Teneriffa 2014/15 – Fotografieren mit Shift & Tilt

Lighthouse near Abades #3 - Nikon 1 V1 - Infrared 700nm

Tag 23 – 2. Januar 2015

Es ist Freitag und der Rutsch ins neue Jahr war überaus kalt und frostig. Mittlerweile habe ich einige Fotos angeschaut und mit viel Mühe bei flickr.com in meinen Fotostream hochgeladen. Mein Wäsche ist auch gewaschen, die letzten Tage in meinem BLOG sind beschrieben, warum also nicht zu einer kleinen Fototour aufbrechen?

Im Gepäck habe ich heute nur das Rokinon 3,5/24mm Shift & Tilt Objektiv, so wie einen passenden 82mm Polfilter und meine kleine auf Infrarot 700nm umgebaute Nikon 1 V1.

Über die Autobahn geht es nach El Poris. Dort gibt es etwa auf halber Strecke zur alten Geisterstadt bei Abades einen schönen Leuchtturm. Das Areal kenne ich recht gut und man kann von hier aus recht nette Sonnenuntergänge sehen, wenn man sich auf ein der kleinen Vorsprünge aus erkalteter Lava stellt die teilweise recht weit ins Meer hineinreichen.

Coastline near Abades - Nikon 1 V1 - Infrared 700nm

Als ich am Leuchtturm eintreffe ist es unglaublich windig. Es fällt schwer gerade zu stehen und zu fotografieren. Aber die Wolken am Himmel und das Licht stehen mehr als günstig für richtig „knallige“ Infrarot-Fotos. Bewaffnet mit meiner Nikon 1 V1 und dem 6,7-13mm Weitwinkel-Zoom (FX:  18-35mm) geht es an die Arbeit. Der Himmel sieht famos aus und schon beim Blick durch den Sucher kann man erahnen wie die Bilder nach der Ausarbeitung wirken werden. Nur will es einfach nicht gelingen den Leuchtturm so abzulichten, dass er wirklich gerade steht. Wie man sich dreht und wendet, er steht nur dann gerade wenn er mitten im Bild angeordnet wird und das sieht immer blöd aus. Das Einzige was hilft ist unerwünschte andere Objekte hinter Büschen und Sträuchern verschwinden zu lassen und den Leuchtturm gerade zu stellen. Allerdings erscheint die eigentlich ebene Landzunge dann stark abschüssig, so wie im folgenden Bild.

Lighthouse near Abades #1 - Nikon 1 V1 - Infrared 700nm

Also schlägt etwas später die Stunde des großen Shift & Tilt Objektives. Bewaffnet mit Stativ und Nikon D800E wage ich mich hinaus in den Sturm. Dabei halte ich mein Stativ stets fest, ich will auf keinen Fall riskieren, dass der Wind es wieder umwirft.

Soll der Horizont im unteren Drittel des Bildes angeordnet werden und positioniert man den Leuchtturm so im Bild, dass er im linken oder rechten Drittel zu sehen ist, so zeit sein Spitze IMMER zur Mitte im oberen Bereich des Bildes. Das sieht voll doof aus, es lässt sich aber mit dem Shift & Tilt Objektiv korrigieren. Dazu schiebt man das Objektiv schrittweise nach oben und senkt die Kamera auf dem Stativ etwas nach unten. So nähert man sich langsam aber sicher einer Position an in der alles so hübsch gerade ist wie man es sich wünscht.

Würde man ein Motiv fotografieren bei dem der Horizont im oberen Drittel wäre, so müssten man das Objektiv nach unten verschieben.

Als einfach Regel kann man sich merken, dass man die Kamera zunächst vollständig  aufrecht aufstellt und dann die Position des Horizontes über das Verschieben des Objektives einstellt. Später kann man dann etwas „nachregeln“.

Will man Dinge fotografieren die sehr nah vor der Kameras sind und die Tiefenschärfe stark ausweiten, oder ggfs. auch stark einschränken, so kann man das Objektiv schwenken. Dabei steht es nicht mehr gerade an der Kamera sondern zeigt schrägt nach oben oder unten.

