Teneriffa 2014/15 – Silvester unter Sternen

The Stone Monster is waiting for new tourists....

Tag 21 – 31. Dezember 2014

Nun bin ich schon seit drei Wochen auf Teneriffa. Kurz vor der Abreise hat mich noch irgend ein Virus erwischt und für fast zwei Wochen umgehauen. So war die Anreise kein Zuckerschlecken und während der ersten Tage habe ich mich noch so richtig krank gefühlt. Das ist inzwischen vergessen, die Lebenslust ist wieder zurück. Ich fühle mich ausgeruht und unternehmenslustig, diese Insel bewirkt Wunder, jedes Jahr aufs Neue.

Weil ich mich wieder recht gut fühle und die überflüssigen und überbewerteten Sylvester-Parties vor der Türe stehen, überlege ich am Morgen was ich den Tag über unternehmen will. So recht fällt mir nichts ein, so gammle ich lange im Hotel herum und verbringe einige Zeit damit auf dem Balkon zu sitzen und zwei Artikel für meinen BLOG zu schreiben. Dabei macht es mich fast wahnsinnig, dass immer wieder die WiFi-Verbindung ausfällt und alles nur im Schneckentempo funktioniert. Später am Abend treffe ich mich mit Ines, André und Wolfgang in La Paz dem deutschen Viertel von Puerto de la Cruz. Wir wollen die Fotos unseres Shootings austauschen.

Auf der Speicherkarte habe ich satte 42 GB Bildmaterial das meine Olympus OM-D E-M1 während unserer Foto-Session am Montag darauf gespeichert hat. André hat eine kleines Notebook dabei, der Akku ist ziemlich am Ende und so landen wir schließlich in einer Pizzeria neben einer Steckdose. Doch der Datentransfer dauert länger als die Pizzeria geöffnet hat und so müssen wir die Segel streichen. Ines und André nehmen meine Speicherkarte mit und wir vereinbaren uns am nächsten Tag um 12h in meinem Hotel zu treffen.

Zurück im Hotel haben schon die Vorbereitungen für die große Sylvester-Gala im Hotel begonnen. Überall rennen die Frauen in aufwändigen Abendkleidern herum, einige der Männer tragen sogar einen Anzug. Bei den meisten Anzügen sieht es allerdings aus als wenn sie vor 5-6 Jahren zuletzt korrekt gesessen hätten. Ich habe nur Turnschuhe und Trekking-Kleidung dabei. So mag ich mich nicht unter das Volk mischen, somit fällt das Abendessen für mich heute aus. Seit dem Frühstück habe ich noch nichts rechtes gegessen. Im Kühlschrank gibt es noch ein Stückchen leckeren Schweizer Käse, das muss für heute reichen.

Gegen 21h geht es los hinauf in die Canadas del Teide. Den ganzen Tag über hatten wir einen wunderbar klaren blauen Himmel, vielleicht kann ich heute mal ein paar Sterne oder die Milchstraße sehen, schauen wir mal…

Der Weg hinauf zum Teide ist sehr einsam, es kommt mir auf der gesamten Strecke nur ein Auto entgegen. Kurz hinter der Repsol-Tankstelle oberhalb von La Orotava steht ein Wegweiser nach „Aguamansa“. Dort ist die Forellenzucht an der ich schon so oft vorbei gefahren bin. Hier beginnt die „Abkürzung“ die ich bis lang erst zweimal bergab gefahren bin. Heute versuche ich es mal bergauf. Mein OPEL Astra hat hier ganz schon zu arbeiten. Die Straße geht über weite Strecken extrem steil bergauf, es kommt mir vor als wären es annähernd 45°. Meist kann ich nur im 1. Gang fahren weil im 2. Gang er Motor abstirbt.

Wieder an der Hauptstraße angekommen hat alles gut geklappt und ich werde die Abkürzung wohl noch des öfteren fahren, so spart man wirklich viel Zeit und etliche Kilometer sowie echt viele Kurven! Mit einem Motorrad würde ich diese Straße allerdings eher nicht fahren wollen. Hier zu wenden ist mit einem schweren Motorrad fast unmöglich und wenn man hier plötzlich halten muss, so ist es nicht abwegig einfach aus versehen umzukippen weil die Schwerkraft stärker ist.

In den Canadas angekommen ist der Himmel mit einzelnen Wolken überzogen. Es könnte also was werden mit den Sternen, aber nur wenn die Wolken abziehen!

Irgendwann so gegen 23h bin ich bei den Los Roques de Garcia. Mit dabei sind die Nikon D800E samt AF-S 2,8/14-24mm und meine Olympus OM-D E-M1 mit einem kleinen Fuhrpark unterschiedlichster Objektive. Außerdem habe ich noch die Nikon 1 V3 im Rucksack, ich will mal schauen wie sich sich bei Nacht so schlägt.

Es ist extrem windig und das Thermometer im Auto zeigt saukalte 3°C. Eigentlich wäre es auf einer guten Party vielleicht doch ganz nett? Egal, ich habe mich gegen gezwungene Fröhlichkeit unter Menschen entschieden die ich eigentlich gar nicht kenne!

