La Gomera mit dem Motorrad erkunden

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Es ist mein erster Tag auf La Gomera. In den letzten Tagen war ich reichlich aufgekratzt und wusste nicht so recht was mich hier erwarten würde. Aber es ist alles ganz easy, mein Zimmer hat ein schönes großes Bett, einen tollen Balkon und eine sehr praktische vollständig eingerichtete kleine Küchenzeile. Hier werde ich es während der kommenden Wochen gut aushalten können. Gegen 10h schaue ich kurz bei der Rezeption vorbei. Im Internet wurde bei einer Hotelbewertung sehr positiv hervorgehoben, dass einer der Mitarbeiter der deutschen Sprache mächtig ist. An der Rezeption treffe ich einen netten jungen Mann an, der gerade mit einem Gast auf spanisch die Rechnung abstimmt. Da ich hier noch niemanden kenne, starte ich auf Englisch. Das klappt prima und irgendwann spricht er einfach Deutsch mit mir, hier ist alles sehr entspannt.

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Er braucht noch kurz meinen Personalausweis und fragt ob ich an den nächsten Tagen ein Frühstück haben möchte. Heute kann ich leider kein Frühstück mehr bekommen, aber an den nächsten Tagen ist es kein Problem. Ich bestelle mir das Frühstück für alle nächsten Tage. Auf dem Flur gleich neben meiner Zimmertüre ist ein kleiner Klapptisch montiert. Ich hatte mich schon gefragt welche Funktion er wohl hat. Nun weiß ich es, dort wird morgen um 8:30 mein Frühstück abgestellt werden, was für ein toller Service! Zum Frühstück wird Kaffee, Milch, Butter, Brot, etwas Wurst und Käse, sowie Marmelade gehören. Dazu noch etwas Obst und eine Portion Saft. Falls ich etwas anderes haben möchte, soll ich mich einfach melden. Sehr cool!

Als ich mein Motorrad endlich startklar habe, ich es schon fast Mittag. Ich habe langsam Hunger, im Zimmer hatte ich nur noch ein paar Süßigkeiten, die ich mir aus Teneriffa mitgebracht habe. Also geht es los in Richtung San Sebastian. Den Weg kenne ich schon von der Anreise. Heute nehme ich mir aber etwas Zeit um die Gegend anzuschauen. Von San Sebastian fahre ich weiter zum Valle Gran Rey. Dieses „Tal des großen Königs“ war in den 70er und 80er Jahren das Ziel vieler deutscher Aussteiger und während ich am Vortag auf Fähre gewartet habe, konnte ich bereits einige dieser bunten Lebenskünstler beobachten. So bin ich sehr gespannt was mich dort erwarten wird.

Der Weg zum Valle Gran Rey ist übersät mit Aussichtspunkten. Es geht immer wieder in neue Täler und Schluchten, eigentlich könnte ich hier alle paar Minuten anhalten und fotografieren, aber das will ich mir für die nächsten Tage aufheben, heute wird erst einmal so richtig nach Lust und Laune Motorrad gefahren!

Als ich im Valle Gran Rey eintreffe bin ich überrascht wie ruhig und friedlich es hier zugeht. Eigentlich hatte ich eine „Party-Meile“ erwartet. Aber hier ist alles sehr entspannt, es gibt schnuckelige kleine Häuser und bei etwa 30°C laufen die meisten Gäste in kurzen Hosen und häufig sogar ohne Hemd herum. Gleich neben der Statue des Widerstandskämpfers Hautacuperche die dort im Jahr 2007 aufgestellt wurde, halte ich an einem kleinen Restaurant. Der Kellner ist Spanier und es ist hier gar nicht so deutsch wie ich es befürchtet hatte. Ich schaffe es mir auf Spanisch eine gegrillte Seezunge mit Schrumpelkartoffeln, Mojo-Sauce und Salat zu bestellen. Dazu etwas Brot und ein Bier mit Fanta-Limon, super!

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Das Essen schmeckt mir ganz ausgezeichnet, Seezungen haben ein sehr feines Fleisch und es erinnert mich fast ein wenig an den milden Geschmack von Fischstäbchen, was die Seezunge aber nicht abwerten soll. Inkl. eines kleinen Café Solo (Espresso) muss ich 15,30 Euro bezahlen. Das ist nicht billig, aber auch nicht sehr teuer. Beim Essen komme ich mit einer älteren Dame ins Gespräch. Sie kommt aus Deutschland und ist einer dieser Auswanderer. Sie lebt schon seit 1972 hier und kann sich nicht vorstellen wieder zurück nach Deutschland zu gehen. Ihre Haare reichen fast bis zum Po, sie trägt ein buntes Hippie „Irgendwas“, halb Kleid halb Tuch. Zwischendurch krault sie ihren kleinen Hund und rückt ihre rote Krücke zurecht. Elly heißt sie, wahrscheinlich eine Abkürzung für Elisabeth, aber genau weiß ich es nicht. Sie erzählt ein wenig von den wilden Zeiten als sie hier alle nackt am Strand herum gelaufen sind und jeder mit jedem die freie Liebe praktiziert hat. Aber das ist lange her und inzwischen sind fast alle tot oder Spießer geworden. Sie ist irgendwie witzig und ich bewundere ihren einfachen Lebensstil. Gegen 15h verabschiede ich mich und will mich wieder auf den Weg zurück nach Hermigua auf der anderen Seite der Insel machen. Plötzlich tippt mir ein junger Typ auf die Schulter, zeigt mir auf seinem iPad meinen BLOG und sagt: „Hey Mann, echt coole Reise machst Du da! Viel Spaß noch!“