Das Rokinon Objektiv (Auch unter dem Label Samyang oder Walimex erhältlich) kann man außerdem sehr einfach um 90° an der Kamera drehen und dies gleich zweimal! Also den verschiebbaren Teil und den schwenkbaren Teil! Damit lassen sich die meisten Motive so in den Griff bekommen, alles „bolzengerade“ steht. Wer mag kann die Verstellmöglichkeiten des Objektives auch verwenden um einen sehr natürlich wirkenden „Miniatur-Effekt“ zu erzielen. Da dieser „Echt ist“, sieht er meiner Meinung nach deutlich besser aus als eine digitaler Effekt aus Photoshop & Co.

Ein weiterer Vorteil dieser sehr speziellen Objektive ist, dass man die Verstellmöglichkeiten natürlich auch beim Filmen nutzen kann. In einfachen Video-Bearbeitungsprogrammen hat man meist keine Möglichkeit um perspektivische Verzerrungen zu korrigieren und wenn es geht, verliert man dadurch in der Regel sehr viel Auflösung und damit Detailgehalt innerhalb der korrigierten Video-Sequenzen. Dies trifft auf Fotos natürlich auch zu.

Wer also Gebäude usw. korrekt abbilden will und gleichzeitig auf eine allerhöchste Bildqualität bedacht ist, der kommt an einem Shift & Tilt Objektiv nicht vorbei. Doch diese Objektive sind auch in der Landschaftsfotografie eine sehr gute Sache! Man stelle sich vor, dass man eine Foto von einem Waldrand aufnimmt und die Wurzeln der Bäume weit untern im Bild anordnet. Nun schaut man an den Bäumen hinauf und da ist er wieder, der ungeliebte Effekt. Die Bäume am Bildrand stehen schief und zeigen zur Bildmitte!

Diese perspektivische Verzerrung lässt sich mit dem Rokinon 3,5/24mm Shift & Tilt ebenso leicht korrigieren wie ein bei einem Foto eines Leuchtturmes 🙂

Während ich mit der D800E unterschiedliche Perspektiven ausprobiere geht am Horizont äußerst fotogen die Sonne unter. Viel Zeit ist jetzt nicht und ich muss mich schwer beeilen wenn ich einige unterschiedliche Perspektiven ausprobieren will. Dabei ist es sehr hilfreich, ich dass Shift & Tilt Objektiv schon oft benutzt habe und es inzwischen wie im Schlaf bedienen kann. Im folgenden Fotos musste ich mit Photoshop keinerlei Korrekturen der Perspektive ausführen, alles wirkt so wie es sein soll. Wegen des harten Kontrastes habe ich immer Belichtungsreihen mit 5 Bildern und 0,7EV Unterschied bei Blende 8 und Zeitautomatik aufgenommen. Für das folgende Fotos habe ich zwei Bilder zu einem Foto „kombiniert“. Dabei habe ich für den unteren Teil, also den Teil mit der dunklen Lava eines der helleren Bilder verwendet. Wenn man so will ist dieses Foto also ein DRI (Dynamic-Range-Increase – Erweiterung des Tonwertumfangs).

Old Light House near Abades - Nikon D800E & Rokinon Shift & Tilt 3,5/24mm

Allerdings macht mir der massive Wind große Probleme. Damit die Fotos nicht verwackelt sind müsste ich mein Stativ eigentlich massiv beschweren. Dazu gibt es so genannte „Steinbeutel“ die man in die drei Beine des Statives einhängen und mit schweren Gegenständen füllen kann. Einen solchen Steinbeutel habe ich leider daheim in Deutschland. Zuletzt war er in einem meiner Videos zu einem der Vanguard-Stative zu sehen. Also nutze ich die kleine Schlaufe gleich unter dem Kugelkopf meines leichten Carbon-Statives und ziehe das Stativ während ich auslöse mit aller Kraft in Richtung Boden. So gelingen einige nicht verwackelte Fotos an den ich später sehr viel Freude haben werde.

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