USA-2014 – Tag 21,5 – Shafer Trail

Als ich im Jahr 2009 das erste Mal am Horse Shoe Bend in der NĂ€he von Moab war, kamen mir einige große blaue FlĂ€chen irgendwo tief unten im Canyonlands National Park ziemlich mysteriös vor. Es hat eine Weile gedauert bis mir klar wurde, dass dies eine „Mine“ ist und dass dort Kaliumcarbonat bzw. Pottasche oder wie man es hier nennt Potash gewonnen wird. Pottasche ist vielseitig einsetzbar, von der Herstellung von Seife bis hin zur analogen Fotografie wird es weltweit eingesetzt. Die Gewinnungsanlage nahe Moab existiert noch nicht wirklich lange und es wurde speziell fĂŒr den Abtransport des Kaliumcarbonats die vorhandene Eisenbahnlinie verlĂ€ngert. Außerdem wurde die Straße am Colorado River die zur Gewinnungsanlage fĂŒhrt besonders gut ausgebaut, so dass sie von schweren Trucks problemlos befahren werden kann.

Diese blauen Seen geistern mir nun also schon lange Zeit im Kopf herum und heute ist der Tag an dem ich sie mir genauer anschauen möchte. Als die grĂ¶ĂŸte Hitze des Tages vorbei ist mache ich mich auf den Weg, es ist fast 18h (6 pm) und die Sonne steht schon tief. Nach einigen Kilometern erreiche ich das Ende der Bahnlinie und die dort neu gebaute AbfĂŒllungsanlage. All das lasse ich einfach rechts liegen und fahre weiter auf der Straße die sich noch ein wenig idyllisch am Colorado River entlang windet. Dann geht diese Straße schlagartig in eine recht raue Schotterpiste (Gravel Road) ĂŒber. Ein paar Kilometer spĂ€ter bin ich tatsĂ€chlich bei der Gewinnungsanlage.

D800E_9956

Der Zugang zur Anlage ist eigentlich verboten, aber das Tor ist nur angelehnt. Also parke ich direkt daneben und schnappe mir meine Nikon D800E mit dem AF-S 2,8/14-24mm das ich in den letzten Wochen fast ausschließlich benutzt habe.

Potash Sunset - Nikon D800E & AF-S 2,8/14-24mm

Potash Sunset - Nikon D800E & AF-S 2,8/14-24mm

Potash Sunset - Nikon D800E & AF-S 2,8/14-24mm

Nach meiner kleinen Fotosession geht es weiter, ich habe ein Hinweisschild zum legendĂ€ren Shafer Trail gesehen und dem will ich ein paar Kilometer weit folgen. Die Straße ist recht gut befahrbar und es sind schon Leute mit Autos ohne Allradantrieb hier entlang gefahren. Diese Straße sollte fĂŒr einen reinrassigen GelĂ€ndewagen wie meinen GMC YUKON kein Problem darstellen. Zwar hat er keine Differentialsperre, aber bei meinen ersten Off-Road Tests hat er sich bereits bestens bewĂ€hrt.

Etwas oberhalb der Gewinnungsanlage hat man dann auch einen grandiosen Blick auf die im letzten Abendlicht rot aufleuchtenden Tafelberge und die dahinter im Dunst gelegenen La Sal Mountains.

Potash Sunset - Nikon D800E & AF-S 2,8/14-24mm

Einige Minuten spĂ€ter erreiche ich dann einen Aussichtspunkt der es wirklich in sich hat. Direkt neben mir unten in der Schlucht lockere 200 Meter tiefer fließt der Colorado River in Richtung Las Vegas. Ich laufe ein wenig an der nicht gesicherten Kante entlang und bin einfach nur sprachlos was die Natur in vielen tausenden von Jahren hier geschaffen hat. An meinem Auto habe ich vergessen das Licht abzuschalten. Irgendwann bin ich soweit weg, dass es mit auf das Bild passt und diese Perspektive gefĂ€llt mir wirklich gut weil das winzige Auto neben dem majestĂ€tischen Fluss einen tollen Maßstab bildet.

Colorado Sunset - Nikon D800E & AF-S 2,8/14-24mm

Es geht weiter und auf meinem GPS kann ich sehen, dass der Shafer Trail gar nicht mehr so extrem lang ist. Also beschließe ich ihn bis zum Ende zu fahren, allerdings in der umgekehrten Richtung die von „normalen“ Touristen eingeschlagen wird.

