Tag 3 – Herum gammeln auf der Finca San Juan
Die Wochen vor Reiseantritt waren teilweise stressig und so sind Sandra und ich froh, dass wir einfach mal bei schönem Wetter auf unserer kleinen fast menschenleeren Finca abhängen können. Außer uns sind noch Katja und Thomas aus Villingen-Schwennigen hier, also nur die „ganz kleine Besetzung“. Aber am Donnerstag wird sich das radikal ändern, denn dann ist die Finca „ausverkauft“. Derzeit geht es aber noch gemütlich zu und wir können uns vom neuen Koch Tomi und seiner Frau Sylvia alle kulinarischen Köstlichkeiten wünschen die uns in den Sinn kommen. Sandra darf sogar mal zum neuen Chefkoch in die Küche und gemeinsam mit ihm einen Topf Garbanzas kochen. Das ist ein kanarischer Kichererbseneintopt und der ist wirklich lecker!
So geht der Tag vorbei, ich wandere mit meiner Nikon D7000 ein wenig auf der Finca herum und nehme das eine oder andere kleine Video-Schnipselchen auf. Am Ende würde ich gern einen kleinen HD-Film über diese tolle Insel zusammen stellen. Mal sehen was daraus wird 🙂 Vorerst sammle ich einfach typische kanarische „Impressionen“, später werden wir dann sehen was sich draus zaubern lässt.
Tag 4 – Das defekte Auto
Bei der Ankunft habe ich noch frohlockt als ich am Flughafen Teneriffa Süd beim Cicar Büro den Zündschlüssel zu unserem Mietwagen entgegen nehmen durfte. 1511 Kilometer sollten auf dem Kilometerzähler stehen und das war tatsächlich nicht gelogen. Ein fast neuer Opel Astra, wie schön. Beim Verlassen des Flughafen-Geländes fiel mir dann eine blinkende Warnleuchte auf. Ein Batterie-Symbol blickt ständig. Hm, was das wohl bedeutet? Ob eine Sicherung durch ist? Aber das Auto fährt prima und so haben wir es ignoriert und sind geradewegs zur Finca San Juan gefahren.
Dort angekommen blinkt es immer noch. Auch als wir zwei Tage später zu Besuch bei Karin und Wolfgang sind, blinkt die Lampe immer noch. Sandra lässt das keine Ruhe und beim Frühstück drängt sie darauf, dass wir etwas unternehmen. Da mein Spanisch gerade mal für eine Bestellung im Restaurant ausreicht bitte ich unseren Küchenchef Tomi beim Cicar-Büro in Puerto de la Cruz anzurufen. Gern würden wir das Auto tauschen. Tomi ruft na und ich bin erstaunt, dass er Spanisch spricht als wäre es seine Muttersprache. Später erfahre ich, dass sie es auch ist 🙂 Die Dame am anderen Ende der Telefonleitung erklärt ihm, das dies ein bekanntes Problem ganz neuer Opels sei. Wir sollten die Polklemmen der Batterie nachziehen, dann wäre alles gut.
Als ich etwas später die Motorhaube öffne sind die Plastikabdeckungen der Batterie schon alle geöffnet. Irgendjemand hat da wohl schon nach dem Fehler gesucht. Aber ich kann auch nichts weiter erkennen, alle Kabel sind fest verschraubt, nicht wackelt oder scheint fehlerhaft zu sein. Hm, was tun? Tomi hat mir geraten direkt zur Avenida Generale oder so ähnlich zu fahren. In der Nähe des HiperDino in Puerto de La Cruz. Blöd ist, dass ich keine Karte dabei habe. Nach den vielen Reisen bin ich ein wenig „überheblich“ geworden und hatte daheim das Gefühl schon alles zu kennen. Doch dem ist nicht so, die Insel ist doch etwas größer. Keine Karte nirgendwo, nicht auf dem iPad, nicht auf dem Garmin Colorado, nicht auf dem Notebook. Blöd!
Ok, wir fahren trotzdem los, es ist schon 11h30 und ich rechne damit, dass um 13h das Büro verlassen sein wird – Mittagspause! Als wir in Puerto abkommen können wir ein Schild sehen auf dem etwas von „Rent-a-Car“ zu lesen ist, nur parken kann man dort nirgendwo. Nach mehreren frustrierenden Ehrenrunden beschließen wir zum Südflughafen zu fahren, dort haben wir das Auto abgeholt und dort wird das Büro besetzt sein.
