La Palma – Tag 15

Die letzte Nacht schlafen wir beide kaum. Unruhig rollen wir uns im Bett hin und her und warten darauf, dass der Wecker endlich klingelt. Eigentlich haben wir keinen „richtigen“ Wecker, es sind unsere Handys die uns schließlich um 6h am Morgen dazu auffordern die Nasszelle zu konsultieren und uns abreisefertig zu machen.

Ohne Frühstück geht es auf die Reise, wir wollen nicht zu spät sein und heimlich treibt uns der Wunsch vielleicht einen Sitzplatz am Notausgang zu ergattern. Bei Air Berlin kann man bis zu 48h im voraus via Internet eine Sitzplatzreservierung ausführen. Das klappt bei uns natürlich nicht, weil der Internetzugang des Hotels ausgefallen ist. Unseren Mietwagen stellen wir in der ersten Etage des Parkhauses unter dem Terminal ab. Es ist alles gut beschildert und leicht zu finden. Die Mietwagen werden im „hinteren“ Teil des Parkhauses im Abschnitt F abgegeben. Ins Terminal gelangt man über mehrere Aufzüge, der CICAR-Schalter ist nicht weit und der Mitarbeiter nimmt den Schlüssel dankend entgegen. Dass ich ihm mitteilen kann, dass das Auto auf Parkplatz F-028 steht vereinfacht die Sache und zaubert ein Lächeln in sein Gesicht.

Der Flughafen von La Palma ist zwar sehr modern aber er ist auch ein eher kleiner Provinzflughafen. Es gibt insgesamt 24 Schalter für den Check in. An diesem Tag startet nur eine Handvoll Maschinen in Richtung „Europa“. Ansonsten kann man nahezu stündlich mit einer kleinen Propellermaschine beispielsweise nach Teneriffa fliegen. Für unseren Check-In ist Schalter Nr. 20 vorgesehen. Als wir dort eintreffen sind wir die ersten Fluggäste. Sandra saust schnell zurück und organisiert und zwei leckere sehr knusprige belegte Baguette-Brötchen. So stehen wir uns etwa zwei Stunden lang die Beine in den Bauch und können ein wenig mit den anderen Gästen unsere Urlaubsimpressionen austauschen.

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Als es schließlich an den Check-In geht werde ich gefragt: „Fenster oder Gang?“ Es klingt ein wenig so als wären es die einzigen deutschen Worte die diese Junge Dame relativ häufig verwendet. Ich entgegne ihr „Zwei Sitzplätze am Notausgang wären toll, falls Sie noch welche haben.“ Sie schaut mich nicht an und tippt irgendetwas. Aus einem Drucker neben ihr schieben sich zwei Tickets. Diese reißt sie durch und wirft sie in den Papierkorb neben ihr. Dann tippt sie wieder, es kommen zwei neue Tickets, auf einem steht Gate 8 auf dem anderen Gate 4. Auf dem Ticket mit Gate 8 steht mein Name. Sie nimmt das Ticket und übermalt die 8 mit einer 4, dazu murmelt sie etwas das ich überhaupt nicht verstehen kann und weist mit der rechten Hand auf die Rolltreppen. Ok, scheinbar sind wir eingecheckt…

Eine Etage höher versuche ich kurz zu ergründen wie man diese trichterförmigen Edelstahlbecken auf der Herrentoilette benutzen könnte. Aber bevor etwas daneben geht breche ich lieber ab und versuche es 4500 Kilometer lang durchzuhalten. Später am Flughafen in Düsseldorf ist dann alles recht vertraut, sauberes weißes Porzellan mit einer Toilettenbrille die man klappen kann, das kenne ich und das funktioniert sehr gut. Wie es mit diesen Edelstahltrichtern klappen soll wird mir wohl ein Rätsel bleiben. Insgeheim mag ich auch niemanden fragen wie man diese Dinger korrekt benutzt, ist ja schon irgendwie auch eine etwas peinliche „Angelegenheit“…

Das Entern des Flugzeugs geschieht in mehreren Wellen. Wir müssen mal hier mal da warten und dürfen schließlich während neben an die Propeller der Binter-Air Maschine ihren Ruhezustand suchen bei ohrenbetäubendem Lärm „unseren“ Airbus A321 über die vordere Treppe besteigen.

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Mein Handgepäck ist wieder recht „umfangreich“. An der rechten Schulter hängt eine Fototasche mit Nikon 1V1 und Panasonic Video-Kamera. Zusätzlich habe ich eine warme Fleece-Jacke und eine Gore-TEX Jacke damit „verschlungen“. An der linken Schulter hängt die Notebook-Tasche, außen dran baumelt mein BOSE Quit Compfort 15 Kopfhörer. In der rechten Hand habe ich einen kleinen Hartschalenkoffer in dem meine komplette Fotoausrüstung samt Fotorucksack verstaut ist. Normalerweise ist das eine tolle Lösung, denn so kann man die schwere Fotoausrüstung sehr einfach über den Flughafen rollen. Aber hier muss ich immer wieder Treppen hinauf und hinab, da ist der ganze Krempel schon ziemlich lästig.

