Blue Canyon

Im Land der „Zipfelmützen“

Nachdem der Kaffe geschmeckt hat und ich mich nebenan beim McDonalds mit einem „Big Mac Menu“ gestärkt habe, geht es auf zum Blue Canyon – der ist gar nicht blau und ich denke der heißt auch gar nicht so! Der eigentliche Blue Canyon ist meiner Meinung nach etwas weiter östlich. Aber egal, es ist jedenfalls das Areal in dem Michael Fatali von einigen Jahren das Bild mit den „Five Padres“ geschossen hat. Seit es dieses Bild gibt haben viele Fotografen versucht diesen Ort zu finden. Michael Fatali hat selbst ein großes Geheimnis daraus gemacht, schließlich lebt er von der Einzigartigkeit seiner wirklich guten Fotos. Aber wie es im Zeitalter von Google Earth so ist, irgendwann fliegt alles auf 🙂

Mein Freund Wolfgang war lange auf der Suche nach diesem Ort. Er hat viele Menschen hier gefragt ob sie wissen wir das Foto von Michael Fatali entstanden sein könnte. Er hat Visitenkarten verteilt und E-Mails in die halbe Welt geschickt bis schließlich jemand eine Wegbeschreibung geschickt hat. So konnten wir bereits 2009 von Page aus dorthin fahren. Das war damals eine ziemlich heftige Tour und wegen des weiten Rückwegs sind wir am frühen Nachmittag wieder aufgebrochen. Ich erinnere mich noch gut daran, dass wir keinen Sprit mehr hatten und es in ganz Tuba City einen Stromausfall gab. Daher liefen auch die Pumpen in den Zapfsäulen nicht und wir haben damals eine ganze Weile hier festgesessen.

Um mal bis zum Sonnenuntergang dort bleiben zu können habe ich mich hier in Tuba City für zwei Tage einquartiert.

Den Weg zum „Areal“ konnte ich diesmal ganz leicht finden. Ich habe es eben schon beim Artikel des Vortages kurz erläutert. Mit der Software Garmin BaseCamp kann man auf dem Mac den aufgezeichneten Track öffnen. Diesen habe ich auf das „abgestrippt“ was für mich interessant ist und dann über die Funktion „Route aus Track erstellen“ eine Route generiert die sich mit dem Auto dann ganz einfach abfahren lässt.

Das sieht dann so aus:

Einen Weg vom nördlich verlaufenden Highway 160 scheint es nicht zu geben, daher muss ich einen echt großen Umweg fahren. Am Abzweig von der 264 rausche ich prompt mal wieder vorbei. Zu eintönig ist die Strecke zu tief hänge ich in anderen Gedanken fest – aber ich bemerke es nach 100 Metern und die Straße ist breit genug für einen schnellen U-Turn.

Es geht weiter auf einer gut zu befahrenden Dirt-Road. Man könnte sie sicher auch mit einem „normalen“ Auto fahren, es gibt ein kräftiges „Washboard“ aber das Gerüttele macht dem robusten Tahoe nur wenig aus. Überhaupt ist diese Auto ziemlich cool. Während der Nissan X-Terra mit seinen Blattfedern an der Hinterachse bei krassen Querrillen irgendwann anfing regelrechte Sprünge zu machen und fast unbeherrschbar zu werden, donnert der Tahoe mit seinen 3000  Kilogramm (gefühlte Masse) mit 80 Km/h durch die Prärie – dabei läuft die Klimaanlage, das Radio spielt, ich halte eine Dose Cola in der rechten Hand und der Motor dreht gerade mal 1200 U/min – was für ein Panzer…

Kurz vor der Fotolocation geht es ein Stück ganz kräftig den Berg hinab und durch ein kleinen Wash. Hier würden die meisten „normalen“ PKW nicht mehr weiter kommen. Mit genug Bodenfreiheit ist es aber kein Problem so lange der Wash trocken ist. Sollte dort Wasser stehen ist hier die Fahrt zu Ende und es geht die letzten 2 Kilometer zu Fuß weiter. Der Wasch würde dann tiefen Schlamm führen und wäre wahrscheinlich unpassierbar. Aber ich habe Glück, es ist alles knochentrocken. Ein kleines Video drehe ich auch, mal sehen wann es hier genug „Bandbreite“ gibt um es bei Youtube hochzuladen.

Update am Montag – Endlich hat der Upload geklappt



An der Location angekommen ist das Bild der berühmten „Five Padres“ inzwischen ein wenig traurig. Die meisten der roten Zipfelmützen sind inzwischen abgestürzt. Aber das ist der Gang der Ding, nur so entsteht in Zukunft neue vielleicht noch viel coolere neue Loctation – aber ob wir das noch erleben?

