Nikon D500 – Das perfekte Portrait-Objektiv

Derzeit stehen die neue Nikon D5 und die Nikon D500 in den Startlöchern. Zwei Kameras wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Knapp über 2.000 Euro im Vergleich zu fast 7.000 Euro, einmal ein Sensor mit 20 Megapixeln im DX-Format und beim teuren Profiboliden ein Sensor im FX-Format, der ebenfalls 20 Megapixel auflöst. Beide Kameras sind bei der Serienbildgeschwindigkeit ähnlich schnell und ermöglichen ähnliche ISO-Werte. Die teure Profikamera punktet mit größeren Pixeln und dadurch höherer Dynamik sowie geringerem Rauschen bei extremen ISO-Einstellungen.

Obwohl man beide Kameras noch gar nicht kaufen kann, tobt in den einschlägigen Internet-Foren derzeit mal wieder der übliche Kleinkrieg. Ich habe mir vor langer Zeit abgewöhnt dort viel Zeit zu verbringen und gehe lieber Fotografieren als mich mit fremden Leuten über die Vorzüge dieser oder jener Kamera zu streiten. Denn die letzten Jahre haben es gezeigt: „Es gibt keine schlechten Kameras mehr!“. Jedenfalls nicht wenn man mehr als etwa 400 Euro ausgibt. Wenn es also keine schlechten Kamera mehr gibt, welche sollte man dann kaufen? Ganz klare Ansage: Man sollte die Kamera kaufen die sich in den eigenen Händen gut anfühlt und die nicht mehr als etwa 30% dessen kostet was man an Geld zur Verfügung hat. Von den übrigen 70% kauft man sich das Zubehör, das es überhaupt erst ermöglicht mit einer Kamera vernünftige Fotos zu machen. Was nutzt ein teurer hochentwickelter Kamera-Body wenn man sich keine vernünftigen Objektive und kein gutes Stativ leisten kann?

Die Mehrzahl der Hobbyfotografen dieser Welt fotografiert Menschen. Die Ehefrau, der Ehemann, der Freund, die Freundin, die Kinder, die Enkel, die Motive sind vielfältig. Meist wird schnell geknipst und oft sind Fotos aus einem iPhone schon das was die meisten Menschen glücklich macht. Wer mit seinen Fotos kein Geld verdient und sich auch nicht im Internet vor Menschen profilieren möchte die er gar nicht kennt, der braucht keine teure Kamera, der braucht die Kamera die zu ihm passt und die den finanziellen Spielraum läßt um mit der Kamera zu reisen und schöne Fotos aufzunehmen. Wer nicht endlos viel Geld zur Verfügung hat, der wird daher mit einer Nikon D500 besonders auf Reisen viel besser beraten sein als mit einer Nikon D5. Die Kamera ist kleiner, leichter und die Objektive sind durchweg ebenfalls kleiner und preiswerter. Das DX Format ist nichts schlechtes, auch wenn die vielen selbsternannten Experten in den Internet-Foren es oft so darstellen. Es gibt für DX-Kameras gute Weitwinkelobjektive, die Ergebnisse liefern die sich mit einer FX-Kamera messen können. Und wer gern Tiere fotografiert, der wird sich über den engeren Blickwinkel des kleineren DX-Chips freuen. Für die überwiegende Zahl der Nikon-Fans dieser Welt ist daher die Nikon D500 derzeit das beste was am Markt verfügbar ist. Wer sich diese Kamera nicht leisten kann, wird in den kommenden Monaten von fallenden Preisen bei der D7000, D7100 und D7200 profitieren. Es gibt einfach sehr viele Freaks die lange auf die Nikon D500 gewartet haben und ihre „Interimskamera“ jetzt schnell abstoßen. Hier kann man mit gutem Gewissen zuschlagen. Alle Nikon Kameras der 7000er Baureihe sind hochentwickelte tolle Fotogeräte die gute Ergebnisse liefern. Die Resultate unterscheiden sich in Details und werden bei Drucken in üblichen Formaten wie 20x30cm, bei Kalendern und Fotobüchern nicht auffallen.

