Motive erarbeiten – Pico del Teide

Pico del Teide mit Nikon D300

„Alles ist schon einmal fotografiert worden, aber nicht von jedem!“ Diesen Spruch kennt jeder Fotograf und es liegt viel Wahrheit darin. Viele Menschen fotografieren im Urlaub all das was die anderen Urlauber auch fotografieren. Auf der ganzen Welt gibt es Aussichtspunkte an mitunter wirklich schönen exponierten Plätzen und täglich halten dort tausende fotobegeisterte Touristen und machen eigentlich alle das gleiche Foto. Als ich im letzten Jahr Allan Vasenius in der „Ranger-Bude“ zwischen Page und Kanab kennen lernen durfte, haben wir einen ganzen Tag zusammen verbracht und haben uns lange und intensiv über Bildgestaltung und Fotografie unterhalten. Damals hat es mich gewundert, dass Alan für mehrere Wochen unterwegs war und kein Notebook dabei hatte. Alles was er hatte waren zwei 64GB Speicherkarten, ein Stativ und eine Nikon D3 mit AF-S 2.8/14-24, AF-S 2.8/24-70 sowie ein AF-S VR 2.8/70-200. Eine Kamera drei Objektive zwei Speicherkarten, fertig!

Alan sagte mir damals den Satz „I don’t need to take pictures just to show I was there!“. Dieser Satz ging mir lange Zeit im Kopf herum. Er musste keine Fotos machen um zu zeigen, dass er irgendwo war. Das unterscheidet ihn und seine Bilder von 99,9% der Fotos die tagtäglich von Touristen in aller Welt geknipst werden.

Aber wenn man seine Bilder nicht als „Trophäe“ versteht, was ist es dann? In unseren Gesprächen hat Alan erzählt, dass er viel im Internet recherchiert, topografische Karten studiert und sich auch mal auf Webseiten der NASA den Stand des Mondes an einer GPS-Koordinate an einem definierten Tag zur Abendzeit ausrechnen lässt. Für jedes Motiv überlegt und plant er, manchmal dauert es Tage oder gar Monate und Jahre bis sich eine seiner Bildideen realisieren lässt.

Doch nicht jeder Fotofan hat die Zeit und die Mittel sich so intensiv mit einzelnen Motiven zu beschäftigen. Will man dennoch mehr als ein Foto aufnehmen, das „nur beweist, dass man dort war“ so helfen nur gute Planung und möglichst genaue Kenntnisse der Örtlichkeiten.

Am Beispiel einiger Bilder des höchsten Berg Spaniens möchte ich Euch beschreiben was ich meine.

Als ich im Jahr 2003 das erste Mal zu Besuch auf Teneriffa war, hatte ich lediglich eine kleine APS Kamera und einige wenige APS-Filme dabei. Teneriffa, was sollte das schon sein, eine Urlaubsinsel für Rentner die preiswerte Pauschalreisen lieben. Meine Erwartungen waren nicht sehr hoch und eine Form der Vorbereitung gab es nicht. Umso mehr habe ich damals gestaunt, dass es auf dieser Insel den höchsten Berg Spaniens gibt, den Pico del Teide. Einen majestätischen annähernd 4.000 hohen Vulkan der die Silhouette der Insel prägt und dominiert.

Dieser Vulkan begeistert mich bis heute. Und so oft ich ihn inzwischen auch fotografiert habe, das eine ultimative Foto habe ich vielleicht noch immer noch nicht hin bekommen.

Aber schauen wir mal…

Fährt man mit einem Auto oder dem Bus hoch in die Canadas del Teide, so bieten sich Perspektiven wie diese hier.

Im letzten Abendlicht aus der gegenüberliegenden Himmelsrichtung zeigt sich dieses Motiv schon wieder ganz anders.

Welches Bild ist das „Richtige“? Sollte man vielleicht weiter weg sein und es mal in Schwarz-Weiss versuchen?

Oder mal einige Stunden vor Sonnenaufgang mit langen Belichtungszeiten?

Oder mitten in der Nacht?

Oder doch lieber früh am Morgen?

Oder sollte man für das perfekte Foto auf einen anderen Berg steigen und warten bis Nebelschwaden herein ziehen?

Oder bietet sich die perfekte Perspektive von der anderen Seite der Insel 30 Sekunden vor Sonnenuntergang?

Welches Foto ist nun das „Richtige“? Eine Frage auf die es keine eindeutige Antwort gibt. Fast jedes Motiv hat viele Seiten und sieht in unterschiedlichem Licht doch immer wieder anders aus. Ich denke das ist auch der Motor für viele Aktfotografen. Eine nackte Frau oder einen nackten Mann hat jeder schon einmal gesehen. Dennoch werden sie immer wieder fotografiert. Warum, weil sie immer wieder unterschiedlich sind und mit nur einem Bild einfach nicht „zu fassen“ sind.

Letztlich ist jede Fotografie nur eine Momentaufnahme und wenn sie mehr sein soll als nur ein Beweisfoto, so braucht man eine Bildidee und man muss sein Bild planen. Das „einzige ultimative“ Foto wird man damit sehr wahrscheinlich trotzdem nicht schießen. Aber vielleicht einige Fotos die sich aus der Masse der Beweisfotos herausheben und damit doch einzigartig und gut sind.

Auch verändern sich im Laufe der Jahre Wahrnehmung und Sichtweise und manch ein Fotograf wird erst nach Jahren erkennen welches seiner verschiedenen Bilder ein und desselben Motivs bei den Betrachtern die stärksten Emotionen weckt und somit vielleicht doch noch das „ultimative Foto“ geschossen haben. Es lohnt sich „an einem Motiv zu arbeiten“. Legt man letztlich so verschiedene Fotos wie die hier gezeigten Bilder nebeneinander, so kann man viel über Bildgestaltung, Jahreszeiten, Tageszeiten, das Licht und sich selbst lernen. Und damit ist man gut gewappnet für neue Bildideen, neue Motive und schießt vielleicht irgendwann doch noch das „eine perfekte Foto“!

1 Kommentar zu „Motive erarbeiten – Pico del Teide“

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