Es ist Anfang Oktober und ich bin jetzt den vierten Tag auf La Gomera. Inzwischen habe ich einiges gesehen und kenne mich schon recht gut aus. Ein GPS bräuchte ich inzwischen nicht mehr, denn so irre viele Straßen gibt es hier nicht. Außerdem sind alle Orte gut ausgeschildert, es ist einfach sich hier zurechtzufinden. Für heute habe ich mir einen Besuch im Örtchen Vallehermoso vorgenommen. Übersetzt bedeutet das etwa soviel wie „Schönes Tal“, das will ich mir genauer anschauen. Ganz in der Nähe ist der Alojera. Wenn ich schon mal im Norden der Insel unterwegs bin, kann ich diesem Ort auch besuchen.
Meine Tour startet gegen Mittag, heute war ich wieder extrem langsam und habe viel Zeit gebraucht um überhaupt wach zu werden. Von Hermigua fahre ich zunächst in Richtung Norden und dann auf der GM1 in Richtung Vallehermoso, es ist alles gut beschildert. Die Straße ist gut und griffig, es sind fast keine Autos unterwegs, so macht das richtig Spaß. Ich gebe meiner BMW ordentlich die Sporen und lasse den bulligen Motor im dritten Gang immer mal wieder von einer Kurve zur nächsten spurten. Es ist das pure Bikerglück, das könnte noch wochenlang so weitergehen.
In Vallehermoso angekommen schaue ich mich ein wenig um und folge am Ortsausgang einigen sehr alten Straßenschildern auf denen „Valle Gran Rey“ zu lesen steht. Dort gibt es viele Restaurants und man kann dort schön am Meer sitzen, so stelle ich mir heute mein Mittagessen vor. Während ich mal wieder kräftig am Gashahn drehe, wird es in einer Kurve etwas brenzlig. Mitten auf der Straße liegt ein Felsbrocken der etwa so groß wie ein Fußball ist. Wer hier nicht alle Sinne beisammen hat und mit dem Motorrad einen solchen Stein erwischt, der wird wahrscheinlich schwer stürzen. Ich habe ihn zum Glück noch rechtzeitig gesehen und bin halbwegs ordentlich daran vorbei gefahren. Etwas weiter liegen noch mehr Steine auf der Straße, von der Größe eines Golfballes bis hin zur Größe eines Handballs. Die Insel La Gomera ist ein mehr als 10 Millionen Jahre alter Vulkan. Der letzte Ausbruch liegt etwa eine Millionen Jahre zurück. Die Lava hatte also sehr viel Zeit um so schön brüchig zu werden und das sieht man hier an allen Ecken und Enden. Liegt irgendwo ein Stein auf der Straße, sind seine uralten Kumpels meist nicht weit entfernt. Zusätzlich gibt es häufig noch etwas Sand. Unter den Füßen am Badestrand ist das nicht weiter schlimm, aber in einer engen Kurve ist dieser Sand wirklich gefährlich. Also zügle ich mein Tempo und lasse es etwas ruhiger angehen.
Die Straße hinunter nach Alojera ist ein wenig abenteuerlich. Der Asphalt ist stellenweise extrem rau und es wäre mörderisch für die Reifen hier zu kräftig am Gas zu drehen. Auch dieser kleine Ort ist malerisch gelegen. Es gibt eine schmale Straße die sich bis hinunter zum Strand windet. Dort gibt es noch einige kleine Häuser, nichts großartiges, aber durchaus nett anzuschauen. Faszinierend sind die Strukturen der Lava links und rechts des Weges. Im nächsten Foto erkenne ich zwei grimmige Gesichter!
Die Küste bei Alojera ist wirklich wild und überaus fotogen.
Immer wieder halte ich kurz an und schieße mit meiner Fuji X-T1 einige Fotos. Auf dem nächsten Foto ist ein winziges Haus erkennbar, wer dort wohl wohnt?
