USA-2014 – Tag 29 – Lake Mead

Es ist der letzte „richtige“ Tag unserer Reise. Schon morgen werden wir mit gepackten Koffern in Richtung Deutschland aufbrechen. Wie an allen Tagen die wir bislang zusammen in Las Vegas verbracht haben gönnen wir uns auch heute in Coco’s Restaurant ein leckeres Frühstück. Das Restaurant ist krass herunter gekühlt, so dass uns richtig kalt wird und ich mich an meinem heißen Kaffee wärmen muss. Als wir das Restaurant verlassen trifft uns fast der Schlag, der Unterschied ist immens und obwohl wir erst kurz vor 10h am Morgen haben, zeigt das Thermometer schon satte 33°C. Ich möchte gar nicht wissen wie es hier im Hochsommer zugeht…

Einige Minuten später brechen wir auf in Richtung Lake Mead. Ich fahre einfach irgendwelche Straßen die in südlicher Richtung führen. Dort werden wir zwangsläufig irgendwann den Lake Mead Boulevard kreuzen, der uns in östlicher Richtung zum Lake Mead führen wird. Der Bordcomputer zeigt mir an, dass der verbliebene Sprit noch für etwa 100 Kilometer reichen wird. Also tanke ich ein letztes mal für 30$ nach.

Lake Mead from the air - Nikon D300

Auf unserem Weg zum Lake Mead Boulevard durchqueren wir Teile der Stadt in denen die ärmeren Menschen wohnen. Vom Glanz der Casinos ist hier nur noch wenig zu sehen. Als wir auf eine Hauptstraße in Richtung Norden abbiegen fallen mir lauter Gebäude von Steuerberatern auf die wie die Perlen auf einer Schnur den Straßenrand säumen. „Better call Saul“ geht es mir durch den Kopf. Hier sieht wirklich alles aus wie in der Fernsehserie Breaking Bad und es würde mich nicht überraschen am Straßenrand ein Werbeplakat von Saul Goodman zu erblicken.

Einige Meter hinter der Stadtgrenze sind wir schlagartig ganz allein. Es ist fast unheimlich wie abrupt das urbane Leben endet wenn man Las Vegas in Richtung Osten verlässt. Die Gegend ist hügelig und die Felsen schimmern in warmem braun und rot. Nach einigen Kilometern erreichen wir den Eingang zum Nationalpark. Ich zeige kurz meinen Personalausweis und meinen „Annual National Park Pass“ und schon kann es weitergehen. Die 80$ für diese Jahreskarte haben sich inzwischen schon mehrfach ausgezahlt.

Etwa 50 Kilometer nach unserer Abfahrt in Las Vegas biege ich nach rechts auf eine Schotterpiste ab. Ich habe die Hoffnung, dass wir hier ein wenig unsere Füße im Lake Mead abkühlen können. Aber aus der anfangs noch gut erkennbaren Schotterpiste wird sehr schnell ein felsige unübersichtliche Angelegenheit die uns nur wenig Freude bereitet. Letztlich landen auf einem kleinen Hügel mit Blick auf einen kleinen Ausläufer der Lake Mead. Hier hat jemand Steine in einem Kreis zusammen gelegt und ein Lagerfeuer entfacht. Auf dem Hügel weiter rechts parkt ein weißer Geländewagen. Noch weiter außen hat jemand den Zugang zum See gefunden und lässt gerade ein Sportboot zu Wasser.

Auf der linken Seite kann ich von oben in eine kleine Bucht schauen. Sie ist gezeichnet von unendlich vielen Reifenspuren und es sieht aus als hätte sich Steve McQueen hier mit seinem Strand-Buggy mehrere Stunden lang ausgetobt. Was ich auch sehen kann ist ein Jeep Wrangler der kurz vor dem Umkippen fast zur Hälfte im Schlamm direkt an der Grenze zum Wasser feststeckt. Etwa 30 Meter weiter steckt ein großer weißer Pickup ebenfalls tief im Morast. Wahrscheinlich hat er sich beim Versuch den Jeep herauszuziehen selbst fest gefahren. Etwas höher steht ein dritter Truck und es laufen einige Männer umher die scheinbar beratschlagen wie sie beide Fahrzeuge bergen sollen. Im folgenden Bild sind die Autos ganz ganz winzig zu erkennen…

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Lake Mead from the air - Nikon D300

Auf meinem Rückweg zum Auto bin ich froh, dass ich solche Abenteuer bislang noch nicht begangen habe. Also eigentlich muss ich sagen, fast nicht begangen habe 🙂 Im Jahr 2009 hatte ich als Mietwagen einen Nissan XTERRA. Dieses Auto war zwar nicht schön und auch nicht komfortabel, aber es hatte enorm viel Bodenfreiheit und man konnte das Getriebe „untersetzen“, also die Übersetzung aller Gänge mit einem zusätzlichen Hebel verkürzen. Außerdem gab es noch eine separat zu aktivierende Differentialsperre. Damit bin ich wirklich überall wieder heraus gekommen. Mit dem aktuellen annähernd doppelt so schweren und rund 40% längeren Fahrzeug würde ich nicht versuchen bspw. den Escalante Volcano via Harris Wash zu erreichen. Mit dem Nissan XTERRA war das alles kein Problem.

