Am Morgen ist mir nicht ganz klar warum ich mich so beschissen fühle. War es die Klimaanlage die während der Nacht kalte Luft auf unsere leblosen Körper geschaufelt hat oder habe ich einen Kater wegen der Mojitos des Vorabends? Ist aber auch egal, ich fühle mich echt mies und draußen sind es schon wieder 28°C. Wir wollten ja dem nasskalten deutschen Mistwetter entfliehen aber irgendwie ist es hier auch nicht so mein Ding. Vielleicht bin ich auch einfach nur zu Deutsch und habe allein aufgrund meiner Gene ständig etwas zu meckern. Aber vielleicht ist auch einfach nur der Kontrast zu heftig.
Nach dem Frühstück geht es langsam besser. Sandra und ich laden in der Lobby unsere Artikel des Vortages hoch und beschließen eine kleine Rundreise um den südlichen Zipfel dieser doch überraschend großen Insel zu unternehmen.
Zu Beginn fahren wir über die kleine Küstenstraße nach Süden. Hier reiht sich schier endlos eine Bananenplantage an die Nächste. Wer soll bloß all diese Bananen jemals essen, frage ich mich? Ein paar Minuten später finden wir eine kleine Bucht mit einigen Tauchern und Fischerbooten. Das sieht alles noch sehr idyllisch aus und lädt dazu ein das eine oder andere Knipsbildchen aufzunehmen. Meine Nikon D800E und die auf Infrarot umgebaute D300 liegen noch immer unbenutzt im Handgepäckkoffer im Kofferraum unserer schwarzen Dieselrakete. Dieses Auto ist hier ganz praktisch denn der relativ drehmomentstarke kleine Dieselmotor lässt das Auto ganz entspannt die vielen Steigungen hinauf krabbeln.
Es geht weiter und wir finden einen schönen alten Leuchtturm. Er ist etwas verwüstet, offensichtlich wird der seit der Fertigstellung seines neuen Pendants nicht mehr genutzt. Ein paar Fotos ist er uns dennoch wert.
In der Nähe des Leuchtturms liegt der Vulkan Tenerguia. Zuletzt ist er 1971 ausgebrochen und es gibt viele Fotos die zeigen wie die Lava aus dem Schlot dieses Vulkans heraus gespritzt ist. Dementsprechend gibt es auch viele sehr junge Lavafelder die es für uns mit dem Auto zu durchqueren gilt. Ähnlich sieht es auf Teneriffa unterhalb des Pico del Teide aus. Aber hier liegt der letzte Ausbruch viel länger zurück und das Lavafeld ist hoch oben in den Canadas fast 2.000 Meter hoch über dem Meer. Hier unterhalb des Teneguia ist man dem Meer sehr nahe und es sieht an einigen Stelle aus, als wäre die heiße Lava sogar ins Meer geflossen. An einer Stelle steht am Ende eines dieser Lavaströme eine winzig kleine „Kapelle“ mit einer kleinen Madonna im Inneren die kaum größer als eine Barbe-Puppe ist. Für mich sieht es aus, als hätten die Bewohner dies aus Dankbarkeit erreichtet, weil ihre kleine schnuckelige Bucht von der Lava verschont geblieben ist.
Es geht weiter zur Hauptstadt Sandra Cruz. Zwischendurch machen wir oberhalb des Flughafens eine kleine Pause und wundern uns nicht schlecht als wir nur eine kleine Propellermaschine am Terminal sehen. La Palma ist eben eher eine Insel abseits des Massentourismus. Sicher ist das auch der Grund warum bei unserer Anreise viele gut trainierte „Power-Rentner“ mit Anderschuhen im Trekking-Outfit im Flieger waren. Auf dem Weg nach Teneriffa wird man eher von alten Menschen begleitet die kurz vor Pflegestufe 3 sind. Mehrfach haben wir auf dem Weg nach Teneriffa erlebt, dass jemand am Gate kurz vor dem Abflug zusammen geklappt ist oder bei der Landung mit einem Krankenwagen abgeholt werden musste. Das scheint hier auf La Palma grundlegend anders zu sein!
