Was bringt ein Polfilter?

Vor einigen Tagen habe ich bei einem italienischen Online-Händler eine gebrauchte SONY RX10 IV bestellt, weil ich mit dem langen Teleobjektiv Fotos der Ausbrüche des Ätna hier auf Sizilien machen wollte. Wie durch ein Wunder kam die Kamera pünktlich zur vorerst letzten Eruption hier in Giardini-Naxos in Sizilien an.

Eruption of Mount Etna on Sicily at 31.03.2021

Das 220mm Teleobjektiv der SONY ermöglicht wegen des kleinen 1-Zoll Sensors einen Blickwinkel wie ein 600mm Teleobjektiv im 35mm Format. Toll ist dabei f/4 als größte Blende. Weil auch das im Gegensatz zur Vorgängerin überarbeitete Autofokusmodul gute Dienste leistet, sind mit dieser Kamera schöne Tierfotos und Landschaftsfotografien möglich. Fotografiert man weit entfernte Motive, beeinträchtigen allerdings das Flimmern der warmen Luft, sowie Staub und Dunst Schärfe und Kontrast der Ergebnisse.

Ein Polfilter ist hier eines der wenigen wirksamen Mittel mit denen sich die Bildqualität tatsächlich steigern lässt. Richtig eingestellt blockiert der Polarisationsfilter einen großen Teil des ambienten Lichts, was zu satteren Farben und besserem Kontrast führt.

Allerdings stellt sich die Frage, ob sich mit einer geeigneten RAW-Entwicklung aus einem Fotos ohne Polfilter ein Ergebnis erzielen lässt, das einem Foto mit Polfilter entspricht. Mir war das heute mal einen Versuch ist es wert. Hier sind die Ergebnisse:

SONY RX10 IV - No Polarizer - Out of the cam
Bild 1 – JPG aus der Kamera ohne Polfilter

Bild 1 in Originalgröße

SONY RX10 IV - Polarizer - Out ot the cam
Bild 2 – JPG aus der Kamera mit Polfilter

Bild 2 in Originalgröße

Bereits bei den JPG-Dateien die direkt aus der Kamera stammen, sieht man einen großen Unterschied. Nun nehmen wir Bild Nummer 1 und machen mit Photoshop 2021 eine RAW-Entwicklung. Dabei verwenden wir unter anderem die Funktion „Dunst entfernen“.

SONY RX10 IV - No Polarizer - RAW Image
Bild 1 – RAW Entwicklung mit Photoshop 2021 und „Dunst entfernen“

Bild 1 – RAW Entwicklung in Originalgröße

Hier sieht man sehr schön, dass ich aus dem RAW-Bild kräftige Farben und brauchbare Schärfe herausholen lassen, auch ganz ohne Polfilter. Es stellt sich nun die Frage, was man aus der RAW Datei mit Polfilter zaubern kann. Schauen wir es und mal an.

SONY RX10 IV - Polarizer - RAW Image
Bild 2 – RAW Datei mit Polfilter und gleichen Parametern bei der RAW-Entwicklung in Photoshop

Bild 2 – Mit Polfilter – RAW Entwicklung in Originalgröße

Bei identischen Einstellungen im RAW-Converter, sind auch hier die Farben kräftiger und die Kontraste stärker. Es sieht so aus, als wäre man tatsächlich mit einem Polfilter klar im Vorteil. Allerdings wirkt der Polfilter nicht immer wahre Wunder wie in diesem Beispiel.

Im nächsten Beispiel habe ich die RAW-Version von Bild 2 über den Reliefkanal nachgeschärft. Dazu kopiert man die Bildebene, wendet den Hochpassfilter an und wählt als Mischmodus „Weiches Licht“ oder ggfs. auch „Hartes Licht“. Das Ergebnis sind deutlich klarere Details, aber auch ein leicht verstärktes Bildrauschen. Unschöne „Halos“ und andere Artefakte, wie sie beim „Unscharf Maskieren“ häufig auftreten, können mit dieser Methode vermieden werden.

Und hier ist das nachgeschärfte RAW-Bild das ich mit Polfilter aufgenommen habe.

SONY RX10 IV - Polarizer - RAW Image - Sharpend
Bild 2 – RAW-Entwicklung mit Polfilter – Über Reliefkanal geschärft

Bild 2 – Mit Polfilter – RAW Entwicklung, via Reliefkanal geschärft in Originalgröße.

In der Fotowelt geht die Auflösung der Sensoren immer weiter und weiter. Aktuelle Modelle wie die Nikon Z7 II bringen es mittlerweile auf sagenhafte 45 Megapixel. Schauen wir doch mal, wie sich die inzwischen etwas betagte SONY RX10 IV schlägt, wenn man eine Bilddatei auf 42 Megapixel aufbläst. Für dieses kleine Experiment, habe ich Bild 2 in Photoshop zunächst auf 168 Megapixel vergrößert und danach das Bildrauschen verringert. Die so optimierte Datei habe ich danach wieder auf 8000×5333 Pixel verkleinert, was im Endergebnis etwa 42 Megapixeln entspricht.

SONY RX10 IV - Polarizer - RAW Image - Sharpend - 42MPix Resize
Bild 2 – mit Polfilter – RAW Entwicklung – Nachgeschärft – Resize auf 42 Megapixel

Bild 2 im RAW-Modus mit Polfilter, Nachgeschärft und auf 42 Megapixel vergrößert in Originalgröße

Fazit

Der preiswerte Polarisationsfilter des Herstellers Haida funktioniert überraschend gut. Wegen des schmalen Slimline-Profils werden Bildränder nicht abgeschattet und man kann ihn sehr gut mit Graufiltern kombinieren. Mit 42,90 Euro ist der Filter nicht geschenkt, aber im Vergleich zu Filtern des Premiumherstellers B+W sehr viel preiswerter

Es ist erstaunlich, wie gut sich die Fotos aus der RX10 IV auf 42 Megapixel vergrößern lassen. Zwar wird beispielsweise eine Nikon Z7 II trotz allem die besseren Ergebnisse liefern, diese wird man aber erst bei Prints sehen, die deutlich großer als ca. 60x90cm sind. Wer eine weitgehend problemlose Kamera mit riesigem Zoom-Bereich sucht, um für einen BLOG oder ein späteres Fotobuch zu fotografieren, macht mit der SONY RX10 IV nichts verkehrt.

Wer rund 500 Euro sparen möchte, kann mit gutem Gewissen zum Vorgänger greifen. Das Autofokussystem ist ein wenig langsamer, aber dennoch mehr als brauchbar. Es gibt keinen Touchscreen, aber die Touch-Implementierung der RX10 IV ist eher dürftig und geht kaum über das Setzen des Autofokusmessfeldes hinaus.

1 Kommentar zu „Was bringt ein Polfilter?“

  1. Hallo Ansgar, vielen Dank für deinen Vergleich und die hier geteilten Ergebnisse. Finde ich sehr interessant! Das ein Polfilter auch für diesen Zweck eingesetzt werden kann, war mir neu und somit „again what learned“. Viele Grüße, Armin

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