Monumental Roundtrip

Gestern ist mir im Monument Valley Visitor-Center mal wieder das tolle Foto aufgefallen, dass Tom Till sicher schon vor vielen Jahren am Hunt’s Mesa aufgenommen hat. Gestern habe ich mir in der „Mittagspause“ auf dem Parkplatz vor dem Visitor-Center anhand meiner topografischen Karten eine kleine Route zusammen gestellt. Heute geht es dann so gegen 10h los nach Monument Valley. Am Supermarkt um die Ecke halte ich kurz an, es gibt zwei dieser famosen Sandwiches mit Geflügelsalat und fünf Äpfel – alles zusammen 10$.

Etwa 90 Minuten später treffe ich am ersten Wegpunkt ein, er passt wie die Faust aufs Auge, super! Es geht nach Osten auf eine gut befahrbare Schotterpiste. Wegpunkt 2 und 3 finde ich auch sehr schnell, noch ist alles gut! Dann beim vierten Wegpunkt finde ich die Straße nicht die auf der Topo-Map eingezeichnet ist. Ich probiere es mal hier und da, aber ich lande immer nur zwischen kläffenden Hunden und irritiert dreinschauenden Indianerkindern. Was für ein Mist! Ich nehme mal eine Route die halbwegs befahrbar aussieht und annähernd zum Hunt’s Mesa führt. Diese Dirt-Road wird aber immer schwieriger zu fahren, es geht über weite Strecken mit fiesen Felsen und dann wieder tiefem Sand. Links und rechts des Weges liegen immer mal wieder zerstörte Autoreifen, was mich sehr nachdenklich stimmt. Dann finde ich links eine kleine Farm, sie sieht relativ verlassen aus. Und dann ist der Weg auch schon zu Ende. Es gibt nur noch ein große ebene weiße Fläche. Allein zwei Reifenspuren führen weiter in meine Richtung.  Ich versuche es mal, aber der Tahoe gräbt sich in den losen Sand ein. Ich stecke fest, so ein Mist!

Ich nehme mal den Rückwärtsgang und gebe ganz ganz vorsichtig Gas, dann wieder vorwärts und wieder rückwärts. Ein paar Mal hin und her und schon bin ich wieder im Spiel. Um mich nicht erneut festzufahren bleibe ich satt auf dem Gas und drehe eine Runde über diesen weißen sandigen kleinen See. Als ich wieder festeren Boden unter den Rädern habe atme ich schwer auf!

Ich starte auf dem Handy mal die Copilot-Software. Vielleicht kennt die ja einen Weg der auf der Topo-Map nicht verzeichnet ist. Es dauert eine Weile bis der Copilot herausgefunden hat wo wird denn gerade sind. Dann geht ein Warnhinweis auf. „Sie befinden sich nicht öffentlichen Straßen. Bitte beachten sie die Gesetzgebung!“ – Ok, ich darf hier also gar nicht sein. Eigentlich darf man ja auch gar nicht allein zum Hunt’s Mesa. Später im Visitor Center erfahre ich wie es „richtig“ geht. Man bucht sich einen privaten Tourguide – der nicht ganz billig ist – und der begleitet einen dann hinauf zum Hunt’s Mesa. Da kann man dann seine paar Fotos machen und es geht wieder zurück.

Mit dem Auto hat man keine Chance. Ich habe mir die Gegend nun zum zweiten Mal intensiv angeschaut und denke man kann da nicht schummeln. Also, wenn Hunt’s Mesa, dann für Geld mit Tourguide und ganz offiziell.

Aber da war ich ja noch gar nicht! Nachdem mich der Copilot so rüde ausgeschimpft hat, habe ich ein schlechtes Gewissen, ich trete den Rückweg an, zumal es hier nicht weitergeht. Ein paar Hundert Meter später steht dann wie aus dem Nichts ein großer Truck vor mir. Drinnen sitzt ein grimmig schauender Indianer, auf der Ladefläche ist jede Menge Heu für seine Pferde. Ich lächle nett, hebe die Hand zum Gruße, er tut dasselbe und schon bin ich an ihm vorbei. Aber mit einem echt schlechten Gewissen!

