Mit Sandra an der Lahn – Oder: Ein Blau-Weißer Ausflug

Samstag morgen, die Sonne scheint, ich habe einen Brummschädel. Schlecht geschlafen, die Nase trieft, ich fühl mich mies. Ein erster Kaffee hilft und das Frühstück richtet mich dann doch noch auf. Es ist etwa 9h und wir beide sind schon ganz kribbelig. Moped fahren? Aber klar! Wohin? “Hm, wie wäre es wenn wir auf der B42 zur Lahn fahren, dann in Richtung Nassau und anschließend auf verschlungenen Pfaden zurück nach Bon?” “Jo, das klingt doch mal nach einem Plan!”

Zähne putzen, anziehen, ab in die Tiefgarage und los. Sandra schnappt sich die weiße Turbine ich nehme wieder den blaue “Brüderchen”. Es ist schon fast Mitte September, die Sonne lacht und als wir bei etwa 20°C mit 100 Km/h den Rhein überqueren keimt in mir die Hoffnung auf einen goldenen Herbst auf. Die Fahrt auf der B42 über Königswinter, Unkel, Remagen usw. ist schön aber nicht überwältigend. Auf der Höhe von Koblenz verlassen wir die B42 in Richtung Bad Ems/Nassau/Montabaur. Die B260 in Richtung Bad Ems ist gut ausgebaut, irgendwann wechseln wir auf die südliche Seite der Lahn. Dann vor einem langen Straßentunnel die Entscheidung “Bad Ems versus Nassau” – wir fahren durch den Tunnel! Am Ende des Tunnels bekommen wir dann doch noch ein wenig von Bad Ems zu sehen. Wir wechseln wieder ans nördliche Ufer und weiter geht’s. In Nassau angekommen ist es schon fast Mittag. Wir suchen wir ein Lokal, finden aber auf Anhieb nicht das Richtige. Also muss das TomTom Rider ran! POIs in der Nähe suchen, Restaurants – es gibt ein Schlossweingut nur 3,7 Km entfernt? Das klingt doch gut, wir verlassen Nassau ohne dieses hübsche Städtchen weiter zu erkunden, schade eigentlich.

http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Nassau

Nassau-Klein  

(Quelle: Wikipedia: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f7/Aerial_fg070.JPG)

Weiter geht es nach Obernhof, das TomTom Rider zeigt an, dass das Schlossgut ganz in der Nähe ist. Doch ich habe mein Blue-Tooth-Headset mal wieder nicht aufgeladen. Und als wir am Schlossgut vorbeifahren scheint die Sonne so wunderbar auf das Display des TomTom Rider, dass man absolut gar nichts erkennen kann. Wir schießen also über das Ziel hinaus – passiert… Ist aber auch alles gar nicht schlimm denn ein paar hundert Meter weiter ist links ein auf den ersten Blick ganz nettes Lokal vor dem zwei BMWs stehen – wenn das kein Grund ist dort einzukehren? 🙂

Während ich das 240 KG Moped neben den beiden BMWs auf einem leicht abschüssigen kleinen Schotterparkplatz abstelle kurvt Sandra mit der gleichen Fuhre auf dem Gehweg herum. Sie hat gleich gesehen, dass diese Fläche NICHT EBEN ist und würde eigentlich gern rückwärts einparken, damit sie später besser wieder heraus kommt. Aber die Kante des Gehwegs ist hoch und überhaupt ist alles blöd, sie parkt dann neben mir. Irgendwie werden wir da schon wieder heraus kommen…

Oben auf der Terrasse hat Sandra schon ganz gelb verfärbte Pupillen, gut dass es hier eine Toilette gibt! Ich bin auch froh…

Auf der Speisekarte steht gebratene Forelle und Rumpsteak mit Zwiebeln, das klingt gut – Sandra die Forelle ich das Steak. Sandra ist schlapp und müde und fragt nach einem Red Bull. Sie haben sowas nicht, aber die Kellnerin ist großartig und sagt uns, dass sie sich eine private Dose mitgebracht hat für den Fall, dass es bei schönem Wetter mal wieder spät wird. Den Doseninhalt serviert sie kurz darauf auf Eis in einem kleinen Bierglas – was für ein Service!

Während wir Essen füllt sich die Terrasse zunehmen. Das Paar mit den BMWs macht sich wieder auf den Weg, dafür trudeln zwei ältere Holländer ein. Beide parken rückwärts, die haben das gleich geblickt! Sie hat ähnliche Probleme mit der hohen Gehwegkante wie Sandra kurz zuvor. Er ist ein Gentleman und parkt für seine Frau das Moped ein. Es gibt auch nette Holländer 😉

Während wir unser Essen verspeisen kommt eine Horde Mopedfahrer nach der Anderen. Viele biegen auf die Brücke gegenüber der Terrasse ab. Ich nehme mal das TomTom Rider und lasse eine Route mach Montabaur ausrechnen. Es ist nicht wirklich weit, und nachdem ich mehrmals auf “Alternative berechnen” gedrückt habe will auch das TomTom über diese Brücke fahren. Ich zoome mal hin und her und siehe da, es lacht uns eine schöne Serpentinenstrecke an. Als wir bezahlen wollen will die supernette Kellnerin uns die Dose Red Bull schenken, weil sie ja nicht auf der Karte steht. Das Essen kostet zusammen 29,90 Euro – ich gebe ihr 35 Euro und sie schaut ganz glücklich. Die Mopeds aus der Parkbucht zu schieben ist ein größerer Kraftakt, aber es geht. Der Schotter ist nur blöd weil man keinen wirklich festen Stand hat. Erst schiebe ich die blaue Turbine auf den Gehweg, dann helfe ich Sandra mit dem weißen Zwilling. Ingenieure können auch ganz nett sein 🙂

Es geht über die Brücke und das TomTom hat nicht zu viel versprochen! Oben auf dem Berg geht es dann munter lustig weiter, wunderschöne Kurven, tolle Landschaft und grandioses Wetter. Deutschland ist schön! Definitiv!!

