Mit vier BMWs durch das Sauerland

Auch wenn der Wetterbericht nicht viel Gutes verheißt, es ist das erste und letzte Wochenende an dem mein Bruder, mein Schwager, meine Freundin und ich gemeinsam die Zeit für eine ausgedehnte Motorradtour finden. Es soll kreuz und quer durch das Sauerland gehen. Bereits als kleiner Bub habe ich viel Zeit bei der Oma in Scharfenberg bei Brilon verbracht. Noch gut erinnere ich mich an die „Sommerfrischler“ die meine Oma von Jahr zu Jahr im eigenen Haus beherbergte und verköstigte. Sommerfrischler, das waren meist Gäste aus Holland. Besucher aus dem Land ohne Berge die einmal im Jahr etwas anderes sehen wollten als Deiche und plattes Land.

Morgenstimmung am Möhnesee

Unter ihnen war auch die Familie Mulder. Während ich noch die Grundschule besuchte haben wir immer wieder die  Sommerferien im Haus dieser Familie in Den Helder an der Nordsee verbracht. Die Mulders haben während dieser Zeit bei meiner Oma gewohnt. So hatten wir Kinder Strand und Sonne und die Mulders sonnige Tage in einem wunderschönen Mittelgebirge.

Beim Gedanken an eine Motorradtour durch das Sauerland rümpfen hartgesottene Alpen-Biker schnell die Nase. Aber wer dieses schöne Fleckchen Erde erst einmal kennen gelernt hat, den zieht es immer wieder dorthin.

Warten auf die anderen Biker

Als Ausgangspunkt für unserer Reise haben wir uns das kleine Café an der Staumauer des Möhnesee ausgesucht. So haben wir alle eine recht moderate Anreise zu bewältigen. Sandra und ich entscheiden uns für die Autobahn. Sie sucht sich heute wieder mein Mädchenmotorrad aus, eine BMW K1200r Sport mit 163 PS. Ich entscheide mich für meine 11 Jahre alte BMW K1200RS mit „nur“ 131 PS. Mein Bruder wird mit seiner BMW R1150R (86PS) anreisen und meine Schwager wird seine wunderschöne chromblitzende BMW R1200C Classic (61PS) ausführen. Gemeinsam haben wir damit fast 5 Liter Hubraum, 12 Zylinder und satte 442 PS. Das alles bei einem Benzinverbrauch von etwa 24 Litern/100km und einem Gesamtgewicht von ca. 1000 KG – Nicht schlecht!!

BMW R1200C Classic

Um kurz nach 11h sind wir vollzählig und es geht los. Mein Bruder hat die Tour daheim am PC geplant und die Route in sein Garmin GPS übertragen. Er kennt sich hier gut aus und so ist er der Anführer unserer Truppe. Sobald Kurven in Sicht sind „verlässt“ er uns und wartet auf der nächsten Gerade bis wir auch da sind. Gern würde ich mal so richtig den Hahn aufreißen, aber wenn man in einer Gruppe fährt muss man lernen sich zusammen zu reißen. Auch wenn es schwer fällt, aber so habe ich als „Schlusslicht“ meine Freundin und meinen Schwager stets im Blick. Ich kann mich auf die reizvolle Landschaft konzentrieren und muss nicht im Spiegel schauen „wo sie denn bleiben“. Das hat auch was und ist auf Dauer sehr entspannt. Man kann auch Spaß haben wenn man nicht am Limit fährt!

Am Nachmittag gibt es eine Pause am am Sorpesee. Hier hole ich kurz meine Nikon AW100 „Immer-Dabei-Kamera“ heraus und lichte für Euch die vier so verschiedenen Motorräder ab.

Schauen wir mal was wir da haben… Zuerst der moderne Klassiker, eine R1150R mit einem klassischen Boxermotor. Halt, so ganz klassisch ist er gar nicht mehr! Dank elektronische gesteuerter Einspritzanlage, geregeltem 3-Wege-Katalysator und Doppelzündung ist es ein sehr modernes Triebwerk. Lange Jahre bin ich etwas ganz ähnliches gefahren. Doch schließlich ging es mir auf den Geist, dass praktisch keine Werkstatt in der Lage war diesen Motor so einzustellen, dass beide Zylinder völlig synchron arbeiten. Das Ergebnis waren stetige Vibrationen die zwar „typisch“ sind, die mir aber irgendwann einfach auf den Geist gegangen sind. Danach brach für mich nach langen Jahren mit verschiedenen Boxer-Motoren die Ära des „4-Zylinders“ an.

