl. Übel ist mir nicht mehr und es sind noch 2,5 Stunden restliche Flugzeit. Die werden dann doch ganz schön lang, aber die meisten Fluggäste haben ihre Fenster verdunkelt und fast alles versuchen ein wenig zu schlafen.

Ich setze mir meinen neuen Kopfhörer wieder auf und es gibt das neue Album von Dredge zu hören. Danach Cafe del Mar Klassik 1-3 und irgendwelchen anderen belanglosen Chill-Out-Krams, aber es vertreibt die Zeit.

Die Landung in Frankfurt ist sauber und ich wundere mich wie sein ein tonnen schwerer Flieger fast 11h in der Luft bleiben kann, fast 1000 Km/h schnell und in gut 10.000 Metern Höhe fliegen kann – Wunder der Technik. Als gerade alle aufspringen als gäbe es bei ALDI ein 3 GHz Quadcore Notebook für 299,- Euro kommt die Durchsage des Flugkapitäns, wir sind bei den Frachtmaschinen abgestellt worden – sicher wegen der Verspätung. Eine Treppe ist nicht da, alle stehen herum als wäre es 7:45 und als sei es innen im ALDI noch dunkel… Dann geht das Licht an – endlich… Alle stürmen los, dann die Passkontrolle, wir wählen die rechte Seite – großer Fehler. Die Familien mit Kindern werden vorgezogen, doch die amerikanische Familie mit den beiden Kindern hat zwar vier Ausweise, aber nur zwei Ausweise haben ein Lichtbild. Es dauert ewig… Auf der anderen Seite sind die tollen Automaten die ich von der Bundesdruckerei kenne. Man legt selbst seinen modernen E-Pass auf einen Scanner, geht  danach in eine Schleuse und wird fotografiert. Ein Computerprogramm vergleicht dann das auf dem Pass gespeicherte und via RFID ausgelesene Passbild mit dem nur wenige tausendstel Sekunden alten Schnappschuss. Eine Frau muss die Brille abnehmen, sie geht hin und her, ein Bild, noch ein, und noch eines, dann öffnet sich das Gatter. Sie ist erleichtert, dann muss sie noch den kritischen Blick der Aussichtsbeamtin ertragen – sie hat es geschafft. Haben wir doch die richtige Seite gewählt?

Schließlich sind wir auch an der Reihe und es gibt meine Probleme. Dann warten wir noch einmal 30 Minuten auf die Koffer. Dann zum Taxi – super – es ist riesig und die Heckklappe ist schon geöffnet – doch der Fahrer winkt ab, nach links hinter der Baustelle. Ok, wir wandern los. Der Flughafen ist irgendwie schmuddelig, die Gehwegplatten sind kaputt, viele sind heraus gerissen und notdürftig repariert. In Las Vegas ist vielleicht das Muster des Teppichs wenig geschmackvoll, aber so sieht es dort nicht aus! Willkommen daheim!

Dann finden wir einen Taxifahrer. Eine Mercedes E-Klasse – unsere Koffer passen nicht hinein – da war der Jeep irgendwie geräumiger… Die Sitzbank wird zur Hälfte umgeklappt, Sandra sitzt zwischen den Koffern ich mit den letzten 55 Euro auf dem Beifahrersitz. Es geht los, in der ersten Kurve bin ich verängstigt, in der zweiten bekomme ich Angst. Der Typ fährt als ginge es um sein Leben. Vollgas, bremsen, rechts überholen, Vollgas, bremsen… Das sind wir nicht mehr gewöhnt, ich kriege schwitzige Hände…

Dann fragt er etwas und ich verstehe kein Wort. Er fragt nochmal, ich verstehe gar nichts, welche Sprache spricht er? In den USA war das einfacher, da haben wir eigentlich jeden verstanden. Schließlich kommen wir ins Mainz an. Ich parke mein Auto um, am Wochenende gibt es einen Marathon. Dann einen kurzen Schwartz mit Familie Schreeb und es geht mit Sandras Auto weiter nach Norden. Es ist kalt, bewölkt und regnerisch. Als wir gerade von der A60 auf die A61 gewechselt haben rammt uns von links fast ein Volvo mit holländischem Kennzeichen. Sandra kann noch ausweichen und bremsen, das war knapp. Dann vor uns die Hölle, ein paar Wahnsinnige in schwarzen Kombis und ein Mercedes SL-600 überprüfen die Drehmomentkurven der Hersteller. Dann testen sie die Bremsen und führen den nächsten Test durch, wie das alles nervt. Anfangs ging es mir in den USA alles zu langsam auf der Autobahn. Doch wir haben uns daran gewöhnt. Niemand drängelt dort, die Lichthupe benutzt niemand und hupen tut im Südwesten auch niemand. Die Leute fahren diszipliniert, denn die Polizisten verstehen keinen Spaß! Nun bin ich fast 6.000 Kilometer durch die USA gefahren und es gab nicht ein kritische Situation und ich habe mich nicht einmal über Drängler und andere Menschen mit der ‘Freude am Fahren’ geärgert. Da sind wir gerade eine Stunde in Deutschland und schon geht das Generve wieder los. Willkommen zuhause!

Daheim angekommen wird erst einmal alles hoch geschleppt und die Hütte durchgelüftet. Es gibt eine richtige Wohnung mit Fenstern zu beiden Seiten. Wasserhähne aus denen richtig viel Wasser kommt und ein Bett das wir selbst beziehen müssen. Home sweet home, hier ist es auch schön. Und zwei eBay-Päckchen sind auch schon da 🙂 Tirili…

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