Nikon D800E – Landschaftsfotografie mit Teleobjektiven

Für die Mehrzahl der Fotografen ist die Landschaftsfotografie unmittelbar mit der Nutzung von Weitwinkelobjektiven verknüpft. Auch wird die Mehrzahl der Landschaftsfotografien weltweit mit weiten- oder gar ultraweiten Winkeln erstellt. Sehr kurze Weitwinkelobjektive haben die Eigenschaft, Objekte die sich sehr nah vor dem Objektiv befinden überproportional groß abzubilden. Das ist auch der Grund, warum Weitwinkelobjektive in der Portraitfotografie meist nicht zu gebrauchen sind, sie machen eben „Knollnasen“. Setzt man sie hingegen zur Sonnenuntergangszeit am Meer ein, so kann man den Schaum der Brandung fast bis in das Objektiv hinein fließen lassen. Bei Brennweiten von 20mm und weniger lassen sich bereits bei Blende 8  bis 11 unter Berücksichtigung der Hyperfokaldistanz ganz erstaunliche Effekte mit nahezu unendlicher Tiefenschärfe erzielen.

Bei Teleobjektiven ist das grundlegend anders. Sie haben einen deutlich engeren Blickwinkel, die Tiefenschärfe ist viel geringer und in der Landschaftsfotografie wirken die Bildergebnisse „kompakter“. Durch den engen Blickwinkel werden die Proportionen der Objekte deutlich weniger stark verzerrt und die Proportionen oft weitgehend beibehalten. Vor vielen Jahren habe ich mal in einem Buch gelesen, das Teleobjektiv würde den „Raum verdichten“. Damals musste ich bei dieser Formulierung grinsen, aber es ist doch etwas dran.

Hier habe ich vier Beispiele für Euch, die ich vor ein paar Tagen zur Sonnenuntergangszeit im Süden von Mainz aufgenommen habe. Es war schrecklich schwül und die Mücken haben mich übel zerstochen. Und auch der erhoffte grandiose Abendhimmel wollte sich nicht einstellen. Alles in allem war diese kleine Exkursion eher ein Fehlschlag. Aber als Demobilder taugen einige der Ergebnisse dennoch.

Alle Bilder habe ich in Originalgröße auf meinem Webserver abgelegt. Einfach die kleinen Vorschaubilder anklicken.

Beginnen wir mit einem Blick über einen Weinberg auf einen kleinen Turm der viele hundert Meter weit weg war. Der Turm ist gut erkennbar und bildet den Angelpunkt der Bildgestaltung. Durch die verwendete kleine Blende ist die Tiefenschärfe ausreichend groß. Damit die Bildkomposition funktioniert braucht man einen erhöhten Standpunkt. Ich habe mich hier für einem kleinen Aussichtspunkt entschieden. Will man im Abendlicht mit einem Teleobjektiv bei kleiner Blende ein Bild mit größer Tiefenschärfe aufnehmen, so ist ein Stativ absolute Pflicht! Wenn die Kamera es ermöglicht, sollte man unbedingt die Spiegelvorauslösung verwenden!

In diesem Beispiel habe ich das Nikon AF-S VR 2.8/70-200mm verwendet. Über dieses Objektiv habe ich im letzten Artikel schon geschrieben. Bei den dort verlinkten Testbildern war eine ausgeprägte Randunschärfe sichtbar. Schaut man sich diese Bilder in der Originalgröße an, so ist hier der Schärfebereich homogener, weil das Objektiv nicht im Nahbereich eingesetzt wurde. Wer ganz genau hinsieht, wird aber dennoch an den Bildrändern einen deutlichen Schärfeabfall erkennen. Wer dies vermeiden will kann bspw. eine der Festbrennweiten einsetzen die ich im letzten Artikel schon vorgestellt habe.

Kommen wir zum nächsten Beispiel. Hier wir ein Dilemma der Landschaftsfotografie mit Teleobjektiven deutlich, der Dunst! Gerade an warmen Tagen flimmert die Luft in der Hitze des Sonnenlichts. Kommt noch Feuchtigkeit hinzu ergeben sich trübe Luftschichten die es meist fast unmöglich machen Objekte in großer Entfernung mit einem Teleobjektiv scharf abzubilden.

Aus diesem Grund schlägt die Stunde der Landschaftsfotografien mit langen Teleobjektiven meist sehr früh an kühlen Sommermorgenden oder sogar während der klaren kalten Wintertage. Der weiße Fleck im Bild ist übrigens ein Jogger mit weißem Hemd, spätestens jetzt wird klar, ein Stativ ist PFLICHT!

Kommen wir zu einem anderen wichtigen Kapitel der Fotografie, zum Tonwertumfang der Kamera. Meist wird dies auch als Dynamik bezeichnet. Je kleiner die Pixel des Sensors einer Digitalkamera sind, umso geringer ist die Dynamik, also der maximal abzubildende  Kontrastumfang eines Motivs. Blickt man mit einem Objektiv direkt in die Sonne, so ist das für den Chip einer Digitalkamera so ziemlich die härteste aller Prüfungen. Schlimme Reflektionen an den Oberflächen der Linsen, die so genannten „Lensflares“ sind für diese Aufnahmesituation oft sehr charakteristisch. Vermeiden kann man sie indem man den „Fingertrick“ verwendet, den ich in einem meiner Artikel in der Rubrik „Photoshop“ schon beschrieben habe.

Das hier verwendete Nikon AF-S VR 2.8/70-200mm Objektiv zeigt in dieser krassen Gegenlichtsituation praktisch keine sichtbaren Lensflares. Dies zeigt wie gut die Entspiegelung und der optische Konstruktion dieses Objektives ausgeführt sind. Und entgegen aller Befürchtungen ist der Dynamikumfang der D800E gar nicht so eng wie befürchtet.

Doch trotzdem ist der Vordergrund sehr dunkel und weist nur mäßig viel Zeichnung auf. Wie kann man das ändern? Ein sehr einfacher Trick ist die Erstellung einer Belichtungsreihe. Im folgenden Beispiel habe ich im Abstand von nur wenigen Sekunden drei identische Fotos mit einem Unterschied von jeweils einer Blendenstufe aufgenommen. Aus diesen drei Bildern habe ich dann das folgende Bild zusammengefügt. Es ist kein HDR! Statt dessen ist der Vordergrund aus dem hellsten Bild entnommen. Für den mittleren Bereich wurde das dunkelste Bild verwendet, der oberer Bereich stammt aus dem „normal“ belichteten Foto.

Das Ergebnis ist homogener, aber irgendwie auch etwas „blasser“ als vorherige Beispielbild. Was einem letztlich gefällt ist dem persönlichen Geschmack überlassen. Mir persönlich gefällt es gut, wenn es keine „Tonwertabrisse“ gibt, also Bildbereiche die entweder komplett schwarz oder weiß sind. In diesem Bildbereichen ist jedwede Zeichnung verloren und beim genauen Hinsehen sind sie meist wirklich unschön.

Schaut Euch die Bilder in der Originalgröße an und urteilt selbst 🙂

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