In der Inselhauptstadt Santa Cruz finden wir in einer kleinen Seitenstraße einen Parkplatz und können ein wenig diese schöne Stadt erkunden. Alles ist hier sehr strukturiert, ordentlich und aufgeräumt. Es erinnert mich ein wenig an La Laguna auf Teneriffa. In einer kleinen netten Tappas-Bar gibt ein leckeres Chicken-Curry mit Basmatireis. Sandra lässt sich Hühnchen mit Gemüse aus dem Wok schmecken. Das alles spülen wir mit einem Radler (Chandy) herunter. Zum Abschluss gibt es noch einen leckeren Barraquito mit „Kanarischen Vitaminen“.
Unsere Reise führt uns weiter quer über die Berge auf die andere Seite der Insel. Unser Ziel ist Los Llanos. Die Straße die uns den Berg hinaufführt ist fast wie eine Autobahn ausgebaut, aber man kann hier nicht wirklich schnell fahren, denn die Kurven sind mitunter etwas abenteuerlich. Diese Straße wäre ein Eldorado für Motorradfahrer. Etwas unterhalb des Felskammes geht es durch einen knapp 1100 Meter langen Tunnel auf die andere Seite. Hier können wir nach Rechts die südliche Wand der großen Caldera de Taburiente sehen. Viele Kurven später landen wir in Tazakorte, einem niedlichen kleinen Örtchen direkt am Meer. Hier gibt es ein leckeres Eis und einen Schluck kalte Cola. Die Cola wird mit zwei großen Eiswürfeln serviert. Ich bin bei diesen Dingen meist sehr skeptisch, doch es geht alles gut, wir verderben uns die Mägen nicht.
Über die wunderschöne Küstenstraße geht es ganz entspannt zurück zum Hotel. Nach dem Abendessen bin ich von der vielen Sonne und den unendlich vielen Kurven völlig erledigt. Der Kopt schmerzt und ich mag einfach nicht mehr. Ich will nur noch ins Bett. Vor dem Abendessen haben wir die Klimaanlage auf die höchste Stufe gestellt und eine unserer Karten im Zimmer stecken lassen. So ist es nach dem Essen dort angenehm kühl. Im Fernsehen gibt es hier 5 deutsche Sender, auf VOX läuft ein Streifen mit Kurt Russel und Steven Segal. Als wir „einsteigen“ hängt gerade ein schwarzer Tarnkappenbomber unter einer Boeing 747. Es geht einiges schief und der gute Steven Segal ist so schnell wie er in unser Leben getreten ist auch schon wieder fort – das ist ja noch einmal gut gegangen 🙂
Der Schlaf ist unruhig und ich träume wirres Zeug. Irgendwann werde ich wach, nass geschwitzt, die Klimaanlage ist aus, die Türe geschlossen und die Luft stickig. Irgendwas macht einen höllischen Lärm. Es brummt und dudelt vor sich hin, was ist das bloß? Ziemlich schlaftrunken wanke ich durch das dunkle Zimmer und suche den Verursacher dieser nächtlichen Attacke. Eine Weile später ist er ausgemacht, es ist unser Zimmertresor. In der Dunkelheit versuche ich ihn zu öffnen, das klappt aber erst als Sandra auch wach wird und das Licht einschaltet. Als die Kiste endlich geöffnet ist liegt dort mein Telefon und macht einen mörderischen Radau. Es ist der nächtliche Alarm den ich zwei Tage zuvor aktiviert habe, damit wir unseren Abflug nicht verpassen. Ich habe vergessen ihn wieder zu deaktivieren. Als endlich wieder Ruhe einkehrt öffne ich die Balkontüre. Davor ist ein Fliegengitter, was hier mehr als sinnvoll ist. Wieder im Bett muss ich aber feststellen, dass nun da die Vorhänge geöffnet sind die Lampen des Weges vor unserem Zimmer selbiges nahezu taghell erleuchten. So kann ich nicht schlafen, Mist… Also wieder raus aus dem Bett und die Vorhänge zu gezogen. Doch nun kommt kaum noch Luft durch das Fliegengitter. Es ist zum die Wände hoch gehen, es ist mir einfach alles viel zu warm und ich bin zu deutsch um das nicht doof zu finden. 🙂
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