Ich habe es schon gesagt, die Kamera sollte nicht mehr als 30% der gesamten Ausrüstung kosten, denn Objektive usw. sind das was zählt, das was kostet und das was Bestand haben wird. Keine Profilinse wird bei gutem Zustand drastisch im Preis fallen und letztlich verramscht werden. Ein Nikon AF-S 2,8/14-24mm wird man auch nach mehreren Jahren noch sehr gut verkaufen können. Meine Nikon D2x aus dem Jahre 2005 ist 10 Jahre später von 4.800 auf 480 Euro im Wert gefallen. Das wird auch der D5 und der D500 so ergehen. In 10 Jahren wird es eine Nikon D7 geben und die D5 ist dann „hochwertiger alter Schrott“, der D500 wird es nicht anders ergehen. Wer in den kommenden Monaten eine Nikon D500 kauft, sollte diese Kamera daher auch intensiv nutzen und viel damit fotografieren. Wer nur gelegentlich einige wenige Fotos macht, wird mit einer gebrauchten Nikon D7000 für rund 500 Euro ähnliche Ergebnisse erzielen und sich nicht über den drastischen Wertverfall ärgern müssen.

Aber genug der Vorrede, kommen wir zum eigentlichen Inhalt dieses Artikels. Es geht hier um Portraits und darum, „wie viel Kamera“ man braucht um ein gutes Porträt fotografieren zu können? Erst gestern war ich mit meiner Freundin Sandra bei einem Fotografen. Dort haben wir einige der „Ausdrucksstarken Bewerbungsfotos“ machen lassen, die vor dem Ladenlokal beworben wurden. Zum Preis von nur 15 Euro bekamen wir ein Set mit Fotos im Passbildformat und eine CD mit etwa 10 Fotos im JPG-Format.

Hier habe ich eines dieser Fotos:

IMG_3104

Das Bild ist gut ausgeleuchtet, die Farben sind stimmig und es standen mehrere Hintergründe zu Auswahl. Alles in allem ein sehr gutes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass es nur 15 Euro gekostet hat!!

Später habe ich meine Freundin Sandra gebeten noch ein wenig für mich zu lächeln, damit ich sie mit verschiedenen Kameras fotografieren kann. Die verwendeten Kameras sieht man hier. Es geht los mit dem CX-Format der Nikon 1J5 bis zum 24x35mm großen FX-Sensor der Nikon D800E.

Nikon 1J5 - Olympus OM-D EM-1 - Fuji X-T1 - Nikon D800E

In der folgenden Grafik habe ich die Sensorgrößen einander gegenübergestellt. Weil die Nikon D500 noch nicht lieferbar ist und sicher kein Demo-Exemplar verfügbar sein wird, habe ich meine Fuji X-T1 verwendet, deren Sensor der Nikon D500 bezüglich des Formates annähernd entspricht.

FX-DX-CX-MFT-Sensor-Comparison

In der Portraitfotografie haben lichtstarke Objektive mit einer Brennweite von etwa 85mm (bezogen auf das FX-Format) einen hohen Stellenwert. Um einen identischen Blickwinkel erreichen zu können, muss man bei kleineren Sensoren die Brennweite prozentual reduzieren. Im DX-Format ist daher ein 56mm Objektiv gut für Portraits geeignet. Im Micro-Four-Thirds Format (M4/3) ist das Panasonic/Leica 1,2/42,5mm Nocticron das vielleicht beste Portrait-Objektiv am Markt. Im Nikon 1 System gibt es das 1,2/32mm, das bei einem Cropfaktor von 2,7 einem 86,4 mm FX-Objektiv entspricht.

