Die Nacht war ruhiger als befürchtet. Spät am Abend hatten meine multiple Nachfragen dann doch Erfolg. Der Mitarbeiter an der Rezeption im Comfort Inn begleitet mich die paar Meter und ich kann ihm die defekte Tür des Nebeneingangs zeigen. „Oh yeah, I’ll fix it!!“ Zwei Stunden später hat er dann den Türschließer so eingestellt, dass die Tür praktisch gar nicht mehr schließt. Aber sie kracht auch nicht mehr mit einem gewaltigen Rumms gegen die Wand. Prima, nun haben wir nur noch den Straßenlärm. Heute Morgen bin ich dann ganz gut ausgeruht, Sandra leider nicht wirklich. Ich denke sie freut sich auf ihr Bett daheim, endlich mal wieder in Ruhe schlafen!
Um 9h beginnen wir unsere Sachen zusammen zu packen. Dann geht es kurz rüber zu Denny’s um 10h30 checken wir aus. Ja, und was jetzt? Ich bin ein wenig ratlos. Sandras Flieger geht erst abends um 18h35 ab Mac Carran International. Wir fahren einfach mal in Richtung Hoover Damm, vielleicht können wir da ja noch ein paar schöne Fotos machen. Es sind laut Navigationssystem 42 Kilometer. Als wir nach etwa 30 Kilometern in Boulder City eintreffen ist vor dem Ort ein gewaltiger Stau. Nach etwa 30 Minuten sind wir am Abzweig den wir laut Navi nehmen sollten. Aber da kriechen alle lang und da geht eigentlich gar nichts. Also werden wir einen gezielten Blick auf das Navi, wir können auch durch Boulder hindurchfahren und dann später auf den Highway zurück. Alles kein Problem, also los. Am Ortsausgang können wir dann den Lake Mead schon sehen und den langen Stau der sich bis zum Hoover Dam leider auch… Eigentlich geht da unten gar nichts, der Stau erscheint uns schier endlos. Wir schauen uns tief in die Augen, dann wende ich das Auto.
In Boulder finden wir ein kleines Café, dort gibt es für jeden einen großen Becher frisch gebrühten heißen Kaffee. Das tut gut, aber die Stimmung ist ziemlich im Keller. Das Wetter ist fies, draußen stürmt es und es ist kalt. Ich weiß immer noch nicht was ich die nächsten Tage unternehmen soll und Sandra ist frustriert, weil sie allein nach Hause fliegen muss. Als der Kaffee dann leer ist geht es wieder zurück in Richtung Las Vegas. Zwischendurch verpasse ich wieder einmal grandios eine Ausfahrt, trotz Navigationssystem! Die Ausfahren sind hier irgendwie anders als bei uns in Deutschland. Hier sind die Straßen oft 5 oder 6-spurig. Zwei Spuren biegen nach Osten ab, zwei nach Western, in der Mitte geht es geradeaus weiter – leider ist das nicht immer so. Ist man gerade ganz links und stellt dann fest, dass man eigentlich auf eine der rechten Spuren müsste, hat man oft ein Problem. Hier in den USA darf man links und rechts überholen wie man will. Gerade das ist für mich hier oft ein Problem. Grundsätzlich ist es ja ok, dass man Schleicher rechts überholen kann, aber wenn ich der Schleicher bin, dann ist es hochgradig verunsichernd wenn man über vier oder fünf Fahrspuren hinweg wechseln soll und da rechts lauter Autos und LKWs an einem vorbeiflitzen.
Im Zweifel bleibe ich dann lieber auf der Spur auf der ich bin und wende an der nächsten Ausfahrt. So auch heute mal wieder, anders wäre es ja auch langweilig 🙂
Als wir am Flughafen ankommen ist es noch viel zu früh, nicht einmal 14h. Sandra hat am Vorabend beim Roulette 20$ auf Schwarz gesetzt und auch prompt verloren, das war ihr letztes Bargeld. Im Café habe ich ihr 5$ gegeben, mehr wollte sie nicht. Nun hat sie noch fast 5 Stunden bis der Flieger abhebt und sie hat nur 5$ in der Tasche. Als wir dann vor dem Terminal in der Pick-Up-Zone stehen, also da wo man nur kurz zum Ein- und Aussteigen halten darf, erscheint mir Sandra zutiefst gefrustet. „Und ich dachte Du kommst noch mit hinein?“ Man sollte mehr mit einander sprechen, ich kann da nicht mit hineinkommen, auch wenn ich es wirklich gern würde. Es gibt noch einen Abschiedskuss und dann muss ich auch schon wieder los.
Im Rückspiegel sehe ich Sandra noch mit ihrem Gepäck im Terminal verschwinden. Wie es für sie jetzt wohl alles werden wir? Während ich so dahin grüble nehme ich wieder den falschen Weg. Statt links herum direkt zur Ausfahrt fahre ich zum Terminal 1 – da wo die „Domestic Flights“ starten. Dort ist auf vier Fahrstreifen die Hölle los. Leute steigen ein und aus, überall Fußgänger, es geht da eigentlich gar nichts. Aber irgendwann ist auch das geschafft.