BMW R1150 R

Hier haben wir einen dieser Vertreter. Eigentlich war dieses Motorrad für mich gedacht. Doch wegen der niedrigen Sitzbank und des entspannten Superbike-Lenkers wurde es dann mein „Mädchenmotorrad“. Wirklich viel bewegt habe ich dieses krasse Ding in den letzten Jahren nicht, meist ist meine Freundin damit unterwegs… Da ich irgendwann auch mal mit solch einem Geschoß fahren wollte, habe ich mir schließlich das gleiche Ding ein zweites Mal gekauft, allerdings in „Blau“. Hier habe ich ein kleines Video das ein wenig vermittelt wie das Fahrgefühl mit diesem krassen Ding ist.

BMW K1200r Sport

Dieses Geschoß geht ab wie die Hölle, das Triebwerk katapultiert die Fuhre in wenigen Sekunden auf bis zu 260 km/h. Dies ist indes ein Wert von eher theoretischem Nutzen. Bei 260 km/h ist der Lärm unmenschlich, der Winddruck abartig, die notwendige Sitzhaltung eine Katastrophe. Dieses Ding kann zwar schnell fahren, aber es macht keinen wirklichen Spaß. Die Domäne dieser Maschine ist eher die satte Beschleunigung aus dem „Drehzahlkeller“. Im 4. oder 5. Gang hängt sie auf kurvigen Landstraßen gierig am Gas und zaubert mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Eine geniale Fahrmaschine und bislang das beste Motorrad das ich je gefahren bin. Auch wenn es nach Meinung eingefleischter BMW-Fans gar keine echte BMW ist, denn eine echte BMW „muss einen Boxermotor haben“! Naja…

Kommen wir zur R1200C Classic. Dieses Motorrad erregte vor einigen Jahren weltweites Aufsehen als James Bond damit vor einem Hubschrauber voller Bösewichter floh. In der Classic-Edition hat BMW hier verchromte Speichenräder verbaut. Dieses Motorrad ist ein Albtraum für jeden Biker mit „Putzfimmel“. Blitz blank sauber geputzt, ist sie eine echte Augenweide.

BMW R1200C Classic

Im Gegensatz zu anderen modernen Boxermotoren leistet dieses Aggregat „nur“ 61 PS. Das erscheint auf den ersten Blick wenig zu sein, aber es reicht völlig für einen entspannten Ritt über wundervolle einsame Landstraßen. Dieses Motorrad ist eine BMW für Genießer. Wer sich für dieses Maschine entscheidet fährt eine „Harley aus Bayern“ die nicht liegenbleibt und die die Blicke der Passanten nicht wegen einer ohrenbetäubenden Geräuschkulisse auf sich zieht. Dieses Motorrad ist zeitlos elegant und es ist wirklich schade, dass es nicht mehr hergestellt wird!

Kommen wir zu einer ganz anderen BMW, der K1200RS. Mit der K-Reihe hat BMW nach Jahrzehnten neue Wege beschritten. Die Motorräder der K-Reihe hatten einen liegend eingebauten Motor mit drei oder vier Zylindern. In Fahrtrichtung war links der Zylinderkopf und rechts die Kurbelwelle. Von oben wurden die Motoren mit zündfähigem Gemisch beatmet, nach unten ging es in eine ebenso einfach wie effizient konstruierte Auspuffanlage.

Wegen der sehr gewöhnungsbedürftigen Erscheinung dieser Motorkonstruktion hatte diese Baureihe schnell einen Spitznamen: „Flying Brick“ – „Fliegender Ziegelstein“.

Wirkliche Erfolge konnte BMW mit dieser in sich völlig logischen und einzigartigen neuen Konstruktionsweise hingegen nicht feiern. Eingefleischte Fans kauften weiterhin Modelle mit Boxermotoren. Dies änderte sich erst, als die Designer begannen den hässlichen Ziegelstein in einer Vollverkleidung zu verstecken. Im Jahr 1996 erschien die BMW K1200RS. Ein Sporttourer mit engem Kniewinkel und bärenstarkem Motor. Dieses Triebwerk konnte in der offenen Version satte 131PS mobilisieren, das hatte es bei BMW nie zuvor gegeben. Doch die Konstrukteure waren zu spät. Die Konkurrenz aus Japan und Italien hatte bereits sportlichere Motorräder mit deutlich höherer Motorleistung im Angebot.

