Als wir beim Frühstück sitzen ist es draußen schwer bewölkt und der Wetterbericht verheißt für heute und die kommenden Tage wenig gutes. Es soll Regen geben und so richtig ungemütlich werden, was man auf den Kanaren eben so als „ungemütlich“ bezeichnen darf. Wir lassen und nicht beeindrucken und frühstücken erst einmal in aller Ruhe.
Zurück an unserem kleinen Häuschen sind die Betten schon gemacht. Also schnell den Artikel zum Vortag fertig schreiben, via Roaming eine Datenverbindung mit dem Mobiltelefon herstellen, einen WLAN-Hotspot auf dem Telefon einrichten, mit dem MacBook eine Verbindung zum Telefon herstellen und dann den frisch getippten Artikel publizieren. Noch schnell ein paar Fotos reinhängen, noch einen kleinen Fehler korrigieren und schon sind wir fertig. Noch kurz die E-Mails checken, Sandra schaut auch noch schnell bei Google-Mail rein und schon können wir die Datenverbindung wieder kappen.
Viele Daten können es ja nicht gewesen sein, mir kommt die verwegene Idee mal kurz im Telefon nachzuschauen. Dort habe ich einen kleinen „Verbrauchszähler“ installiert. 22,89 MB wurden heute übertragen!! Ohje, der Spaß hat also 13,51€ gekostet. Wow, das geht wirklich schneller als man denkt! Mein Tarif enthält eine Auslandsoption, ein Megabyte kostet 0,59€ bei „fairer 10KB Taktung“. Die Verbindung ist hier völlig ok, es klappt sogar alles mit HSPDA-Geschwindigkeit. Aber wirklich preiswert ist das trotzdem nicht! Und noch einen Haken hat der Spaß, der Tarif hat bei 50€ eine Obergrenze. Ist diese Grenze erreicht ist keine weitere Verbindung möglich bis man direkt über den Provider ein neues Paket frei geschaltet hat. Nur wie das geht weiß ich gar nicht. Während der kommenden Tage muss ich also etwas vorsichtig mit meinem „Datenvolumen“ umgehen.
Die automatischen Updates usw. habe ich ja schon ausgeschaltet und ich klicke auch keine unnötigen Web-Seiten usw. an. E-Mails mit Anhängen lade ich gar nicht erst herunter, aber dennoch kommt allerhand zusammen. Ein Problem scheint mir auch zu sein, dass viele Web-Seiten inzwischen via AJAX egal wo man klickt immer mal im Hintergrund Daten mit dem zugehörigen Web-Server austauschen. Man bemerkt es nicht wirklich, aber es geschieht meist allerhand im Hintergrund.
Nach dem kleinen „Datenschock“ überlegen wir was wir heute anstellen könnten. Mein Freund Wolfgang fährt bei schlechter Wetterlage auf der Nordseite Teneriffas gern mal rüber in den Süden nach Candelaria. Ich selbst war dort noch nicht und angesichts des schwer bedeckten Himmels könnte es eine gute Idee sein. Wir packen also alles ein was wir für notwendig halten. Später am Abend wird es wieder viel zu viel gewesen sein…
Heute ist auch die kleine GoPro dabei. Ich montiere sie mit dem Autoscheiben-Halter von außen oben in der Mitte der Windschutzscheibe. Und schon geht es los. Später unten kurz vor der Autobahn halten wir an und ich „sichere“ die kleine Kamera, wer weiß was geschieht wenn sie sich bei 120 km/h lösen sollte?
Die Fahrt nach Candelaria ist nicht wirklich weit und das Wetter wird sonniger je mehr wir uns Candelaria nähern. Von innen habe ich mein Garmin Colorado 300 an die Scheibe „geklebt“. So können wir den Track des Tages aufzeichnen. Vor zwei Tagen habe ich es tatsächlich geschafft eine kostenlose routing-fähige Karte für alle Kanarischen Inseln auf meinem Garmin zu installieren. Die Karte ist wirklich detailliert und recht genau, allerdings gibt es keine Höhenlinien oder ähnliches, was beim Wandern hilfreich sein könnte. Es ist eben eine reine Straßenkarte. Wer sie selbst auf seinem GPS installieren möchte, sollte mal im Web nach „Islas Canarias“ und „Computerteddy“ suchen.
In Candelaria angekommen sind wir überrascht eine quirlige niedliche Innenstadt vorzufinden. Mit Los Christianos oder anderen Hotelburgen hat das hier gar nichts zu tun. Das ist pure kanarische Lebensart, wirklich schön!
Bewaffnet mit meiner Nikon D7000 und dem superguten AF-S VR 16-85mm geht es durch die Stadt. Es entsteht ein Knipsbild nach dem anderen, bis wir schließlich in einer italienischen Pizzeria landen. Die Pizza ist wirklich gut und inkl. Getränken und einem tollen Espresso kostet es 19,10€. Noch ein wenig Trinkgeld dazu und wir sind bei 22,- € für ein komplettes Mittagessen, nicht schlecht!