Im Flugzeug dann die nächste „Hürde“, ich muss durch den schmalen Gang und versuche die bereits dort sitzenden Rollstuhlfahrer nicht mit dem Notebook k.o. zu schlagen. Alles gar nicht so einfach und ich beneide meine Sandra insgeheim darum, dass sie mit nur einer Kamera und zwei Objektiven so glücklich ist und nur einen kleinen Fotorucksack bewegen muss…

Einen Augenblick später stellen wir dann fest, dass die Dame beim Check-In mich überhaupt nicht verstanden hat. Aus meinem Satz hat sie wahrscheinlich nur das Wort „notausGANG“ akustisch herausfiltern können und uns am Gang positioniert. Der Flieger ist nicht ganz ausverkauft und drei Reihen hinter uns sitzt ein einsamer Mann allein auf zwei herrlich großen Sitzen gleich neben dem Notausgang. Während wir uns in die Sitzreihe zwängen und auf unseren Fensterplatz „Besitzer“ warten beschließe ich beim nächsten Mal rechtzeitig zu reservieren oder auf Englisch nach einem Platz am Notausgang zu fragen…

Der Flug ist langweilig und problemlos. Auf dem iPad schaue ich mir ein zweites Mal „PI – Schiffbruch mit Tiger“ an. Dieser Film ist einfach so gut, den muss man sich zweimal anschauen. Als wir in Düsseldorf landen muss ich mein Handgepäck wieder umgekehrt aus dem Flieger schaffen. Während ich hier und da anecke und alles zum Bus hinüber schleppe schwöre ich mir bei der nächsten Reise weniger viele Fotosachen mitzunehmen. Wahrscheinlich wird es wieder nicht klappen, aber meinen Vorsatz für das neue Jahr habe ich noch frei…

Eine halbe Stunde später stehen wir dann in der Nähe des Düsseldorfer ICE-Bahhofs vor meinem völlig zugeschissenen Auto. Au Backe ist das eklig, ich habe unter einer Laterne geparkt und dort oben haben sich 14 Tage lang immens viele Tauben getroffen die wie ich nicht wissen wie man einen Edelstahltricher benutzt, aber eine völlig andere Strategie zur Lösung dieser Problemstellung entwickelt haben…

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Auf meinem Smartphone habe ich eine kleine „Stau-APP“. Diese verheißt uns wenig Gutes, eigentlich ist rund um Düsseldorf und Köln die Hölle los. Es ist Freitagnachmittag und sowohl die Holländer als auch ein deutsches Bundesland scheinen die Sommerferien eingeläutet zu haben. Weil alle Autobahnen dicht sind irren wir ein wenig durch Düsseldorf. Ich versuche mich in Richtung Westen zu halten, nur weg von der A3. Als wir eine Tankstelle mit einer Waschanlage sehen biegen wir spontan ab und während mehrere recht teure Waschgänge versuchen das Auto zu säubern, vertilgen wir eine Stück Pizza und einen ganz brauchbaren Tankstellen-Burger. Am Ende der Waschgänge ist es etwas besser, aber da werde ich nochmals mit einem Hochdruckreiniger und einer großen Portion Lackreiniger ran müssen. Nun ist mir auch klar warum in der komplett zugeparkten Straße ausgerechnet dieser eine Parkplatz noch frei war…

Die Heimreise dauert wegen des Verkehrschaos fast drei Stunden und als wir endlich die Koffer abgestellt und die Füße hochgelegt haben, sind wir echt froh diesen Tag heil überstanden zu haben.

Am nächsten Tag kann Sandra ihr Auto abholen, es hat zwei Wochen lang in der Werkstatt gestanden und jetzt sollte das Klappdach auch in einer Waschanlage dicht sein. Mein weißes Mädchenmotorrad ist auch wieder heil. Allerdings ist die Reparatur mit fast 1.500 Euro echt teuer. Es ist schon spannend, dass man für etwa 10.000 Euro eine komplettes Motorrad wie beispielsweise diese schwarze Schönheit kaufen kann und dann allein eine kleine Pumpe am ABS-System mit 10% des Gesamtwertes zu veranschlagen ist…

Aber es ist müßig sich darüber zu ärgern, schließlich will man sich ja beim Fahren mit einem solchen Geschoß auf die Bremsen verlassen können.

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Nachdem alle Rechnungen bezahlt sind geht zurück nach Hause. Nach einer ausgiebigen Wasch-Session mit einem sehr gut funktionierenden Hochdruckreiniger satteln wir später daheim mein „Männermotorrad“ und fahren gemeinsam zur Werkstatt. Dort steigt Sandra auf mein „Mädchenmotorrad“ um und als krönenden Abschluss unserer Reise geht es in die Eifel zum Café Fahrtwind. Dort gibt es wieder leckere Erdbeer-Schiffchen die man sich einfach auf keinen Fall entgehen lassen sollte!

