Es ist mein erster „richtiger“ Tag in Idahoe und als das Telefon klingelt stecke ich noch ganz tief in meinen Träumen. Dementsprechend fällt es mir schwer ein halbwegs sinnvolles Englisch zu sprechen. Aber am anderen Ende ist Angenie und sie gibt sich alle Mühe herauszuhören was ich eigentlich sagen möchte. Alles fängt damit an, dass ich das Gefühl habe in einer falschen Zeitzone gelandet zu sein. Und das ist tatsächlich richtig! Unterwegs habe ich am Vortag ein Hinweisschild am Straßenrand gesehen „Mountain Time – Timezone“ war darauf zu lesen. Also verständige ich mich mit Angenie zunächst darauf welche Uhrzeit eigentlich korrekt ist. Mein iPad war am Abend noch online und hat schon die „richtige“ Zeit. Man Handy ist noch eine Stunde zurück und mein Notebook hat es auch schon kapiert, was für ein Durcheinander…
Ziemlich genau 60 Minuten später treffen wir uns in der Lobby des Hotels. Danach geht es zu einem sehr urigen Restaurant in dem es ein sehr gutes Frühstück gibt. Nach dem Frühstück geht es zum Haus von Angenie und Peter. Weil beide sehr sportlich und sehr aktiv sind, haben sie sehr detailliertes Kartenmaterial der näheren und ferneren Umgebung. Gemeinsam überlegen wir welche Erkundungstour für den Anfang die beste wäre. Es soll viel zu sehen geben, das Fahren soll Spaß machen und es soll nicht zu kurz und auch nicht zu lang sein. Letztlich entschließe ich mich zu dieser Route:
Kurz nach dem Start passiere ich das Sun Valley Resort, ein wirklich edles Hotel das sicher nicht ganz preiswert ist. Mein Weg führt mich vorbei am Hyndman Peak auf einer zunächst sehr gut asphaltierten Straße. Nach ein paar Kilometern geht diese Straße in eine sehr gute befahrbare Schotterpiste (Gravel Road) über. Es ist kalt und windig und das leichte Schneetreiben lädt nicht gerade dazu ein weiter Wanderungen zu machen um tolle Fotolocations zu finden. Aber auch entlang der Straße gibt es immer wieder eine tolle Aussicht auf verschneite Gebirgszüge. Weil das Wetter für „normale“ Fotografie nur wenig hergibt, fotografiere ich an diesem Tag fast ausschließlich mit der kleinen Nikon 1 V1 die ich mir vor einigen Wochen auf Infrarot 700nm habe umrüsten lassen.
Immer wieder gibt es kleine lohnende Abzweige und mit meinem gewaltigen Geländewagen muss ich mir keine Sorgen machen irgendwo nicht durchzukommen. Lediglich schlammige Passagen sollte man meide wie die Pest. Der Schlamm setzt sich in kürzester Zeit in das Profil der Reifen und dann geht nichts mehr! Hier ist also allergrößte Vorsicht geboten!!
Das Ende der Off-Road Piste führt mich an den östlichsten Punkt meiner Reise. Bis hierhin war ich fast zwei Stunden unterwegs. Nun geht es auf einer sehr gut ausgebauten Straße in Richtung Norden.
Auch hier muss ich immer wieder anhalten weil kleine aber feine Motive den Wegesrand säumen.
Schließlich lande ich in Stanley. Ein wirklich schöner kleiner Ort hoch oben und den Bergen direkt am beeindruckenden Salmon River gelegen. Ich halte kurz an um ein Foto zu machen, als ich danach so richtig auf das Gaspedal treten möchte, entdecke ich gut getarnt hinter einigen Sträuchern einen örtlichen Polizeiwagen. Er ist besetzt und die der Polizist grüßt zurück als ich freundlich die Hand hebe! Nur gut, dass mich der Übermut nicht verleiteten konnte hier zu schnell zu fahren…
Unterwegs halte ich immer wieder an und schaue mal was sich am Ende einiger schmaler Feldwege verbirgt. Ich finde nichts außergewöhnliches und so geht es stets unverrichteter Dinge wieder zurück.
Auf dem letzten Teilstück das mich wieder in Richtung Süden führt halte ich rechts der Passstraße an und genieße das gewaltige Panorama. Was für ein tolles Land dies doch ist. Kaum bin ich hier und schon bin ich hingerissen von der wilden Schönheit dieser weitläufigen Bergwelt.
Kurz darauf kommt mit auf der Straße ein ganz seltsamer Vogel entgegen. Er schlägt wie wild mit den Flügeln und ich fühle mich spontan an die „Start-Szene“ aus dem Disney Film „Bernhard & Bianca“ erinnert. Schließlich hebt er doch noch ab, landet aber gleich neben der Straße wieder. Weite Strecken scheinen nicht sein Ding zu sein. Weil ich hier sowieso den ganzen Tag allein unterwegs bin trete ich voll auf die Bremse, greife nach hinten und schnappe mit meine Panasonic GH3 mit dem bereits angesetzten 100-300mm Telezoom. Der schnelle Serienbild-Modus und die intelligente Automatik sind bereits eingestellt und so gelingen einige schöne Aufnahmen dieses seltsamen Tieres das mich ein wenig an unsere Graureiher erinnert.
Wie aus dem Nichts taucht plötzlich ein weiterer Vierbeiner auf. Es sieht aus wie eine Mischung aus Hirsch und Antilope, keine Ahnung was es wirklich ist. Aber nachdem er mich entdeckt hat macht Er (oder Sie?) einige schnelle Sprünge zur Seite um mich danach aus sicherer Distanz zu mustern.
Ein paar Minuten zu spät treffe ich schließlich am Abend wieder bei Angenie und Peter ein. Sie haben gekocht und ihre Freunde Peggy und Chris sind auch zu Besuch. Peggy und Chris haben eine Weile in Alaska gelebt. Irgendwann ist es ihnen dort wahrscheinlich zu kalt geworden und nun wohnen sie in Idahoe. Hier gibt es auch viel Schnee, aber die Winter sind deutlich kürzer und die Sommer länger und sicher deutlich freundlicher. Bis in die Nacht hinein unterhalten wir uns, schauen Fotos und überlegen gemeinsam welche Reisen als nächstes kommen könnten.
Zurück im Hotel bin ich rundum glücklich und schlafe auch sehr schnell ein. Mein Jet-Lag ist nun vollständig vergessen…
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