Teneriffa 2013 – Tag 2 – Infrarotfotografie im Paradies

Als ich wach werde schmerzen die Schultern wie die Hölle. Das Hotel ist wirklich gut, aber die Matratzen hart wie das Grün auf einem Billardtisch. Und dann die Kopfkissen, sie sind schmal und lang, dafür ziemlich dünn, alles nichts für Seitenschläfer. Dementsprechend bin ich beim Frühstück noch ziemlich zerknittert. Das Hotel ist ziemlich voll, beim Frühstück kommt es mir vor als wäre es nahezu ausverkauft. Wegen des etwas kühlen Wetters sitzt aber niemand draußen auf der Terrasse. Vielleicht traut sich auch niemand. Da es im Speisesaal brechend voll ist, machen wir den ersten Schritt und setzen uns raus unter die Wolken 🙂

Vor uns liegt das Tal von La Orotava und ganz oben am Rand des Gebirgszuges kann ich die weißen Türme der Sternwarte sehen. Sandra nennt sie immer die Wetterstation. Ich muss jedes Mal grinsen, was haben Teleskope mit dem Wetter zu tun? Irgendwann sprechen wir darüber und jetzt ist es auch für mich nur noch die „Wetterstation“.

(Alle Fotos sind 1000 Pixel breit oder hoch – einfach anklicken)

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Da es gegen 10h nur etwa 19°C warm ist, beschlieĂźen wir mit unseren Kameras zum Schmetterlingsgarten in Icod de Los Vinos zu fahren. NatĂĽrlich fahren wir nicht wirklich mit unseren Kameras, sondern mit unserem Mietwagen, die Kameras liegen nur im Kofferraum – nur dass hier keine Missverständnisse passieren und Legenden geboren werden. „Ach der Ansgar, das ist doch der der immer mit seiner Nikon durch die Gegen fährt…“

In Icod angekommen fahren wir immer in Richtung „Drago Millenario“. Das ist ein mehrere hundert Jahre alter Drachenbaum der hier auf der Insel sehr verehrt wird. Kurz vor dem „Parque del Drago“ ist auf der linken Seite ein sehr modernes Parkhaus in den Felsen gebaut. Dort stellen wir unser Auto ab und laufen ein paar Meter zum „Mariposario“. Der Eintritt ist nicht teuer und in dem groĂźen warmen Raum erwarten uns viele hundert wunderschöne Schmetterlinge. Eine Jacke braucht man hier nicht, die Schmetterlinge lieben eine hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen von etwa 27°C – Es ist also endlich warm – fast ein wenig zu warm – aber uns Deutschen kann man es ja eh nicht recht machen 🙂

Statt zu fotografieren filme ich fast ausschließlich mit der Nikon D800E, dem AF-S VR 2.8/70-200mm und dem TC-17E II Telekonverter. Die Hintergrundunschärfe ist mit dieser Objektiv-Kombination noch bei Blende 8 wirklich schön. Und man kommt sehr nah an die Schmetterlinge heran. Das korrekte Fokussieren ist etwas schwierig und ich würde mir einen Getriebeneiger wünschen. Aber mit dem FLM 38FT Kugelkopf klappt es trotzdem recht gut. Als Stativ habe ich ein recht großes BENRO Carbonstativ dabei. Zum Stativ und Kugelkopf gibt es bei YouTube ein Video das ich vor einigen Wochen aufgenommen habe. Diese Kombination ist schön leicht, trotzdem stabil und funktioniert sehr gut.

Lediglich saubere Kameraschwenks sind damit schwierig oder gar nicht zu realisieren. Auch kann man nicht zoomen oder am Fokusring drehen ohne, dass die jeweilige Video-Sequenz völlig verwackelt ist. Hier wären einige Hilfsmittel angesagt, oder gleich eine „richtige Videokamera“.