Nach dem Essen möchte Sandra ein wenig durch die Geschäfte stöbern, ich schaue mir während dessen die Basilika an, sie ist ab 15h wieder geöffnet. Innerhalb der Basilika fotografiere ich ein wenig mit der Nikon D700 und dem ebenfalls superguten AF-S VR 16-35mm. Um ohne Stativ fotografieren zu können muss ich die ISO-Empfindlichkeit bis auf 16.000 steigern. Später am Notebook bin ich von der Bildqualität wirklich überrascht! Im Gegensatz zur D7000 kann man diese hohen ISO-Werte an der D700 nicht nur einstellen sondern tatsächlich verwenden!!
Aber dennoch bin ich nicht so wirklich glücklich mit den Ergebnissen. Die Bilder haben entweder helle Flecken oder dunkle schwarze Flächen. Eigentlich schreit das hier nach einem HDR. Also ab zum Auto, das kleine Manfrotto Stativ holen. Das große BENRO Stativ liegt derweil noch immer unbenutzt in meinem Koffer im „Kinderzimmer“ auf unserer Finca.
Zurück in der Basilika stelle ich ISO-200 ein und setzte das neue SAMYANG MF 2.8/14mm an die D700. Nun ist der Blickwinkel wirklich krass. Vom Ende der Kirche bekomme ich fast das gesamte Kirchenschiff auf ein Bild! Die Kuppel ist wunderschön, hier muss ich nicht auf der Erde liegen, einfach bei ISO-800 und Blende 4 kurz nach oben recken und schon ist sie fotografiert. Später am Notebook sieht das alles wirklich gut aus. Wenn man bedenkt, dass dieses Objektiv für unter 300 Euro zu haben ist, gar nicht schlecht! Ok, es hat nicht einmal eine CPU, es ist die ganz billige Version! Daher wird es an einfacheren Kameras wie Nikon D3000 oder der D60 nicht wo richtig gut funktionieren. Aber an der D700 macht es so wie es ist eine gute Figur, auch wenn wegen der fehlenden CPU nur die mittenbetonte Belichtungsmessung funktioniert.
Im Anschluss an die Fotosession in der Basilika würde ich noch gern einen Zeitrafferschwenk mit meiner kleinen GoPro und der Eieruhr machen. Direkt am Wasser finde ich auch ein geeignetes Geländer auf dem die magnetische Unterseite meiner GoPro-Eieruhr sehr schön haftet. Allerdings ist der Wind vom Meer so stürmisch, dass die Kamera fortlaufen „zittert“. So ist sicher keine schöne Zeitrafferaufnahme möglich. Also lassen wir das und gehen zurück zum Auto.
Was nun? Wir werfen einen kurzen Blick auf die Karte die Sandra eben gekauft hat. Wir könnten über Arafo hoch zum Teide fahren, dort einen Kaffee trinken und zum Abendlicht über La Esperanza hinab fahren. Gesagt getan, das Garmin wird schnell programmiert, es geht los in Richtung Arafo. Dort angekommen halten wir kurz an und nun kommt wieder die kleine GoPro auf die Windschutzscheibe. Es geht in endlosen Serpentinen hinauf auf über 2.000 Meter. Das Wetter ist grandios und von oben können wir sehen, dass rund um Candelaria ein gewaltiges „Wolken-Loch“ ist. Alles andere liegt unter einer dicken schweren Wolkendecke. Also war Candelaria gar keine schlechte Idee! Als wir oben am Restaurant in den Canadas del Teide eintreffen bin ich ziemlich frustriert als ich die kleine GoPro von der Scheibe nehme. Sie filmt nicht mehr und das Unterwassergehäuse ist wieder einmal von Innen komplett beschlagen. So ein Mist, diese kleinen Dinger sind wirklich nicht einfach zu handhaben. Wenn man wirklich sicher sein will, dass man ein brauchbares Ergebnis erzielt muss man alle 10 Minuten anhalten und das Ding kontrollieren.
Seit ein paar Wochen gibt es eine neue Version dieser Kamera. Auch hier hat der Hersteller nun erkannt, dass es blöd ist wenn man die Funktion der Kamera nur von der Vorderseite anhand einer blinkenden LED ausmachen kann. Die neue Version hat auch LEDs an der Ober- und Rückseite. Beim Motorradfahren ist es mir schon mehrfach so wie heute ergangen. Ich dachte ich hätte ein großartige Tour durch allergenialste Landstriche gefilmt und hatte letztlich nichts oder weniger als erwartet auf der SD-Speicherkarte.
