Nikon D800 – Filmen mit der DSLR

In meinem letzten Artikel ging es häufig um den Unterschied bei der Hintergrund-Unschärfe (Bokeh) die sich mit den unterschiedlichen Objektiven erzielen lässt. Generell könnte man sagen, dass das Bokeh umso weicher und damit schöner wird wenn:

  • das Objektiv so lichtstark wie möglich ist
  • die Brennweite so deutlich länger als 35mm ist
  • der Blendenring so rund wie möglich ist
  • die Blende weit geöffnet ist
  • und das Motiv deutlich näher an der Kamera als am Hintergrund positioniert ist

Beachtet man diese Regeln, so lassen sich für Fotos und auch für Videos sehr malerische Effekte erzielen.

Gestern habe ich einige E-Mails bekommen in denen ich gebeten wurde Beispiele für ein schönes Bokeh zu zeigen. Ich war eine weile für Euch auf der Suche und habe letztlich bei Vimeo ein sehr gut gemachtes Video zu Thema „Bokeh“ gefunden. In diesem kurzen Video gibt es so ziemlich alles zu sehen was man unter „malerischer Unschärfe“ verstehen könnte. Es gibt gut gemachte Verlagerungen der Schärfe Ebene, tolles Licht, atemberaubendes Schattenspiel und last but not least einen schönen Soundtrack. Kurz um, es ist ein echter „Augenschmaus“ und ich wünsche Euch viel Spaß beim anschauen.

DESAMORES | DIRECTED BY MAGNOLIAS from We are Magnolia on Vimeo.

Für alle die jetzt gleich die Kamera zücken und die Freundin ans Klavier setzen wollen hier noch einige wichtige „Basistipps“. Im Video sieht man mehrfach ein tolles Spiel mit dem Gegenlicht. Schaut das Video zwei oder dreimal an und achtet darauf was dabei mit der Kamera passiert – nämlich NICHTS. Es ändert sich weder der Fokus noch die Belichtung. Allen Schnellmerkern ist jetzt schon klar warum das so ist. Alle die es noch nicht wissen schalten jetzt an ihrer DSLR alles ab was auch nur im Entferntesten nach Automatik riecht. Die Macher dieses Videos haben es sehr gut verstanden, nichts sieht nämlich blöder aus als wenn in einer malerischen Film-Sequenz plötzlich der Autofokus hin und her zappelt oder der Belichtungsmesser ständig nachregelt.

Hier einige „goldene Regeln“ für gelungene Videos mit Kameras wie der Nikon D800:

  • Autofokus abschalten
  • Belichtungsmodus auf „M“anuell
  • ISO-Automatik abschalten
  • Lichtstarke Objektive verwenden und diese maximal 1-2 Stufen abblenden
  • Belichtungszeiten wählen die möglichst das Doppelte der Bildfrequenz betragen. Also bei 25 Bildern/Sekunde 1/50s als Belichtungszeit wählen
  • Die korrekte Belichtung durch ISO-Empfindlichkeit und Graufilter einstellen
  • Ggfs. einen variablen Graufilter oder zwei Linear-Polfilter verwenden
  • Das Sucherbild „Live“ auf den Display verfolgen und dabei eine Display-Lupe benutzen
  • Die Kamera mit einen Stativ, einem Camera-Rig oder anderen Hilfsmitteln fixieren

Wer für sein Video ein echtes „Kinoerlebnis“ haben möchte, der kann das Video später vom Format 16:9 auf bspw. 2,35:1 beschneiden. Damit man beim Filmen eine Vorstellung davon hat wie das spätere Bildformat aussehen wird rate ich dazu, den späteren Ausschnitt mit einem Filzstift auf dem Display-Schutzglas zu markieren. Hier bietet sich ein Echtglas-Schutz für das Display an.

Als Sucherlupe verwende ich sehr gern die meiner Meinung nach überragende

Diese Display-Lupe hat ein verschließbares Okular, eine Dioptrien-Korrektur für Brillenträger, ist klappbar und passt mit dem zusätzlichen Bügel auch an eine Nikon D800 mit angesetztem Batteriegriff. Die Lupe passt ebenfalls sehr gut an der Panasonic GH-3 MIT Batteriegriff, Panasonic GX7, Panasonic GM1, Nikon 1, sowie der Nikon D7000/D7100.

Um die Kamera ruhig und entspannt halten zu können gibt es viele zum Teil extrem teurer Schulterstative. Mir gefällt dieses hier sehr gut:

Relativ brauchbare Ergebnisse habe ich bislang mit diesem variablen Graufilter erzielt. Allerdings verfälsch er die Farben sehr stark wenn er nahezu vollständig geschlossen ist. Alternativ kann man auch einfach zwei einfach Linear-Polfilter gegeneinander verschränken.

