Von Lissabon auf die Azoren

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Zwei Tage zuvor habe ich einen Flug mit Ryanair auf die Azoren gebucht. Heute ist es soweit, ich fliege nach Ponta Delgada, leider geht mein Flug erst spät am Abend. Es soll ein heißer Tag werden und ich habe keine Ahnung wie ich die lange Zeit bis zum Abflug totschlagen soll. Die Mitarbeiterin an der Rezeption des Hotels rät mir doch an den Strand zu fahren. Das ist eine Idee, warum soll ich mich bei fast 40°C in der überhitzten Altstadt herumtreiben, wenn ich mir eine kühle Meeresbrise durch die Haare wehen lassen kann. Um 11h bin ich unterwegs. Das Thermometer zeigt schon 32°C und ich habe meine Lederkombi in der Garage des Hotels zusammen mit meinem Motorrad und dem allermeisten Gepäck gelassen. In Jean mit T-Shirt und Turnschuhen geht es los.

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Als ich mich durch die Innenstadt quäle klettert das Thermometer immer weiter nach oben. Es scheint kaum eine Grenze zu geben. War es anfangs noch ganz ok, so ist mir trotz der leichten Bekleidung bei 39°C so richtig unangenehm warm. Am „River“ angekommen wird es aber schnell besser. Hier weht ein frischer Wind und es sind letztlich etwas 28°C, das macht jetzt so richtig Spaß. Ich fahre in westlicher Richtung am südlichem Rand der Innenstadt vorbei. Links von mir sind alte Befestigungsanlagen zu sehen. Dazwischen immer wieder schöne lange Strände die mit hunderten bunter Sonnenschirme übersät sind.

Als ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Restaurant sehe das einen netten Eindruck macht, drehe ich beim nächsten Kreisverkehr um und fahre zurück. Als ich das Restaurant betreute habe ich das Gefühl komplett falsch zu sein. Ein älterer Herr sitzt an einem großen schwarzen Flügen und spielt leise Klavier. Alle Tische sind frei eingedeckt, die Kellnerinnen sehen aus wie Fotomodelle und von einem adrett gekleideten Herren werde ich gefragt ob ich denn reserviert habe. Ich bin etwas verdutzt und frage auf Englisch ob ich vielleicht etwas zu trinken und zu essen bekommen kann. „Aber natürlich, wo möchten Sie sitzen?“ „Au Backe, das wird teuer…“ schießt es mir durch den Kopf während ich zwischen den anderen Gästen die allesamt wegen des Sonntags schick angezogen sind, zu meinem Tisch marschiere. Aber da muss ich jetzt durch, ich kann das ja, nur in meiner verschwitzen Jeans mit meinem „Motto T-Shirt“ fühle ich mich trotzdem deplatziert.

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Meinem jungen Kellner scheint das egal zu sein. Er ist total nett und wir unterhalten uns ein wenig. Ich habe Gelegenheit kurz zu erzählen, dass ich eine lange Motorradtour mache, er erzählt mir, dass er eine längere Zeit in einem Hotel im Schwarzwald gearbeitet hat. Die Welt ist klein.

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Ich suche mir die gegrillte Dorado aus, dazu eine gebackene Kartoffel und Gemüse. Als Vorspeise gibt es ein Brötchen und eine unglaublich leckere Creme mit Tunfisch, genial. Die Dorade wird am Tisch filetiert und auf einem wunderbar heißen Teller serviert. Es schmeckt göttlich und ich bin mit der Wahl des Restaurants schnell versöhnt. Als Nachtisch noch eine Portion Tiramisu und einen Espresso, schon ist der Tag mein Freund. Gegen den Durst noch eine Cola und schon bin ich inkl. Trinkgeld um 40,- Euro leichter. Aber lecker war es wirklich…

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Es geht zurück, ich fahre wieder am Meer entlang. Es macht Spaß und ich könnte das den ganzen Tag lang machen. Einfach mit 50 km/h am Meer entlang rollen, geil! Aber ich muss zum Hotel. Mein Plan ist es, die Straße am „River“ so weit zu fahren, bis ich auf gleicher Höhe östlich des Hotels bin, um dann auf der großen Straße, die ich bei Google-Maps gesehen habe, nach links in Richtung Flughafen abzubiegen. Das klappt auch eine Weile recht gut, bis eben diese Straße von der Polizei komplett abgeriegelt ist. Vielleicht findet dort eine Veranstaltung statt, wer weiß. Es ist jedenfalls ein heilloses Durcheinander, es wollten wohl noch eine Autofahrer außer mir diesen Weg nehmen. Nach einer halben Ewigkeit drehe ich schließlich unter den Augen der Polizisten reichlich regelwidrig um und fahre wieder zurück bis ich die Altstadt erreiche. Dort kann ich nach rechts abbiegen und mein TomTom Rider führt mich zurück zum Hotel. Als ich auf der Stadtautobahn bin zeigt das Thermometer sagenhafte 41°C an. Boah, ich falle gleich vom Motorrad, was für eine Hitze. Beim Hotel angekommen sind es noch 39°C, immer noch viel zu viel. Schnell parke ich mein Bike im Schatten und hole den Schlüssel für die Garage. Inzwischen darf ich schon ganz allein hinein!