Zwischendurch ein kurzer Stopp für ein paar Erinnerungsknipsbilder mit dem NOKIA N95:

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In Montabaur angekommen fahren wir hoch zum Schloss. Leider ist alles ein Großbaustelle und man muss ich an der Rezeption anmelden wenn man den Innenhof betreten will. Kaum haben wir die Mopeds geparkt springt uns auch schon eine ganz nette Dame an um uns zu erklären, dass das hier kein öffentlicher Parkplatz ist.. Im Bistro gibt es Speisen und Getränke nur für Tagungs- und Hotelgäste. Deutschland ist schön? Nicht überall… Weiter geht’s…

Das TomTom Rider zeigt in einigen wenigen Kilometern einen McDonalds – da gibt es sicher auch für einfache Leute wie uns ein Cola und eine Toilette – also los. Wir fahren in Richtung ICE-Bahnhof, dann rechts ab, nur welche der Straßen? Zack, wieder falsch, wir kurven durch ein Industriegebiet, links – rechts – links – rechts – links – links – rechts – dann auf der linken Seite ein Burgerking – die bewirten sicher auch einfache Biker wie uns, also links ab.

Die Cole schmeckt genauso wie bei McDonalds. Kleiner Spaß am Rande, wie heißt das Lieblingsrestaurant von Steve Jobs? Ganz einfach MacDonalds 🙂

Die Cola weckt die Lebensgeister die nach dem Steak und der Forelle ein wenig müde geworden waren. Es geht weiter in Richtung Altenkirchen. Das TomTom kennt den weg – es meidet Autobahnen und findet viele schöne Straßen, das macht Spaß. Das Wetter ist immer noch sonnig und wir haben deutlich über 20°C – wunderbar. Die Mopeds sind so scharf, dass sie hinter Gitter müssen…

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In der Nähe von Niederpleis kommt uns dann alles doch wieder sehr bekannt vor. Der Stallinstinkt lockt uns nach Hause, doch dann vor uns eine Hochzeitsgesellschaft – und was für Eine!! Die haben sich sogar einen uralten restaurierten Bus gemietet und mit weißen Stoffen geschmückt – ist ja alles ganz hübsch, aber auf dem Motorrad dahinter her zu schleichen nervt total. An der ersten Ampel fahren wir an der langen Schlange vorbei und stellen uns ganz vorn neben das erste Auto. Ein paar Meter weiter dann Teil 2 dieser Gesellschaft – wie viele Verwandte kann man haben? Dann wieder eine Ampel, wieder links dran vorbei. Am Haltebalken ein VW Touareg, definitiv kein Hochzeitsgast! Am Steuer ein echter Griesgram im fortgeschrittenen Alter, er tippt auf das Gaspedal und scheint sich schon zu ärgern weil wir uns frech neben ihn gestellt haben.

Es wird grün, ich lasse meine blaue Turbine so richtig fliegen, 8s von 0 – 200Km/h – das treibt einem die Tränen in die Augen. Im Spiegel sehe ich Sandra, sie lässt die Zwillingsturbine auch fliegen und das macht sie sonst eigentlich NIE! Dann geht es auch schon rechts ab nach Stieldorf. Der VW biegt auch ab. Die Straße ist von den vielen Treckern – es ist wieder Jauche-Saison – stark verschmutzt. Sandra fährt vorsichtig – besser ist das – der mittelalte Typ in seiner überdimensionierten Familienkutsche hat hohen Blutdruck und fährt Sandra fast auf dem Hinterreifen. Ich schaue mit das Spiel im Rückspiegel an und bin kurz davor anzuhalten, die Straße zu blockieren und ihn zu fragen was der Blödsinn soll. Aber dann kommt schon der Abzweig nach Bonn. Der Typ rollt seinen Dieselpanzer neben uns und staunt nicht schlecht als er begreift, dass der Typ auf dem weißen Motorrad kein Typ ist! Die Ampel wird rot, wir haben wieder unseren Frieden, besser ist das!

Ein paar hundert Meter oberhalb von T-Mobile geht es dann auf stark abschüssiger Straße links auf das Stückchen Autobahn das über den Rhein bis zum Posttower führt. Der Asphalt ist wellig wie die Hölle und ich bremse fast bis zur Schrittgeschwindigkeit runter. Das Moped holpert im zweiten Gang um die Kurve und ich bin froh, dass wir nicht zu schnell waren! Sandra ist kurz hinter mir, sie hat den 1. Gang eingelegt (eigentlich wäre der zweite besser gewesen) und als sie die Bodenwellen nimmt ruckt sie so am Gas, dass es ihr Angst und Bange wird. Diese weiße Turbine kann ganz schön giftig werden .Daheim berichtet sie mir später von den Schrecksekunden des Tages…

Auf dem Rhein zischt plötzlich eine winkende Sandra an mir vorbei. Sie hat gute Laune, das Drama des letzten Wochenendes ist vergessen, ihr geht es gut und sie hat Spaß in den Backen!

Als die Zwillinge schließlich in der Garage stehen sind wir beide ziemlich platt. Aber es liegt eine wirklich schöne Tour hinter uns.

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Hier gibt es den Track als GPX-Datei zum Download.

Hier das Höhenprofil:

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Hier habe ich aus dem Track noch eine KMZ-Datei für die Ansicht mit Google Earth erstellt.

So sieht das dann aus:

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