Wegen der unterschiedlichen Brennweiten haben alle Objektive eine unterschiedliche stark ausgeprägte Tiefenschärfe. Hier gilt die Regel, je länger die Brennweite, des geringer ist die Tiefenschärfe und desto weicher ist das Bokeh, also die Hintergrundunschärfe. Das inzwischen recht betagte Nikkor AF-D 1,4/85mm verwende ich für Portraits immer wieder unglaublich gern. Schon in der DX Welt, hat es an meiner Nikon D2x erstaunlich gute Portraits gezaubert. An meiner D800E ist es für mich nach wie vor der „King of Bokeh“. Die neuere Version mit AF-S Antrieb liefert weitgehend identische Ergebnisse. Die ältere Version hat für mich die Vorteil, dass es noch kein G-Typ ist und es daher noch einen richtigen Blendenring gibt. Damit kann ich dieses Objektiv sehr gut an meinen traditionellen Nikon Kameras verwenden. Auch bei der Video-Filmerei liefert es in Verbindung mit einem Adapter an Fuji- und Olympus-Kameras gute Ergebnisse.

Vielleicht sollte ich noch kurz auf die Brennweite von 85mm eingehen. Grundsätzlich könnte man Portraits auch mit längeren Brennweiten fotografieren und hätte noch mehr Kontrolle über die Hintergrundunschärfe. Aber dann müsste man sich relativ weit von seinem Model entfernen und würde schnell den direkten Kontakt verlieren. Es macht einen Unterschied ob man sein Model aus 2 Metern oder 8 Metern ablichtet. Außerdem sind viele Studios und Innenräume nicht groß genug für lange Brennweiten, so dass Objektive zwischen 85mm und 105mm (bezogen auf das FX Format) meist ideal für die Portrait-Fotografie sind.

Während des kurzen Shootings haben wir die Position der Lichter etwas variiert, was die unterschiedliche Helligkeit der Haare usw. erklärt. Schauen wir uns einige Beispiele an. (Nikon D800E, Fuji X-T1, Olympus E-M1, Nikon 1)

D800E_3140

RXT18752

DSC_0320

Wegen des großen Sensors ist die Hintergrundunschärfe bei der Nikon D800E sehr ausgeprägt, aber das XF 1,2/56mm der Fuji läßt keine Wünsche offen und auch die Olympus kann sich sehen lassen. Beim letzten Foto war ich mit der Nikon 1 etwas weiter entfernt. Die Hintergrundunschärfe ist hier sichtbar geringer als bei der Nikon D800E. Aber dennoch ist das Ergebnis sehr harmonisch. Wenn man den riesigen Preisunterschied zwischen der Nikon 1 und der D800E bedenkt, ist das Ergebnis der Nikon 1 J5 ganz erstaunlich. Die leicht unterschiedlichen Farben sind das Ergebnis der unterschiedlichen Anordnung der Lampen und verschiedener Einstellungen bei der RAW-Konvertierung. Würde man zwei Bilder aus unterschiedlichen Kameras direkt nebeneinander legen, man würde bei der RAW-Konvertierung identische Farben hinbekommen. Käme zusätzlich bspw. der X-Rite Colorchecker Passport zum Einsatz, wären die Farben so dicht beieinander, dass man keinen Unterschied sehen würde. Ganz gleich mit welchem Kamerasystem man die Bilder aufgenommen hätte!

Wenn Sie in der Presse lesen, dass die eine oder andere Kamera intensivere Farben blablabla hat, dann bezieht sich dies immer auf die JPG-Dateien die direkt aus der Kamera kommen. Das mag für faule Hobbyknipser von Interesse sein, wer es wirklich ernst meint fotografiert ohnehin im RAW-Format und wird mit einer Fuji, Olympus, Nikon oder was auch immer Ergebnisse erzielen können, die in sich stimmige Farben aufweisen.

