Während der kommenden Wochen werde ich einige Objektive an der D800E genauer unter die Lupe nehmen. Hier eine kleine Auswahl der Objektive die ich Euch vorstellen werde.
Wer sich für den Kauf der Nikon D800E entscheidet ist in der Regel in der Landschaftfotografie unterwegs, denn dort ist die Gefahr unerwünschter Moiré-Effekte verschwindend gering und hier kann die D800E ihre Stärken voll ausspielen. So sehr wie die Tierfotografie mit langen Teleobjektiven verbunden ist, gehört zur Landschaftsfotografie das Weitwinkelobjektiv. Doch gerade Weitwinkelobjektive sind im digitalen Zeitalter gar nicht so einfach zu konstruieren. Das Problem sind die Randbereiche der Chips. Fallen die Lichtstrahlen dort schräg ein, so ist dies mit unerwünschten Farbsäumen verbunden, außerdem leidet an den Rändern meist die Abbildungsqualität.
Heute möchte ich Euch drei Weitwinkelobjektive für die D800E vorstellen die preislich in sehr unterschiedlichen Regionen angeordnet sind und alle ihre Stärken und Schwächen haben.
Der Kandidat Nr. 1 ist das Nikon AF-S VR 4/16-35mm. Dieses Objektiv besticht durch seine sehr gute Abbildungsleistung und den sehr gut funktionierenden VR. Damit sind unverwackelte scharfe Bilder aus der Hand bis zu 1/60s an der D800E sehr gut realisierbar. Falls möglich sollte man jedoch den VR abschalten und ein Stativ verwenden. Das Objektiv ist dann in der Regel besser zentriert und die Abbildungsqualität über das gesamte Bild hinweg homogener. Dieses Objektiv ist für etwa 1.000 Euro im Fachhandel erhältlich. Das Filtergewinde hat einen Durchmesser von 77mm, damit kann man relativ preiswerte Polfilter usw. an diesem Objektiv verwenden. In Verbindung mit Adapterringen passen diese Filter an praktisch allen kleineren Objektiven.
Kandidat Nr. 2 ist das Nikon AiS 4/18mm. Ein Objektiv aus der Ära der Nikon F3. Auf dem Gebrauchtmarkt bekommt man sehr gut erhaltene Exemplare zwischen 200 und 300 Euro. Verglichen mit dem AF-S VR 16-35mm ist es also fast ein Schnäppchen. Allerdings ist das 86mm Filtergewinde wirklich unüblich und Filter in dieser Größe sind schwer zu bekommen und außerdem extrem teuer. Dafür ist das Objektiv sehr leicht und kompakt.
Kandidat Nr. 3 ist das SAMYANG 2.8/15mm Weitwinkel, das auch von Foto Walser und anderen Händlern unter verschiedenen Labels vertrieben wird. Das SAMYANG gibt es mit und ohne CPU, der Preis liegt je nach Ausführung etwa zwischen 280 und 330 Euro. Das SAMYANG hat gar kein Filtergewinde. Wie beim Nikon 14-24mm scheidet die Nutzung von Polfiltern usw. damit leider aus. Aber das Ding ist klein und leicht und ermöglicht mit 15mm Brennweite einen fantastischen weiten Blickwinkel.
Schauen wir uns drei Testbilder im Vergleich an, die ich eben bei Blende 8 und ISO 100 aufgenommen habe.
Hier nun einige Ausschnitte im direkten Vergleich. Beginnen wir mit der Bildmitte.
Hier sehen wir, dass das SAMYANG bedingt durch die kürzere Brennweite alles etwas kleiner abbildet. Verglichen mit den beiden Nikon Objektiven ist ein deutlicher Unterschied in der Schärfe erkennbar. Das alte AiS 18mm schlägt sich recht gut, die Abbildungsqualität in der Bildmitte ist durchaus mit der des teuren neuen AF-S VR 4/16-35mm vergleichbar.
Schauen wir uns nun die kritischen Bildränder an.
Hier sehen wir, dass das Nikon AiS 4/18mm trotz Blende 8 an den Bildrändern deutlich abfällt. Das neue AF-S Zoom ist bis in die Bildecken sehr scharf. Das SAMYANG zeigt an den Bildrändern ebenfalls einen sehr deutlichen Schärfeverlust. Hier habe ich einen Ausschnitt gewählt, der mit unseren beiden anderen Testkandidaten übereinstimmt. Hier ist das SAMYANG noch wirklich gut. An den äußersten Bildrändern zeigt es eine deutlich verringerte Auflösung, ganz ähnlich wie das Nikon AiS 4/18mm.
Fazit
Das neue schwere und teure Zoomobjektiv schlägt sich im Vergleich zu den beiden Festbrennweiten sehr gut und liefert in diesem Test bei Blende 8 die beste Auflösung. Der Randabfall ist gering, doch das Objektiv ist auch groß, schwer und teuer. Allerdings ist das 77er Filtergewinde überaus praktisch. Wer es sich leisten kann und bereit ist das schwere Ding zu schleppen, dem würde ich dieses Objektiv uneingeschränkt empfehlen.
Das kompakte kleine Nikon ist in der Bildmitte ebenfalls sehr gut, doch der Schärfeabfall ist zum Rand hin deutlich sichtbar. Das Objektiv verzeichnet sichtbar weniger stark als das SAMYANG. Auch ist die Verzeichnung beim SAMYANG etwas wellenförmig und kann mit Photoshop oder ähnlichen Programmen nur sehr schwer korrigiert werden. Ist beim SAMYANG der Horizont nicht in der Bildmitte, so ist er krumm wie eine Banane und es ist schwierig dies zu korrigieren.
Die Verzeichnung ist beim AiS 4/18mm gleichmäßig und sichtbar geringer, auch kann sie mit Photoshop sehr einfach entfernt werden.
Wenn das Geld nicht für das 16-35 reicht, ist die Entscheidung nicht ganz einfach. Hier helfen nur weitere Tests. Diese drei Testbilder sagen beispielsweise noch gar nichts über die Gegenlichtempfindlichkeit oder Vignettierungen oder die Bildqualität bei offener Blende aus. Aber das werde ich beizeiten nachliefern.
Auf euer Feedback und Eure Wünsche für weitere Testaufnahmen bin ich sehr gespannt. Schickt mir eine E-Mail wenn Ihr Fragen habt.
Wenn ich eine D800e hätte würde ich mir vermutlich ein Leica R Elmarit 28/2.8 (neue Version) zulegen. Das soll eine tolle Kombination sein.
Ich habe mir mal ein Leica R 60 / 2.8 Macro Elmarit per Austausch des Bajonetts auf ein Nikon Bajonett in ein paar Minuten umgebaut.
Für hochauflösende Fotos kann ich mir aber leider „nur“ eine Sigma DP2M leisten. Ebenfalls eine tolle kompakte Kamera mit einem unglaublichen Auflösevermögen.
Hallo Ansgar,
erst eimal ein dickes Lob und Anerkennung für deinen Blog.
Hinsichtlich deiner WW-Auswahl frage ich mich, was denn mit dem Klassiker von Nikon, dem 16mm /2,8 ist? Oder auch dem Sigma 15mm/2,8? Mich würde wirklich interessieren, wie sich diese WW an der Nikon macht.
Gruß
Holger
Hallo Holger, schick sie mir vorbei, dann kann ich ein paar Vergleichsbilder machen und hier posten. Würde mich sehr freuen. Merci, Ansgar