Für einen „malerischen Look“ der einer Kinoproduktion ähnelt sollte man die Kamera das Video nicht zu stark schärfen lassen und auch die Kontraste und Farben nicht zu stark einstellen. Je mehr Informationen im Ausgangsmaterial vorhanden sind, umso besser lässt sich daraus ein hochwertiges Video erstellen. Ist das Ziel also ein Look wie bei einem „richtigen“ Kinofilm rate ich dazu:

  • Fotomodus auf „Neutral“ stellen
  • Kontrast -2
  • Schärfe -2
  • Delithing: Normal

Beim Schnitt des Ausgangsmaterials könnte lässt sich so später der Kontrast erhöhen, oder die Farbintensität steigern. Ist das Ausgangsmaterial jedoch zu kontrastreich, so ist meist nicht mehr viel zu retten. Wenn das was man durch die Sucherlupe beim Filmen sieht also zunächst ein wenig blass aussieht ist das genau richtig und kein Grund an den Kameraeinstellungen etwas zu ändern. Auch lässt sich ein Video beim Schnitt sehr einfach nachschärfen. Hat das Ausgangsmaterial jedoch bereits Artefakte durch eine zu heftige Einstellung, so lassen sich diese im Nachhinein nicht mehr entfernen.

Die „Goldene Regel“ lautet also: WENIGER IST MEHR

Bei den Objektiven kommt es im Video-Bereich weniger auf perfekte Schärfe usw. an. Hier geht es vielmehr um die „Usability“, also die einfache Verwendung eines Objektives. Es ist eine gute Idee das Objektiv auch danach auszusuchen wie leicht und geschmeidig sich der Fokusring bewegen lässt. Für Videoaufnahmen eigenen sich folgende Objektive meiner Meinung nach sehr gut:

  • Nikkor AiS 2,8/18mm
  • Nikkor AiS 2,8/28mm
  • Nikkor AiS 2,0/35mm
  • Nikkor H 1,4/50mm
  • Nikkor AiS 1,4/5omm
  • Nikkor AiS 2,8/55mm
  • Nikkor AiS 2,0/85mm
  • Nikkor AiS 2,5/105mm
  • Nikkor AiS 2,8/135mm
  • Nikkor AiS 2,8/180mm ED
  • Nikkor AiS 2,8-3,5/35-70mm
  • Nikkor AiS 4/80-200mm

Wer keine AiS sondern Ai Objektive ohne „S“ bspw. bei eBay angeboten bekommt, kann hier mit ebenfalls mit gutem Gewissen zuschlagen. Die AiS Objektive sind meist baugleich mit dem Vorgänger ohne „S“. Das „S“ macht bei der Nutzung an der Nikon D800 usw. keinen Unterschied, es war nur eine Änderung am Bajonett der Objektive damit die Programmautomatik der Nikon FA besser funktioniert. Wer also nicht mit einer Nikon FA fotografiert für den macht es praktisch kaum einen Unterschied ob er ein Ai oder AiS Objektiv kauft. Wichtig ist grundsätzlich, dass die Objektive in gutem Zustand sind. Wem der Kauf bei einer Internet-Börse zu heikel ist, dem sei der Besuch des Bonner City-Foto-Centers angeraten. Wer in Köln wohnt sollte mal bei Foto Gregor oder Foto Lambertin vorbei schauen. Rund um Mainz und Frankfurt wird man bei Foto Oehling oft fündig wenn es um gebrauchte Objektive in gutem Zustand geht.

Wer für seine Videos einen eher dokumentarischen Ansatz hat und weniger auf einen Kino-Look anstrebt, dem würde ich raten an der Nikon D800 einfach das Kameraprofil „Standard“ einzustellen und das Delithing auf Automatik zu setzen. Ob man nun eine Bildfrequenz von 24, 25 oder 30 Bildern/Sekunde wählt ist jedem selbst überlassen. Ich filme meist mit 25 B/s und kombiniere dies auch gern mit 50B/s aus anderen Kameras wie bspw. meiner Panasonic HC-X909.

Für Zeitlupeneffekte sollte man die schnellste Bildfrequenz wählen die an der Kamera eingestellt werden kann.

Nachbearbeitung

Hier habe ich noch ein sehr gutes Tutorial in dem erklärt wird wie man mehrere Video-Spuren mit Final Cut Pro X zu einem Multicam-Clip zusammenfasst und dabei noch ein Boom-Mic, also ein „Hauptmikrofon“ passend synchronisiert:

 

Zum Thema „Color Correction“ kann ich dieses Video mit gutem Gewissen empfehlen:

 

Fazit

Moderne Kameras sind ein Segen für alle die ihrer Kreativität freien Lauf lassen wollen und denen in Zeiten von Super 8 und VHS-Video die Nachbearbeitung zu kompliziert und die Ergebnisse zu schlecht waren. Mit Kameras wie der Nikon D800 lassen sich Videos produzieren die von professionellen Produktionen nicht zu unterscheiden sind. Der Grund ist ganz einfach, die Profil nutzen diese Kameras ebenfalls 🙂

Doch bereits mit kleinen preiswerten Kameras wie der Nikon 1 oder der Panasonic GM1 lassen sich Videos in einer Qualität erstellen die man vor ein paar Jahren noch als „Atemberaubend“ bezeichnet hätte.

Das Jahr 2014 markiert also die „Goldene Zeiten für alle Kreativen“. Ich wünsche ein schönes Osterfest und wie immer „Gut Licht“.

 

 

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