Hier noch einige Portraits im Hochformat, diesmal ganz ohne die Angabe um welche Kamera es sich bei welchem Bild handelt. Nehmen Sie sich Zeit, schauen Sie genau hin und überlegen sie ob ein kleiner oder großer Sensor das Bild aufgezeichnet hat.

RXT18803

D800E_3154

DSC_0285

Schauen Sie sich die Bilder in Ruhe an und jetzt raten Sie…

Das letzte Bild habe ich mit der Nikon 1 J5 aufgenommen und das Resultat ist für meine Begriffe sehr zufriedenstellend. Das Bild darüber stammt aus der Nikon D800E, hier hat der Sensor also fast die achtfache Fläche, die Kamera wiegt ein Vielfaches und kostet ohne Objektiv fast das Zehnfache der Nikon 1J5!!

Die korrekte Reihenfolge der Fotos ist:

  • Fuji X-T1
  • Olympus EM-1
  • Nikon D800E
  • Nikon 1 J5

Schaut man das Bild aus der Fuji X-T1 an wird man feststellen, dass das DX Format in der Portrait-Fotografie kaum Nachteile hat, sofern man das passende Objektiv benutzt. Das Nikon AF-S 1,4/85mm oder das neuere Pendant wird ganz hervorragend an der neuen Nikon D500 funktionieren. Wegen des engeren Blickwinkels muss man sich einen Schritt weiter von seinem Model entfernen, wird aber in der Praxis Ergebnisse erzielen, denen man nicht ansehen kann ob sie mit einer „Vollformat-Kamera“ oder einer preiswerteren DX-Kamera aufgenommen wurden. Wegen des schmaleren Blickwinkels der Nikon D500, ist sogar das preiswerte AF-S 1,4/50mm (DX-Format: 75mm) sehr gut für das Fotografieren von Portraits geeignet.

Ein ebenfalls sehr gut für die Portraits-Fotografie geeignetes Objektiv ist das ausgezeichnete Nikon AF-S 1,4/58mm, das dem Fuji XF 1,2/56mm sehr nahe kommt, leider aber deutlich teurer ist. Wer professionell Portraits fotografieren will und wem der Look der Fotos aus der Fuji X-T1 mit dem XF 1,2/56mm gefällt, dem sei das Nikon AF-S 1,4/58mm sehr ans Herz gelegt. Preislich bewegt sich diese Linse allerdings bei etwa 1.500 Euro im Vergleich zu etwa 900 Euro für das Fuji-Pendant.

Wer ein gutes Universal-Objektiv für die neue Nikon D500 sucht, der ist mit dem Nikon AF-S 2,8/17-55mm sehr gut beraten. Auch das AF-S 16-85mm wird an der D500 eine sehr gute Figur machen.

Fazit

Mit der D500 hat Nikon nach der D300 wieder eine DX Kamera im Angebot die besonders in der Tierfotografie mit langen Teleobjektiven ihre Stärken haben wird. Bestückt mit den geeigneten Objektiven wird sie aber auch bei Portraits und in der Landschaftsfotografie die Ansprüche der allermeisten Fotoamateure mehr als befriedigen können.

Hier habe ich eine Liste von Objektiven die ich für die neue Nikon D500 für sehr empfehlenswert halte.

Mein neues Buch

Seit September 2016 ist mein Book 100 Days of Freedom im Handel erhältlich. Es gibt Versionen für amazon Kindle und Nutzer von eReader wie dem Tolino. Für die unbeschwerte Lektüre auf Tablet, Mac oder PC gibt es eine PDF Version.

100DaysOfFreedomCover

In diesem Buch geht es um eine Motorradreise quer durch Südeuropa. 138 Tage lang bis hin zu den Kanarischen Inseln. Im Gepäck sind eine Fuji X-T1, eine X-E2 und diverse Objektive. Im Buch gibt es viele Fotos sowie Tipps zu schönen Locations und allerlei Themen der Fotografie.

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1 Kommentar zu „Nikon D500 – Das perfekte Portrait-Objektiv“

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