„Hase aufstehen, Haaaase, es ist gleich neun Uhr, Früüüüühstüüüüück…“ Die Worten erklingen in weiter Ferne, in meinen Träumen bin ich noch mit der Nikon D800E unterwegs und habe die geilsten Motive der Welt vor dem Objektiv. Aber die Worte sind auf sehr real und schließlich wache ich doch noch auf. So wirklich will ich mich aber noch nicht von meinem warmen weichen Bettchen trennen. „Aaaaansgaaar nun mach schon!“ „Och Mausi, hast Du nicht mal ein liebevolles Wort für mich?“ „Los jetzt!!“
Tage die so beginnen können eigentlich nur gut werden. Nach der Körperpflege sitzen wir beim Frühstück. Während ich versuche wach zu werden und wir uns die vielen Leckereien schmecken lassen, läuft ganz in der Nähe eine Waschmaschine mit unserer ersten Ladung weißer Wäsche. Man kommt hier wirklich sehr gut mit wenig Wäsche über die Runden. Eigentlich würde es völlig ausreichen Kleidung für 5-7 Tage einzupacken und diese alle paar Tage für kleines Geld (5,- Euro Waschmaschine + 4,- Euro Trockner) schnell durchzuwaschen. Die Waschmaschine läuft 30 Minuten und der Trockner braucht nochmals 45 Minuten. Als um 10h die Wäsche fertig ist saust meine Sandra schnell rüber und lädt alles in den Trockner um. Nun haben wir 45 Minuten um auf der Terrasse die warme Morgensonne zu genießen und uns dabei ein Glas Sekt und eine Tasse Kaffee schmecken zu lassen. 15 Minuten bevor der Trockner fertig ist wird es mir zu warm, ich bin kein Sonnenanbeter. „Du Schatz, ist es ok für Dich wenn ich schon einmal hoch gehe?“ „Ja.“ „Duhu, hast Du noch ein liebes Wort für mich?“ „Tschüss!“
Unsere Kommunikation ist einfach aber effizient und meine Sandra grinst dabei 🙂
Etwas später entscheidet Sandra sich zu einem kleinen Einkaufsbummel im Alcampo La Villa und ich entschließe mich zu einem Besuch im Botanischen Garten. Auf dem Weg zum Botanischen Garten setze ich meine Sandra am Einkaufszentrum ab und bin rund 10 Minuten später schon an meinem Ziel. Der Eintritt kostet nur 3,- Euro und schon kann ich loslegen. Heute habe ich die famose Nikon 1 mal daheim gelassen und habe die Nikon D800E nebst 5 Objektiven sowie meine Nikon D300 (Infrarot 830nm) samt 16-85mm und 10,5mm dabei. Mein Rucksack ist also wieder viel zu schwer aber am Ende des Tages werde ich fast alle Objektive benutzt haben und mit vielen schönen Fotos zurückkehren. Das Rokinon 3,5/24mm Shift & Tilt und das Nikon AF-S 2,8/24-70mm sind allerdings unbenutzt im Rucksack verblieben!
An der D800E ist noch das SAMYANG 2,8/14mm montiert und ich so schieße damit meine ersten Fotos. Etwas später kommt das Nikon AF-S 4/16-35mm an das Bajonett, später dann das Nikon AF-S VR 2,8/70-200mm. Fotografieren tue ich wenig, die meiste Zeit filme ich die vielen ungewöhnlichen Pflanzen im dieser schönen Gartenanlage.
Der korrekte Name ist eigentlich „Jardín de Aclimatacion de la Orotava“, aber hier kennt man ihn meist nur als „Jardín Botánico“. Der Garten stammt noch aus der Zeit der großen spanischen Seefahrer. Damals brachten sie Pflanzen aus allen Ecken der Welt mit nach Madrid. Da Madrid mit rund 600 Metern über dem Meer relativ hoch liegt, sind dort die Winter kalt und die Sommer heiß. Nur wenige der mitbedachten Pflanzen haben damals die harten Winter in Madrid überlebt. Die Mehrzahl der Pflanzen war nicht winterhart und war nach dem ersten Winter dahin. Die Ursache kannte man wohlgleich noch nicht und so wurde der Gedanke geboren die Pflanzen auf Teneriffa ganz langsam an das kältere Klima in Madrid zu gewöhnen. Einige Jahre später musste man schließlich aber am spanischen Königshause feststellen, dass dieser Plan nicht aufging. Pflanzen die keinen Frost vertragen kann man auch nicht daran gewöhnen. So geriet der Jardín Botánico langsam aber sicher in Vergessenheit. Dank des Engagements einzelner Privatpersonen haben aber viele der Pflanzen, die aus aller Herren Länder dort zusammengetragen wurden, bis heute überlebt und stellen nun einen echten Schatz dar. Es gibt Pflanzen aus Australien, gleich daneben etwas aus Brasilien, Papua Neuguinea, Neuseeland, Indien, China, die Liste ist wirklich lang.
Da wir auch auf den Kanaren aktuell Winter haben, blühen leider nur sehr wenige Pflanzen. Das meiste was man dort aktuell sehen kann ist einfach nur grün. Aber dieser Garten ist dennoch auch im „Winter“ bei 23°C einen Besuch wert. Die Stimmung ist angenehm ruhig und die vielen Bänke unter Palmen oder dem australischen Affenbrotbaum laden dazu ein hier zu verweilen.
So schaffe ich es auch tatsächlich fast sechs Stunden lang zu filmen, zu fotografieren und mich immer mal wieder für ein paar Minuten auf eine der Bänke zu setzen und die friedliche Stimmung zu genießen.
Am Ende des Tages habe ich fast zwei Stunden Videomaterial und rund 200 Fotos aufgenommen. Die Mehrzahl der „coolen Fotos“ stammt allerdings aus meiner Infrarot-Kamera. Dieses Kamera liebt gedämpftes Sonnenlicht und grüne Pflanzen. Ihre Blätter werden weiß wie Schnee dargestellt und so ergibt sich bei den meisten Fotos eine herrlich unwirkliche Szenerie.
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