Doch diese Variante des fliegen Ziegelsteins fand nach und nach doch ihre Fans. Im Jahr 2001 wurde das Motorrad ein wenig überarbeitet. Die Sitzposition ist weniger sportlich und das Design etwas gefälliger. Gebaut bis zum Jahr 2005 ist sie heute ein Meilenstein der Motorradgeschichte.

BMW K1200RS - Flying Brick - Fliegender Ziegelstein

Mein Exemplar dieses Motorrades ist aus dem Jahr 2001, also eines der ersten Exemplare der überarbeiteten Baureihe. Der Tacho zeigt mittlerweile über 100.000 Kilometer an. Doch dank guter Pflege sieht sie noch immer fast aus wie neu. Ich habe diese Maschine vor einigen Wochen für etwas über 3.000 Euro erstanden und sie macht mir immer wieder richtig viel Spaß. Im Gegensatz zur neueren K1200r Sport entfaltet der Motor seine Kraft sehr ruhig und gleichmäßig. Man kann ohne Probleme mit 1.500 U/min durch eine Ortschaft zuckeln und am Ortsausgang ohne zu schalten auf bis zu 240 km/h beschleunigen. Das reicht für alle Lebenslagen, lediglich das mit fast 300 Kilogramm hohe Gewicht bekommt man immer wieder deutlich zu spüren. Diese Maschine ist weniger quirlig als die neuere K1200r. Besonders mit einem AC Schnitzer Superbike-Lenker ist das Handling des neueren Model fast so spielerisch wie bei einem Fahrrad. Fahrer der älteren K1200RS müssen hier schon mal richtig „arbeiten“. Besonders auf den ersten Kilometern ist mir dies mit der alten K1200RS schwer gefallen. Aber es lag an den Reifen! Seit sie mit zwei neuen Michelin Pilot Road 3 (MOR3) bestückt ist, fährt auch dieses Motorrad „wie auf Schienen“.

Unsere Route habe ich mit meinem TomTom Urban Rider mitgeschnitten und hier für Euch ein wenig aufbereitet. Wer die originale GPX-Datei haben möchte, der kann sich einfach bei mir melden.

Beginnen wir mit der Übersicht. Man sieht die Anreise von Bonn aus über die A59, A3, A1 und A44 bis zum Möhnesee. Nach der Runde trennen sich unsere Wege in der Nähe von Brilon und wir fahren über Meschede und Olpe auf der A4 zurück nach Bonn.

Sauerland Tour - Übersicht

Hier die ersten schönen Abschnitte der Tour im Detail.

Sauerland Tour - Details

Sauerland Tour - Details

Am Nachmittag machen wir etwas östlich von Brilon an einem sehr schön gelegenen Bikertreff Rast.

Sauerland Tour - Details

Die Aussicht ist wunderbar.

Sauerland Tour - Details

Benzingespräche und heißen Kaffee am Bikertreff

Der Blick über das Sauerland

Als wir mit hereinbrechender Dunkelheit daheim in Bonn ankommen sind wir beide ziemlich geschafft. Hinter uns liegen fast 11 Stunden auf dem Motorrad und rund 500 Kilometer. Zieht man etwa 250 Autobahn-Kilometer ab, so bleiben rund 250 Kilometer auf kleinen kurvenreichen Landstraßen mit überwiegend gutem Straßenbelag und recht wenig Verkehr. Das Sauerland lässt das Biker-Herz schneller schlagen. Nach dieser Tour verstehe ich einmal mehr warum meine Oma so oft Besuch aus Holland hatte 🙂

So unterschiedlich unsere vier BMWs auch sind, alle bringen Spaß. Sie sind gut verarbeitet, vermitteln eine sicheres Gefühl und sind in praktisch allen Lebenslagen gut beherrschbar. Bremsen, Fahrwerk, Bedienelemente, alles ist auf einem hohen Qualitätsniveau. Und einmal mehr wird klar, dass man für eine schöne Tour keine 163 PS haben muss, man kommt auch mit „nur“ 61 PS ganz gut vorwärts.