Meine GoPro 3+ Black Edition betreibe ich heute eine ganze Weile im Zeitraffer-Modus. Sie nimmt alle fünf Sekunden ein Foto mit 12 Megapixeln auf. Natürlich muss man die Kamera auch einschalten, dabei entsteht ein witziges Foto.
Im Valle Gran Rey angekommen entschließe ich mich vor einem kleinen Restaurant direkt am Wasser anzuhalten und einen Blick in die Speisekarte zu werfen. Im Restaurant sind mehrere deutsche Gäste. Die Karte ist übersichtlich und es gibt einiges was mir wohl schmecken würde. Ich bestelle Knoblauchbrot und Nudeln mit Gemüse und Hühnchen. Dazu ein Bier mit Fanta Limon und schon mit ich glücklich. Das Essen kommt sehr schnell und es schmeckt richtig gut. Lediglich ein kleines Stückchen Glas findet sich unter den Nudeln. Wie das dort hineingekommen ist, wird mir wohl auf ewig ein Rätsel bleiben…
Oberhalb des Valle Gran Rey findet sich diese absolut atemberaubende Felswand. Im weichen Abendlicht sind die Farben wirklich der Hammer.
Als um 17h die Sonne tief steht, mache ich mich wieder auf in Richtung Hermigua. Jetzt fahre ich eine etwas andere Route, es geht über weite Strecken durch den wunderbaren Nebelwald, der heute allerdings gar nicht neblig ist. Mir soll es recht sein, so komme ich schneller und sicherer voran.
Nach einer kleinen Fotosession beim Mirador Vallehermoso erreiche ich eine Kurve mit einer kleinen Parkbucht. Hier kann ich kurz halten und von hier habe ich einen tollen Blick auf Teneriffa. Im Abendlicht sieht das wirklich gut aus. So krame ich mein Stativ hervor und schieße einige Fotos. Parallel lasse ich meine GoPro 4 Black Edition eine Bilderserie fotografieren. Weil ich nur ein großes Stativ habe, stelle ich meine GoPro etwas hemdsärmelig in einen kleinen Baum. Die beiden nächsten Fotos habe ich mit meiner GoPro aufgenommen.
Leider schieben sich immer wieder tief hängende Wolken vor den Pico del Teide. Auch ist es etwas dunstig und so ist der etwa 50 Kilometer weit entfernte Vulkan auf den Fotos nicht so klar zu erkennen wie ich es mir wünschen würde.
Heute ich habe ich sogar einen Infrarot-Filter dabei und versuche mal durch den Dunst „hindurch zu schauen“. Das klappt grundsätzlich recht gut, leider kann ich nicht durch die Wolken schauen, so dass mir die Spitze des Pico del Teide trotz des Infrarot-Filters verborgen bleibt.
Es geht weiter durch den Wald. Meine GoPro verwendet jetzt lange Belichtungszeiten und die Ergebnisse sehe teilweise echt abgefahren aus.
Als ich kurz vor Hermigua aus dem letzten Tunnel herauskomme, sehe ich ganz klar am Horizont wie das letzte Abendlicht die Berge von Teneriffa rot aufleuchten lässt. Schnell wende ich mein Motorrad und halte am Straßenrand. Dieses Schauspiel wird nur einige wenige Minuten dauern, jetzt muss alles ganz schnell gehen. Um mein Stativ auszupacken ist keine Zeit, also lege ich meine Fuji X-T1 einfach auf eine kleine Mauer und meine Handschuhe dazwischen. Das funktioniert so gut wie ein Stativ.
Weil ich meiner 4er GoPro gerade zu Hand habe, lasse ich sie parallel eine kleine Zeitraffer-Sequenz fotografieren.
Als die Show vorbei ist, packe ich ein und bin mit Einbruch der Dunkelheit wieder in meinem Hotelzimmer. Es wäre sicher spannend an einem der nächsten Tage mit meinen lichtstarken Festbrennweiten nachts an diesen Aussichtspunkt zu fahren und zu fotografieren wie die Sterne über Teneriffa hinweg ziehen. Schauen wir mal ob ich es schaffe mich dazu aufzuraffen.
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