Nikon D500 – Pro und Contra

D500_16_80E_front34l

In den kommenden Wochen startet Nikon die Auslieferung der ersten Exemplare der neuen Nikon D500. Diese Kamera ist der „legitime“ Nachfolger der inzwischen etwas betagten Nikon D300s. Der neue Sensor verspricht bei einer Auflösung von gemäßigten 20 Megapixeln einen guten Dynamik-Umfang und gutes Rauschverhalten bei hohen ISO-Werten. Zusätzlich punktet die Kamera mit einem Touch-fähigen Klappdisplay und Videoaufzeichnung in 4K Qualität.

Im Vergleich zu den bislang lieferbaren DX Kameras wie der Nikon D7000, D7100 und D7200 punktet die D500 mit ausgefeilterem Bracketing, deutlich höherer Serienbildgeschwindigkeit und einem riesigen Pufferspeicher. Alles in allem ist die Nikon D500 eher eine Profikamera imd DX-Format, was sich nicht zuletzt in einem Preis widerspiegelt der deutlich über 2.000 Euro liegt. In Verbindung mit einem Batteriegriff und einigen Ersatzakkus etc. kostet diese Kamera schnell mehr als 2.500 Euro. Ältere Modelle wie die Nikon D7000 bekommt man am Gebrauchtmarkt in gutem Zustand für etwa 500 Euro. Im Vergleich fühlt sich eine D7000 etwas mehr nach Plastik an, ist langsamer, hat einen kleineren Pufferspeicher und filmt in HD Qualität mit festen 24 B/s. Der Sensor ist mit 16 Megapixeln nur unwesentlich niedriger aufgelöst, aber eben auch eine deutlich ältere Generation.

Wer braucht eine Nikon D500 und für wen lohnt sich die Investition?

Mit dieser Frage sah ich mich erst gestern zu später Stunde konfrontiert, als mich einer meiner Facebook-Freund anschrieb um mich um Rat zu fragen. Diese Diskussion war wirklich gut und sinnreich, daher habe ich mich entschlossen sie hier zu zeigen. Jeder der selbst überlegt ob er für eine Nikon D500 2.500 Euro ausgeben will, kann dieser Konversation folgen und den Gesprächsverlauf für sich selbst adaptieren.

Meinen Facebook-Freund nenne ich hier mal „Nik“… 

Nik: „Hi Ansgar, ich brauche mal Deinen Rat, da du ja ein echter Nikon Profi bist. Ich möchte mir in den nächsten Monaten eine neue Nikon zulegen. Die Nikon D500 ist ja wirklich sehr interessant, aber die Nikon D750 interessiert mich auch sehr, da ich bis jetzt noch keine Vollformatkamera habe. Ich besitze schon einige DX sowie FX Objektive. Jetzt bin ich etwas hin und hergerissen, da ich noch meine Nikon D7000 habe. Was würdest du mir empfehlen?“

Ansgar: „Beide Kameras sind top und liefen gute Ergebnisse. Die Nikon D500 kann mit 4K filmen, ich selbst würde sie nur deshalb kaufen. Auch sind DX-Objektive kompakter und preiswerter als die FX-Dinger. Wer gern Tiere fotografiert ist mit der Nikon D500 auch im Vorteil. Jedes Teleobjektiv wirkt wegen des kleineren Chips deutlich länger. Eigentlich sind FX Kameras nur groß, teuer und schwer…“

Nik: „Ja, aber meinst Du der Vollformatsensor holt da nicht noch mehr Bildqualität raus. So predigen es die Tester von Chip Foto und anderen Zeitungen.“

Ansgar: „Auf Hochzeiten holst Du aus der Nikon D750 einen Tick mehr Dynamik raus, weil die Pixel etwas größer sind und damit der Dynamikumfang höher ist. Wer professionell Hochzeiten fotografiert sollte dann aber auch das Nikon AF-S 1,4/24mm haben. Erst damit hat man ein Alleinstellungsmerkmal, aber das kostet fast 2.000 Euro. Verdienst Du Geld damit auf Hochzeiten zu fotografieren? Wenn nicht, würde ich das viele Geld nicht ausgeben.“

Nik: „Nein, ich habe nich nie eine Hochzeit fotografiert. Die von Chip Foto sagen und schreiben, dass die Bildqualität einer Vollformatkamera so viel besser ist und nicht vergleichbar mit DX Kameras.“

Ansgar: „Diese Aussagen stammen noch aus dem Jahr 2010. Inzwischen hat sich so vieles im DX Bereich verbessert. Die in Ausdrucken wirklich sichtbaren Unterschiede liegen im einstelligen Prozentbereich. Meiner Meinung nach ist das alles Geschwafel, damit die Anzeigenkunden der vielen Fotozeitungen immer neue Kameras verkaufen zu können, viel Geld verdienen und neue Anzeigen schalten.“

Nik: „Mir geht es hauptsächlich um die Bildqualität bei hohen ISO Werten“.

