Teneriffa 12-2013 – Tag 17

Als ich aufwache fühlen sich Mund und Hals an als hätte ich Zement geschluckt. Alles ist trocken und ich habe gar keine Spucke mehr im Mund, scheinbar habe ich die Nacht mit weit geöffnetem Mund verbracht und nun sind alle Schleimhäute komplett ausgetrocknet. Im Bad grenzt es an ein Wunder was sich mit Zahnbürste, Zahnpasta, einfachem Wasser und etwas Mundspülung ausrichten lässt, ich kann wieder schlucken!!

Wetterbericht-Silvester

Schlucken muss ich auch als mir meine Sandra einige Minuten später offenbart, dass ich die ganze Nacht geschnarcht habe wie drei oder vielleicht auch vier Männer die in einem Sägewerk arbeiten. Wirklich geschlafen hat sie indes nicht. Den Griff zum Ohropax wollte sie nicht wagen, zu groß war die Angst zu verschlafen und sich letztlich wieder mit Heerscharen von Touristen durch den Loro Parque quetschen zu müssen. So sind wir heute echt früh dran und als wir am Loro Parque eintreffen sind sogar  alle Parkplätze frei und das Tor ist noch geschlossen. Wir müssen ein paar Minuten warten und dann werden pünktlich um 8h30 die beiden großen Tore beiseite geschoben. Ich bin heute der erste Gast der ein Ticket kauft, die anderen Gäste haben entweder eine Jahreskarte oder das „Come Back Ticket“ für 10,- Euro. Weil ich beim letzten Besuch vergessen habe mir dieses Ticket ausstellen zu lassen, muss ich heute ein zweites Mal volle 33,- Euro berappen. Aber im Grunde genommen ist es für mich ok, denn ein großer Teil der Eintrittsgelder kommt hier den Tieren zugute. Nichts wäre schlimmer als wenn der Park sich nicht rentieren würde und die laufenden Kosten letztlich auf dem Rücken der Tiere gesenkt werden müssten.

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(Nikon 1 V2 mit 1,2/32 und B&W ND1000)

Um kurz vor 9h ist der Park noch schön ruhig, einige Tiere sind gerade gefüttert worden und besonders die Gorillas sind sehr aktiv. Leider ist es richtig schwer die abrupten Bewegungen einzufangen. Man müsste sich sicher über mehrere Tage hinweg immer wieder nur mit ihnen befassen um einige wenige Minuten Videomaterial aufnehmen zu können, die ihrem Wesen und Verhalten wirklich gerecht werden. Aber ich habe inzwischen gelernt, dass das Verhalten vieler Tiere im Zoo oft ein wenig vorhersehbar ist. Viele Tiere tun in ihren Gehegen meist immer wieder die gleichen Dinge. Beispielsweise die Raubkatzen haben oft feste Wege auf denen sie wieder und wieder durch ihr Gehege streifen. Hat man dies erst einmal verstanden, so kann man mit etwas Geduld sehr gute Fotos schießen indem man sich auf einzelne Abschnitte des Geheges konzentriert. Manchmal braucht man aber eben auch etwas mehr Geduld und eben auch viel Zeit. Aber die Zeit ist meist das Hauptproblem, will man mit mehr als nur einigen wenigen Szenen oder Fotos nur einer Tierart aus dem Zoo zurückkommen, so kann es schnell recht stressig werden. Hier ist es meiner Meinung nach besser sich auf einige wenige Gehege und ihre Tiere zu konzertieren und sich andere Tierarten für einen späteren Besuch aufzuheben. Hier heißt es die richtige Balance zu finden. Hetzt man nur von einem Gehege zum nächsten, so wie es 99,9% aller „normalen“ Besucher machen, hat man am Ende eines Tages nur die üblichen Knipsbilder. Tiere von hinten, unscharf, verwackelt, ihr kennt das sicher alle… Für ein wirklich gelungenes Tierfoto muss man sich auch im Zoo oder Tierpark wirklich viel Zeit nehmen und zusätzlich das richtige Equipment dabei haben.