Als ich an der Schotterpiste ankomme überkommt mich noch einmal kurz der Wagemut. Ich fahre weiter nach Osten. Aber auch das endet einfach nur im Nichts vor einigen kleinen Farmgebäuden. Ich kehre um. Dann an einer größeren „Kreuzung“ kann man links in Richtung Süd-Osten abbiegen, warum nicht? Ich bin nun auf einer gut ausgebauten Schotterpiste. Die Landschaft ist super und es gibt immer wieder krasse Felsen links des Weges. Dann sehe ich in der Ferne einen Felsen der ein gewaltiges rundes Loch hat. Da könnte man mit ein wenig Forschen und Probieren sicher ein paar coole Fotos machen. Aber es führt keine Straße dorthin und es sind sicher mehrere Kilometer, auch wenn er zum greifen Nahe scheint. Egal, ich fahre weiter nach Osten. Auf dem Navi kann ich sehen, dass der südlich Highway in Richtung Kayenta nicht weit weg ist. Das Navi zeigt einen Punkt namens „Little Rocks“ an. Den wähle ich mal als Ziel und folge den Angaben meines Copiloten. Doch auch das geht schief. Ich lande schließlich wieder auf einer Farm zwischen kläffenden Hunden. Eigentlich dürfte ich auch hier gar nicht sein, das schlechte Gewissen meldet sich wieder, es geht so unauffällig wie möglich zurück zur Schotterpiste. Es geht weiter und weiter und weiter. Dies Indian Route nimmt echt kein Ende. Immer wieder kleine Zelte, Holzhütten, Kühe, Pferde, alles sehr ärmlich.

Dann finde ich so etwas wie eine kleine Talsperre, aber es ist ganz winzig. Man kann sicher ein paar hundert Pferde und Kühe damit versorgen, mehr ist es aber nicht. Es führt ein Weg drum herum. Mir kommt ein Indianer entgegen, er ist richtig krass rot im Gesicht, trägt Jeans, Stiefel und einen hellen Hut auf dem Kopf. Er ist bestimmt über 70 und telefoniert mit einem Handy. Jetzt weiß ich, die Zivilisation hat mich zurück!

Am Highway biege ich links ab und mache eine kleine Rundreise. Das hier wollte ich mir immer schon mal anschauen! Am Wegweiser zum Canyon der Chelly werde ich dann ein wenig wehmütig. Es ist schon Mittwoch und am Sonntag muss ich schon wieder im Flieger sitzen. Die Zeit hier ist immer viel zu kurz um all das zu schaffen was man sich vornimmt oder einfach nur wünscht.

Eine Stunde später bin ich am „Valley of the Gods“. Die Sonne steht schon tief, es ist etwa 16h – warum nicht! Ich nehme den kleinen Abstecher. Während ich von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt fahre läuft mir langsam die Zeit davon. Mein Copilot rechnet für die Ankunft am Monument Valley Visitor-Center 17h40 aus – das könnte knapp werden! Schließlich würde ich heute gern den „Vasenius-Schatten“ ein zweites Mal aus einer dichteren Perspektive fotografieren. Ich gebe Gas! Die Straße ist staubig, holprig, kurvig und es geht so heftig auf und ab, dass es schon im Magen kribbelt. Aber dann rettet mich die asphaltierte Hautstraße. Es geht vorbei am Gooseneck State Park zum Monument Valley.

Kurz bevor ich dort eintreffe meldet der Copilot „Route zum Ziel kann nicht ermittelt werden.“ dann steht da „Bitte kehren sie um auf Luftlinie“ – was für ein Spaßvogel hat das denn programmiert? Umkehren auf Luftlinie, der ist echt gut! Ich muss schmunzeln!

Als ich am Kassenhäuschen eintreffe ist es 17h48, es ist niemand mehr da. Ich habe also 10$ gespart – super! Ich drehe eine Ehrenrunde über den Parkplatz und hoffe Allan hier irgendwo zu finden. Aber sein Ford ist nicht hier. Ich versuche es mal auf dem „primitive Campground“ und da steht er auch schon bei zwei anderen Fotografen. Allan erkennt mich sofort und ich freue mich sehr in wieder zu sehen.

Er ist schon bereit und wartet auf das große Ereignis. Ich baue schnell meinen Krempel auf. Die kleine P7000 soll 30 Minuten lang das Schauspiel filmen. Daraus will ich später eine Zeitraffer-Aufnahme erstellen. Auf dem Stativ ist die D300 mit dem 2.8/17-55mm. An der D2x habe ich das 2.8/70-200, in der F80 ist mein letzter Diafilm und es ist das 60er Macro montiert. Die Show kann beginnen – ich bin bereit!