Dass ich mit meinen T-Shirts meine eigene Werbetafel bin, hat sich nun schon wieder einmal ausgezahlt. Diese Idee war so richtig cool und es macht mir großen Spaß wenn die Leute sich im Café fragen was anscharius.com wohl bedeutet und dann kurz auf dem iPad oder Smartphone nachschauen.

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Als ich gerade den Motor starten will stehen zwei deutsche Urlauber mit Badeschlappen und großen Handtüchern neben mir. Sie haben das Kennzeichen gesehen. „Wow, von Bonn bis hierher, das ist aber eine weite Reise!“. „Ja das ist es, heute ist mein Tag Nummer 93!“. „Was? Tag 93?? Echt?“. „Ja ganz genau, Tag 93, das ist mein voller Ernst!“. „Na dann mal gute Weiterfahrt und Tschüss…“

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Mit einem breiten Grinsen im Gesicht mache ich mich auf den Weg, der deutlich weiter als gedacht ist. Wegen der schmalen, aber gut ausgebauten Straßen kann man nicht wirklich schnell fahren. Es ist eher ein Wuseln durch ein Gewirr aus Kurven. Die Mehrzahl der Kurven kann man nur sehr spät einsehen und da die Straßen oft kaum breiter als ein Auto sind, fahre ich lieber vorsichtig. So gerate ich etwas später auch in zwei Situationen, in denen ich einem völlig überraschten Autofahrer gegenüberstehe. Später kommen mir auf einem besonders schmalen einsamen Abschnitt noch zwei richtig erwachsene Reisebusse entgegen. Es ist so eng, dass ich lieber kurz stehen bleibe. Insgesamt ist der Verkehr hier aber sehr ruhig und ich denke, dass ich etwa 5 oder 6 Autos an diesem Tag überholt habe.

Als ich beim Hotel ankomme ist es schon fast 17h, die Sonne steht langsam tief und ich bin von der vielen frischen Luft und den Kurven richtig müde. Eigentlich will ich nur ganz kurz auf dem Bett verschnaufen. Als ich wieder wach werde ist es schon nach 19h. Via Facebook meldet sich meine liebe Freundin Sandra. Sie ist daheim in Deutschland und leidet sehr unter der langen Trennung. Es geht ihr alles auf die Nerven und sie kann es kaum noch abwarten, mich in ein paar Tagen auf Gran Canaria wiederzusehen. Sie ist sehr frustriert und später werden wir noch ein Weile telefonieren, aber zuerst will ich noch schnell zum Supermarkt fahren und etwas zu Essen einkaufen. Als ich den Supermarkt verlasse habe ich für 30 Euro diverse Getränke, etwas Toast, Wurst und Käse in zwei großen Tüten dabei. Na, ob das alles in meinen Tankrucksack passen wird? Es passt natürlich nicht, aber es geht schon irgendwie. Ich muss den Tankrucksack zur Hälfte offen stehen lassen und mich mit der Brust dagegen lehnen, damit ich das Toastbrot nicht verliere. Weit könnte ich so nicht fahren, aber es sind ja nur ein paar hundert Meter.

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Im Zimmer angekommen muss ich leider feststellen, dass ich dort zwar eine Saftpresse und einen Wasserkocher habe, aber ein Toaster, der fehlt. Nun muss ich weiches weißes Toastbrot essen, na zur Not geht das auch mal. Was zählt sind letztlich eh nur die Kohlehydrate…

Das Buch zum Abenteuer

Mein Buch zu dieser spannenden Fotoreise gibt es bei amazon.de als Kindle eBook zu kaufen. Auf 573 Seiten gibt es die vollständige Geschichte sowie 200 farbige Fotos, einige Karten und viele Tipps zum Thema Fotografie.

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Für alle die gern selbst mit ihrem Motorrad auf die Kanaren reisen wollen, habe ich ein Reiseratgeber geschrieben. Dieses Buch kann zum Preis von nur 1,99 Euro bei amazon.de als E-Book für den Kindle eReader oder die Kindle Lese-App gekauft werden.

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