Ich habe heute wieder nur die Nikon 1 V1 und Nikon 1 V2 dabei. Außerdem einige Objektive und den FT-1 Adapter samt Nikon AF-S VR 2.8/70-200mm. Am Ende des Tages sind die mit Abstand besten Sequenzen mit genau diesem Objektiv entstanden. Sequenzen deshalb, weil ich auch heute (bis auf einige wenige Ausnahmen) wieder nur gefilmt habe. Eben habe ich meine „Beute“ gesichtet und bin mit einigen kurzen Einstellungen ganz glücklich. Leider sitzt bei einigen grundsätzlich sehr schönen Einstellungen die Schärfe nicht so präzise wie ich es mir wünschen würde. Die Mehrzahl der Einstellungen habe ich mit 1/100s und Blende 2,8 und der ISO-Automatik gefilmt. Diese Belichtungszeit ist bei der Nikon 1 im Video-Modus leider die kürzeste Zeit. Lieber wäre mit 1/60s oder gar 1/30s, denn dann könnte man bei wenig Licht mit deutlich geringeren ISO-Werten filmen und hätte außerdem mehr Kontrolle über die „richtige“ Bewegungsunschärfe.

Durch das Filmen mit der komplett geöffneten Blende ergibt sich mit dem AF-S VR 2.8/70-200 eine tolle Hintergrundunschärfe und man kann die Tiere die man filmen möchte sehr schön vom Hintergrund abheben, sofern er ein paar Meter entfernt ist. Ist die Brennweite nur lang genug, so kann man auch mit kleinen Chips mit selektiver Schärfe spielen.

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Allerdings ist genau das dann schnell auch der Grund für unscharfe Aufnahmen. Bewegen sich die Tiere und versucht man ihnen mit der Kamera zu folgen, so klappt es auch mit dem kontinuierlichen Autofokus meist nicht sie wirklich scharf im Bild zu halten. Verwendet man stattdessen den AF-S (Einzel-Autofokus) zu muss man während man filmt immer mal wieder den Auslöser drücken um den Autofokus neu einzustellen. „Sieht“ das zentrale AF-Messfeld in diesem Augenblick nicht genügend viele Kontraste, so ist die Einstellung meist komplett ruiniert, weil der Autofokus einmal komplett hin und her fährt und dann auch noch einfach in einer Position stehen bleibt, in der einfach gar nichts mehr scharf ist. Hier hilft dann nur, die Schärfe manuell mit der linken Hand nachzuführen. Dies ist allerdings gar nicht so einfach, aber dank des hochauflösenden scharfen hellen Suchers der Nikon 1 ist es zumindest „machbar“. Wie gut die Ergebnisse letztlich ausfallen hängt stark von der Übung des Kameramannes oder der Kamerafrau ab. Ein weiteres Problem ist, dass man beim ständigen Herumfuchteln am Objektiv immer dazu neigt die gesamte Aufnahme zu verwackeln.

Wer hofft im Zoo mit tollem teuren Equipment Aufnahmen hinzubekommen wie man sie bspw. von den Tierdokumentationen der BBC kennt, der wird am Ende des Tages mehr als enttäuscht sein.

Ich war heute schon während der Aufnahmen teilweise enttäuscht. Denn beispielsweise die Gorillas haben sich immer mal groß aufgerichtet und sich lautstark geben den Brustkorb geschlagen. Doch immer wenn sie es taten war die Kamera gerade nicht bereit oder ein anderes Tier im Fokus.

Letztlich habe ich heute Videomaterial mit einem Umfang von fast 64GB erstellt, das wahrscheinlich mehrere Stunden laufen würde wenn man es komplett anschauen müsste. Wenn es gut läuft, sind davon etwa 2-3 Minuten wirklich gelungen, vielleicht ist auch nichts dabei was wirklich gut ist! Es ist alles eine Frage der eigenen Maßstäbe, aber wenn man sich seine Aufnahmen objektiv und wirklich kritisch ansieht, wird man bei den allermeisten Einstellungen etwas finden was störend ist und sie damit von professionell erstellten Szenen unterscheidet.