Im Schmetterlingsgarten halten wir uns wirklich lange auf und als die FĂĽĂźe langsam weh tun und die Akkus fast leer sind geht zurĂĽck zum Auto. Die ParkgebĂĽhr beträgt 4,10 Euro, das ist ganz erträglich. Von Icod de Los Vinos geht es weiter in Richtung Buenavista del Norte. Dort zweigen wir dann in Richtung Masca ab und machen am Mirador oberhalb von Masca eine schöne Mittagspause. Es sind schwere Wolken am Himmel und es fällt das eine oder andere einsame Regentröpfchen traurig zwischen die noch eingedeckten Tische. Wir setzen uns trotzdem hinein, drauĂźen ist es etwas windig und kĂĽhl. Bei Kanarischen Schrumpelkartoffeln und leckerem Bier lassen wir es es uns gut gehen. Zum Abschluss gibt es noch ein Eis von „Kalise“ – das schmeckt wie ein Magnum Mandel – sooo lecker…

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Frisch gestärkt wandern wir durch Masca. Der kleine Ort ist nach den schweren Brände vor einigen Jahren wieder völlig hergestellt. Nur die schwarzen Stämme der vielen Palmen erinnern noch an das Inferno. Nach unserer kleinen Wanderung genießen wir auf der Terrasse eines der Restaurants bei einem leckeren Barraquito con Vitaminas lassen wir es uns so richtig gut gehen.

Mit vielen Zwischenstopps geht es über Santiago del Teide über die Serpentinen an den südlichen Hängen hinauf in die Canadas del Teide. Kurz vor Sonnenuntergang sind wir dort. Es ist jetzt etwa 19h und die Sonne wird in etwa 60 Minuten untergehen. Wenn wir das abwarten bekommen wir im Hotel nichts mehr zu Essen. Außerdem haben wir dort auf 2.300 Metern im Schatten nur noch 4°C und und uns bläst ein strammer Wind ins Gesicht. Also gibt es nur noch wenige Zwischenstopps, wir geben Gas und fahren den weniger kurvenreichen weg über La Esperanza, Agua Garcia und Tacoronte zurück nach Puerto de la Cruz. Im Hotel angekommen bin ich froh als ich das Auto endlich abstellen kann. Wir sind nun seit fast 10 Stunden unterwegs und ich bin die vielen Kurven leid. Der Kopf tut weh und ich habe irgendwie ziemlich heftige Zahnschmerzen. All das kommt mir vor als wäre ich von der Fliegerei des Vortages noch etwas angeschlagen.

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Da kommt es gerade recht, dass meine liebe Sandra mit mit einer Kopfschmerztablette beiseite steht. Es werde noch kurz einige Fotos dieses tollen Tages gesichtet und schon bin ich im Reich der Träume. Während ich dort bin träume ich von vielen weiteren Infrarot-Fotos mit der umgebauten Nikon D300. Anfangs war ich etwas skeptisch, aber nachdem ich neue IR-Filterglas vor dem Chip einer gründlichen Reinigung unterzogen habe, bleiben je Foto aktuell vier kleine Staubkrümel die immer wieder weggestempelt werden müssen. Das ist etwas lästig, aber damit kann man andererseits auch recht gut leben.

Denn derart krasse Infrarot-Fotografien wären in dieser Einfachheit und diesem enormen Tempo anders nicht möglich. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich das erste Foto ganz oben mit dem Nikon AF-S VR 2.8/70-200mm gemacht habe. Alle anderen Fotos habe ich mit dem famosen Nikon AF-S VR 16-85mm aufgenommen. Dieses Objektiv eignet sich für Infrarot wirklich ganz vorzüglich. Lediglich bei direktem Fotografieren in die Sonne sieht man sehr viele Lichtreflexe auf den Oberflächen der vielen Linsen. Hier ist ggf. ein Lensbaby oder etwas ähnlich primitives im Vorteil.

Fazit

Der Umbau der D300 war mit 529,- Euro nicht ganz billig, aber es war dennoch eine mehr als lohnenswerte Investition. Der Kamera merkt man nicht an, dass sie umgebaut wurde. Das gesamt Handling ist praktisch unverändert. Lediglich die Belichtungsmessung funktioniert nun etwas anders. Bei hellem Tageslicht muss man den Belichtungsmesser um +2EV korrigieren. Dann ist fast alles korrekt belichtet. FĂĽr die Kontrolle der Bilder habe ich mir die Kamera so eingestellt, dass sie eine Schwarz-Weiss-Konvertierung macht. Das Active-Delithing ist abgeschaltet, der Kontrast voll aufgedreht. Damit ergeben sich Vorschaubilder die dem „erstrebten Ziel“ schon recht nahe kommen.

Hier noch einige Fotos dieses wunderbaren Tages…

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