Als wir eine Stunde später am Flughafen eintrudeln ist natürlich nichts besetzt. Hinter dem Cicar Büro stehen ein paar Flugbegleiterinnen und rauchen eine Zigarette, vielleicht ist da mehr als nur Tabak drin, keine Ahnung, sie scheinen sich jedenfalls hinter dem kleinen Häuschen zu verstecken. Nach einer Viertelstunde kommt dann ein Cicar-Mitarbeiter mit einem frisch gewaschenen Fahrzeug angefahren. Als er aussteigt frage ich ihn auf Englisch ob er uns helfen kann. Er setzt sich in unseren Astra, startet den Motor und sieht die blinkende rote Batterie-Warnleuchte. „No Problemo! It‘s a new car, no problemo!!!“ Okay, sein Wort in Gottes Ohr! Es kam also wie es immer kommt, niemand ist zuständig und man lässt die Kunden mit dem Mietwagen allein bis sie irgendwann die Notrufnummer wählen müssen. Ziemlich gefrustet und irgendwie auch leicht verärgert verlassen wir den Flughafen wieder. Was nun? Wir fahren mal zum Playa de las Americas. Dort angekommen scheint die Sonne und es sind auch nur ein paar Minuten zu fahren.
Sandra gefällt es an der Promenade richtig gut und als wir dann auch noch ein leckeres Mittagessen bekommen ist die Welt wieder in Ordnung. Grundsätzlich ist dieser Strand gar kein „schlechtes Pflaster“. Wer unkompliziert ein paar Tage Sonne tanken möchte kann sich eine Pauschalreise buchen, vom Flughafen hierhin mit dem Taxi fahren und einfach die vielen Restaurants und Geschäfte zu Fuß erkunden bis es wieder mit dem Taxi heimwärts geht. Unser Reiseansatz ist da deutlich teurer und aufwändiger.
Nachmittags brechen wir am „Playa de las Americas“ wieder auf, die Sonne scheint ohne Unterlass, am Himmel ist keine Wolke zu sehen. Bei sonnigen 25°C geht es in Richtung Arona hoch zum Pico del Teide, zum höchsten Berg Spaniens!
Die Serpentinen sind schier endlos. Wir fahren langsam, sonst wird uns beiden übel. Die rote Batterie-Kontrolleuchte blinkt derweil fleissig vor sich hin…
Als wir oben in den Canadas del Teide sind steht die Sonne schon sehr tief. Immer mal wieder halten wir an und ich nehme mit der Nikon D7000 und dem AF-S VR 16-85mm einige Video-Sequenzen auf. An einem Aussichtspunkt komme ich mit einem anderen Besucher ins Gespräch, er stammt aus Sri Lanka, ist Arzt und arbeitet in einem Krankenhaus. Es ist für ihn das erste Mal und er ist richtig überwältigt. Als er merkt, dass ich schon viele Male hier war beginnt ein kleines „Beratungsgespräch“. Wir unterhalten und über die besten Orte für das Fotografieren des Sonnenauf- und Untergangs. Später bekomme ich im Auto die Frage gestellt, ob ich mal wieder jemandem erklärt habe wo mal überall hin muss. Okay…
Zwei Stopps und etliche Höhenmeter später sind wir knapp oberhalb der dichten Wolkendecke oberhalb von La Orotava auf der Nordseite der Insel. Die Wolken sind so dicht, es sieht fast aus wie ein Meer, ein Wolkenmeer. Wir sind etwa 1200 Meter hoch, kurz darauf fahren wir in den Wolken hinein. Bei 900 Höhenmetern sind wir dann unterhalb der Wolkendecke. Es ist schlagartig etwas wärmer geworden, dafür ist es jetzt stockfinster. Als wir an unserer Finca eintreffen ist das Abendessen schon fertig. Wir laufen direkt vom Auto ins Restaurant, was für ein Service.
Tag 5 – Sonnenuntergang am Punta de Teno
Am Morgen bin ich ziemlich zerknittert. Unser Bett steht mit der Kopfseite an einer Außenwand und hoch oben über unseren Köpfen ist ein Fenster das nicht wirklich dicht abschließt. Ist es draußen kalt und windig, so drückt der Wind die kalte Luft durch die Ritzen des Fensterrahmens und während man darunter schläft fällt einem regelrecht die kalte Luft ins Gesicht. Am Morgen danach habe ich Halsschmerzen und der Kopf dröhnt wie ein leeres Ölfass gegen das ein halbwüchsiger Skater mit seinen Sportschuhen tritt. Beim Frühstück wird es etwas besser und nach einer Ibuprophen geht es dann irgendwann recht gut. Ich lege mich ein wenig in die Sonne und genieße den Tag so gut es die Kopfschmerzen erlauben.
Später so gegen 14h machen wir uns auf den Weg nach Garachico. Dort gibt es viel zu sehen und ich würde dort gern ein wenig mit der D7000 filmen. Kaum angekommen sitzen wir schon in einem typisch kanarischen Restaurant und lassen es uns gut gehen. Nach dem Essen gibt es eine kleine Runde durch die Stadt, danach geht es weiter zum westlichsten Zipfel der Insel, zum Punta de Teno.