Hier habe ich noch ein kurzes Werbevideo zur neuen Baureihe der K1200r. Der Film bringt sehr schön die Faszination zum Ausdruck die dieses krasse Ding auf mich ausübt…

Hier noch ein schönes Video mit zwei voll verkleideten Modellen. Diese heißen dann BMW K1200S, sind abgesehen von der Verkleidung im Kern aber mit der K1200r Sport identisch.

0 Kommentare zu „Mit vier BMWs durch das Sauerland“

  1. Habe eine Frage: wie habt ihr die GoPro fixiert ? Was ich sehen kann ist sie im Gehäuse. Wie habt ihr sie am Lenker befestigt ? Habe nämlich seit kurzem auch eine, möchte gerne Action aufnehmen , getraue mich aber nicht so recht. Habt ihr sie schon mal auf der Motorhaube aufgesetzt ?

    schönes Weekend, LG Thee

    1. Kauft man die GoPro im Motorsport-Kit, so bekommt man diverse Klebehalter und einen Saugnapf für ebene Flächen dazu. Schau mal hier: http://anscharius.net/2012/06/03/neue-perspektiven-mit-der-gopro-hd-hero-960

      Da habe ich die GoPro mit diesem Saugfuß an meinem Auto seitlich am vorderen Kotflügel montiert. Bei dem kleinen Video hier oben, war die GoPro mit einem Rohrhalter den es bei Louis für etwa 20 Euro gibt am Rohr des Lenkers befestigt.

      Schau mal hier: http://anscharius.net/2011/07/20/gopro-motor-kit

      Hier habe ich Fotos auf denen Du sehen kannst, wie ich die GoPro an meiner K1200r Sport montiert habe: http://anscharius.net/2011/07/03/gopro-montage

      Einen dieser RAM-Mount „Knubbel“ habe ich auch am Gepäckhalter montiert. Damit kann man sehr schön filmen was hinter oder neben einem herfährt.

      Hier habe ich ein Video, da sieht man meinen Freund Hauke immer wieder sehr schön neben mir fahren. http://anscharius.net/2011/10/12/tour-mit-hauke

      Bei diesem Video hatte ich die GoPro 1080 an meinem Auto oben auf dem Dach befestigt.
      http://anscharius.net/2012/06/14/greatest-roads-klausenpass

      Ciao 🙂

      1. oh, ganz herzlichen Dank für die tolle Erklärung. Ich das Outdoor set, habe aber Klebetools. Ich denke ich traue dem System zu wenig 🙂 Habe immer Angst dass es unterwegs abfällt. Werde also demnächst meinen Mut zusammennehmen. Schönes Weekend wünscht Thee

  2. Die Klebepads halten wie die Hölle! Ich habe ein Pad oben auf die Frontscheibe bei meinem Peugeot 407 geklebt. Damit bin ich schon samt GoPro Kamera mit 240 km/h über die Autobahn geflitzt. Beim der ersten Testfahrt allerdings mit leerem Gehäuse! Aber das Ding hält! Ein weiterer Pad klebt am meinem Shoei XR1100. Das hält auch wie verrückt, aber die Aerodynamik ist mit Kamera so schlecht, dass man kaum schneller als 100 km/h fahren kann. Aber das ist ja auch schnell genug 🙂 Beim Saugnapf ist es GANZ wichtig, dass man ihn vor der Verriegelung ganz fest an die Unterlage drückt. Und ein wenig Spucke sollte nicht fehlen! Dann hält das Ding auch an lackierten Fläche bis locker 150 km/h.

    Bin gespannt auf Deine ersten Videos!! 🙂

  3. Mag auch meine GOPRO HERO , doch kommt sie bei der Belichtung schnell mal an ihre Grenzen . So wie gestern , dunkles Wasser und heller Himmel , geht gar nicht , Fotos waren total unterbelichtet . Bin aber schon mal auf die nächste Generation gespannt . Hatte sie gestern mit dem Saugnapf am Kajak , war bombenfest . Nur am Fahrrad , im Gelände siehts schlecht aus mit der Befestigung , da befestige ich sie lieber auf dem Helm .

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