Fazit

La Palma ist eine wirklich schöne Insel, aber um sie wirklich zu erleben muss man sie erwandern. Dazu braucht man eine leichte Fotoausrüstung und eine echte Portion Fitness. Außerdem sollte man nach Möglichkeit eine etwas kühlere Jahreszeit aussuchen. Das Teneguía Princess ist eine wirklich schöne gut geführte Anlage, aber es ist recht abseits weit im Süden gelegen. Um den fotografisch reizvollen Norden zu erkunden ist dieses Hotel völlig falsch, denn die Straßen sind eng und kurvenreich. Eine Autobahn gibt es nicht und so wird jede Anfahrt zu einem attraktiven Wanderziel im Norden der Insel zu einer echten Strapaze. Wer sich im Teneguía Princess einbucht sollte auf La Palma eher einen entspannten Badeurlaub an einem der schönen Pools verbringen wollen.

Allerdings hat auch der Süden der Insel einige schöne Ecken zu bieten. Bei klarem Himmel kann man bereits etwas abseits vom Hotel bei klarem Himmel sehr viele Sterne sehen, noch besser ist es oben beim Observatorium auf etwa 2400 Metern über dem Meer. Wer nächtliche Zeitrafferfotografie mag, der ist dort oben genau richtig. Allerdings sind die Straßen teilweise sehr schmal und wegen fehlender Sicherungsmaßnahmen in der Dunkelheit sehr gefährlich. Dort nachts mit einem Auto einen Abhang hinab zu stürzen kann schnell tödlich enden und man sollte sich das Terrain unbedingt zuvor bei Tageslicht anschauen und ggfs. ein GPS als visuelle Unterstützung für eine nächtliche Fahrt hinab zum Meer verwenden.

Mein Garmin Colorado 300 habe ich mit der Openstreet-Map bestückt. Das Kartenmaterial für La Palma ist gut und sehr detailliert. Enge Spitzkehren und potentiell gefährliche Abschnitte kann man hier schnell erkennen und es erleichtert meiner Meinung nach die sichere Fahrt durch die engen kurvenreichen Straßen sehr. So gibt es keine überraschend enge Spitzkehre mehr, damit ist es ein wertvoller Beitrag zur Fahrsicherheit auf den krassen Straßen im Hochgebirge.

Im übrigen ist eine Reise nach La Palma sehr unproblematisch. Spezielle Impfungen sind nicht notwendig, man kann alles in Euro bezahlen, fast alle Restaurants haben mehrsprachige Karten und viele Bewohner sprechen zumindest ein wenig Englisch. Das Stromnetz funktioniert so wie bei uns in Deutschland, Adapter oder ähnliches sind nicht notwendig. Allerdings kann es sehr praktisch sein eine Steckdosenleiste einzupacken. In unserem Hotelzimmer gab es nur eine freie Steckdose. Ich hatte einen kleinen „1 auf 3“ Adapter für schmale Eurostecker dabei. Das war wirklich nützlich wenn abends mehrere Akkus aufgeladen werden sollen und vielleicht noch ein iPad oder ein Notebook versorgt werden muss.

Sonnencreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor ist besonders im Gebirge ein „Muss“. Eine Kopfbedeckung, langärmelige Hemden und eine gute Sonnenbrille erleichtern das Leben unter der sengenden Sonne zusätzlich. Wer wandern will sollte man unbedingt Wanderstöcke mitnehmen. Es gibt schöne Wanderstöcke aus Kohlefasern die gefedert und sehr leicht sind. Außerdem kann man sie mit einigen wenigen Handgriffen zusammenschieben, so dass sie ein geringes Packmaß haben.

Im Hotel gab es für 3,50 Euro eine sehr detaillierte Straßenkarte. Diese war wirklich extrem hilfreich bei der Planung der Tagesziele und ist immer eine gute Ergänzung zu einem GPS.

Im kleinen Hotelladen bekommt man alles was man für den täglichen Bedarf benötigt. Allerdings zahlt man hier einen kräftigen Zuschlag, viel preiswerter sind die kleinen Supermärkte die es überall gibt.

Mit großen Einkaufszentren oder Vergnügungsparks kann La Palma nicht locken. Im Vergleich zu Teneriffa oder Gran Canaria geht es hier alles etwas ruhiger zu. Diese Insel ist eher etwas für Individualisten als für übliche Pauschalreisende. Die all-inclusive Angebote der wenigen großen Hotels ermöglichen unkomplizierten Zugang zu flüssigen und festen Lebensmitteln. Aber die Insel hat viele schöne gemütliche Restaurants zu bieten. Die überall ausliegenden kostenlosen Gastronomie-Führer liefern hier wertvolle Tipps und sind sehr hilfreich für alle Erholungsuchenden die mehr wollen als Einheitsessen vom Buffet und billige Drinks von der Bar am Pool.

0 Kommentare zu „La Palma – Tag 15“

  1. 30 Tausender Inspektion + Bremssattel hinten + Bremsscheibe hinten + Bremsklötze hinten = 1400€
    Jap, kann teuer werden. Da fällt denn die Benzinzuführung für 25e nicht mehr auf, die für ein stottern des Standgases verantwortlich war. 😉

  2. Pingback: La Palma 2013 – Das Video | Ansgar's BLOG

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