Nachdem alles verstaut ist und ich eigentlich klar für den Weg zum Flughafen wäre ist noch richtig viel heiße Zeit die ich totschlagen muss. Es wäre so cool gewesen um 10:10 zu fliegen…

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Bei einigen Flaschen Bier, die ich mit Cola aufmische, sitze ich in der ganz brauchbar klimatisierten Lobby des Hotels und warte, dass es Abend wird. Mir ist langweilig, total langweilig. Mit meinem Laptop und meinem Telefon will ich nicht zuviel herum hantieren, den gespeicherten Strom brauche ich vielleicht noch unterwegs. Also trinke ich ein Bier nach dem anderen und schaue mir die endlosen Musikvideos an die über den kleinen Röhrenfernseher flimmern.

Als es endlich 18h geworden ist bezahle ich mein Bier schnappe mir meinen Rucksack, die große, viel zu schwere Kameratasche und mache mich zu Fuß auf den Weg zum Flughafen. Das Hotel liegt echt ideal, ich laufe keine zehn Minuten und bin trotzdem voll verschwitzt als ich die Eingangshalle betrete.

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Weil ich schon online eingecheckt habe, kann ich gleich zur Sicherheitskontrolle gehen. Da klappt auch alles prima, bis einem der Sicherheitsleute etwas in meinem Rucksack auffällt. Eine Dame bittet mich ihn prüfen zu dürfen. Sie kramt echt alles aus meinem Rucksack heraus. T-Shirts, Socken, Unterhosen, Stativ, Pillen gegen zu hohen Blutdruck, Pillen gegen Allergien, Pillen gegen Kopfweh, Augentropfen, Spray gegen Mücken, ihr bleibt nichts verborgen. Letztlich muss ich meinen Rasierschaum wegwerfen, weil in der Dose mal 200ml waren…

Das hochgiftige Eclipse zur Reinigung des Sensors meiner Kamera hat sie übrigens nicht entdeckt 🙂

Nach der Sicherheitskontrolle versuche ich herauszufinden zu welchem Gate ich muss. Letztlich stelle ich fest, dass das Gate erst um 20:30 vergeben wird. Bei allen anderen Flügen ist es ähnlich und das hat Methode. Denn so sitzen die Reisenden nicht einsam und sparsam an ihren Gates herum, so sitzen sie vor den Monitoren auf denen die Gates angezeigt werden. Dass selbige in eine gigantische Einkaufs- und Fressmeile integriert sind, versteht sich wohl von allein.

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Pünktlich um 20:30 wird das Gate ausgewiesen, ich muss zum Gate 16. Dort warte ich ein halbe Ewigkeit bis es endlich in den Flieger geht. Die Maschine füllt sich langsam aber sicher und tatsächlich habe ich eine ganze Reihe für mich allein, super!!

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Als wir endlich starten können haben wir fast eine Stunde Verspätung, ich werde also erst irgendwann nach Mitternacht landen und dann mit dem Taxi rund 90 Minuten zum Hotel fahren müssen, na prima. Aber wenigstens kann ich etwas Musik hören, denn in einem der Läden habe ich mir noch schnell einen billigen AKG Ohrhörer gekauft. Ich habe zwar irre viele von den kleinen Dingern, aber irgendwie haben sie es alle nicht nicht auf die Motorradtour geschafft. Sehr ärgerlich, die 29,99 Euro hätte ich mir auch sparen können. Aber so kann ich jetzt auch mal abends im Hotel etwas Musik hören, das ist sicher auch ganz nett.

Es ist jetzt Mitternacht und eigentlich sollten wir schon auf den Azoren sein. Oder ist das schon  wieder eine andere Zeitzone?

Nach der Landung

Ja es ist hier eine andere Zeitzone! Trotz der Verspätung beim Abflug sind wir statt um 23:10 um 23:30 gelandet. Weil ich nur Handgepäck habe kann ich direkt zu den Taxis laufen. Gleich vor mit hält ein ganz neuer Citroen C5. Solch ein Auto habe ich als Taxi auf noch nicht gesehen, daher bin ich sehr gespannt wie er wohl fahren wird. Und er fährt wirklich gut. Ich selbst hatte früher mal einen Citroen Xantia und ich habe ihn geliebt. Dieser C5 könnte mir als entspannte Reiselimousine wirklich gefallen.

Als wir am „Hotel do Mar“ ankommen ist es schon nach 1h, also ganz arg früh am Morgen. Im Hotel werde ich schon von Diogo Cordeiro erwartet. Wir haben am Vortag einige E-Mails ausgetauscht in denen es um das Problem mit dem Mietwagen ging. Er hat daraufhin einen Blick in meinen BLOG geworfen und mich sofort an meinem T-Short mit dem großen Aufdruck „100 DAYS IF FREEDOM“ erkannt. So sind diese Shirts doch für etwas gut 🙂

In meinem Hotelzimmer #113 angekommen bin ich mehr als froh, dass ich diesen langen Tag so gut überstanden habe. Noch schnell die Zähne putzen und dann ab in das wunderbar große Bett. Was für ein Tag…

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Das Buch zum Abenteuer

Mein Buch zu dieser spannenden Fotoreise gibt es bei amazon.de als Kindle eBook zu kaufen. Auf 573 Seiten gibt es die vollständige Geschichte sowie 200 farbige Fotos, einige Karten und viele Tipps zum Thema Fotografie.

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