Ist eine Video-Sequenz korrekt belichtet, nicht verwackelt, mit perfektem Weißabgleich, niedrigem ISO-Rauschen, schöner Bewegungsunschärfe und guter Freistellung des Motivs, dann braucht es immer noch irgendeine Form der „Action“. Wer will schon einem schläfrigen Löwen dabei zuschauen wie sich allenfalls die Schwanzspitze bewegt? Wer einen ganzen Tag im Zoo verbringt und dort eine Speicherkarte nach der anderen füllt und einen Akku nach dem anderen entleert, der kann Pech haben und am Ende des Tages mit „leeren Händen“ heimkehren.

Ich hoffe, dass es bei mir heute halbwegs gut gelaufen ist und ich wie gesagt einige Minuten Video-Material aufzeichnen konnte, dass man sich anschauen kann ohne dabei einzuschlafen.

Ob dieser Eindruck aber wirklich korrekt ist, das wird letztlich erst das fertige Video im Januar oder Februar zeigen.

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Nach unserer Session im Lord Parque rufe ich meine Sandra mal via Handy an und sie hat den Park längst verlassen. Sie ist in der Innenstadt und hat sogar schon eine Pizza gegessen. Also mache ich mich auf den Weg zum Auto. Auch heute ist alles gut, keine platten Reifen und diesmal sogar komplett kostenlos und direkt neben dem Eingangstor! Etwa 10 Minuten später bin ich am Playa Martiánez und kann dort meine Sandra einsammeln. Wir überlegen nicht lange und fahren einfach schnell zur Finca San Juan um dort Caro & Jo Schlichting zu besuchen.

Dort angekommen ist Jo leider gerade unterwegs um neue Gäste vom Flughafen abzuholen. Aktuell bekommt man keine Mietwagen mehr und so ist es gar nicht so einfach sich vom Flughafen zur Finch San Juan durchzuschlagen. Da ist es ein toller Service vom Meister persönlich am Flughafen abgeholt zu werden!

Caro hat wieder leckeren Kuchen für uns. Und während ich noch einen Kaffee trinke, bekommen zwei Gäste am Nachbartisch lauter leckere Sachen serviert. Als der Kuchen verputzt ist, bestellen wir uns daher zwei Portionen Gambas mit Brot und Aioli. Das schmeckt so richtig gut und als wir zwei Stunden später die Heimreise antreten wollen geht es uns ganz prächtig. Auf dem Parkplatz kommen wir noch mit zwei  sehr netten deutschen Urlaubern ins Gespräch. Sie sind an dem Tag an dem wir am Playa de San Marcos den großen Regen hatten durch den Barranco de Ruiz hinauf zum Aussichtspunkt Mazape gewandert. Dort hat sie der große Regen überrascht und sie haben sich zur Finch San Juan „gerettet“. Als der Regen einfach nicht aufhören wollte, hat Jo sie hinunter zu ihrem Auto gefahren und sie wollen sich heute nochmals für ihre „Rettung“ bedanken.

So geht für uns wieder ein typischer Tag auf Teneriffa zu Ende. Lauter schöne Eindrücke, leckeres Essen und tolle entspannte Leute, das ist es was mir hier immer wieder so gut gefällt.

3 Kommentare zu „Teneriffa 12-2013 – Tag 17“

  1. Deine Berichte lassen einem das Wasser im Munde zusammenlaufen, echt spannend was du dort so erlebst.
    Ich danke dir für all deine super Berichte im 2013 und freue mich mehr von dir zu lesen. Wünsche dir einen guten Rutsch und viel Spannung im neuen Jahr
    LG Thee

  2. Pingback: Teneriffa – Links zu allen Artikeln | Ansgar's BLOG

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