Die ersten Fotos mit der Nikon D800E sind dann auch sehr überraschend. Obwohl der Mond nur etwas zur Hälfte zu sehen ist leuchtet er so hell, dass ich bei ISO-800 mit Blende 2.8 und 30s Belichtungszeit völlig korrekt belichtete Fotos hinbekomme, das ist echt cool. Sterne sehe ich indes nur wenige, der Mond ist so hell, dass er einfach alles überstrahlt. Vor ein paar Tagen als ich mit meinem Sohn Leon hier oben war, da wäre es gut gewesen, aber da kam der Calima mit seinem fiesen Sahara-Sandstaub…

Aber auch meine Olympus OM-D E-M1 schlägt sich nicht schlecht. Hier habe ich eines der Fotos das ich mit dem Leica 1,2/42,5mm Nocticron aufgenommen habe.

Roque Chincado at Night - Olympus OM-D E-M1 & Leica Nocticron 1,2/42,5mm

Heute gibt es auch einige Wolken, aber weil es so stürmisch ist, ziehen sie sagenhaft schnell am Himmel dahin. Ich fotografiere mich meinen beiden Kameras parallel, während die Nikon die Rauschunterdrückung ausführt flitze ich zur Olympus, wähle ein etwas anderes Motiv und starte die Belichtung, dann geht es zurück zu D800E. Auf Dauer ist es ein echtes Gehetze und einmal vergesse ich die Kette die einen Teil des Areals umgibt und lege mich beinahe voll auf die Nase.

Nikon D800E & AF-S 2,8/14-24mm versus Olympus OM-D E-M1 & Panasonic 4/7-14mm

Der U(m/n)fall

Weil es so extrem windig ist habe ich mich schon in den Windschatten eines großen Felsbrockens zurückgezogen, aber der Wind pfeift hier trotzdem noch ganz ordentlich. Während ist mal wieder an meiner großen schweren Nikon D800E hantiere frischt der Wind erneut auf. Ich muss daran denken wie mir im Jahr 2009 mein Stativ in der Wave bei den Coyote Buttes North umgekippt ist, das will ich nicht noch einmal erleben. Schnell mache ich einige hastige Schritte auf meine schöne Olympus OM-D E-M1 zu, als das Unglaubliche passiert. Der Tragegurt der Kamera weht wie eine Fahne im Wind und plötzlich kippt das ganze Stativ samt Kamera wie von Geisterhand bewegt einfach um. Das Stativ ist ein wunderbar leichtes Modell des Herstellers BENRO das aus einer Mischung aus Aluminium und Magnesium gefertigt ist. Grundsätzlich ist das eine echt feine Sache, aber heute wäre ein schönes schweres GITZO Stativ die bessere Wahl gewesen. 🙁

Als ich meine Kamera erreiche liegt sie schon auf dem felsigen Boden. Aber sie ist in einen ganz kleinen Haufen mit etwas Sand gefallen und das 7-14mm Ultraweitwinkel-Objektiv hat nur eine kleine Schrammen abbekommen. Hui das ist noch einmal gut gegangen!

Bei den nächsten Fotos spreize ich die Beine des leichten Stativs deutlich weiter ab, so dass es sicherer steht und die Kamera einen etwas niedrigeren Schwerpunkt hat.

Während ich Bild um Bild aufnehme kommen immer mal wieder Autos vorbei. Es ist kurz vor dem Jahreswechsel, sie fahren zweimal um den Kreisverkehr gleich nehmen mir, es gibt ein paar Knaller und dann ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Mich nervt das eher und das Licht de Scheinwerfer stört auch beim Fotografieren.

Also gehe ich ein paar Meter in Richtung Roque Chincado. Aber jetzt kommen sogar ein paar Motorräder angeknattert. Und immer wieder werden Knaller und Raketen gezündet, nicht einmal am Fuße des höchsten Berges der Spanier hat man an Sylvester seine Ruhe…