Shafer-Trail-Moab-Utah

Es gibt einen Abschnitt der wirklich heftig ist und bei dem es steil mit einigen Spitzkehren bergauf geht. Die Straße ist dort nicht gesichert und nur eine staubige Holperpiste. An den meisten Abschnitten passt auch nur ein Auto auf diese „Straße“, bei Gegenverkehr muss man schauen wie man an den Ausweichstellen klarkommt die jeweils einige hundert Meter von einander entfernt verfĂŒgbar sind. Hier gilt es auf engstem Raum etwa 200 Höhenmeter zu ĂŒberwinden und das auf einem besseren Feldweg. Das ist nicht jedermanns Sache und meine Sandra dĂŒrfte heute nicht neben mir sitzen. Ich bin sehr froh, dass sie wegen ihrer Kopfschmerzen im Hotel geblieben ist. Andernfalls hĂ€tte sie sicher an einigen Stellen hysterisch „Aaaaannnsssgaaaaaaarrr“ geschrien. So kann ich laut Country-Musik hören und mein kleines Abenteuer in vollen ZĂŒgen genießen.

Daran, dass es gleich neben mir steil in die Tiefe geht darf ich allerdings auch nicht denken. Auf diesem Bild aus dem Jahr 2009 sieht man sehr schön wie der Shafer Trail sich aus dem Tal die Klippe hinauf windet. Ganz rechts kann man Teile der „Straße“ erkennen. Es ist schon krass wie es dort in die Tiefe geht und dass hier nicht tĂ€glich die Touristen aus aller Welt abstĂŒrzen…

Shafer Trail - Nikon D2x

Nach etwa vier Stunden treffe ich wieder in Moab ein. Mit einige kurzen Fotostopps kann man den Shafer Trail also an einem Nachmittag bequem bewĂ€ltigen. Allerdings sollte man sich darĂŒber im Klaren sein, dass solche Abenteuer mit einem Mietwagen grundsĂ€tzlich nicht erlaubt sind. FĂ€hrt man hier den neuwertigen Wagen zu Schrott so werden sich die Mitarbeiter der zustĂ€ndigen Versicherung lachend auf die Schenkel schlagen weil sie eben keinen einzigen Cent des entstandenen Schadens ĂŒbernehmen mĂŒssen. Wer hier einen Wagen wie meinen gemieteten GMC YUKON komplett zerlegt, wird rund 50.000 Euro fĂŒr sein Off-Road Abenteuer bezahlen mĂŒssen.

Meistens passiert nichts und die Straßen sind grundsĂ€tzlich ja auch sicher und befahrbar, nicht umsonst mieten sich alle Touristen einen 4×4 (Four by Four) mit viel Bodenfreiheit (High Clearance) um eben solche Pisten zu fahren. Aber man sollte sich trotz allem immer wieder bewusst machen, dass ein schweres Gewitter besonders unbefestigte Straßen schnell unpassierbar machen kann. Im einfachsten Fall bleibt man stecken und muss vielleicht lange Zeit auf einen extrem teuren Abschleppdienst warten. Im schlimmsten Fall gerĂ€t man in eine Schlammlawine oder rutscht in eine Felsspalte. Wenn man es ĂŒberlebt ist es halb so wild, dann wird es eben einfach nur so richtig teuer. Aber es verlieren in diesen Parks auch regelmĂ€ĂŸig unaufmerksame Touristen ihr Leben.

Im Film 127 Hours von Danny Boyle wird beispielsweise die wahre Geschichte eines Mannes nachgezeichnet der hier in genau diesem Park beim Wandern in eine Felsspalte gestĂŒrzt ist und sich dabei mit einem dicken Felsbrocken den rechten Unterarm eingeklemmt hat. Er hat 127 Stunden lang auf Hilfe gewartet die nicht gekommen ist. Schließlich hat er sich mit einem stumpfen kleinen Messer den rechten Unterarm selbst amputiert und seinen „kleinen Ausflug“ mit viel GlĂŒck ĂŒberlebt.

Wer sich auf Abenteuer wie den Shafer Trail einlĂ€sst sollte das alles im Kopf behalten und es nicht wie ich kurz vor Anbruch der Dunkelheit wagen. Ich habe in den letzten Jahren viel Erfahrung auf einsamen Off-Roads gesammelt und kenne auch den Shafer Trail von meinem Besuch im Jahr 2009. So war das Risiko heute sehr ĂŒberschaubar. Wer hier aber fremd ist und ein wenig Zeit fĂŒr das Fotografieren haben möchte, der sollte besser 5-6 Stunden einplanen und dementsprechend rechtzeitig vor Sonnenuntergang losfahren.

Morgen geht es dann weiter nach Escalante. Schauen wir mal was und dort erwartet 🙂

1 Kommentar zu „USA-2014 – Tag 21,5 – Shafer Trail“

  1. Ich verfolge deine (Eure) Reise seit Anfang an.
    Fototechnisch gesehen ist die Reise mit Sicherheit ein voller Erfolg.
    Ich hoffe nur, du musst nach dem Urlaub keine Bank ausrauben!!:)
    Wirklich tolle Bilder zeigst du hier.

    Viel Spaß noch und kĂŒmmere dich auch um deine Freundin …hahaha;)

    Gruß markus

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