Aber es passiert gar nichts! Wir stehen uns die Beine in den Bauch, quatschen und schauen immer wieder prüfend nach Westen. Da ist der Himmel voller Wolken und heute tut die Sonne und nicht den gefallen sich noch einmal kurz zu zeigen. Schade, es war alles umsonst. Aber was sagt Allan dann „Well, that’s outdoor photography!“ Als er einpacken will sieht der Himmel im Westen grandios aus. Plötzlich rennt Allan wie hypnotisiert hoch zur Straße. Ich hinterher. Vier Kameras habe ich dabei, zwei Stative und einen Rucksack, wie bescheuert das bloß ausgesehen haben muss 🙂

In den Sanddünen fotografieren wir unseren Sonnenuntergang. Es ist der krasseste und schönste des gesamten Trips, ganz so unglücklich sind wir doch nicht 🙂

Als auch dieses Schauspiel vorbei ist verabschieden wir uns. „We’ll keep in touch!“ – oh ja, das werden wir!

Es geht zurück nach Tuba City – die Fahrt dauerte ziemlich genau 90 Minuten und ich bin um 21h auf dem Parkplatz. Als ich auf dem Handy den Flugmodus deaktiviere kommt da eine SMS von Angenie und Peter. Wir werden uns morgen zum Mittagessen in Page treffen. Super, drauf freue ich mich sehr! Morgen ist als wieder ein „Umzug“ angesagt. Ich werde in Richtung Page fahren, dann am Freitag weiter nach Mesquite. Freitagabend nehme ich mir mal „Hoblins Playground“ vor und fahre danach nach Las Vegas. Den Samstag kann ich dann in Ruhe in Las Vegas verbringen. Das Auto sollte ich waschen und wieder etwas herrichten. Dann kaufe ich mir vielleicht noch die 1.5 TB Notebookplatte in dem schönen Apple-Design mit USB3.0 und Firewire 800 für 179 Dollar -das wäre eine Massnahme. Die 500er Festplatte vom Radioshack ist jedenfalls schon wieder voll. Eigentlich wollte ich sie als Backup-Platte für die Fotos dieser Reise. Mal sehen was ich bei Fry’s in Las Vegas alles finde. Vielleicht kann ich mir ja auch mal das neue iPad 2 anschauen 🙂

Hier sind ein paar Fotos des heutigen Tages:

Und nun ab ins Bett…

0 Kommentare zu „Monumental Roundtrip“

  1. Hallo Ansgar,

    schade einerseits, dass es mit dem gewünschten Foto nichts geworden ist, aber dafür sind die Bilder vom Sonnenuntergang ja ganz toll geworden!

    Wünsche Dir noch schöne Tage.

    lg Gabi

  2. JustPhotos by Wolfgang

    Also nachdem ich jetzt von Tag zu Tag deine Tour mitverfolgt habe muss ich dir schon mal sagen, dass du etwas verrückt bist.

    Aber nett-verrückt!

    Und es hat mir gezeigt, dass man solch eine Tour wie du sie gemacht hast (also den 2. Teil nach der Rückreise deiner Freundin) eigentlich nur alleine machen kann. Zumindest nicht mit einer „Nicht-oder-wenig-fotografierden-Partnerin“.

    Schade dass dein Trip bald zu Ende ist und es keine spannenden Tourberichte mehr gibt.

    LG Wolfg@ng

    P.S. Wie bringe ich jetzt meiner Frau bei dass sie im Herbst nicht mit in die USA fahren soll? **grins**

  3. @Wolfgang:

    Es ist wirklich ein großer Unterschied ob man allein oder zu zweit solch eine Reise macht. Zu zweit ist es mehr Urlaub und allein mehr Abenteuer. Ich mag beides sehr gern. Allerdings viel meiner Freundin Sandra der Abschied nach drei Wochen sehr sehr schwer. Ich denke man sollte es umgekehrt machen. Also ER fliegt schon mal rüber, macht seine Abenteuertage und sie kommt dann für zwei oder drei Wochen hinterher. So kann man die Reise gemeinsam beenden und es gibt weniger Frust auf beiden Seiten. Schlag ihr das doch mal vor?

    Viele Grüße aus Las Vegas,
    Ansgar

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