Das könnte mir der neuen Version der GoPro HD HERO besser werden. Aber, dass das Unterwassergehäuse bei starken Temperaturschwankungen beschlägt, das wird man nur mit einem offenen Gehäuse oder diesen speziellen Strips abwenden können. Diese Strips legt man in das Unterwassergehäuse der GoPro und sie nehmen dann die sich ggfs. entwickelnde Feuchtigkeit auf. Leider habe ich das alles nicht dabei. Bei den nächsten Versuchen werde ich also immer mal wieder anhalten und kontrollieren müssen.
Überhaupt habe ich das Programm welches ich mir gewünscht habe noch nicht einmal annähernd geschafft. Das monströse 4/200-400mm Teleobjektiv ist noch unbenutzt, das 2.8/70-200 Tele ebenfalls. Das 1.4/50mm ist noch nicht ausgepackt, das AF-S 24-85mm auch nicht. Der Infrarotfilter ist so fest mit einem Reduzierring verschraubt, dass ich ihn nicht abbekomme. Also gibt es auch keine Infrarot-Fotos. Die AW-100 liegt noch unbenutzt im Koffer, die Liste ließe sich verlängern. Und um all das mit hier hin zu schleppen habe ich mir extra einen neuen Koffer gekauft. Na, es gibt eben Menschen die werden einfach nicht klug – ich scheine dazu zu gehören 🙂
Ok, wo waren wir? Ach ja, das Restaurant in den Canadas del Teide. Dort gibt es eine Kaffee und ein Glas Orangensaft. Sandra trinkt ein Bier mit Lemon, diese Mischung wird hier auch als „Shandy“ gehandelt. Es schmeckt gut und ist eigentlich so etwas wie unser „Radler“.
Als die Sonne sehr tief steht wollen wir los um noch ein paar schöne Fotos zu machen. Ich montiere wieder die GoPro an der Windschutzscheibe, packe meine Jacke in den Kofferraum, steige ein, starte den Motor, lege den Rückwärtsgang ein und bewundere noch kurz die drei superschönen BMW Motorräder neben uns. Ich denke an nichts böses und plötzlich rummst unser schöner neue Opel Astra gegen irgend etwas was da nicht sein sollte, bzw. eben noch nicht dort war? Es ist gelb!! Ein anderes Auto, oh SCHEISSE – das darf ich hier mal schreiben… Wo kommt der denn her?? Vorwärtsgang einlegen, zwei Meter vorfahren, Motor stoppen und schauen was passiert ist. In dem gelben Kleinwagen sitzt ein völlig konsternierter Fahrer. Ich öffne seine Türe und frage „Ist alles ok?“ Aber er ist Ire und kommt aus Dublin. Wir machen auf Englisch weiter. Er ist perplex und weiß nicht was wir machen sollen. Ich schlage vor, dass wir die Mietverträge nehmen, sie gegenseitig abfotografieren und ein paar Fotos „der Situation“ machen.
Beide Autos haben sicher eine Vollkaskoversicherung, die Frage ist nur „Wie hoch ist die Eigenbeteiligung?“
Mein Unfall-Partner ist wirklich nett und unter anderen Umständen hätten wir sicher einen ausgedehnten „Fotos-Plausch“ geführt. Aber so sind wir nach ein paar Minuten wieder im Auto und fahren immer noch etwas perplex von dannen, natürlich begleitet von den grinsenden Gesichtern der spanischen Motorradfahrer…
Ich versuche nicht daran zu denken wie es mit der verbeulten Stoßstange weiter geht, aber es kommt mir doch immer wieder in den Sinn. Wer hat eigentlich Schuld? Wo kam dieses Auto her? Was genau hat der andere Fahrer eigentlich gesagt? Hätten wir ggfs. ein paar Stunden auf die Polizeit warten müssen? Wen hätten wir anrufen können? Während ich still vor mich hin grüble verschwindet draußen die Sonne direkt hinter dem Pico del Teide. An einem der vielen Aussichtspunkte halten wir an und ich mache mit der D700 ein paar schnelle Belichtungsreihen.
Als es weiter den Berg hinab geht muss ich doch weiter grübeln. Ich bin froh, dass nur eine Delle in der Stoßstange ist, außerdem war diese Stoßstange genau an dieser Stelle eh schon ziemlich verschrammt, nun hat sie dort noch eine Delle…
Na, wir werden sehen wir es weitergeht – ich werde berichten!
Da bin ich nun zum X-ten mal mit einem Mietwagen unterwegs, tausende Kilometer bin ich schon auf Teneriffa herum gefahren und immer habe ich gegrinst wenn ich ein verbeultes Auto gesehen habe. Nun habe ich selbst ein Beule in ein fast neues Auto gefahren. Bin ich eigentlich hinein gefahren? Hat der gelbe Wagen eigentlich gestanden? Ich weiß es nicht und irgendwie will ich es heute auch gar nicht mehr wissen…
Candelaria kenne ich auch. Da stehen doch die ganzen Guanchen–Könige mit ihren knackigen Himterteilen herum! 🙂
Das mit dem Auto ist einfach Pech. Das kann jedem mal passieren.
LG Gabi