Als wir dort eintrudeln ist es kurz vor 18h. Die Sonne scheint noch hochzustehen, aber sie fällt wirklich schnell hinter La Gomera in das weite Meer. Bevor es passiert, klettere ich noch schnell auf einen der Aschehügel vor dem schicken Leuchtturm. Es gibt ein paar Fotos aus der D700 mit dem neuen AF-S VR 3/16-35mm. Dann schnell auf die andere Seite, mal schauen wie es dort aussieht. Kaum angekommen steht die Sonne schon wirklich tief. Ich stelle die D7000 mit dem famosen AF-S VR 16-85mm auf das neue kleine leichte Manfrotto Carbon-Stativ und lasse sie in voller HD-Auflösung vor sich hin filmen. Während dessen schieße ich mit der D700 und dem 16-35mm Bild um Bild. Es ist windig wie die Hölle und ich bin richtig außer Atem. Da geschieht plötzlich das unerwartete, eine heftige Windböe fegt mich fast ins Meer, aber ich kann mich noch halten. Ganz im Gegensatz zu meiner D7000 auf dem kleinen leichten Wanderstativ, als ich mich umschaue liegt sie in der Lava-Asche.
So ein Mist, ist noch alles heil? Ok, der Autofokus klappt noch das Objektiv hat nichts abbekommen, lediglich der Korpus der Kamera ist etwas verschrammt. Allerdings hat es die Schutzabdeckung des Displays voll erwischt. Sie ist total verschrammt. Aber egal, dafür ist sie da! Hauptsache es ist nicht mehr passiert!
Zwar sind alle Fotosachen versichert, aber mit 250 Euro Selbstbeteiligung! Gut, dass es glimpflich abgegangen ist, ansonsten hätte ich mich sehr geärgert!
Kurz drauf bin ich wirklich mutig und tausche in all dem Wind das Objektiv an der D700 gegen das SAMYANG MF 2.8/14mm aus. Damit gibt es anschließend eine ganze Reihe schöner Schüssen eines tollen Sonnenuntergangs über La Gomera. Leider wackelt das kleine leichte Stativ wie die Hölle. Wenn ich beim nächsten Mal hier bin, habe ich hoffentlich ein echtes „Männerstativ“ dabei. Ein Stativ kann gar nicht schwer genug sein. Leider schließen sich damit Stativ und lange Wanderungen irgendwie aus. Aber zum Punta de Teno kann man mit dem Auto fahren, fast bis ganz vorn zum Leuchtturm. Also kommt das etwas schwerere BENRO-Stativ morgen in den Kofferraum!
Später am Notebook fällt mir auf, dass auch die Videoaufnahmen durch den stürmischen Wind ziemlich krass verwackelt sind. Schade ist das, aber vielleicht kann man es mit iMovie noch ein wenig kompensieren, schauen wir mal…
Eine Stunde später sind wir dann zurück auf unserer Finca. Es gibt eine tolle Gemüsesuppe und Lamm Filets ins Rotwein-Sauce – der Wahnsinn! Zum Nachtisch ein Yoghurt-Zitronen-Mousse – großartig.
Morgen treffen wir uns dann um 9h beim Jardín Botanicò. Sandra geht gemeinsam mit Karin eine Runde reiten und ich werde zusammen mit „Wanderboss Heinz“ und seinen Freunden eine kleine Tour unternehmen. Dazu werde ich wohl die D7000 mit dem 16-85mm Objektiv einpacken. Mehr ist sicher zu schwer und sehr wahrscheinlich letztlich völlig überflüssig 🙂
Am nächsten Morgen
Endlich mal ohne Kopfschmerzen aufstehen! Sandra hat am Abend das Fenster über dem Bett mit einem Badetuch abgedichtet. Nun schläft es sich wirklich besser. Leider habe ich vergessen an meinem Telefon die neue Zeitzone einzustellen. Als ich abends den Wecker auf 7h gestellt habe, habe ich das natürlich nicht bedacht. Mein Schlaf ist so tief und so traumlos, dass ich nicht mitbekomme, dass Sandra um 6h aufspringt um im dunklen Wohnzimmer den Krachmacher zu suchen. Als sie eine Stunde später im Schlafzimmer das Licht anknipst ist sie wenig begeistert, was man verstehen kann – gähn…
Heute ist das Treffen mit „Wanderboss Heinz“ und seinen Freunden angesagt. Wir treffen uns um 9h am Botanischen Garten in Puerto de la Cruz. Da man nie genau weiss was diesen durchtrainierten Rentnern alles in den Sinn kommt habe ich diesmal nur die Nikon D7000 mit dem kleinen 16-85mm Objektiv dabei. Ok, da ist noch ein trockenes Hemd zum Wechseln und das Lunchpaket das uns Tomi am Vorabend zusammengestellt hat. Noch etwas zu trinken und schon ist aus dem Fotorucksack ein Wanderrucksack geworden 🙂
Ich habe eben auf Deiner Blog-Seite herum gestöbert. Nicht nur die Fotos sind klasse, sondern auch die Texte. Mit Fotos bin ich nur schmalspurig unterwegs, sonst schreibe ich Prosa. Komme übrigens auch aus dem Raum Köln/Bonn. Die Fotos vom Rhein oder von Bonn sagen mir daher sehr viel.