Wie dem auch sei, nach einer kleinen „Orientierungsrunde“ für das Video halte ich am schönsten Punkt an und packe die D300 aus. Es ist noch das 2.8/70-200 Telezoom montiert – fein! Ich wandere eine Weile im Areal herum und versuche ein paar Schöne Dinge aus dem ganzen Durcheinander mit dem Tele und offener Blende (= wenig Tiefenschärfe) heraus zu picken. Es ist inzwischen später Nachmittag und es ist abzusehen, dass die Sonne bald untergehen wird. Etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang schnappe ich mir dann die D2x und stecke das famose AF-D 2.8/60mm in das Bajonett. Das ist mein Konzept für heute – nicht ZOOMEN sondern BEWEGEN. Ansel Adams hatte auch kein Zoomobjektiv und hat trotzdem großartige Fotos gemacht. Mal sehen ob es heute auch klappt.

Ich fotografiere mehrere Silhouetten gegen das Sonnenlicht und versuche einige Bilder durch die Einbeziehung des Vordergrundes interessant zu gestalten. Das ist nicht ganz einfach, denn wenn es „Vordergrund“ gibt ist er entweder steil und sandig oder so klein, dass ich auf dem Boden liegen muss. Was für ein Aufwand.

Während ich mit meinen Leibesübungen beschäftigt bin muss ich an die gute lange Gespräch mit Allan denken. Er hat mir erzählt, dass es in den USA eine Redewendung gibt die das „Fotoverhalten“ und Kulturbewusstsein der Amerikaner beschreibt:

„Where is the Mona Lisa, I’ve double parked?“

Ich stehe heute nicht in „Zweiter Reihe“ und ich nehme mir für meine Mona Lisa heute ganz viel Zeit. Als es dunkel ist steige ich in meinen Tahoe und fahre einfach genau den Weg zurück den das GPS auf dem Hinweg erneut aufgezeichnet hat. Das ist wirklich einfach! Mein großer Panzer donnert mit 80 Km/h über die Querrillen, als das Fernlicht plötzlich eine schwarze Kuh erfasst die mitten auf der Dirt Road steht. Reifen blockieren, das ABS greift ein, das EPS gibt alles, der Tahoe springt über die Bodenwellen, die Kuh brüllt vor Schreck, Adrenalin schießt wie Säure durch die Blutgefäße – NOCH MAL GUT GEGANGEN – Uff, das war knapp. Nur weil der Tahoe es kann, sollte man es nicht tun – ich fahre langsamer…

Am Horizont nähern sich Lichter, ich bin tief im nirgendwo, viele Kilometer weit weg von der Hauptstraße. Die Lichter kommen näher und ich mache mir so meine Gedanken. Auf der Ablage zwischen den Sitzen liegt mein „Falschgeld-Portemonnaie“  mit ein paar kopierten Dollarnoten, abgelaufenen alten Kreditkarten und irgendwelchen alten Kundenkarten von Europcar und SIXT – sieht wirklich echt aus und stellt im Zweifel einen Dieb vielleicht solange zufrieden bis ich in sicherer Entfernung bin.

Die Scheinwerfer kommen näher und näher. Ich bin allein und obwohl ich weiß, dass das hier ein sicheres Reiseland ist bin ich doch ein wenig angespannt. Ich gehe ein wenig vom Gas und fahre soweit rechts wie möglich. Dann wird ein weißer Truck in der Dunkelheit sichtbar. Er hält an! Ich fahre auf gleich höhe und halte auch an. Im Truck sitzt ein alter Indianer mit kariertem Hemd und Cowboy-Hut. „Are you okay?“ fragt er mich. „Oh well I’m fine thank you!!“ Er hebt die Hand zum Gruß und der große V8 seines Truck blubbert mit gefühlten 980 U/min davon. Ein wenig erleichtert fahre ich weiter. Als ich die Hauptstraße erreiche bin ich wirklich ziemlich am Ende und sitze die vielen Kilometer bis Tuba City einfach nur noch ab.

Als ich die Stadt sehen kann fallen mit rote und blaue Blinklichter auf, was ist da wohl los? Als ich nach etwa 30 Minuten auf der Hauptstraße zum Motel hinauf fahre stehen überall Polizeifahrzeuge und Krankenwagen. Ich will nicht blöd gaffen und fahre die letzten 500 Meter bis zum Motel den Berg hinauf.

Im Zimmer angekommen schaffe ich es gerade noch die Bilder auf die externe Festplatte zu kopieren. Noch bevor ich einen Satz für meinen BLOG schreiben kann falle ich einfach um und schlafe mit nicht geputzten Zähnen einfach ein. Was für ein Tag.

„Los Padres“

„Protecting her Babies“

„Der frustige kleine Gartenzwerg“ – immer nur im Schatten zu stehen ist so blöd…

„Santa Claus“

0 Kommentare zu „Blue Canyon“

  1. Hi Ansgar,

    da bist Du aber wirklich einen Umweg gefahren. Es gibt tatsächlich einen Zugang vom nördlichen Highway. Du hättest einfach der Strecke weiter folgen können – ich fand sie damals sogar einfacher zu fahren, nicht so viele Querrillen.

    Wann wird es denn zur Zeit drüben dunkel? Muss ja langsam planen, wann wir in 2 Wochen spätestens das Zelt aufstellen müssen.

    lg
    Micha

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