Ansgar: „Wenn man eine alte Nikon D3000 mit einer D5 vergleicht, ist die Nikon D5 natürlich besser, aber auch 50 mal so teuer. Es ist einfach die Frage, was man wirklich braucht und ob man mit seinen Fotos Geld verdienen muss. Verdienst Du Geld mit Deinen Fotos?“

Nik: „Nein, ich fotografiere nur als Hobby.“

Ansgar: „Hast Du schon mal ein Foto ausgedruckt oder ausdrucken lassen?“

Nik: „Ja, ich drucke meine Bilder alle selbst auf einem EPSON 3880 Pro in maximal DIN A2.“

Ansgar: „DIN A2, da reichen ja 6 Megapixel für gute Ergebnisse….“

Nik: „Ja, das stimmt eigentlich. Aber ich möchte manchmal noch etwas mehr rausholen aus den Bildern.“

Ansgar: „Fotografierst Du im RAW Modus?“

Nik: „Ja, RAW und JPG. Ich benutze Nikon Capture NXD und Lightroom. Wobei ich sagen muss, wenn ich die Bilder über Nikon Capture NXD drucke, sehen sie wesentlich besser aus, obwohl die Profilierung identisch ist.“

Ansgar: „Besorg Dir mal Photoshop CS6 oder eine neuere Version (Ggfs. Testversion) und die NIK Tools von Google, die kosten nur knapp über 100 Euro. Damit holst Du mehr aus Deinen Bildern heraus als mit einer neuen Kamera. NIK Define ist wunderbar für die Bearbeitung von Bildern bei hohen ISO-Werten. Welche ISO Werte verwendest Du?“

Nik: „Bei meiner Nikon D7000 maximal ISO-6400, aber dann sehen die Bilder ziemlich matschig aus.“

Ansgar: „Wie oft machst Du Fotos mit hohen ISO-Werten?“

Nik: „Nicht sehr oft, aber es ist komfortabel wenn man die Möglichkeit hat auf ISO 25.600 zu gehen und die Bilder dann noch ok sind. Bei ISO 3.200 sind die Bilder aus der Nikon D7000 noch ok, beim Ausdruck im Format DIN A3 gehts auch noch. Wirklich brauchen tue ich die sehr hohen ISO-Werte nur selten.“

Ansgar: „Warum denn so irre hohe Werte? Ich benutze selbst im Vollformat mit meiner Nikon D800E selten mehr als ISO 3.200, meist maximal ISO 1.600? Mit meiner Fuji X-T1 und dem 1,4/23mm konnte ich auf La Gomera schon bei Blende 1,4 und ISO 800 die Milchstraße knipsen. Welche Motive fotografierst Du mit den hohen ISO-Werten, Sterne, Milchstraße und sowas?“

Nik: „Hatte hier im Tiergarten vor kurzem so eine Situation, das Wetter war trüb und regnerisch, später Nachmittag, wollte die Schnee-Leoparden knipsen. Mein Objektiv ist ein Nikon 2,8/80-200mm. Da hat ISO-6400 nicht mehr gereicht. Die Bilder waren alle Scheisse, aber vielleicht erwarte ich auch zu viel?“

Ansgar: „Benutzt Du ein Stativ?“

Nik: „Nein, hatte ich nicht dabei.“

Ansgar: „Hast Du einen VR benutzt?“

Nik: „Nein, den hat das Objektiv nicht. Vielleicht hätte ich ein Stativ mitnehmen sollen?“

Ansgar: „Dann schau Dir mal das Nikon AF-S VR 2,8/70-200mm an. Damit sparst Du locker 4 Blendenstufen. Statt mit ISO 6.400 könntest Du dann mit ISO 800 die Schneeleoparden fotografieren ohne verwackelte Bilder zu haben. Die Schnee-Leoparden dürfen sich dann natürlich nicht schnell bewegen. Aber ein bisschen Bewegungsunscharfe kann auch sehr gut aus sehen! Ich habe den Eindruck, dass Du eher ein neues lichtstarkes Teleobjektiv mit einem guten VR brauchst als eine neue Kamera. Schnee-Leoparden freihändig ohne Stativ in der Dunkelheit bei ISO 6.400 ohne Stativ fotografieren, das kann auch nichts werden. Da würde Dich eine Nikon D500 auch nicht groß weiterbringen.“

Nik: „Ja bin eigentlich mit meiner Nikon D7000 zufrieden, mit den richtigen Objektiven holt man da gleich mehr raus. Ich hab das Sigma 105mm Makro, das Ding ist auflösungstechnisch an der Nikon D7000 der Hammer.“

Ansgar: „Das glaube ich gern. Es ist also das gute Licht worauf es ankommt. Ist das Licht fies, das Objektiv lichtschwach und alt, wird man auch mit hohen ISO Einstellungen keine guten Fotos machen. Da ist es eigentlich egal ob man mit einer Nikon D7000 oder einer nagelneuen D500 für mehr als 2.000 Euro fotografiert. Schau mal hier, diesen Adler habe ich mit meiner Nikon 1V3 und dem 1NIKKOR 70-300mm fotografiert. Ich glaube es kommt eher auf das Objektiv als auf den Kamera-Body an. Mit guten Objektiven gelingen auch an einfachen Kameras gute Bilder.“