Gegen 2h am Morgen ist der Spuk dann vorbei, es ist Ruhe eingekehrt. Aber nun ist der Himmel mit dicken Wolken überzogen. Ich mache noch ein paar letzte „Abschiedsfotos“ mit meiner kleinen Nikon 1 V3 und dem 2,8/10mm Objektiv (FX: 27mm). Diese Bilder sehen sogar überraschend gut aus, nur das Fokussieren bereitet in der Dunkelheit Probleme. Während ich mit der Olympus in Verbindung mit dem lichtstarken Leica Nocticron 1,2/42,5mm im Mondlicht sogar sehen kann was ich fotografieren will und irrwitziger Weise sogar der Autofokus funktioniert, sehe ich im Display der Nikon 1 V3 nur Bildrauschen. Ich muss quasi „blind“ fotografieren. Also Kamera aufstellen, Foto abwarten, Position auf dem Stativ verändern, warten, ändern, warten, ändern, das ist nicht wirklich toll. Erst der Wechsel zur ISO-Automatik mit ISO-6500 schafft letztlich Abhilfe. Damit ich das kleine 10mm Objektiv korrekt fokussieren kann, habe ich meinen neuen grünen Laserpointer dabei den ich mir einige Wochen zuvor bei PEARL bestellt habe. Das Ding kann ich via USB aufladen und es sieht aus wie ein Kugelschreiber. Dabei ist der grüne Laserpointer ausreichend hell um auf einem etwa 20 Meter entfernten Felsen einen Lichtfleck zu erzeugen, der vom Autofokus der Nikon 1 V3 erkannt wird. Ich stelle also den Autofokus zunächst auf AF-S und schiebe ein einzelnes Autofokus-Messfeld an eine Stelle an der ein etwa 50 Meter weit entfernter Fels zu sehen ist. Dann peile ich die gleiche Stelle mit dem Laserpointer an und betätige kurz ganz leicht den Auslöser der Kamera. Nachdem sie korrekt auf den „Lichtfleck“ des Laserpointers fokussiert hat, schalte ich den Autofokus wieder auf M wie „Manuell“ zurück. Fortan ändere ich nichts mehr an der Fokussierung und schalte die Kamera auch nicht aus und wieder ein.

Shooting Nikon D800E while shooting El Teide

Die Fotos aus der Nikon 1 V3 zeigen bei ISO-800 ein deutliches Rauschen, das ich aber später mit dem NIK Filter „Define“ recht leicht entfernen kann. Für das eine oder andere gepflegte „Erinnerungsfoto“ ist die Qualität der Fotos aus der Nikon 1 V3 durchaus ausreichend. Bei der Olympus OM-D E-M1 sind die Ergebnisse erwartungsgemäß ein wenig besser. Aber an die Fülle der Details welche die Nikon D800E mit dem 2,8/14-24mm Objektiv selbst bei Mondlicht liefert kommt sie erwartungsgemäß einfach nicht heran. Auch wenn die Olympus Werbestrategen schreiben „Besser als DSLR“, das ist Blödsinn! Physik kann man nicht überlisten und ein viermal größerer Chip wird auch in 100 Jahren noch bessere Bildergebnisse liefern.

Aber die Ergebnisse die sich nachts mit der Olympus OM-D E-M1 können sich trotzdem sehen lassen. Auch sind Features wie Live-BULB und Live-Composite sehr interessant und bei der Nikon D800E gar nicht vorhanden!

Nikon D800E versus Olympus OM-D E-M1 - Olympus

Hier zum Vergleich ein fast identisches Foto aus meiner Nikon D800E.

Nikon D800E versus Olympus OM-D E-M1 - Nikon

Nach etwa vier Stunden in bitterer Kälte und fiesem Wind muss ich die Segel streichen. Ich spüre meine Füße kaum noch und die Kälte kriecht jetzt langsam aber sicher in alle Ritzen. Am Auto fällt es mir schwer meine schweren Wanderstiefel gegen die leichten Turnschuhe zu tauschen. Die Finger sind von der Kälte ganz steif, trotz der Handschuhe.

Diese musste ich immer wieder ausziehen, denn sowohl die Nikon 1 V3 als auch die Olympus OM-D E-M1 kann man mit Handschuhen praktisch nicht bedienen. Auch funktioniert der Touchscreen der Kameras mit Handschuhen nicht. Bei meiner Nikon D800E sind alle Bedienelemente größer und die Abstände dazwischen deutlich weiter. Auch hat der Auslöser einen deutlich fühlbaren Druckpunkt. Hier merkt man eben, dass dieses Kamera von Profis für Profis gemacht wurde. Eine Nikon D800 oder auch die D3, D4 usw. muss eben auch in der Arktis beim Fotografieren von Eisbären und Pinguinen funktionieren. Hier wäre man mit einer Olympus OM-D E-M1 total aufgeschmissen.

Shooting at night with the Nikon 1 V3

Das Verstauen meiner Ausrüstung geschieht fast in Zeitlupe, irgendwie bin ich durch das lange Herumstehen in der Kälte kaum noch in der Lage mich „flüssig“ zu bewegen. Als ich endlich den Motor starte kommt es mir in den Sinn, das ich noch schnell einen neuen Teil  für „Ansgar’s kleine Fotoschule“ aufnehmen könnte. Aber mir ist so kalt, erstmal muss ich mich aufwärmen. So fahre ich einige Kilometer bis ich kurz vor dem Ende der Canadas seitlich neben der Straße anhalte um mit meinem HTC ONE M8 schnell ein kleines YouTube-Video aufzuzeichnen.

Dieses Vorhaben dauert letztlich doch etwas länger, weil ich immer wieder husten muss, die eisige Luft fordert ihren Tribut. Nach etwa 45 Minuten ist aber alles fertig und ich mache mich auf den Weg zum Hotel. Dort angekommen bin ich so aufgekratzt, dass ich erst noch einige der Fotos anschauen und meine vielen Neujahrsgrüße lese und beantworte. Als ich endlich im Bett liege ist es schon fast 5h am Morgen, was für ein abgedrehtes Silvesterfest…

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Translate »
Scroll to Top