Nach unserem letzten kleinen Off-Road-Ausflug geht es weiter zur Echo Bay. Hier war ich vor vier Wochen mal kurz in den Abendstunden und ich möchte mir die Bay nun bei Tageslicht etwas näher anschauen. Als wir dort eintreffen ist die Rampe für das zu Wasser lassen von Booten aller Art gesperrt. Als wir mit dem Auto direkt vor der Absperrung stehen kann ich auch sehen warum, der Wasserstand im Lake Mead hat sich in den letzten vier Wochen so drastisch verändert, dass der Steg an dem bei meinem letzten Besuch noch Kinder freudig in den See gesprungen sind, komplett in gelblichem Wüstensand steht. Die Marina etwas weiter draußen ist verlassen und einige Teile stehen schief, weil sie offensichtlich wegen des geringen Wasserspiegels nicht mehr schwimmen sondern bereits auf dem Grund aufliegen.

Hier ist heute nichts wirklich schönes mehr zu erwarten und so wende ich das Auto und fahre zurück zur Hauptstraße. Gleich oberhalb der Rampe ist ein verlassenes Hotel. Es macht gar keinen schlechten Eindruck, aber wer will schon an einer einsamen Bucht seine Zeit verbringen an der es Ende Mai zur Mittagszeit schon 40°C heiß ist? Welche Temperaturen hier im Hochsommer herrschen mag ich mir gar nicht ausmalen…

Unser nächstes Ziel ist Overton im Moapa Valley. Hier ist es deutlich grüner und als wir dort eintreffen hat sich im Vergleich zu meinem ersten Besuch vor vier Wochen nicht viel verändert. Lediglich die Pflanzen und Bäume die Anfang Mai noch in voller Blüte standen sind jetzt einfach nur langweilig grün. Gegenüber vom örtlichen McDonalds Restaurant schauen wir uns das „Sugar“ mal genauer an. Es ist eine echt urige Mischung aus Bar und Restaurant. Es ist richtig kalt dort drinnen und überraschend gut besucht. Wir bestellen uns Burger mit French Fries, ein letztes Mal…

Bei einem großen Glas Dr. Pepper mit irrsinnig viel Eis lasse ich mir meinen Burger schmecken. Sandra hat sich den Piraten-Burger mit Jalapenjos bestellt. In Deutschland würden wir es einen Burger mit Peperoni nennen. Die kleine grüße Zutat ist so scharf, dass meine Sandra die Mehrzahl davon aussortieren muss um ihren Pirate-Burger essen zu können.

Unser Essen kostet knapp 20$, inkl. Trinkgeld also glatte 25$. Das ist ungerechnet nicht viel mehr als man gegenüber bei McDonalds bezahlen würde, nur dass hier alles frisch und aus guten Zutaten für uns zubereitet wurde.

Als wir das Restaurant verlassen ist der Unterschied noch viel krasser als am Morgen bei Coco’s Restaurant. Im Restaurant waren es laut meiner Timex Quartz-Tide-Temp kalte 18°C, draußen sind es jetzt 40°C. Es fühlt sich an als würde man eine Sauna betreten, im Auto ist es noch viel wärmer, obwohl es nur etwa eine Stunde in der Sonne gestanden hat. Das übersteigt hier alles meine Schmerzgrenze. Ich mag es ja warm, dabei das ist mir hier echt zuviel. Während die Klimaanlage sich damit abmüht in unserem Backofen ein kuschelig warmes Ambiente zu schaffen steuere ich unser schwarzes Monstrum durch das Moapa Valley nach Norden. Nach einigen Kilometern erreichen wir die Interstate 15 die Las Vegas und Salt Lake City verbindet. Hier biegen wir in Richtung Süden ab, es sind noch rund 80 Kilometer bis nach Las Vegas.

Lake Mead from the air - Nikon D300

Als wir wieder am Motel 6 eintreffen ist es fast 16h. Wir räumen das Auto leer und beginnen damit unsere Koffer zu packen. Die Klimaanlage lief während unseres Ausflugs auf Hochtouren und so ist es in unserem kleinen Zimmer angenehm kühl. Den Zimmermädchen habe ich gestern versehentlich kein Trinkgeld auf das Kopfkissen gelegt. Daher habe ich heute 5$ spendiert. Als kleines Dankeschön haben sie die Klimaanlage nicht abgeschaltet.

Als die Koffer gepackt sind beginne ich diesen Artikel zu schreiben, meine Sandra vergnügt sich während dessen im Pool. Als sie nach einer halben Stunde zurückkommt ist sie so erfrischt, dass sie sich unter der Dusche aufwärmen muss. Diese Stadt ist wirklich eine Stadt der Extreme.

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