Fish Eagle Portrait - Nikon 1 V3 & AF-S VR 70-300mm

Fazit

Keine Kamera macht bei schlechtem Licht gute Fotos. Fotografieren ist „Malen mit Licht“, hat man kein Licht ist es wie ein Maler der keine Farben hat. Daran wird keine Kamera jemals etwas ändern. Wer trotzdem mit dem Kauf der neuen Nikon D500 liebäugelt, ich finde sie ja auch spannend, sollte sie vor dem Kauf bei einem guten Fotohändler in Ruhe anschauen und überlegen, ob für eine Verbesserung der eigenen Fotos nicht ein neues Objektiv sinnvoller wäre. Vor dem Gang zum Fotoladen sollte man auch sein Stativ abstauben und es auf eine seiner Fototouren mitnehmen. Man wird überrascht sein wie sehr ein solches sperriges Ding die eigene Art der Fotografie verändert. Wer mit einem Stativ fotografiert wird ruhiger und denkt mehr über die Bildinhalte nach.

Sie haben gar kein Stativ? Dann kaufen sie erst ein Stativ und üben damit, lernen sie einen Fernauslöser zu benutzen, lesen Sie ein gutes Buch über Fotografie und quetschen Sie aus der Kamera die sie haben das Letzte heraus. Geben Sie sich Mühe bei der Nachbearbeitung ihrer Fotos, benutzen Sie den RAW-Modus! So werden Sie aus der Kamera die sie schon haben und kennen, garantiert mehr herausholen als wenn sie weitermachen wie bisher und nur den Kamerakorpus austauschen.

„Fotografie ist Malen mit Licht“: Ein Maler der sich schickere Leinwände, bessere Pinsel und neue Farben kauft, malt damit nicht automatisch bessere Bilder. Erst wenn er lernt sein Handwerkszeug richtig einzusetzen kann er damit erfolgreich sein. Bei der neuen Nikon D500 ist das nicht anders. Wer vor der Nikon D500 schusselig dahin geknipst hat, wird mit der D500 nicht automatisch zum bejubelten Fotomeister.

Machen Sie einen Schritt nach dem anderen. Üben Sie mit der Kamera die sie haben und geben Sie erst Geld für einen neuen Kamera-Body aus, wenn sie ihn beherrschen und sich auch die guten Objektive leisten können. Erst dann wird eine Nikon D500 dabei helfen bessere Bildergebnisse zu erzielen.

Wer diese lange Fotoschule bereits durchlaufen hat, sicher im Umgang mit seiner Kamera ist und über die Objektive verfügt die ihm gute Bilder ermöglichen, der ganz sicher auch mit der neuen Nikon D500 viel Freude haben.

Im Vergleich verspricht die Nikon D750 eine etwas höhere Auflösung und ein etwas besseres Rauschverhalten bei hohen ISO Werten. Diese Stärken kann sie aber nur mit den geeigneten Objektiven usw. ausspielen. Eine vollständige gute Fotoausrüstung im FX-Format wird deutlich teurer und nur in erfahrenen Händen sichtbar bessere Ergebnisse liefern.

Schauen Sie sich jetzt einige Fotos erfolgreicher Fotografen an. Hier habe ich einige Links zur Google-Bildersuche zusammengestellt. KEINES dieser Fotos wurde mit einer Nikon D500 aufgenommen, viele Bilder sind sogar älter als 10 Jahre und wurden noch auf Diafilm fotografiert.

Überlegen Sie welche Kameras für die Erstellung dieser Aufnahmen verwendet wurden. Danach lehnen Sie sich zurück und murmeln 1.000 mal vor sich hin: „Nicht die Kamera macht das Bild“. Wenn Sie danach noch glauben eine Nikon D500 haben zu müssen, hat das meinen Segen 🙂

D500_16_80E_front

D500_16_80E_left

D500_16_80E_back34r

D500_16_80E_back34l

D500_16_80E_MBD17_frt

D500_16_80E_MBD17_frt34l

D500_16_80E_tilt_down

D500_16_80E_top

D500_back

D500_top

D500_200_500

Mein neues Buch

Seit September 2016 ist mein Book 100 Days of Freedom im Handel erhältlich. Es gibt Versionen für amazon Kindle und Nutzer von eReader wie dem Tolino. Für die unbeschwerte Lektüre auf Tablet, Mac oder PC gibt es eine PDF Version.

100DaysOfFreedomCover

In diesem Buch geht es um eine Motorradreise quer durch Südeuropa. 138 Tage lang bis hin zu den Kanarischen Inseln. Im Gepäck sind eine Fuji X-T1, eine X-E2 und diverse Objektive. Im Buch gibt es viele Fotos sowie Tipps zu schönen Locations und allerlei Themen der Fotografie.

Wer nicht gern liest, kann mich mit einer kleinen Spende via PayPal unterstützen.

paypal-donation

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Translate »
Scroll to Top