Negative Scannen mit Nikon ES-1

In der letzten Woche habe ich Euch den Nikon Slide Copying Adapter ES-1 vorgestellt. In den Tagen danach haben mich einige E-Mails erreicht in denen Ihr mich gefragt habt, ob man mit dem ES-1 auch Negative scannen bzw. abfotografieren kann. Grundsätzlich müsste das schon gehen aber der ES-1 ist eigentlich für gerahmte Dias gemacht. Um damit Negative ordentlich abfotografieren zu können müsste man eine Art „Filmbühne“ haben. Nur wo nimmt man die her? Die letzten Tage habe ich in Otzenhausen im Saarland verbracht und dort gab es viel Gelegenheit über dieses Problem nachzudenken.

Und mir ist eine Lösung eingefallen die ich gleich heute ausprobieren musste!

Zuerst habe ich mir ein altes Diarähmchen aus meinem Archiv gesucht. Dann habe ich die Gläser entfernt und mit einer kleinen Hobby-Bohrmaschine und einem Schleifvorsatz die Seiten des Rähmchens so abgeschliffen, dass ich ein Stück Filmmaterial hineinschieben kann. Damit habe ich dann ein wahllos ausgesuchtes uraltes SW-Negativ aus der Hinterlassenschaft meines Vaters mit meiner Nikon D7000 und dem AF-S 2.8/40mm DX Macro abfotografiert. Als ich das zugehörige RAW-Bild fertig konvertiert hatte war ich wirklich überrascht welch wunderbare kleine Perle ich da erwischt habe. Aus einer bewegten Menge heraus schaut ein Junge in die Kamera meines Vaters, eine alte Zeiss Ikon. Alle Personen sind verwischt und kaum zu erkennen und dann dieser scheue Blick – ich finde es großartig! Mein Vater fand es wahrscheinlich blöd weil „ja alles total unscharf ist“. Der Film war mit anderen Filmen zusammengerollt in einer alten Filmdose verpackt. Das Ganze lag einige Jahrzente in einem Schuhkarton auf dem Dachboden und später im Keller meines Elternhauses. Irgendwann hat meine Mutter mir diese Kiste in die Hand gedrückt. Ich bin nun fast ein wenig aufgeregt und freue mich schon sehr auf die Entdeckung der übrigen Fotos.

Wenn man bedenkt, dass Nikon keine Scanner mehr herstellt und die Scan-Software nicht weiterentwickelt, ist es gar keine schlechte Lösung vorhandene traditionell aufgenommene Fotos mit der beschriebenen Ausrüstung abzulichten. Das Ergebnis ist nicht viel schlecht als mit einem Coolscan V ED und es geht sooo viel schneller…

Wie das alles aussieht und was ich genau gemacht habe, könnt Ihr in diesem Video sehen, das ich eben extra für Euch erstellt habe – hoffentlich gibt es mal ein Lob dafür 🙂 Wer nicht loben will kann ja auch bei YouTube mal den „Gefällt mir“ Knopf drücken…

Und jetzt – FILM AB…

Hier ist das Bild aus dem Video.

SW-Scan mit Nikon D7000, Nikkor AF-S 2.8 40mm und Nikon ES-1

Kurzer Nachtrag

Gestern habe ich von meiner Mutter erfahren was ich da eigentlich gefunden habe. Es sind Fotos von der Hochzeit meiner Eltern. Die Braut rechts im Bild ist meine Mutter in jungen Jahren, der Mann in der Mitte welcher der Kamera gerade den Rücken zudreht ist mein Vater. Die Fotos hat eine Freundin meiner Eltern mit der alten Zeiss Ikon meines Vaters gemacht. Ob heutige Hochzeitsbilder in 50 Jahren von Euren Kindern „gefunden“ werden? Alles was nicht gedruckt oder ausbelichtet ist, könnte irgendwann im digitalen Nirvana verschwinden. Aber schauen wir mal, vielleicht überleben ja die Bilder unserer Generation bei flickr und facebook, so dass unsere Kinder und Enkel sie in 50 Jahren noch anschauen können 🙂

2 Kommentare zu „Negative Scannen mit Nikon ES-1“

  1. Es ist wirklich interessant, dass man offensichtlich auch seine analogen Foto schätze jetzt schnell digitalisieren kann. Das foto, dass Du digitalisiert hast ist aber ein schwarzweiss Negativ. Wie sieht es denn mit einem Farbnegativ aus. Kann man die Farben des Orginalbildes einigermaßen nach dem Abfotografieren „rekonstruieren“?

    1. Grundsätzlich ist das möglich. Du müsstest Dir dazu den ColorChecker Passport kaufen und ihn bei ähnlichem Licht auf dem gleichen Filmmaterial abfotografieren. Das ist dann Dein Referenzbild. Das kannst Du abfotografieren und daraus mit der zugehörigen Software ein ICC Profil für diesen Film erstellen. Deine abfotografierten RAW-Bilder öffnest Du später mit Adobe Camera-RAW und wählst dort Deine speziellen ICC Profile aus. Über die Funktion mit der Du mehrere Bilder parallel bearbeiten kannst, ist es möglich über das Referenzbild als „führendes“ Bild den Weißabgleich korrekt zu setzen. Das ist etwa aufwändig, funktioniert aber wirklich gut.

      Wie man ein ICC-Profil mit dem ColorChecker erstellt habe ich einem Video und einem Artikel zur Nikon P7100 erklärt.
      http://anscharius.net/2012/02/01/nikon-p7100-perfect-colors

      Hilft Dir das weiter?

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