Mein Weg führt mich quer durch Las Vegas in Richtung Osten. Beim Casino „New York New York“ biege ich links auf den „Strip“ ab. Ich will nach Süden bis zum Highway 160 und dann in Richtung Death Valley fahren. Beim Kaffee haben wir noch kurz darüber gesprochen. In Death Valley regnet es eigentlich fast nie, warum nicht die beiden nächsten „Regentage“ dort ohne Regen verbringen? Kurz bevor ich zum Highway 160 komme sehe ich auf der rechten Seite FRY’s – einen gewaltigen Techniksupermarkt – etwa doppelt so groß wie das was wir so als MediaMarkt kennen. Also rechts auf den Parkplatz. Doch ich bin wieder eine Auffahrt zu früh und muss über den ganzen riesigen Parkplatz, alle 20 Meter ist dort eine hübsch gelb gestrichene Bodenwelle. In eine langen Schlange schaukeln wir zu FRY’s. Plötzlich habe ich eine junge Frau mit gewaltigem Hinterteil direkt vor meinem Auto, wo kommt die denn her? Und wie sieht die denn aus? Während ich ungläubig auf ihren dicken Hintern starre, scheint sie meine Gedanken zu lesen und zeigt mir prompt den längsten Finger ihrer rechten Hand. Nicht alle Amerikaner sind immer nur freundlich!
Im FRY’s finde ich dann nicht wirklich etwas, ich bin irgendwie auch viel zu gefrustet von unserem dann doch so schnellen Abschied.
Ich finde eine 256GB SSD im externen Gehäuse mit USB 3.0 für 576$, die interne Version kostet genau so viel. Aber das kann ich auch in Deutschland kaufen. Dann ist da noch ein kleine 2,5″ Festplatte mit 1,5TB für 179$ – mit USB 3.0 und Firewire 800 – ach egal… Bei den Kameras kommt vielleicht die Nikon D7000 in Frage, aber warum? Ich habe die D300, die D2x und die P7000 dabei – ach ja – die F80 auch noch. Also verlasse ich den Laden und kaufe einfach gar nichts.
Etwa eine Stunde später bin ich dann in Pahrump – so wie vor fast genau drei Wochen. Im gleichen Supermarkt gehe ich ein wenig Einkaufen. Es gibt 24 kleine Flaschen Wasser, 8 Flachen Doctor Pepper, Kekse, Kräcker, Chips, Obst, was man so braucht. Bier habe ich natürlich vergessen, das bemerke ich aber erst an der Kasse, ach egal – ist sowieso ein blöder Tag und ich habe noch drei Corona im Kofferraum.
In der Schreibwarenecke kaufe ich mir noch zwei schöne große beschichtete weiße Pappkartons. Eigentlich sind sie zum Malen da! Aber ich werde sie später im Hotel verwenden um Staub-Referenzfotos mit der D2x und der D300 zu machen. Diese Dateien mit der Endung *.NDF kopiert man eigenfach zu den Bildern die man mit den gleichen „Staubkörnern“ gemacht hat. Öffnet man dann die RAW-Bilder mit Nikon Capture, so erkennt das Programm diese NDF-Referenzdatei und retuschiert den Staub automatisch weg. Kein schlechtes Feature! Nur hatte ich die ganzen Tage nirgendwo eine ebenmäßige weiße Fläche die man für das Staubreferenzbild benötigt. Nun habe ich sie und sie hat nur 1,99$ gekostet!
An der Kasse werde ich wieder mal gefragt ob ich eine Kundenkarte habe. Habe ich nicht, ich komme aus Deutschland und bin hier nur auf der Durchreise. Die Verkäuferin ist toll, sie zückt ihre Karte und ich spare etliche Dollar. Die Mehrzahl der Menschen hier ist doch supernett!
Es geht weiter in Richtung Death Valley. Bei der Death Valley Junction gibt es das Amargosa Hotel. Ein uraltes Gebäude, das seit vielen Jahren mit dem Verfall kämpft. Aber es liegt recht günstig und via Internet habe ich gesehen, dass es dort Zimmer für etwa 70$ gibt. Bedenkt man, dass die erste Nacht direkt um die Ecke im Furnace Creek Resort 340$ plus Steuer ohne Internet und Frühstück gekostet hat, ist das fast ein Schnäppchen!
Als ich dort ankomme ist noch ein Zimmer mit zwei großen Betten für zwei Tage frei. Das Zimmer hat sogar eine Dusche und kostet 75$ pro Nacht plus Steuern. Ich willige ein. Es ist ein witziger Check-In. Der Chef hat eine Weile in Bitburg gelebt. „Bitte ein Bit“ – „Over there you can get a Frühstück tomorrow in the morning.“ Spontan fühle ich mich an den witzigen Sprachmix bei Jo und Caro auf Teneriffa erinnert.
Das Zimmer ist dann eher ernüchternd. Ok, aber ich muss hier nur schlafen. Dafür ist die Lobby ganz nett und gegen eine Spende von 15$ bekomme ich das Kennwort für das WLAN. Es ist nicht schnell, aber ich kann für Familie und Freunde meinen BLOG weiterführen. Also Leute, dieser Artikel kostet 7,50$ 🙂
Bei meinem kleinen Rundgang durch die Lobby habe ich eben gelernt, dass dieses Hotel wirklich schon uralt ist und zu Zeiten gebaut wurde, als hier im Death Valley noch Borax abgebaut wurde. Es blickt auf eine sehr bewegte Vergangenheit zurück! Im Jahr 1967 hatte dann die Künstlerin Marta Becket hier eine Reifenpanne. Aus diesem unfreiwilligen Stop wurde eine viele Jahre währende Liebesbeziehung mit diesem Fleckchen Erde. Martha Becket hat hier gleich nebenan ein kleines Opernhaus gegründet und viele Jahre lang ein wenig Kunst an den trockensten und lebensfeindlichsten Ort der USA gebracht. Vor diesem Hintergund ist auch der Zustand der Zimmer ok 🙂
Hier gibt es weitere Informationen zu diesem ganz witzigen Örtchen: